Hudson Mohawke
„Lantern“
(Warp)
Gemeinsamkeiten gibt es nur auf den ersten Blick: Fast zeitgleich veröffentlichen die beiden Remixer und angehenden Produzentenstars Jamie xx und Hudson Mohawke ihre neuen Alben – beides größtenteils instrumentale Arbeiten, die Vocalparts sind den Gastmusikern vorbehalten, beide bestechen durch ihre Lust an der grenzüberschreitenden Vermischung verschiedenster Stile, Klangvielfalt, Experimentierfreude also. Während sich jedoch der Londoner Smith gern ins heimische Labor zurückzieht und den Kontakt mit superprominenten Auftraggebern eher scheut oder als notwendiges Übel empfindet, hat sich der Schotte Ross Birchard, so der bürgerliche Name von Hudson Mohawke, längst mit der Vereinnahmung seines Talents abgefunden und steht so nicht nur bei Warp unter Vertrag, sondern ist seit „Yeezus“ auch Mitglied im Teamtross von Kanye West für dessen nächsten gottgleichen Wurf „GOOD Music“. Nebenher schiebt er auch noch die Regler für’s neue Album von Antony Hegarty, seit dieser sich entschlossen hat, aus seinem kammermusikalischen Seidenfaden-Kokkon herauszutreten und der elektronischen Tanzmusik wieder etwas mehr Raum zu geben.
Unterschiedlich auch die Ergebnisse: Jamie xx findet offensichtlich Gefallen am Skizzenhaften, die Stücke seines Albums wirken unentschlossener, stilistisch eher verzweigt und sphärisch, manchmal sogar zart – Hudson Mohawke teilt seinen Output grob in zwei Kategorien. Auf der einen Seite die schmeichlerisch poppigen RnB-Nummern, sämtliche Gäste, ob nun Miguel, Irfane, Ruckazoid oder Jhené Aiko, bedienen das derzeitige Trend-Genre auf’s Beste, einzige Ausnahme der besagte Antony, der mit „Indian Steps“ im getragenen Downtempo verbleibt. Für die restlichen Tracks wählt Birchard meistenteils technoide (Big) Beats als Grundmuster, mal mit niedlichen Synth-Akkorden verfeinert („Shadows“, „Portrait Of Luci“), mal mit gewaltigem Bläserblech dramatisch aufgeladen („Scud Books“). Das wirkt alles hoch-, manchmal aber auch übermotiviert und ist in Teilen etwas anstrengend. Letztendlich ist es eine Frage des Geschmacks, ob einem eher die ungefähren oder die kraftstrotzenden Töne liegen – bemerkenswert sind sie beide. http://hudsonmohawke.com/
03.07. Montreux, Jazz Festival
17.07. Gräfenhainichen, Melt!
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