Dienstag, 18. März 2014

Liars: Spätstarter

Liars
„Mess“

(Mute Records)

Eine unschöne Erfahrung, die jeder schon mal machen musste: Du bist auf eine Party eingeladen und vor lauter Angst, nur ja nichts zu verpassen, landest du deutlich zu früh – noch kein Schwein da, nichts passiert, der DJ baut auf, der Gastgeber mustert dich mit mitleidigem Blick und im schlechtesten Falle trinkst du aus lauter Frust und Langeweile so viel, dass du später, wenn’s wirklich losgeht, keinen Spaß mehr hast. Dumm gelaufen. Ähnlich fühlt man sich mit der neuen Liars. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, die drei New Yorker nutzen die ersten zwanzig Minuten des Albums, also vier ganze Songs, um ihre Instrumente (meint hier: Synthesizer) einzupegeln, alle Geräte zu booten und aus lauter Spaß dem zu früh Gekommenen jede Menge BPM um die Ohren zu hauen. Eine Technoplatte, klar, das haben wir dann auch verstanden, und es ist auch keine Schande, dass sie die Gitarren gleich im Koffer gelassen haben, nur – etwas mehr Inspiration hätte für den Start bitteschön nicht geschadet.

Krach gab es auch früher schon reichlich, aber das spielte sich stets neben der Spur ab, war verkantet, man lief immer Gefahr, sich einen Schiefer einzuziehen – die Gefahr besteht hier nicht. Fangen wir also mit „Can’t Hear Well“ noch einmal neu an und siehe da, plötzlich ist es wieder da, das vertraut Vertrackte, mit dem sie schon 2012 auf dem fabelhaften „WIXIW“ zu gefallen wussten. Statt des Holzhammers nun die Nadelstiche – „Mess On A Mission“ ist schon eine verteufelt gut gemachter Track, „Facts are facts, and fiction’s fiction“, keifende Kopfstimmen treiben die Beats voran und wer nach Haue zu Beginn noch einen halbwegs klaren Kopf hat, der wird hier mitmüssen. Auch danach nichts mehr mit plattem Geböller, die Klangkulisse brummt und zirpt und ruckelt, die „Boyzone“ wird zum „Poison“ und das gut neunminütige „Perpetual Village“ vermag einen vollumfänglich für den verschenkten Einstieg zu entschädigen. Fazit: Die Liars sind selbst in ihren schwächeren Momenten noch lange nicht bei Scooter, der Gefahr allzugroßer Beliebigkeit können sie aber nur dank starker zweiter Hälfte noch einmal entgehen. http://www.liarsliarsliars.com/

Der Komplettstream des Albums steht zur Zeit bei NPR.

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