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„The Other I“
(Pias Coop/Bella Union)
Der große Hype ist es diesmal nicht gewesen: Die Tatsache, dass das neue Album der Geschwister Thurlow eher im Vorbeigehen wahrgenommen wurde, mag dem Umstand geschuldet sein, dass es wirklich wegweisende Vorauskopplungen im Gegensatz zu ihrem Debüt vor zwei Jahren nicht zu hören gab. Ein Nachteil muss das aber nicht sein. Was ihr Erstling an mancher Stelle zu glatt und gefällig war, das wirkt bei „The Other I“ jetzt etwas unentschlossen, die beiden Londonerinnen schwanken bei vielen ihrer Songs zwischen zarter Melodik und düsterem Drama und wirken so, als könnten sie sich nicht entscheiden, welche Richtung denn nun einzuschlagen sei. Und weil nicht nur Jan Delay weiß, dass „unsere schöne Erde ohne Defizite vollkommen öde wäre“, hat dieser holprige, wenig angepasste Sound trotz aller Schwächen durchaus seine Reize. Die Art von Neofolk, Psychrock und Indiepop hört man auch nicht zum ersten Mal, Warpaint haben Ähnliches auf ihren Platten auch schon (etwas überzeugender) hinbekommen. Hier gibt’s außer der Reihe ein paar elektrische Fuzzgitarren („No Better Prize“), technoide Beats zu satter Bassline („Raptor“) und jede Menge auf Moll getrimmte Leidenschaft. Der Gesang von Colette Thurlow kann in der Regel überzeugen, ab und an legt sie ein bisschen viel Vibrato und/oder Popappeal hinein und wird so der zumeist forschen Begleitung ihrer Band nicht ganz gerecht. Eine veritabler Hit ist dem Quartett dann aber doch noch gelungen – „The Monaco“ federt wunderbar folky und stimmungsvoll über die vier Minuten, da schimmert durch, was an Potential in dieser Band steckt – vielleicht rufen sie es ja mit dem nächsten Wurf in Gänze ab.
Der Komplettstream steht zur Zeit beim NME bereit.
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