Sonntag, 26. April 2015

Emile Haynie: Nur Mut

Emile Haynie
„We Fall“

(Universal)

Emile Haynie ist ein bekannter Produzent. Und er hat viele Freunde. Irgendwann hat er wohl für sich entschieden, dass es reizvoller wäre, für diese Freunde nicht nur im Hintergrund die Regler zu bedienen, um dann seinen Namen unter die Linernotes zu setzen – besser wäre es doch, er selbst schriebe die Songs und ließe die anderen singen. Hört man sich das Debütalbum des Mannes aus dem nordamerikanischen Städtchen Buffalo an, dann darf man zunächst einmal anerkennen, dass die Idee keine schlechte war. Haynie hat sich seinen Namen ja eigentlich in der HipHop-Community gemacht und schon mit Größen wie Ghostface Killah, Eminem, Raekwon, Kanye West und Ice Cube zusammengearbeitet, für „We Fall“ geht er nun aber einen anderen Weg und versucht, sich mit den Kompositionen eher dem vertrauten Repertoire seines Freundeskreises zu nähern. Und genau darin liegt leider auch die Krux des Albums.

Denn von jedem der angetretenen Gaststars, seien es nun Rufus Wainwright, Lykke Li, Lana del Rey oder auch Randy Newman, gibt es eine Menge Songs gleichen Zuschnitts, die man von ihren eigenen Platten kennt und liebt – für und von Emile Haynie kommt dann aber nur Erwartbares in Fortsetzung, oppulent in Szene gesetzt. Natürlich sind es allesamt hübsche Arrangements, hat „Little Ballerina“ den poppig-pathetischen Schmelz, „Wait For Life“ die ätherische Verruchtheit und „Come Find Me“ die dunkel umflohrte Kühle seiner Protagonisten. Wieviel spannender aber wäre es gewesen, Wainwright, del Rey oder Lykke Li mal auf ungewohntes Terrain zu locken, ihnen etwas zuzumuten, was sie vielleicht an ihre Grenzen führt und dem Hörer ein neues Bild erschließen könnte. Bei „A Kiss Goodbye“ gelingt ihm das zusammen mit Charlotte Gainsbourg, Sampha und Devonte Hynes ja schon ganz ordentlich, hier erschafft Haynie mal eine weniger überladene Klangkulisse zu reduzierten, trippigen Tönen – leider bleibt eine solche Überraschung die Ausnahme. Er wird in den kommenden Wochen und Monaten dennoch in aller Munde sein, schließlich müht sich der Mann gerade am dritten Album von Adele – für die Fortsetzung seiner Solokarriere möchte man ihm aber dringend zu etwas mehr Mut raten. http://www.we-fall.com/

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