Bryan Ferry “Olympia” (Virgin)
Über die wahren Gründe für diese eigentümliche Anhäufung kann natürlich nur spekuliert werden. Weniger gottesfürchtige Zeitgenossen mögen sich vorstellen, dass der große alte Mann im Jenseits diversen großen alten Männern im Diesseits eine Art Rundmail inklusive drohender Einberufung geschickt haben mag, versehen mit der unmissverständlichen Mahnung, dass nur eine nach göttlichem Ermessen hochwertiges, künstlerisch anspruchsvolles Alterswerk das Datum des Stellungsbefehls um ein weniges nach hinten zu schieben vermag. Und so warfen denn auch alle diese betagten Männer hektisch ihre Kreativmotoren an und versuchten sich um den Aufschub verdient zu machen – Neil Young, Phil Collins, Joe Cocker, Elton John, Eric Clapton, Elvis Costello, Carlos Santana, Prince und nun auch Bryan Ferry.
Wie denn nun das Urteil von droben ausgefallen ist, weiß noch keiner so genau, Prince hatte sich wahrscheinlich in Kenntnis seiner verrufenen und unzweideutigen Prosa keine großen Chancen ausgerechnet, Phil Collins und Santana sollen dem Vernehmen nach schon die letzten Dinge regeln und Joe Cocker hat wie jedes Jahr seine Fristverlängerung problemlos erhalten, da auch das Gehör des Schöpfers und die Nerven seiner Mitarbeiter ihre Grenzen kennen.
Um Bryan Ferrys Chancen sollte es nach der „Einsendung“ von „Olympia“ nicht so schlecht bestellt sein. Schon bei der Auswahl des Covermotivs hat der alterslose Dandy durchaus Geschmack bewiesen, denn wie seine Musik weist auch Modelikone Kate Moss einiges an Brüchen und Zwischentönen in ihrer Vita auf und kann doch mit unbestrittener Anmut überzeugen. Den Anfang macht ein alter Bekannter – „You Can Dance“ war ja schon auf DJ Hells letztem Opus als technoid flirrender Monstertrack vertreten, jetzt mit gezogenem Stecker plus Unterstützung durch Gitarrenquäler Flea ein gelungenes, wenn auch eher untypisches Stück. Den Wiedererkennungspart erledigt dann das smarte „Alphaville“, das ähnlich wie die später folgenden „No Face, No Name, ...“ und „Reason Or Rhyme“ exemplarisch für die unverwechselbar distinguierte, unterkühlte Note Ferrys steht.
Dabei steht bei diesem Album eher Ferry Wandlungsfähigkeit im Vordergrund – mit einer beachtlichen Gästeliste gestartet, springt der makellos Gestylte gekonnt zwischen den Stilen resp. Stühlen einher und kann in vielerlei Spielarten überzeugen: ob soulig getragenes „Me Oh My“ mit Brian Enos und David Gilmours Veredelungskünsten oder satter Dance im ebenfalls schon vorveröffentlichten „Shameless“ zusammen mit der Groove Armada, es mag ihm nichts misslingen. Allein der als Höhepunkt gepriesene „Song To The Siren“ von Tim Buckley lässt trotz reichlicher Starbesetzung durch die leicht aufpolierte Oberfläche etwas an Herzblut und Tragik vermissen, aber selbst das kann man Ferry nicht wirklich zum Vorwurf machen. Dagegen war er immer ein Mann des Grooves und den bekommt er – siehe „BF Bass“ – noch immer problemlos auf die Bretter gezwungen. Zum Schluss mit „Tender Is The Night“ noch eine gefühlvolle Pianoballade für’s Poesiealbum, für Ferry ein scheinbar müheloses Kunststück.
Textlich bleibt er der sinnliche, melancholischer Charmeur, ein liebevoller Schwerenöter, ein Frauenversteher, einer, den lyrisches Schwelgen nicht alt aussehen lässt. Ob das Album nun ein großer, ein gewichtiger Wurf geworden ist, wird wohl wieder nur der alte Mann mit dem langen Bart beantworten können. Ferry selbst hat zum Thema „Perfektion“ ohnehin eine klare Meinung: „Das Wort gefällt mir nicht. Perfektion ist nicht zu haben.“ Recht hat er.
http://www.bryanferry.com/
Über die wahren Gründe für diese eigentümliche Anhäufung kann natürlich nur spekuliert werden. Weniger gottesfürchtige Zeitgenossen mögen sich vorstellen, dass der große alte Mann im Jenseits diversen großen alten Männern im Diesseits eine Art Rundmail inklusive drohender Einberufung geschickt haben mag, versehen mit der unmissverständlichen Mahnung, dass nur eine nach göttlichem Ermessen hochwertiges, künstlerisch anspruchsvolles Alterswerk das Datum des Stellungsbefehls um ein weniges nach hinten zu schieben vermag. Und so warfen denn auch alle diese betagten Männer hektisch ihre Kreativmotoren an und versuchten sich um den Aufschub verdient zu machen – Neil Young, Phil Collins, Joe Cocker, Elton John, Eric Clapton, Elvis Costello, Carlos Santana, Prince und nun auch Bryan Ferry.
Wie denn nun das Urteil von droben ausgefallen ist, weiß noch keiner so genau, Prince hatte sich wahrscheinlich in Kenntnis seiner verrufenen und unzweideutigen Prosa keine großen Chancen ausgerechnet, Phil Collins und Santana sollen dem Vernehmen nach schon die letzten Dinge regeln und Joe Cocker hat wie jedes Jahr seine Fristverlängerung problemlos erhalten, da auch das Gehör des Schöpfers und die Nerven seiner Mitarbeiter ihre Grenzen kennen.
Um Bryan Ferrys Chancen sollte es nach der „Einsendung“ von „Olympia“ nicht so schlecht bestellt sein. Schon bei der Auswahl des Covermotivs hat der alterslose Dandy durchaus Geschmack bewiesen, denn wie seine Musik weist auch Modelikone Kate Moss einiges an Brüchen und Zwischentönen in ihrer Vita auf und kann doch mit unbestrittener Anmut überzeugen. Den Anfang macht ein alter Bekannter – „You Can Dance“ war ja schon auf DJ Hells letztem Opus als technoid flirrender Monstertrack vertreten, jetzt mit gezogenem Stecker plus Unterstützung durch Gitarrenquäler Flea ein gelungenes, wenn auch eher untypisches Stück. Den Wiedererkennungspart erledigt dann das smarte „Alphaville“, das ähnlich wie die später folgenden „No Face, No Name, ...“ und „Reason Or Rhyme“ exemplarisch für die unverwechselbar distinguierte, unterkühlte Note Ferrys steht.
Dabei steht bei diesem Album eher Ferry Wandlungsfähigkeit im Vordergrund – mit einer beachtlichen Gästeliste gestartet, springt der makellos Gestylte gekonnt zwischen den Stilen resp. Stühlen einher und kann in vielerlei Spielarten überzeugen: ob soulig getragenes „Me Oh My“ mit Brian Enos und David Gilmours Veredelungskünsten oder satter Dance im ebenfalls schon vorveröffentlichten „Shameless“ zusammen mit der Groove Armada, es mag ihm nichts misslingen. Allein der als Höhepunkt gepriesene „Song To The Siren“ von Tim Buckley lässt trotz reichlicher Starbesetzung durch die leicht aufpolierte Oberfläche etwas an Herzblut und Tragik vermissen, aber selbst das kann man Ferry nicht wirklich zum Vorwurf machen. Dagegen war er immer ein Mann des Grooves und den bekommt er – siehe „BF Bass“ – noch immer problemlos auf die Bretter gezwungen. Zum Schluss mit „Tender Is The Night“ noch eine gefühlvolle Pianoballade für’s Poesiealbum, für Ferry ein scheinbar müheloses Kunststück.
Textlich bleibt er der sinnliche, melancholischer Charmeur, ein liebevoller Schwerenöter, ein Frauenversteher, einer, den lyrisches Schwelgen nicht alt aussehen lässt. Ob das Album nun ein großer, ein gewichtiger Wurf geworden ist, wird wohl wieder nur der alte Mann mit dem langen Bart beantworten können. Ferry selbst hat zum Thema „Perfektion“ ohnehin eine klare Meinung: „Das Wort gefällt mir nicht. Perfektion ist nicht zu haben.“ Recht hat er.
http://www.bryanferry.com/
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