Former Ghosts „New Love“ (Konkurrent)
Sollte mal irgendwer eine Einheit erfinden, mit der man die gefühlte Temperatur eines Raumes bei musikalischer Beschallung bemessen wollte, wäre Jamie Stewart als Namensgeber denkbar gut geeignet. Jamie Stewart – ja, das ist der, der seelenruhig und schokoladekauend das Mantra „Dear God I Hate Myself“ daherquengelt, während sich sein aktueller Sidekick bei Xiu Xiu, Angela Seo, neben ihm liegend den spärlichen Inhalt aus dem Leib würgt – kein Video für Menschen mit nervösem Magen. Stewart jedenfalls vermag eine wohltemperierte Umgebung binnen einer CD-Länge gleichsam schockzufrosten, so dass man sich nach ein paar Minuten über Raureif und kondensierten Atem gar nicht mehr wundern muß. Jüngstes Beispiel für dieses Phänomen ist die Zusammenarbeit mit seinem Kumpel Freddie Ruppert und Nika Roza Danilova, die als Zola Jesus mit ihrer aktuellen Platte „Stridulum II“ der Nullgradmarke in diesem Jahr schon bedenklich nahe gekommen ist.
Stewart dreht den Regler im Kühlraum gleich noch ein paar Stufen runter, schon der erste Track kommt als gehexelte Synthethiktapete daher, Stimme mit viel Hall, Töne extraschräg, es geht nach unten. Spätestens bei todtraurigen „New Orleans“ hat man dann jede Hoffnung fahren lassen, beim kaltklaren „Until You Are Alone Again“ wird es zappenduster und es ist gerade mal das erste Drittel geschafft. Dass die Platte trotzdem nicht in einer freudlos morbiden Ödnis endet liegt zum großen Teil daran, dass die Former Ghosts neben all den düsteren Predigten das Tanzen nicht vergessen haben und jede Menge feiner Beats in ihre Songs hineinbasteln. Schon „Winter’s Year“ und „New Orleans“ pochen und klacken untergründig und behutsam, spätestens wenn dann „And When You Kiss Me“ schief und schnell durch die Gegend hüpft, ist die Erinnerung an Ian Curtis, Joy Division und deren Nachfolger New Order nicht mehr wegzuwischen. Auch das fünfeinhalbminütige „Taurean Nature“ pluckert dumpf und birgt einige hübsche Verziehrungen, wenn sie auch mit sehr kalter Nadel gestrickt sind.
Die Vocals von Tearists Yasmine Kittles bei „I’m Not What You Want“ wirken im Zusammenspiel mit den klaren Drumparts angenehm verhalten, der Nachfolger „Only In Time“ wird dann wieder von Danilovas markigem Timbre allein beherrscht. Stewart irritiert noch einmal in „Bare Bones“ mit einer Stimme zwischen verdrücktem Gelächter und belegtem Schluchzen, mit „New Love“ fällt zu spärlichen Pianotakten der Vorhang. Wer’s winterlich mag, ist hier bestimmt nicht falsch, alle anderen sollten sich schleunigst ein paar wärmende Gedanken machen.
http://formerghosts.com/
Sollte mal irgendwer eine Einheit erfinden, mit der man die gefühlte Temperatur eines Raumes bei musikalischer Beschallung bemessen wollte, wäre Jamie Stewart als Namensgeber denkbar gut geeignet. Jamie Stewart – ja, das ist der, der seelenruhig und schokoladekauend das Mantra „Dear God I Hate Myself“ daherquengelt, während sich sein aktueller Sidekick bei Xiu Xiu, Angela Seo, neben ihm liegend den spärlichen Inhalt aus dem Leib würgt – kein Video für Menschen mit nervösem Magen. Stewart jedenfalls vermag eine wohltemperierte Umgebung binnen einer CD-Länge gleichsam schockzufrosten, so dass man sich nach ein paar Minuten über Raureif und kondensierten Atem gar nicht mehr wundern muß. Jüngstes Beispiel für dieses Phänomen ist die Zusammenarbeit mit seinem Kumpel Freddie Ruppert und Nika Roza Danilova, die als Zola Jesus mit ihrer aktuellen Platte „Stridulum II“ der Nullgradmarke in diesem Jahr schon bedenklich nahe gekommen ist.
Stewart dreht den Regler im Kühlraum gleich noch ein paar Stufen runter, schon der erste Track kommt als gehexelte Synthethiktapete daher, Stimme mit viel Hall, Töne extraschräg, es geht nach unten. Spätestens bei todtraurigen „New Orleans“ hat man dann jede Hoffnung fahren lassen, beim kaltklaren „Until You Are Alone Again“ wird es zappenduster und es ist gerade mal das erste Drittel geschafft. Dass die Platte trotzdem nicht in einer freudlos morbiden Ödnis endet liegt zum großen Teil daran, dass die Former Ghosts neben all den düsteren Predigten das Tanzen nicht vergessen haben und jede Menge feiner Beats in ihre Songs hineinbasteln. Schon „Winter’s Year“ und „New Orleans“ pochen und klacken untergründig und behutsam, spätestens wenn dann „And When You Kiss Me“ schief und schnell durch die Gegend hüpft, ist die Erinnerung an Ian Curtis, Joy Division und deren Nachfolger New Order nicht mehr wegzuwischen. Auch das fünfeinhalbminütige „Taurean Nature“ pluckert dumpf und birgt einige hübsche Verziehrungen, wenn sie auch mit sehr kalter Nadel gestrickt sind.
Die Vocals von Tearists Yasmine Kittles bei „I’m Not What You Want“ wirken im Zusammenspiel mit den klaren Drumparts angenehm verhalten, der Nachfolger „Only In Time“ wird dann wieder von Danilovas markigem Timbre allein beherrscht. Stewart irritiert noch einmal in „Bare Bones“ mit einer Stimme zwischen verdrücktem Gelächter und belegtem Schluchzen, mit „New Love“ fällt zu spärlichen Pianotakten der Vorhang. Wer’s winterlich mag, ist hier bestimmt nicht falsch, alle anderen sollten sich schleunigst ein paar wärmende Gedanken machen.
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