Justin Timberlake
“The 20/20 Experience”
(Sony)
Wie konnte das passieren? Nach zwei so formidablen Alben wie “Justified” und “Futuresex/Lovesounds” kommt das neue und so vollmundig angepriesene Werk doch recht schwer aus den Startlöchern, zu viel Mittelmaß bei zu wenigen Glanzlichtern. Ist unserem JT schon die Puste ausgegangen, ist der smarte Junge am Ende doch nur eine passable Projektionsfläche für hochglanzpolierten Produzentenpop, nur das mäßig talentierte Boygroupfünftel, als das ihn viele gerne sähen? Das wäre wohl vorschnell und allzu böse geurteilt, dennoch bleibt der Eindruck: Timberlake fehlen hinter dem perfekten und kühlen Arrangement seiner Langzeit-Buddies Timbaland und J-Roc genügend Ideen, um die sechzig Minuten zu einer bleibenden Erinnerung zu machen.
Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ein gewisser Frank Ocean im vergangenen Jahr mit “Channel Orange” eine grandiose R’n’B-Platte abgeliefert hat, die seither als Maßstab gelten darf und die, so kann man vermuten, Justin Timberlake wohl gern gemacht hätte. Wo Ocean allerdings vor Einfällen nur so sprühte, bleibt Timberlake auf dem neuen Album den alten, seinen alten Mustern treu und in der Mehrheit der Fälle seltsam blass und inspirationslos. Die Zweiteilung der Songs hat er also beibehalten, schon beim Einstieg “Pusher Love Girl” kommt erst nach der Hälfte etwas Biss in den Mix. “Suit And Tie” konnte schon als Vorauskopplung nicht so recht überzeugen, die Gastrolle von Jay-Z bessert hier zwar nach, kann aber den Song nicht wirklich retten.
Erst bei “Don’t Hold The Wall” kommt Timberlakes Entourage in’s Rollen, die hektischen Samples über dem orientalisch anmutenden Beat sind klug gesetzt und geben dem Ganzen den nötigen Drive. In die gleiche, gehobene Kategorie gehören auch “Tunnel Vision” und “Mirrors”, ersteres als lupenreiner Dancetrack, nervös zuckend und mit kühler Künstlichkeit ausgestattet, das zweite in bester Popmanier mit Glitzer und Schmelz verziert, da scheint er ganz bei sich – die Stücke zünden. Der Wumms von “Let The Groove…” hingegen mag einen nicht so richtig infizieren, dem Song fehlt wie auch dem ungenannten Rest des Albums bei aller Aufgedrehtheit die frühere Finesse. Zuviel gewollt und zu wenig investiert, das Mittelmaß sollte nicht die Kategorie sein, in die sich ein Justin Timberlake heute einordnen gern einordnen ließe. Mit etwas mehr Mut ist da in Zukunft sicher wieder mehr zu reißen. http://justintimberlake.com/
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