Sleaford Mods
Support: Pisse, Mark Wynn
Freiheiz, München, 10. Mai 2017
Da hat doch tatsächlich gerade ein eifriger Lokaljournalist versucht, für eine Konzertankündigung den bayerischen Grant und den englischen Rant zu verbandeln, was rein buchstabentechnisch eine tolle Idee ist, sonst aber schiefgehen muß. Denn die unwirsche und derbe Beschwerde über alles und jeden ist den hiesigen Ureinwohnern quasi in die Zirbelholzwiege gelegt, ist ein Wesenzug, der keinen konkreten Anlass braucht – der Bayer grantelt halt, weil er muß. Die Wut und der Furor der beiden Burschen da oben auf der Bühne, von denen ja eigentlich nur der eine, also Jason Williamson, wirklich verhaltensauffällig am Fluchen und Schimpfen ist, haben sehr wohl ihre aktuellen Gründe und es ist anzunehmen, daß die Sleaford Mods nicht halb so populär wären, würden in ihrem Heimatland nicht eine Reihe gewissenloser Geschäftemacher und politischer Autodidakten die Tagesgeschäfte bestimmen und eben jenes Land in Grund und Boden regieren. Insgeheim ist man also fast froh, daß es ehemals Cool Britania anhaltend schlecht geht, kommt man doch so in den genug übelst gelaunter und deshalb vorzüglicher Modmucke.
Obwohl die beiden Herren ihre schlechte Laune natürlich ständig vor sich hertragen (es sei denn, irgendein Idiot meint, seinen vollen Bierbecher über Andrew Fearns Laptop ausgießen zu müssen), zwischendrin präsentieren sich die zwei durchaus launig. Williamsons Gestik changiert ohnehin zwischen gockelhafter One-Man-Show (gern auch mit Grunzen und Bellen garniert) und seinen markanten, scharfzüngigen Rap-Tiraden, bei denen man sich gleichermaßen Sorgen um seinen Gemütszustand und die Haltbarkeit der Stimmbänder macht. Umsonst, der Mann ist fernab der Bühne, das weiß man, ein kluger, besonnener und sehr reflektierter Kopf mit viel Humor und großem Herzen. Anhänger haben die Sleaford Mods jedenfalls auch in München reichlich gesammelt, nach dem letztjährigen Auftritt im beengten, aber charmanten Feierwerk nun also mit neuem Album der geräumige Mehrzwecksaal, viel Platz für die Moshpit also – vorzugsweise zu Killertracks wie „T.C.R.“, „Jolly Fucker“, „Tweet Tweet Tweet“, „BHS“ und „Jobseeker“. Natürlich wären ein paar Minuten obendrauf (bei knapp einer Stunde netto) schön gewesen – ehrlicherweise würde man selbst aber bei einem solchen Auftritt nach spätestens drei Songs völlig entkräftet ins Publikum kippen. Also ein letztes Mal „Tied Up In Nottz“ angestimmt und raus mit Applaus. Und hoffen, daß der Laptop gehalten hat und die beiden auch in der kommenden Saison noch Bock auf Bavaria haben …
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