Donnerstag, 14. August 2014

Benjamin Booker: Schwarze Seele, weiße Wut

Benjamin Booker
„Benjamin Booker“

(Rough Trade)

Nun hat er es also geschafft. Mit ganzen zweiundzwanzig Jahren ist Benjamin Booker am Ziel seiner Träume angelangt. Er würde das so nie formulieren, aber klar ist doch eines: Seit er nach Eingabe seines Namens bei Google nicht mehr den muskelbepackten Körper des Bodybilders Ben Booker zu sehen bekommt, sondern ausschließlich sein eigenes Gesicht, seitdem ist der Durchbruch endgültig gelungen. Natürlich ist das nur eine nette, kleine Randgeschichte über den Jungen aus Tampa/Florida, dessen Werdegang in den letzten zwei Jahren eine so rasante Beschleunigung erfahren hat, dass einem schon beim Lesen schwindelig wird. Im Dezember 2012 nämlich stand Benjamin in seiner Heimatstadt erstmals live vor einem Publikum auf der Bühne, einige Zeit später tat er das wieder, jetzt allerdings als Support für keinen Geringeren als Jack White. Andrija Tokic, der auch schon mit den Alabama Shakes arbeitete, nahm ihn unter seine Fittiche und produzierte mit Booker die vorliegende Platte – stilecht in einem Studio in Nashville, es folgten Auftritte bei Letterman und auf dem Lollapalooza-Festival, was man halt so liest, wenn man sich mit dem Musiker beschäftigt.

Man liest auch, dass Booker wahlweise mit Größen wie Howlin‘ Wolf und Chuck Berry verglichen wird, dass man seine Energie, sein Talent und den Furor an der Gitarre mit dem jungen Keziah Jones vergleichen könne, es scheint nur eine Frage der Zeit, wann der Name Hendrix auf dem Tableau erscheint. Ob man dem Debütanten damit einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten, fest steht, dass er auf unglaublich clevere Art den schwarzen Höllenblues mit dem weißen Garagepunk zu vermischen versteht, dass wirklich jeder der zwölf Songs seines Erstlings mit einer brachialen und elektrisierenden Energie daherkommt, die man so lange nicht gehört hat. Zusammen mit Schlagzeuger Max Norton und dem Bassisten Alex Spoto haut er dem Zuhörer eine knappe Dreiviertelstunde ein wahres Feuerwerk um die Ohren – die rauchige Stimme, die man auf das doppelte Alter und die dreifache Erfahrung schätzen möchte, begleitet den erdigen Twang, die jammernde Wurlitzer, den mächtigen Stomp.

Das ist Rock’n Roll, wie er klingen muss und wie ihn die Kings Of Leon zu Beginn ihrer Karriere mal zu spielen wussten – cool, rough und weird (für den Fall, dass einem die deutschen Vokabeln ausgehen). Wahrlich kein Wunder, dass Jack White daran Gefallen gefunden hat, denn was da in Stücken wie „Have You Seen My Son“, „Slow Coming“ oder „Kids Never Grow Older“ über einen hereinbricht, dürfte er noch aus den Zeiten kennen, als er sich an der Seite von Meg in stickigen Vorstadtclubs die Seele aus dem Leib geschrien hat. Schön zu lesen, dass sich Booker offensichtlich seine jugendliche Unbekümmertheit bewahrt hat, die meisten seiner Antworten in Interviews – und von denen muss er momentan ziemlich viele führen – beginnen mit „Oh, yeah!“ und „Oh, man!“, wie es scheint hat er noch gar nicht so recht begriffen, welches Tempo er da vorgelegt hat und was der ganze Zirkus um ihn herum bedeutet. Bleibt zu hoffen, dass das noch eine Weile anhält – jugendliche Stars, die ihr gelangweiltes Gesicht in die Kameras halten, gibt es schließlich schon zur Genüge…

Den Komplettstream des Albums gibt es momentan bei NPR.

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