Swans „My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky“ (Young God)
Wer von einer, von dieser Platte der Swans erbauliche Unterhaltung, Zeitvertreib und Zerstreuung erwartet, vielleicht in der heimlichen Hoffnung, deren Mastermind Michael Gira sollte sich doch mit etwas mehr als fünfundfünfzig Lebensjahren für unangestrengte Beschaulichkeit und leisere Töne entschieden haben, der kann sich den Weg in den Plattenladen oder das Geld für den Download getrost sparen. Denn das neue Werk der New Yorker NoWave-Legenden jüngster Besetzung gleicht noch immer eher einem wütenden Ungeheuer, noch immer liegen die Stücke der Band als schwer verdauliche Brocken im Magen und wollen nichts weniger als gefallen.
Als vor einigen Monaten die Nachricht von einer Rückkehr der Swans herübertickerte, waren nicht wenige Fans grenzenlos euphorisch. Später ist diese vorbehaltlose Begeisterung einer behutsameren Vorfreude gewichen, nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass weder Gitarrist Norman Westberg als auch die leidenschaftlich verehrte Sängerin Jarboe in der wiedervereinigten Mannschaftsaufstellung auftauchten.
Am destruktiven und morbiden Sound der Swans hat sich trotzdem nichts Wesentliches geändert und gleich im ersten Stück „No Words/No Thoughts“ wird das Terrain abgesteckt und der Abgrund ausgelotet. Es sägt, dröhnt und scheppert, dass sich die Hirnrinde kräuselt – knappe zehn Minuten bedrohliches Wummern, unterlegt mit Giras dunkel grollendem Gesang. Gleich zum zweiten Song „Reeling The Liars In“ hin dann der bekannte, abrupte Wechsel in Tempo und Instrumentierung, keinesfalls jedoch in der Grundstimmung, den schon die Gebrüder Reid auf ihren Frühwerken mit The Jesus And Mary Chain so herrlich zu zelebrieren wußten. Ihnen und vor allem den Cave’schen Bad Seeds sind die Swans überhaupt nur vergleichbar, die abgehackte, druckvolle Extase, die durch wenige, ständige wiederholte und wenig variierte Akkorde erzeugt wird – bei den Stücken „Jim“ und „My Birth“ wird exemplarisch vorgeführt, was den vielschichtigen Soundbombast der Swans fast zum Alleinstellungsmerkmal werden läßt und Billy Corgan noch immer den giftgrünen Neid ins Gesicht treibt.
Der wortgewaltigeste Titel „You Fucking People Make Me Sick“ ist dann, auch diese Irritation durchaus mit Vorsatz, der verspielteste – Giras Stimme mit der kindlichen, gekünstelten Modulation eines Clowns, vielleicht ein Wiedergänger zu Batmans Joker, dunkel dräuend, Pianogewitter, Stukageheule, Posaunenchöre, die Texte wie sonst auch krypisch und mysteriös – nichts, was man sich zur besinnlichen Teestunde gönnt. Kurz vor Schluß wird im gewaltigen „Eden/Prison“ noch einmal dem hypotisch schweren, gehetzten Beat gehuldigt, der diese Band über Jahrzehnte auch live so atemberaubend gemacht hat. Der Schluß ganz ohne Krawall, allein, versöhnlich, vielleicht. “May I find my way to the reason to come home.” – „Thank You, Goodbye. Good Luck.“
http://swans.pair.com/
Wer von einer, von dieser Platte der Swans erbauliche Unterhaltung, Zeitvertreib und Zerstreuung erwartet, vielleicht in der heimlichen Hoffnung, deren Mastermind Michael Gira sollte sich doch mit etwas mehr als fünfundfünfzig Lebensjahren für unangestrengte Beschaulichkeit und leisere Töne entschieden haben, der kann sich den Weg in den Plattenladen oder das Geld für den Download getrost sparen. Denn das neue Werk der New Yorker NoWave-Legenden jüngster Besetzung gleicht noch immer eher einem wütenden Ungeheuer, noch immer liegen die Stücke der Band als schwer verdauliche Brocken im Magen und wollen nichts weniger als gefallen.
Als vor einigen Monaten die Nachricht von einer Rückkehr der Swans herübertickerte, waren nicht wenige Fans grenzenlos euphorisch. Später ist diese vorbehaltlose Begeisterung einer behutsameren Vorfreude gewichen, nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass weder Gitarrist Norman Westberg als auch die leidenschaftlich verehrte Sängerin Jarboe in der wiedervereinigten Mannschaftsaufstellung auftauchten.
Am destruktiven und morbiden Sound der Swans hat sich trotzdem nichts Wesentliches geändert und gleich im ersten Stück „No Words/No Thoughts“ wird das Terrain abgesteckt und der Abgrund ausgelotet. Es sägt, dröhnt und scheppert, dass sich die Hirnrinde kräuselt – knappe zehn Minuten bedrohliches Wummern, unterlegt mit Giras dunkel grollendem Gesang. Gleich zum zweiten Song „Reeling The Liars In“ hin dann der bekannte, abrupte Wechsel in Tempo und Instrumentierung, keinesfalls jedoch in der Grundstimmung, den schon die Gebrüder Reid auf ihren Frühwerken mit The Jesus And Mary Chain so herrlich zu zelebrieren wußten. Ihnen und vor allem den Cave’schen Bad Seeds sind die Swans überhaupt nur vergleichbar, die abgehackte, druckvolle Extase, die durch wenige, ständige wiederholte und wenig variierte Akkorde erzeugt wird – bei den Stücken „Jim“ und „My Birth“ wird exemplarisch vorgeführt, was den vielschichtigen Soundbombast der Swans fast zum Alleinstellungsmerkmal werden läßt und Billy Corgan noch immer den giftgrünen Neid ins Gesicht treibt.
Der wortgewaltigeste Titel „You Fucking People Make Me Sick“ ist dann, auch diese Irritation durchaus mit Vorsatz, der verspielteste – Giras Stimme mit der kindlichen, gekünstelten Modulation eines Clowns, vielleicht ein Wiedergänger zu Batmans Joker, dunkel dräuend, Pianogewitter, Stukageheule, Posaunenchöre, die Texte wie sonst auch krypisch und mysteriös – nichts, was man sich zur besinnlichen Teestunde gönnt. Kurz vor Schluß wird im gewaltigen „Eden/Prison“ noch einmal dem hypotisch schweren, gehetzten Beat gehuldigt, der diese Band über Jahrzehnte auch live so atemberaubend gemacht hat. Der Schluß ganz ohne Krawall, allein, versöhnlich, vielleicht. “May I find my way to the reason to come home.” – „Thank You, Goodbye. Good Luck.“
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