Montag, 1. Mai 2017

WALL: Wie gewonnen...

WALL
„Untitled“

(Wharf Cat Records)

Eigentlich ein Jammer. Als vor zwei Jahren mit „Cuban Cigars“ die erste Single von WALL die Runde machte, da hatte man noch bei sich gedacht, aus denen könnte wirklich etwas werden. Später dann „Milk“ und seine garstigen Kinder, die ein wenig an „Das Dorf der Verdammten“ erinnerten – man durfte sich bestätigt fühlen. Aber Vanessa Gomez, Vince McCelland, Elizabeth Skadden und Sam York hatten offenbar nicht vor, den handelsüblichen Weg aller Newcomer zu gehen und jedermanns Erwartungen zu erfüllen und so kommt es nun zu einem traurigen Novum: Zu dem Zeitpunkt, da dieses herrlich widerborstige Debüt erscheint, existiert das Quartett aus New York nur noch auf dem Zettel, keine Konzerte mehr, aus und vorbei. Für das, was die vier mit „Untitled“ hinterlassen, gibt es viele Namen, sie spielen den Noise und No Wave so kraftvoll und dissonant wie einst Sonic Youth, neben dem klassischen Post-Punk arbeiten sich aber durchaus auch schöne Melodien aus dem Hintergrund nach vorn wie bei „Shimmer Of Fact“, später für „Everythng In Between“ und „Charmed Life“, dem wunderbaren Cover von Half Japanese, springt ihnen noch Ben Jaffe am Saxophon zur Seite und erweitert so die Palette der Band ein weiteres Mal. Schlingernde Gitarren, häufige Tempiwechsel, Psychrock, Punk, sie wollten sich nicht festlegen lassen. Sogar der klassische Antikriegssong, der ja eher nicht zum Standardrepertoire schwarzgewandeter Stilisten und Kunstszenegänger gehört, kommt bei WALL zur Aufführung, Satzfetzen wie „home but homeless“, „here in America we want heroes“ und „blood for fame and glory“ schleudern sie dem Zuhörer für „Wounded At War“ stakkatoartig entgegen. Eine sehr lebendige, fiebrige Mischung also, ein Spagat zwischen den Genres und Epochen. „Quit while you’re ahead“ – kann schon sein, wir hätten ihnen dennoch gern länger zugehört…

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