Mittwoch, 8. September 2010

Gehört_181



Blonde Redhead „Penny Sparkle“ (4AD)
Man ist bescheiden und genügsam geworden. Der lausige Sommer treibt einen dazu. Warum dann also nicht die kleinen Überraschungen feiern, die der klamme September aus dem Hut zaubert. Dass die vollmundigen A&R-Deklamationen von Plattenfirmen in der Regel das Papier nicht wert sind auf dem sie stehen, weiß jedes minderbegabte Kind. Mit einem halbwegs respektablen Album hätte man nach dem etwas matten „23“ trotzdem rechnen können, das übliche „weiter so“ – man hätte es dem Trio Blonde Redhead nicht übelgenommen. Was da aber nun mit „Penny Sparkle“ ins Regal kommt ist mehr als nur bloßer Durchschnitt, es ist eine kleine Offenbarung, ist Verfeinerung, Bereicherung und herzerwärmend schön. Woran sich Super700 hierzulande trotz aller Ambition ergebnislos abarbeiten, wo sich die gehypte Zola Jesus deutlich zu wenig wandlungsfähig zeigt – Blonde Redhead gelingt mit ihrem mittlerweile achten Album ein großer Schritt nach vorn. Obschon die drei nach wie vor in einer beschaulichen Nische musizieren, sind sie doch nach und nach zu einem Schwergewicht und als solches zum einzig legitimen Nachfolger der legendären Cocteau Twins gewachsen. Wie bei diesen Elisabeth Fraser, gibt bei Blonde Redhead Kazu Makino der traurig-verträumten Musik mit ihrer fragilen Stimme eine bittersüße Klammer und drückt ihr so einen zarten Stempel auf. Besonders beim zweiten Song (Not Getting There) sind die Parallelen deutlich zu hören. Erfreulich gut ist die Hinwendung zum synthetischen Sound gelungen, die Effekte und Spannungsbögen werden so gekonnt gesetzt dass man den Eindruck hat, die Band punktiere jeden einzelnen Song. Hier ein anhaltendes Pochen, da ein Knarzen, die Vögel zwitschern und das Wasser tropft, was in der Beschreibung albern klingt, macht die Songs reizvoll und anmutig zugleich. Selten hat jemand das Ende einer Beziehung, vielleicht abgesehen von Tracey Thorn, in solch stilvolle Theatralik verpackt wie die New Yorker beim zauberhaften „My Plants Are Dead“, selten waren in letzter Zeit Klage und Liebeszweifel so hörbar wie in „Love Or Prison“. Den hypnotischen Sog ihrer früheren „Misery“-Zeiten haben sie sich trotzdem bewahrt, mit „Oslo“ ist ihnen hierfür ein gutes Beispiel gelungen. Und auch wenn die Platte tatsächlich in der zweiten Hälfte etwas abzubauen scheint, spätestens „Black Guitar“ läßt einen die kleinen Zweifel vergessen – der Song schleicht sich wie ein süßes Gift unnachgiebig ins Ohr. Und was wäre, um den Kreis zu schließen, willkommener als eine derartige Betäubung angesichts der graukalten Tristesse draußen vor der Tür.
http://www.blonde-redhead.com/

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