Samstag, 10. Oktober 2015

Protomartyr: Wider die Kopisten

Protomartyr
„The Agent Intellect“

(Hardly Art)

Es ist eigentlich wie immer: Am besten klingt, was unangestrengt daherkommt, auch wenn es einige Mühen gekostet hat, noch besser dann, wenn man der Musik nicht anhört, wie sie mit Gewalt auf diesen oder jenen Bezug nehmen will, sondern quasi en passant Erinnerungen weckt. Gar nicht so einfach, denn wie überall, so auch im sogenannten Indielager tummeln sich die mäßig talentierten Blaupausen und versuchen, den langwierigen Walk of Fame mit einem Sprung auf den Trend-Express zu verkürzen. Ein Vorwurf, den man dem Detroiter Quartett Protomartyr ganz gewiss nicht machen kann. Klar, Joe Casey’s stimmliche Parallelen zu Ian Curtis sind nicht zu verleugnen und das referenzielle Dreigestirn aus The Fall, Gang Of Four und Wire wollen sie auch mit Album Nummer drei nicht unbedingt erweitern. Und doch ist „The Agent Intellect“ noch eine Spur besser, straighter und kompakter geworden als der Vorgänger „Under Colour Of Offical right“ – dunkles Gitarrengeschrammel, auch mal schneidend und grell überdreht, elektronischer Wave als sparsame Beigabe, es sind zwölf außerordentlich gelungene Songs, die dieses Album besonders machen. Allein „Why Does It Shake“ mit seinen stampfenden Noiseattacken und hymnischen Melodien entschädigt für viele der plumpen Plagiate hoffnungsfroh gestarteter Kleinkopisten, bei „Uncle Mothers“ wiederum raspelt es ganz herrlich und schräg und für das ebenso famose „Boyce Or Boice“ müssen wir die Galerie der Vorbilder dann doch noch auf Nich Cave und seine Bad Seeds erweitern – Killer! Für „Ellen“ reißen Protomartyr ausnahmesweise sogar mal die Sechsminutenmarke, auch das kein Fehler, es sieht ganz so aus, als würde diese Band auf eine sehr unaufgeregte Art sehr vieles richtig machen.

10.11.  Wiesbaden, Schlachthof
11.11.  Hamburg, Hafenklang
14.11.  Berlin, Berghain Kantine
16.11.  Köln, MTC

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