Dienstag, 26. Oktober 2010
Gehört_203
Small Black “New Chain” (Jagjaguwar)
Gern möchte man wissen, nach welchem System die eifrigen A&R-Berater jungen aufstrebenden Indiehoffnungen Maßgebliches wie Bandnamen und Covergestaltung zum Debüt antragen, um den Neulingen die besten Käuferschichten zu sichern. Ein “Black” im Namen sollte in diesen Überlegungen schon mal als gesetzt gelten, das kann nie schaden und gilt bei einschlägig sozialisierten Zielgruppen schon mal gern als erster Widerhaken. Wenn man, wie die neueste Entdeckung aus Brooklyn, dazu noch hauptsächlich auf Elektronik setzt, kann ein behutsamer Hinweis auf die Altväter der Szene so falsch nicht sein –manches Kind der 80er wird beim Blick auf die Plattenhülle natürlich sofort an Depeche Mode’s Klassiker “Master And Servant” denken müssen, auch da zierten mächtige, stilisierte Kettenglieder die Verpackung.
Sei’s drum, die vier Jungens aus New York haben mit dem eher schwerblütigen und monochromen Synthiepop aus dem England vor der Jahrtausendwende sonst recht wenig am Hut. Und wenn schon eine Referenz, dann vielleicht New Order zu Zeiten ihres sträflich unterschätzten “Low-Life”-Albums aus dem Jahre 1985. Small Black klingen experimenteller und verspielter als viele der ihnen angedichteten Vorbilder, Synthieflächen mäandern wie beim symptomatischen Opener “Camouflage” als Hintergrund zu leicht vernebelter, hallender Stimme durchs Bild. Aus dem Hause Jagjaguwar ist man mit Black Mountain und den Pink Mountaintops harte Psychedelia durchaus gewohnt, Small Black ergänzen das Labelprofil nun noch um eine Art von schwelgerischem LoFi-Sound. Stücke wie das überdreht pulsierende “Photojournalist” oder das dunkel schimmernde “Light Curse” taumeln leicht angetrunken durchs Licht der guten alten Lavelampe, ohne auf skelettierende Drumparts zu verzichten. Ein richtiges Singleformat sucht man auf “New Chain” allerdings vergebens, einzig “Crisp 100s” wirkt etwas straighter und kantenärmer, eingängiger.
Kein Vergleich also mit dem kalkulierten Epigonentum der Starschnittboys von Hurts, auch die sympatischeren The Drums tanzen mit ihrem juwenil perlenden Dancepop auf einer anderen Hochzeit – Small Black kommen, um im Bilde zu bleiben, höchstens später zum Fest und nehmen sich den Teil der Nacht, der seit jeher der interessantere ist, vor dem all die Kleiderständer und Suppenkasper schon immer kapituliert haben.
http://www.myspace.com/smallblacksounds
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