Travis
“Where You Stand”
(Red Telephone Box)
Man hört sich diese Platte hat und fragt sich unweigerlich: Was genau ist eigentlich passiert in den letzten zwölf Jahren, mit einem selbst, mit der Welt da draußen? 2001 erschien “The Invisible Band”, das dritte Album der Band aus dem schottischen Glasgow, das exzellente “The Man Who” war da gerade mal zwei Jahre alt und trotzdem hatten die vier Charmebolzen mit “Sing”, “Side”, “Pipe Dreams” und “Last Train” schon wieder vier unverschämt eingängige und liebenswerte Hymnen dabei und auch der Rest war nicht zu verachten – Höchstnoten, Blindkauf. Doch irgendwie ließ sich die Spannung nicht halten, drei Alben und ein Soloversuch von Fran Healy später war die Luft raus und die Lust weg – trotzdem oder eben weil Travis partu nichts anderes machen wollten als unverschämt eingängige und liebenswerte Hymnen zu schreiben, die Ideen dazu aber nicht mehr so einfach zu bekommen waren. Nun also “Where You Stand”. Aufgenommen in den selben Studios, wo auch schon Glanzlichter wie “Why Does It Always Rain On Me” und “Driftwood” Geburtshilfe erhielten, dennoch: Auf den ersten Umlauf ein eher durchschnittliches Album, kaum Ausreißer nach oben oder unten, nichts was wehtut, aber auch kaum ein Stück dabei, das einen aus dem Sessel reißt oder – was man ja früher so mochte – beim Hören so richtig nahe kommt. Aber, Vorbehalte hin oder her, das Songwriting haben sie nicht verlernt und wie auch auf den letzten, meistenteils enttäuschenden Werken, verstecken sich auch hier ein paar feine Überraschungen. “Moving” zum Beispiel hat das Zeug zur Hitsingle, anders als der etwas maue Titelsong vernimmt man hier etwas von dem Zauber, mit dem sie zu Gründerzeiten ihre Anhängerschaft zu fesseln wußten. Wenn diese Chöre nicht wären, ginge auch “Warning Sign” makellos auf’s Konto, ganz und gar gelungen, weil ungewohnt und recht lässig dann das klackende “Another Guy” und der lakonische, etwas träge Blues von “New Shoes”, die haben sie richtig gut gemacht. Es hätte also weitaus schlimmer kommen können, als Standortbestimmung geht das Album in Ordnung, für die Spitze fehlen allerdings noch ein paar Meter. http://www.travisonline.com/
24. August Winterthur, Musikfestwochen
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