“Right Thoughts, Right Words, Right Action”
(Domino)
Es steht außer Zweifel, dass der Schotte ein sturer Hund ist. Überall sonst auf der Welt gilt im Plattengeschäft die eiserne Regel, man solle nicht zu oft den selben Gaul reiten – meint hier: den immergleichen Stil pflegen – wer das nicht beherzigt, den strafe die Kritik mit Nichtachtung und die sonst so geduldige Anhängerschaft drohe von der Fahne zu gehen. Stimmt, wie gesagt, überall, nur eben nicht in Glasgow. Dort sitzen jede Menge Bands, die sich offenbar eine Mordsgaudi daraus machen, jahrein jahraus die immergleichen Lieder auf ihre Platten zu packen und dann auch noch meinen, damit durchzukommen. Die bekanntesten Beispiele in diesem Jahr: Camera Obscura, The Pastels, Belle And Sebastian und erst kürzlich Travis. So, und nun kommen also auch noch Franz Ferdinand, seit der Jahrtausendwende eine Art handpuppenkompatibles Lehrbeispiel schottischen Indierocks, daher und behaupten, mit ihrem neuen Album, das eigentlich ein ganz altes ist, wieder alles richtig gemacht zu haben.
Das Verflixte daran: Sie haben recht. Vier Jahre und ein paar Dub-Spielereien nach “Tonight: Franz Ferdinand” versuchen Alex Kapranos und seine Mitstreiter erst gar nicht den Eindruck zu erwecken, man habe sich mal so richtig innovativ reingehängt, um dem Zuhörer ein möglichst modernes Stück Musik zu präsentieren. Papperlapapp – schon der Titelsong schnalzt in gewohnter Marschrhythmik und spätestens bei “Love Illumination” hat man das Gefühl, die Zeit wäre nach “Take Me Out” ganz einfach stehen geblieben. Dass, was man den Strokes gewünscht hätte – Franz Ferdinand gelingt es mit müheloser Leichtigkeit: Sie sind frech genug, auch nach über zehn Jahren kaum einen Jota von ihrem Sound abzuweichen und haben trotzdem genügend Ideen im Zylinder, um keine der fünfunddreißig Minuten auch nur ansatzweise langweilig erscheinen zu lassen.
Als Prototyp einer Singles-Band bringen sie wie die Jahre zuvor das Kunststück fertig, jedes der zehn Stücke so zum klingen und swingen zu bringen, als wäre es die perfekte Auskopplung; das knallige “Bullet”, der böse Funk von “Evil Eyes”, ja selbst der ironische Abschiedsgruß “Goodbye Lovers And Friends” würde sich für eine Solopressung eignen. Neuerungen und Variationen wie erwähnt eher marginal, zur altbewährten Rhythmusgruppe McCarthy/ Thomson/Hardy gibt’s mal ein paar flotte Dancebeats (Stand On The Horizon), einen launigen Technorefrain (Treason! Animals.) oder ein paar Orgeltöne, gepaart mit grellen Gitarren (Brief Encounters), alles teuflisch gut gemacht und mit hohem Wiedererkennungswert. Und sollte an gleicher Stelle nächstens wieder über die eigensinnige Beharrlichkeit von Musikern geschimpft werden – zum Teufel damit! http://www.franzferdinand.com/
30.08. Zürich, Open Air
10.09. Mallorca, Mallorca Rocks
11.09. Ibizza, Ibizza Rocks
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