Wanda
Support: Monsterheart
Backstage, München, 26. April 2015
Wer sich Wanda aus Wien in beschaulicher Clubatmosphäre anschauen möchte, kommt zumindest in München ein knappes Jahr zu spät – zu gut/geil/leiwand (you name it) war ihr Debüt „Amore“ aus dem letzten Herbst, als dass man sich lange mit dem Status eines Geheimtipps aufhalten musste. Insofern wäre man nicht verwundert gewesen, wenn die endlose Schlange vor dem seit Wochen ausverkauften Backstage (Dimension #suedfruechte #ddr) ausschließlich aus kartenlosen Nachzüglern bestanden hätte. War nicht so, ging nur langsam. Drinnen dann Stimmung wie in einer quietschfidelen Großraumsauna kurz vor dem dritten Aufguss, erwartungsfrohe Bestlaune, die auch der überdrehte Berliner Support („Es war mir ein Fest“!?!) nicht trüben konnte.
Wanda selbst: Die Fluppen im Mundwinkel, Dauergrinsen, alle fünf von einer ungestümen Lässigkeit, die jeden Nicht-Wiener irre neidisch machen kann – drei Akkorde und die Halle gehörte ihnen. Man möchte es ja nicht gleich wieder ein Phänomen nennen, aber dieser charmant angeprollte Stadionrock hat auf den ersten Blick eigentlich gar nichts Besonderes. Thematisch dreht sich’s – ganz die morbide Wiener Schule – hauptsächlich um’s Saufen, Verlieben, Verlassen, wieder Saufen, trotzdem Klarkommen, noch mehr Saufen und nebenher wäre es ganz hilfreich, wenn sich endlich einmal jemand fände, der der Mutter den verdammten Schädel einschlagen würde. Frohsinn geht anders. Aber wie Sänger Marco in seinem schäbigen Lederfetzen den sympathischen Poser gibt (Mick, Jim oder Freddie, wer auch immer), zwischendrin wahlweise umfällt oder gleich in’s Publikum springt, wie Christian Hummer sein Keyboard und Manuel Poppe die Gitarre malträtiert – da wird einem das Herz richtig weit von, da grölt man erst und merkt es später.
„1, 2, 3, 4 – es ist so schön bei dir“, Vorstadt-Rock’n Roll kann so einfach sein. „Bologna“, „Kairo Downtown“, „Schick mir die Post“ – alles Selbstläufer, wer da unten in der Arena Aufstellung genommen hatte, brauchte gute Puste und ohne ein paar blaue Flecken war wohl auch kein Rauskommen. Der wilde Jam von „Ich will Schnaps“ schepperte und jaulte zum Gotterbarmen, man litt mit und hatte doch Spaß dabei. Dass am Ende die „Jelinek“ gegen eine doppelte „Luzia“ nicht anstinken konnte, müssen die Burschen unter sich ausmachen, sie werden dieses Problem ohnehin nicht mehr lange haben, die neue Platte ist für Oktober in Planung. Ob sie so gut wie die erste wird, wissen Wanda zwar noch nicht, aber eines ist gewiss: Sie wird sich entschieden besser verkaufen. Und im Dezember sind sie dann auch schon wieder da zur nächsten Feier.
09.12. München, Muffathalle
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