„Live von der Reeperbahn“
(Universal/noch mal!)
Also gut, ein letztes Mal von ganz vorn – auch wenn man eigentlich annehmen dürfte, dass mittlerweile ein/e jede/r Bescheid weiß, wer Deine Freunde sind und was sie machen (und was – genauso wichtig – eben gerade nicht). Ein paar Sätze also für die Newbees unter den Eltern, die nicht vertraut sind mit Schlüsselworten wie „Mudder“, „Schokolade“, „Ferdinand“, „Rakede“ oder „Eierloch“ (denn alle anderen haben das Ding hier ohnehin schon ohne großes Überlegen im Warenkorb platziert). In aller Kürze: Lukas, Pauli und Flo kommen aus Hamburg und machen seit drei Jahren Rapmusik für Kinder und zwar – und das ist noch immer ihr unbedingtes Alleinstellungsmerkmal – von der ganz und gar unpeinlichen Sorte. Gerade weil sie ihr junges Publikum auf kindliche (und nicht kindische) Weise versuchen ernst zu nehmen, ist es auch so verdammt einfach für Erwachsene, mit ihnen klarzukommen.
Denn – hallo!? – wann kam es denn bis dahin vor, dass der oder die Erziehungsberechtigte selbst (!) und unbemault (!!) einen Tonträger für die Autofahrt auswählen durfte? Oder umgekehrt: Wann endete der laut proklamierte Ruf der Kids im Fond der Familienkutsche vorher nicht in Zank und Streit (und insgeheim im dringenden Wunsch seitens der Eltern, die Verniedlichungsfantasien der Kinderbespaßungs-Industrie kommentarlos und umgehend durchs geöffnete Wagenfenster zu pfeffern)!? Beide CDs, die Deine Freunde bislang eingespielt haben, lassen sich daheim, bei Besuchen oder unterwegs bedenkenlos und ohne nennenswerte Abnutzungserscheinungen abspielen – besser noch, sie machen aus quälenden Überlandpartien (und unvermeidbaren Stauphasen) gutgelaunte Musikhappenings und versöhnen (wenigstens auf eine Spieldauer) die junge resp. unverspannte und die gestresste resp. auf ewig uncoole Generation miteinander.
Und das klappt so auch auf den Konzerten der drei: Wer das unkontrollierte, selige Gehüpfe der eigenen Kids zur Ansprache der Jungs selbst schon gesehen hat, wer bemerkt, wie der anfangs obligatorische Sicherheitsrückblick zum in der letzten Reihe postierten, verstohlen mitwippenden Begleitschutz immer seltener wird, wie Deine Freunde sich gekonnt mal mit dem jungen, mal mit dem gealterten Publikum verschwören und den Kindern das unbedingte Gefühl vermitteln, jetzt und hier sei Zügellosigkeit und Ausgelassenheit genau die richtige Wahl – der kann nicht anders, als sie dafür und ein für allemal ins Herz zu schließen. Sie lassen den Nachwuchs erleben, dass trockene, satte Beats und gescheite Texte ohne jedes Herangewanze in gleichgesinnter Gemeinschaft jede Menge körperliche Glücksgefühle hervorrufen können. Genau die eben, die man selbst von eigenen Konzertbesuchen kennt und von denen man sich immer wünscht, der Nachwuchs möge es ähnlich empfinden.
Was man noch erfährt? Nun, dass Hamburg die schönste Stadt der Welt ist – naja, da können wir ja noch mal drüber reden. Dass Florian Sump HSV-Fan ist (okay, die Chancen standen 50/50, dass er zu den Guten gehört, aber vielleicht braucht jeder, auch ein Kindergärtner, eine dunkle Seite…). Dieses Katzending ist ein wenig gruselig, es treibt vermeintlich erwachsene Männer zu verstörenden Geräuschen und Bewegungen, über deren Herkunft man Näheres wohl nicht wissen mag. Die Schoko-Oma ist dabei, der begnadigte Rolf Z., ohne den es – dickes sorry! – die Band als solche gar nicht gäbe, Crowdsurfing, ein paar ganz und gar nervige Flötentöne und Videos satt natürlich. In einem besinnlichen Moment wird einem bewusst, dass die eigenen Kinder auch dieser Mucke wieder entwachsen werden (was danach kommt, liegt im furchtbar Ungewissen) und man fragt sich, wer einen dann wohl mitnehmen mag, wenn Deine Freunde wieder mal in der Stadt zu Gast sind. Besser, man hat dann die DVD zur Hand…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen