Zoot Woman „Things Are What They Used To Be“ (Snowhite)
Nachdem der ansich sehr geschätzte Dirk Peitz es fertigebracht hat, im Kulturteil der SZ einen Fünfspalter über Zoot Woman unterzubringen, der nahezu nichts über die Musik auf deren neuer Platte zu berichten wußte, dafür umsomehr über ihren berühmten Bassisten und Superoberproduzenten Stuart Price und dessen seltsames Teilarbeitsverhältnis, schien es doch ganz ratsam, sich besagtes Album noch einmal genauer anzuhören. Die Erwartungen an diese Band, neben The Whitest Boy Alive vielleicht die zeitgemäßeste des noch jungen Jahrtausends, waren nach sechs Jahren Wartezeit und den Meriten der beiden erstklassigen Vorgänger schwindelnd hoch. Gelten sie doch nicht nur als bloße Blaupause der 80er Jahre, die einem, ob man nun will oder nicht, an jeder Ecke gnadenlos um die müden Ohren gehauen werden – Zoot Woman wird eine deutlich höhere Qualität zuerkannt, Premier League sozusagen. Der erste Eindruck von „Things Are What They Used To Be“ allerdings ist dann eher ein zwiespältiger. Nicht dass man mit dem Diktat des Grooves, das Price dem Album verordnet hat, nicht leben könnte, auch mit den teils unterkühlten, wohlkalkulierten Arrangements war zu rechnen. Was allerdings erstaunt ist die relativ eindimensionale Ausrichtung der Mittel, die hier zum Erfolg führen sollen. Es stampft und pumpt was die Membranen hergeben, neben dem Titelstück fallen dem auch „Memory“ und „Witness“ zum Opfer – letzteres Stück könnte durchaus auch für die aktuellen Depeche Mode taugen, wobei dann wohl Dave Gahan auch die deutlich stimmgewaltigere Gesangsalternative wäre. Das und der etwas flaue Beginn des Albums lassen einen etwas ratlos zurück und so kommt es, dass die wirklichen Höhepunkte eben die sind, die schon längere Zeit im Netz kursieren: „Saturation“ klingt, diese zweifelhafte Metapher muß erlaubt sein, wie heißes, pulsierendes Wachs – goldfarben natürlich, ebenso grandios kommen „We Won’t Break“ und „Live In My Head“ daher, allesamt runde Ohrenschmeichler, zu denen sich mit Abstrichen auch noch „Lonely By Your Side“ gesellen kann. Der Rest ist mir zu einfach schabloniert und dann zu schnell vergessen. Dass Price auch Hand an das neue Killers-Album gelegt hat, läßt sich an seinem eigenen Projekt leider so recht nicht erkennen – die Überraschungen, die einem da aus jedem Song entgegensprangen, fehlen hier fast gänzlich. Kein „Midas Touch“ also für den Klangveredler oder um im Bild zu bleiben, zu wenige „Killers“, zu viele „Fillers“ ...
2 Kommentare:
der MArtin! lesegenoss wie bei MAnn. geschlagene sechs zeilen für den ersten satz. chapeau. ansonsten sehr schöne analyse. ich kenne nur we won't break und für mich ist es kein durchbruch. überbewertet!
mike
7 Zeilen sogar - alte Schwäche von mir, der Schachtelsatz ;-)
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