Bully
„Feels Like“
(StarTime International)
Dass der Grunge der frühen 90er zumindest bei Pinterest und Tumblr schon wieder ein alter Hut ist und unter dem Topic NuGrunge, wenigstens was das optische Revival angeht, gerade als neue Sau durch die Mode- und Styleblogs dieser Welt getrieben wird, das läßt auch für die Musik nichts Gutes ahnen. Die Hoffnung, dass Bands wie die schottischen Kagoule oder eben Bully aus Nashville ihrer ungeschminkten, rohen Attitüde wegen nicht gleich wieder als Trend verheizt werden, ist eher eine kleine – es war halt immer schon so. Das ändert aber nichts an der Qualität – das Quartett um Alicia Bognanno, das sich gerade mit “Feels Like” aus dem Electrical Audio Studio von Steve Albini selbst in die Umlaufbahn geschossen hat, klingt schon verdammt rude, dirty und schmucklos und man ist froh, dass die vier jedwede Eitelkeit, wie man sie gerade noch bei Acts wie Wolf Alice entdecken konnte, beiseite gelassen haben. Just for the Sound also. Jeder der zehneinhalb Songs auf dem Debüt scheppert und schmirgelt ganz wunderbar, haufenweise Gedächtnisakkorde á la “Heart Shaped Box” oder “Lithium”, soll heißen, man kann die Granden der besagten Ära mit Freude herunterzitieren – Dinosaur jr, Lemonheads, Nirvana, L7, … Bognannos energisches, rostiges Geschrei, Clayton Parkers krachende Riffs und die Drums von Stewart Copeland bringen Schnelles wie Träges auf das Beste zum Klingen. Und geben eine eindrucksvolle Kulisse zum Seelenstriptease der Sängerin ab. Man hört wenig Erbauliches auf “Feels Like”, sondern viel über Selbstzweifel, Liebesschmerz und andere Verletzungen: “I question everything, my focus, my figure, my sexuality and how much it matters or why it would mean anything“ zum Beispiel in „Trying“ oder die anrührende Sailor-Lula-Story aus „I Remember“, die davon erzählt, dass jeder Anfang leider auch schon das Ende kennt. Jede Musik hat ihre Zeit, unbedingt auch diese hier. http://www.bullythemusic.com/
Unbedingt weiterlesen: Yours Truly und Bully als Homestory.
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