Montag, 30. April 2012
Unterwegs in Sachen Unmut
Mitte Mai kommt die neue Fehlfarben "Album Xenophonie" - schon jetzt ist Sänger Peter Hein unterwegs als lebende Litfasssäule, um die erste Single "Platz da" zu promoten - bald auch in Deiner Stadt: hier.
Sonntag, 29. April 2012
War's das?
Samstag, 28. April 2012
Nimmermüde
Von Hans-Dietrich Genscher, dem Mann mit den Segelohren und dem gelben Pullunder, geht die Rede, er sei sich einst während einem seiner zahllosen Flüge als ruheloser Außenminister selbst begegnet und habe sich freundlich am Fenster seines Jets zuwinken können. Von einer näheren Verwandtschaft der G.Rags mit dem großen, alten Mann der Liberaldemokratie ist Näheres nicht bekannt, ihr Auftrittspensum kann man aber durchaus mit dem seinen vergleichen. Tucson, Monterey, Santa Cruz, Lugano, Zürich, Basel, Hamburg – dazwischen natürlich jede Menge Monaco, Wiesn sowieso – dass dem begabten Haufen dazu noch ein ums andere Mal ganz feine Alben gelingen, darf man getrost als kleines, bajuwarisches Wunder betrachten.
Nun also „Pain Perdu“ – es sollte die Nummer sechs sein. Zur Eröffnung eine wunderbar verschnörkelte „Cumbia Oriental“, das darauf folgende Stück ist wie gemacht für’s imaginäre Roadmovie: Man muss also nicht unbedingt auf der Straße unterwegs sein, es reicht manchmal, einfach nur die Augen zu schließen und der Fantasie die Sporen zu geben – dazu der staubige, hitzeschwere Sound des „Train Song“, paßt. Für zwei Städte gibt’s eine extra Widmung, neben dem „Swing Genéve“ kommt hier auch eine sattere Version des „Swing Monaco“ ins Programm, von dem man ja auf dem neuen „München 7“-Soundtrack schon die akkustische Version hören durfte.
Freitag, 27. April 2012
Klangzauber
Man wird diesen Satz so oder ähnlich sehr häufig lesen – wahr bleibt er trotzdem: Die Musik von Gravenhurst läßt sich am ehesten mit einer warmen Jacke vergleichen, die man anzieht, wenn es ungemütlich wird, wenn es einen fröstelt und eine schützende Hülle dringend Not tut. An der garstigen „Wetterlage“ hat sich dann zwar nichts geändert, der Klangzauber der drei tut aber sein Bestes, dass man es halt irgendwie aushalten kann da draußen.
Nick Talbot, Alex Wilkins und Robin Allender werden für die Musik ihrer Band ja gern als Neofolkies tituliert, in der Tat besteht der Großteil ihrer Songs aus fein gewobenem Material, elektronisch verziert, das ab und an auch mal kratzt. Auf „The Ghost In Daylight“ tut sie letzteres zu Beginn – bei „Circadian“ und „The Prize“ wagen sich jeweils gegen Ende ein paar ruppige Gitarren aus der Deckung, ansonsten geht es weitestgehend ruhig und besinnlich zu Werke. Das hätte man sich vielleicht etwas häufiger gewünscht, doch auch wenn die vornehmlich akkustischen Klangmalereien nicht so recht in den übermütigen Frühling passen wollen – die Jungs aus Bristol wären schlecht beraten, würden sie ihr Konzept dem jahreszeitlichen Befinden anpassen.
Mit „Fitzrovia“ und „Islands“ haben sie zwei der zehn Stücke auf beachtliche acht Minuten Spielzeit gebracht, das summt und zupft sich ganz herzerwärmend über die Zeit. Sie sind halt keine Krachmacher, keine Lautsprecher und pflegen zu dieser zurückhaltenden Innerlichkeit – in ihrem Video zur Vorabsingle „The Prize“ konnte man es sehen – eher eine Vorliebe für die Ästhetik vergangener Jahrzehnte. Trotzdem gilt: Wenn man diese Platte zum richtigen Zeitpunkt hört, kann sie einem ein paar behagliche Momente schenken. http://gravenhurstmusic.com/
Draußen unterwegs:
23. Juni Frankfurt, Lüften Festival
24. Juni Köln, Gebäude 9
25. Juni Berlin, Comet Club
25. August Hannover, Bootboohook Festival
Haut rein
Wo wir's gerade von MashUps haben: Mark Foster und Isom Innis, bekannt vom kalifornischen Indietrio Foster The People, haben unter dem Namen Smims&Belle Lana Del Reys "Blue Jeans" und Azealia Banks miteinander - ja, gekreuzt, herausgekommen ist ein wahrlich leckerer Happen - kurz und länger: hier.
Donnerstag, 26. April 2012
Meine Frau sagt ...
... dass das MashUp Adele vs. Daft Punk "Something About The Fire" im Carlos Serrano Mix ziemlich heißer Scheiß (sinngemäße Wiedergabe) ist - und was soll man sagen, wo sie Recht hat - hier. Als guter Ehemann setzt man natürlich gern noch einen drauf, soll heißen, Skrillex mit dem Mädchen ist auch nicht ohne - dann hier.
Ach nee! [Update]
Das zählt hoffentlich unter die Rubrik "Eine Amöbe zum Elefanten aufgeblasen": Die britische Website music-news.com vermeldet, dass The Smiths trotz aller hartnäckigen Dementis angeblich eine Reunion für diesen Herbst planen. Das wäre um so erstaunlicher, als dass Johnny Marr im März noch dem NME in die Tastatur diktierte: "We won't be reforming this week. Maybe if the government stepped down. If this government stepped down, I'll reform the band. How's that? That's a fair trade, isn't it? I think the country would be better off, don't you? I'll do it if the coalition steps down."
Update: Johnny Marr via Zuckerbook: "The rumour of the Smiths reunion is untrue. It's not happening." God save the queen!
Lost & found
Umso überraschender also die Meldung vor einigen Monaten, Wainwright habe sich mit dem Produzenten Mark Ronson zusammengetan, einem Mann also, der den Pop als Berufung versteht und der sich durch die Kollaborationen mit Amy Winehouse, Robbie Williams und Lily Allen schon zu frühen Lebzeiten ein Denkmal gesetzt hat. Schwermütiges ist mit ihm kaum denkbar, und so klingt auch „Out Of The Game“ trotz der manchmal recht bissigen Texte ungewöhnlich leicht, aufgehellt, ja an einigen Stellen fast schon fröhlich. Country, Soul, Rock’n’Roll – die Hardcorejünger mögen ihren Ohren nicht trauen – die Dab Kings als famose Begleitband tun ein Übriges zu dieser neuen, beschwingten Mischung.
'bout to sleep with a sea of men, ... look at you suckers“, auch das folgende „Jericho“ schimmert mit Chor und Bigband sonnig zwischen den Zeilen – man hört die Songs und meint sie schon ewig zu kennen. Kein geringzuschätzendes Verdienst von Ronson, dem sich Wainwright nach eigener Auskunft mehr als bereitwillig ausgeliefert hat – „He’s the full package, ... We both wanted something for each other, and I think we both got it“ (quietus). „Rashida“ wiederum erinnert mit seinem kräftigen, grellen Arrangement an frühere Queen-Sachen – hat eigentlich mal jemand an Rufus Wainwright gedacht als es galt, die Nachfolge von Freddy Mercury neu zu besetzen? Okay, vergessen wir.
Dass es am Ende doch wieder die Lieder mit dem schwermütigen Nachgeschmack sind, die in Erinnerung bleiben, ist seltsam, aber nicht weiter schlimm. Und irgendwie passt es auch zu einer Platte, die zwischen den Spannungspunkten Verlust und Gewinn entstanden ist – Wainwright selbst gibt ja bereitwillig Auskunft darüber, dass der Tod der Mutter Kate MacGarrigle vor gut zwei Jahren schwer zu schließende Wunden hinterlassen hat – gleichermaßen ermuntert ihn die Geburt seiner Tochter im Februar letzten Jahres. Das ihr gewidmete, behutsame „Montauk“ vereint Wehmut und Frohsinn auf unnachahmliche Weise: „One day you will come to Montauk, and you will see your dad wearing a kimono, and see your other dad pruning roses, hope you won’t turn around and go.“
Neben dem lässigen „Perfect Man“ mit einer Extraportion Popsahne obendrauf, neben dem ausgelassenen „Welcome To The Ball“ bleiben also vor allem der betörende Liebesschwur von „Respectable Dive“, das theatralisch, schmelzige „Song For You“ („So i’m gonna fly in the sky so high in the wind and i’m gonna try, really, really try so hard not to give in ...") und die Resignation und das überspannte Pathos von „Candles“ im Gedächtnis haften. Er möchte, so Wainwright selbst, seine Platten nicht mehr oder weniger wichten – das eine allerdings kann man ihm attestieren: Mit „Out Of The Game“ ist ihm sicher kein kleiner Wurf gelungen. http://www.rufuswainwright.com/
Mittwoch, 25. April 2012
Bunt tanzt gut
Auffällig geworden sind AU (sprich: Äih-Juh) aus Portland kürzlich nicht zuletzt als Support von James Stewarts Xiu Xiu - das fidele Duo frickelte dort live eine wunderbar kunterbunte Mischung tanzbarer Beats zusammen, die man auch auf ihrem letzten Album "Get Alive" bewundern kann. Das farbenfrohe Video zu ihrer letzten Single "OJ" gibt es nun hier.
Gute Besserung in Sicht
Nun, das letzte Album von Konstantin Gropper alias Get Well Soon war, um es wohlwollend zu formulieren, etwas gewöhnungsbedürftig (wer es nicht so gut meint, sagt: dünn und überproduziert) - egal, der Junge ist immer für eine positive Überraschung gut. Laut visions.de erscheint am 24. August nun sein drittes Werk mit dem Titel "The Scarlet Beast O'Seven Heads - La Bestia Scarlatta Con Sette Teste" - nicht minder lang auch der Titel des ersten Stückes, welches man als Kostprobe gereicht bekommt: "You Cannot Cast Out The Demons (You Might As Well Dance)" - na, hoffentlich verhaspelt sich da mal keiner: hier.
Tanz der alten Tanten
Man hatte ihn fast schon vergessen - im letzten Jahr waren The Rapture mit "How Deep Is Your Love?" beim Jahresranking der besten Tracks ganz vorn mit dabei. Nun gibt es für den nicht mehr ganz so neuen Song einen frischen Clip - Luke Jenner als Gulliver beim Tantentanz, große Klasse: hier.
Dienstag, 24. April 2012
Teufelstanz in der Spelunke
(XL Recordings)
Gut, für das Cover bekommt der umtriebige Kerl schon mal den ersten Fleißpunkt. Ansonsten gilt: Wer befürchtet hatte, Jack White werde auf seinem Solodebüt einen spannungsarmen Zweitaufguß der White Stripes abliefern, der wird mit "Blunderbuss" positiv enttäuscht. Eine Komplettverwandlung zum introvertierten Electrofreak war natürlich nicht zu erwarten - White wird immer der Typ mit den Roots-Schellacks bleiben, der auf rührende Weise dem analogen, dem ursprünglichen Sound huldigt und sich mit Herzblut in die alten Gassenhauer hineinwühlt.
Die ersten drei Songs auf "Blunderbuss" gehen noch klar in Richtung des rohen, unbehauenen Indieblues, es beginnt mit dem unaufdringlichen "Missing Pieces", "Sixteen Saltines" legt dann jede Zurückhaltung ab, hier jault und kracht es schon mächtig im Gebälk, bevor dann mit "Freedom At 21" ein wahrer Killertrack die Rücksichtslosigkeit des weiblichen Geschlechts beklagt - White rappt und rockt, dass es eine wahre Freude ist.
Danach der Break - die erste Single des Albums, "Love Interruption" mit Ruby Amanfu aus Nashville, hat schon einen behutsameren, gleichwohl noch immer anrührenden Soul: "Yeah I won't let love disrupt, corrupt, or interrupt me anymore", ach Junge ... Einige der folgenden Stücke würden gut für ein verrauchten Salloon, an ein klappriges, lautes Piano passen - der Stomp von "Hypocritical Kiss", auch die Progrockanleihen von "Weep Themselves To Sleep", die so kräftig scheppern und kreischen. Der fiebrige Teufelstanz von "I'm Shakin'" ist dort ebenso gut aufgehoben - hier scheint White die Essenz seines Schaffens in die Rillen gepreßt zu haben: "I feel like I've been run right through the mill, and I can't move around and I can't stand still, I'm Bo Biddley - oh, you got me shakin'", herrlich durchgeknallt.
Nach dem vertonten Kinderreim ("Two monkeys jumping on the bed ...") bei "Trash Tongue Talker" und dem entmutigten Wink mit der weißen Fahne ("I Guess I Should Go To Sleep") folgt mit "On And On And On" wohl so etwas wie ein Blick in die gepeinigte Seele des Mannes aus Detroit, der von seinen geliebten White Stripes lassen mußte und dem diese Entscheidung noch immer nachgetragen wird: "The people around me won't let me, become what I need to, they want me the same, I look at myself and I want to just cover my eyes and give myself a new name ... alone may I go, where God only knows just where I am going." Wie zur Versöhnung läßt er es am Ende ("Take Me With You When You Go") noch einmal richtig donnern - kein einfaches Album, sicher aber auch kein langweiliges, und mithin die Garantie, dass auch die drei Deutschlandtermine seiner diesjährigen Tour fest auf der mustlist bleiben. http://jackwhiteiii.com/
26.06. Berlin, Tempodrom
27.06. Köln, E-Werk
05.07. Hamburg, Docks
Montag, 23. April 2012
Nachtschatten
"Into The Night"
(Raveonettes)
Letztes Jahr erst die gar nicht mal so üble "Raven In The Grave" - jetzt schieben die Raveonettes eine durchaus gelungene EP nach. Vier Songs nur, aber alle von bestechender Qualität, wie man sie zuletzt vom makellosen "Lust Lust Lust" (2007) kannte. Schon der Titeltrack "Into The Night" ist watteweicher, verträumter Shoegazing-Zauber, "Night Comes Out" wirkt noch etwas nachgedunkelt und schwerer, wohingegen "Too Close To Heartbreak" beschleunigt und verzerrt daherkommt. Den Abschluß bildet der griffige Noise'n'Roll von "Bad Ghosts" - eine blitzsaubere Zwischenmeldung, komplette Schnipsel: hier.
Laid back
Zur Zeit dreht ja Norah Jones mit ihrer neuesten Scheibe "Little Broken Hearts", produziert von Danger Mouse, die ersten Runden - passend dazu hat das Herzchen zum Record Store Day eine schöne Doppelsingle mit TVOTR-Mastermind David Sitek unters Volk gebracht - "After The Fall" und "She's 22" sind darauf zu hören - ersteres auch hier.
Danach ist davor
Relegation, Baby?
Sonntag, 22. April 2012
Ein Rätsel auf sechs Beinen
(Hot Action Records)
Eigentlich muß man die Überschrift um mindestens einen Pferdefuß ergänzen, denn auch nach dreißig Jahren konnte dieser Band noch keiner das diabolische Grinsen aus dem Gesicht wischen – dreißig Jahre mit der immergleichen Mischung aus allerfeinstem, pubertärem Humor weit unterhalb der politisch korrekten Gürtellinie, mit „Hau drauf!“-Mucke und sauber gefeilter „Leck mich!“-Attitüde, die meisten machen noch immer mit und wenige wissen wieso. Die drei Berliner belassen es selbst bei eher spaßig-platten Deutungsversuchen („TCR“), warum auch etwas kompliziert erklären, wenn es doch so einfach funktioniert.
Als Update zur Peinlichkeit heterosexuellen Paarungsverhaltens ist „M&F“ ein wahres Schmuckstück, selten gelang ein simples „Ist doch egal“ treffender als hier: „Manche Männer lieben Männer, manche Fraun lieben Fraun, da gibt’s nichts zu bedauern und nichts zu staun, das ist genauso normal wie Kaugummikaun, doch die meisten werden sich das niemals traun“ – schönster 70er Diskoschwof drunter gemischt, fertig ist die Wunderkiste. Nicht weniger gut gelungen der Kastratentwang in „Waldspaziergang mit Folgen“, witziger kann eine Meditation über religiösen Kokolores kaum sein. Nahe dran und deshalb auf der Habenseite: „Freundschaft ist Kunst“ als amüsante Persiflage auf überkommenen Kulturlagerkoller und das breitbeinige, fast barocke Riffgegniedel des „Cpt. Metal“ als Brückenkopf gegen grassierende Formatradio-Diarrhö. „Fiasko“ resp. „Miststück“ beweisen: Die Ärzte schreiben mit knapp 50 noch immer die Tagebuchsprüche für adoleszente Rumdruckser oder mittelalte Beziehungsopfer und wirken dabei noch erstaunlich glaubhaft.
Mit Liebe gemacht
„Sweet Heart Sweet Light“
(Domino Records)
Es bleibt eine schöne Randnotiz, dass der Bandgründer von Spiritualized (und gleichzeitig deren einzig dauerhaftes Mitglied) Jason Pierce Mitte der Sechziger im englischen Rugby geboren wurde – ein Leben, welches in einem Ort mit solchem Namen seinen Anfang nimmt, hat seine Überschrift schon gefunden: hart, roh, selten angenehm, doch nicht unterzukriegen. Ähnliches läßt sich auch von Pierce‘ Werdegang sagen, dem bei Wikipedia nicht ohne Grund eine Rubrik „Gesundheit“ beigegeben ist: Der Mann sollte wissen, wie man Nahtoderfahrung buchstabiert, so oft hat er, zwanghaft schon, die Nähe zu verschiedensten, bewußtseinserweiternden Substanzen gesucht und ebenso oft haben diese ihn an den Rand des körperlich Ruins gebracht. Nicht wenige seiner Werke und Stücke sind in dieser und durch diese Zeit gemacht und hätte er nicht gleichermaßen Glück, Genie und gehörige Nehmerqualitäten vorzuweisen gehabt – es hätte auch diese, seine siebte Platte nie gegeben.
Um die geht’s auch in „Too Late“, einem anrührenden Schmachtfetzen über falsche Versprechungen, all die verdammten Gefühle und Hoffnungen, über alles, wovon man besser die Hände gelassen, wenn das Herz nicht anders entschieden hätte. Das gleiche Großkaliber auch der Bittgesang an „Mary“, angstfreier Soulrock, was muß, das muß. Bei „Freedom“ gibt Pierce den Dylan, pur, die Akustische und das Piano, mehr nicht, für „Life Is A Problem“ ist Johnny Cash zu früh gegangen, das Stück, welches etwas an den alten, gleichnamigen Bluegrassklassiker erinnert, wäre mit Sicherheit auf einer der folgenden Cover-Compilationen des Man In Black erschienen. „So Long You Pretty Thing“ darf der Mann sich dann gern für die große Oasis-Reunion aufheben – Banjo, Chöre, Bläser, alle, alles, Rock’n’Roll, herrje … schönes Ende für eine ganz dicke Nummer. www.spiritualized.com
Ehrensalut
2. “Havana Affair” (Ramones)
3. “Search & Destroy” (Iggy and the Stooges)
4. “Everybody Knows This is Nowhere” (Neil Young) [live]
5. “I Get Around” (The Beach Boys) [live]
6. “Suffragette City” (David Bowie) [live]
Donnerstag, 19. April 2012
Lebenszeichen
Mittwoch, 18. April 2012
Puppenspieler
Es ist vielleicht der einzige Titel des aktuellen Albums "Port Of Morrow", der den vorauseilenden Enthusiasmus wirklich verdient hat - The Shins haben nun für diese, ihre zweite Single "The Rifle's Spiral" ein Video präsentiert, eine amüsante Mischung aus "Momo" und "The Corpse Bride", verantwortet von Regisseur Jamie Caliri - hier.
Herr Hütter spricht
Und wenn er das als maßgebliches Mitglied von Kraftwerk tut, dann hat er natürlich auch etwas zu sagen. Der New York Times verriet er jetzt, dass nach den ausstellungsbegleitenden Konzerten in München und im New Yorker MoMA bald mit einem neuen Album der Düsseldorfer Kling-Klang-Pioniere zu rechnen sei - denn: "We didn't fall asleep." Kompletter Wortlaut - hier.
Samstag, 14. April 2012
Das Lied vom Tod
Donnerstag, 12. April 2012
Letzte Chance [reloaded]
Na ja, nicht ganz - der gute Johnny Depp hat ja durch seine Zweitprofession Bandleader (The Kids, P) und Gastgitarrist (Oasis!) eine gewisse Grundbildung, was geschmackvollen Krach angeht, in punkto Coolness macht Don Juan, Bella Lugosi und Captain Jack Sparrow ohnehin kaum jemand etwas vor. Ob er mit seinem neuerlichen Ausflug ins Muckerbusiness an die Seite von Marilyn Manson nun allerdings etwas danebengegriffen hat, muss ein jeder selbst entscheiden. Bei den Revolver Golden Gods Awards (?) in Los Angeles stand er jedenfalls schon mal für zwei Songs ("Sweet Dreams", "The Beautiful People") mit auf der Bühne, an Mansons aktuellem Album "Born Villain" soll er ebenfalls mit herumgefrickelt haben. Kann man nur hoffen, dass da der Sound etwas besser ausfällt als bei diesem unterirdischen Konzertmitschnitt - hier.
Was bleibt
„München 7/3“
(Gutfeeling)
Man tut sich schwer damit, die Betrachtungen über die Filmmusik vom Schicksal der aktuellen, dritten Staffel von „München 7“ zu trennen, als solche bekommen diese unweigerlich eine gehörige Portion Wehmut mit auf den Weg. Xaver Bartl und Felix Kandler versuchen ja seit einigen Wochen leidlich, sich im aufgebrezelten Vorabendprogramm der ARD freizuschwimmen, während beim Haussender BR der Folkloremarathon „Dahoam is dahoam“ als inspirationsarme „Telenovela Bavarese“ sich selbst genügen darf.
Es sind andere Zeiten, welche die beiden Komissare rundum und über den Viktualienmarkt treiben – eine Einkehr in Fales „Trattoria 30%“ ist ihnen verwehrt, auch Eisi Gulp leistet keinen Beistand mehr, stattdessen müssen sie sich am Zickenzank Elfi vs. Moni abplagen – sie sind nicht zu beneiden. Selbst die grantelnde Gruberin vermag jedoch den Abgang früherer Sympathieträger nicht wettzumachen, auch die Geschichten kommen zuweilen seltsam hölzern und konstruiert daher, fast so, als hätte dem Bogner jemand gesagt, er solle doch dem weltstädtischen München bitteschön auch mal die dringenden Probleme gleichgeschlechtlicher Partnerschaften oder zeitgemäßer Flashmobs auf den Serienleib schneidern – allein, es passt nicht immer.
Und mittendrin die G.Rags, selbst schon ins Schaupielerensemble verpflichtet, und das leider in einer Folge („München Melodie“), die neben feiner Musik leider auch recht talentfreie Vorstellungen der Herren Hanitzsch und Schuhbeck zu bieten hatte. Eine Portion Mitleid also auch für die Band? Keineswegs. Denn was sie tun können, das tun sie mit Bravour, immer noch. Schließlich gelingt ihnen, die sie mit der Serie nicht groß, aber doch etwas größer geworden sind, mit ihren liebenswerten, skizzenhaften Miniaturen, was den Schauspielern bisweilen verwehrt bleibt – die zusätzliche, musikalische Dimension verleiht dem Darsteller und der Szenerie mittels Erkennungsmelodie einen Erinnerungswert. Der Sound also bleibt. Nicht alle Stücke des vorliegenden Scores sind für die Serie geschrieben, was aber nicht weiter stört, sind G.Rag Y Los Hermanos Patchekos doch so unverbrüchlich in München verwurzelt, dass fast jedes ihrer Lieder hierhin verortet oder im Zweifelsfall umgedeutet werden kann.
Noch dazu war die Einbettung verschiedener Musikstile und Klangfarben schon immer ihre offenkundige Berufung – vom bayerischen Humptata sind sie soweit entfernt wie Xaver Bartl vom Status des Vorzeigebeamten. Es gibt griechischen Blues (Rembetika Landwehrstraße/Schillerstraße), die erwartete, weil fast zwangsläufige osteuropäische Einfärbung, Swing (Swing Monaco), Jazz, Calypso (Jeux De Dames), Walzer, Stücke zum Sandeln (Sonne, Das Nichts) und einen wundervollen Zwiefachen zum Schluß. Ein wenig fehlen die eingestreuten Dialogsequenzen, ein paar von den weltumspannenden Gedanken der Herren Bartl, Kandler und Zagreb hätte man gern verewigt gehabt – sei’s drum, diese Musik fungiert hier also nicht nur als Ehrenrettung, sondern sorgt auch für das lässige, sonnenträge Wohlgefühl, wie nur München es kennt. http://www.gutfeeling.de/
Mittwoch, 11. April 2012
Letzte Chance
Nicht viel übrig geblieben von der großartigen Reputation einer Scarlett Johansson - selbst die Marilyn spielt nun Michelle Williams, Johansson dagegen müht sich an der Seite von Matt Damon durch Cameron Crowe's "Wir kaufen einen Zoo" - puhhh. Da kann etwas Coolness nicht schaden, also her mit den Produzenten 3D (Massive Attack) und DFA's Tim Goldsworthy und eine fette Version von George Gershwins "Summertime" aufgenommen. Erschienen auf dem Soundtrack zu Everardo Valerio Gouts Thriller "Days Of Grace" - nun, wenn's denn hilft.
Geteiltes Leid
Xiu Xiu, Kranhalle, München, 10. April 2012 (Support: AU)
Konzerte von Xiu Xiu sind so etwas wie Leiden im halböffentlichen Raum, der Besucher zahlt also einen kleinen Beitrag, um einen bestmöglichen Ausblick auf die Selbstgeißelung von Jamie Stewart, vorgetragen mit seiner derzeit dreiköpfigen Begleitband, zu erhaschen. So auch am gestern in der mäßig gefüllten Kranhalle des Münchner Feierwerks. Fairerweise sollte man keinem Menschen vorwerfen, sich an diesem Abend für eine andere Form der Unterhaltung entschieden zu haben – die Auftritte der Amerikaner gelten als nicht sonderlich einfach rezipierbar, angefangen bei der quasi nicht vorhandenen Interaktion mit dem Publikum, verbreiten die vier auf und vor der Bühne ein körperlich spürbares Unwohlsein, eine unangenehme Schnittmenge aus schroffer, abweisender Gestik und gehetzter Unruhe. Am deutlichsten fokussiert sich das natürlich in der Person Jamie Stewarts selbst – ein Getriebener, der sich mit entrücktem Blick über seiner Gitarre krümmt, seine (selbstbezeugt) kranke Gefühlswelt den neugierigen Blicken da unten zum Fraß vorwirft und dabei augenscheinlich derart unter Druck steht, dass man meint, er werde den Abend nicht heil zu Ende bringen können.
Tut er natürlich doch – bei allem Befremden muss man ihm und seiner Band zugute halten, dass die Musik, die diese zur Schau gestellte Qual untermalt und transformiert, wunderbarer, feinster Indie- und Postrock ist – kalt, natürlich, aber eben auch faszinierend. Das gilt für die Stücke seines fabelhaften neuen Albums „Always“, hier vor allem die Single „Hi“, „Joey’s Song“ und „Beauty Towne“, genauso wie für ältere Songs, mit „Fabulous Muscles“, „The Fox And The Rabbit“, „I Love The Valley, OH!“ mischt er sein Set ausgewogen zwischen früher und heute. Zwischendurch immer wieder die fast zwanghafte Mundspülung mittels zweier verschiedener Flüssigkeiten, das eigenhändige Wechseln einer Gitarrensaite (anderswo vom emsigen Roadie mittels Zweitinstrument schnell überbrückt) gerät bei Stewart – keiner im Publikum wagt auch nur einen Laut von sich zu geben – zur spannungsgeladenen, sprichwörtlichen Zerreißprobe. Um so lauter dann der Jubel für zwei gelungene Coverversionen: Schon „Ceremony“ aus dem Spätwerk von Joy Division scheint wie für diese Band und diesen Abend gemacht, bei der furiosen Zugabe „Frankie Teardrop“ von Suicide taumelt und springt Stewart, vom eigenen Mikrofonkabel gewürgt, mit luzidem Grinsen über die Bühne – die ganz große Show. Und mit Sicherheit das Ende eines eigenwilligen, aber gelungenen Abends. Xiu Xiu "Gray Death", Bowery Ballroom, 2010
Dienstag, 10. April 2012
Muss man nicht
Sonntag, 8. April 2012
Halbsowild
The Wedding Present „Valentina“ (Scopitones)
Diese neue Platte ist eine eigenartige geworden – keine schlechte, gewiß nicht, aber etwas seltsam schon. Seit 1985 kämpfen Wedding Present, wenn man das so sagen darf, an vorderster Schrammelfront, „Valentina“ ist ihre achte Platte. In der Zeit zwischen den Jahrtausenden, immerhin acht Jahre, schien es, als ob sich Bandgründer, Ideengeber und Sänger David Gedge mit dem Ende der Band abgefunden hätte – und doch gab es mit „Take Fountain“ 2005 eine überraschende Rückkehr. Heute weiß man, dass das Quartett aus Leeds seine besten Zeiten, trotz der Wiederauferstehung, da schon gesehen hatte – „George Best“, „Bizarro“ und „Seamonsters“ erscheinen mit jedem neuen Album ein Stück größer und es ist sicher kein Zufall, dass Wedding Present seit dem vergangenen Jahr nicht mit den neuen Songs, sondern – der derzeitigen Mode folgend – mit einer Komplettaufführung ihres 91’er Albums „Seamonsters“ touren. Neues für die Couch, altes für die Clubs? Ganz so schlimm ist es nun doch nicht geworden, auch wenn es den letzten Platten, „Valentina“ eingeschlossen, an dem Furor und der unvergleichlichen Energie der Frühwerke fehlt, für den Tanztee kommen sie gottlob noch zu krachert daher.
Über die Themenauswahl muß sich bei Wedding Present niemand beschweren – Gedge war und ist seit jeher ein Mann, der seinen Beziehungswirrwar mit Vorliebe in die eigenen Lieder packt – so handelt auch der Großteil der zehn Stücke des vorliegenden Albums vom Lieben und Scheitern, vom Wollen und Müssen und Lassen. Der Start gerät als Mischung aus Carl Barats Dirty Pretty Things und Nancy Sinatra – beide haben sich am großen Bang! schon abgearbeitet, Gedge tut nun seinen Teil dazu, und gibt am Ende doch den Kleinlauten („Okay, call me“). „You Jane“ erinnert am ehesten an zurückliegende, wildere Glanzzeiten – das ist schnell, das tut gut. In der Folge wird das Zwischenmenschliche in allen Erscheinungsformen bespiegelt und variiert, selbst vor astronomischen Bezügen schreckt Gedge nicht zurück („524 Fidelio“). Textlich wirkt das manches Mal ein wenig platt wie bei „Deer Caught In The Headlights“, wenn er räsoniert: „If I were a painter, I just paint portraits of you, you’ld been everything I do”, auch “End Credits” kann mit solchen Weisheiten aufwarten: “… the closer I get to you, the further I get away from me…”.
Der interessanteste Ausflug gelingt ihm allerdings mit der späten Beichte “The Girl From The DDR“ – und das meint nicht die eingehauchte Triviallyrik wie „Ich warte auf Dich!“ und „Ruf mich an!“ – das Lied führt einem schmerzhaft den Sommer 1988 in Erinnerung, da man als Heranwachsender, dem die nötige Stromlinienförmigkeit nicht anerzogen war, die schmerzvolle Erfahrung der Entbehrung machen musste: Zum Geburtstag der FDJ waren damals nicht nur The Wedding Present, sondern auch Depeche Mode in die Berliner Seelenbinder-Halle geladen – drinnen die Funktionäre, draußen die Fans, ein Jammer. Vorbei. Was Wedding Present auf „Valentina“ musikalisch bieten, bleibt unentschieden, zu oft zurückhaltend, so als trauten sie sich das laute Getöse ihrer alten Songs „Brassneck“, „Suck“ oder „Getting Nowhere Fast“ nicht mehr zu. Das ist schade, im Lichte der Altersmilde betrachtet, der man selbst ja auch verpflichtet fühlt, lässt sich trotzdem damit leben. Man wird halt bis zum Herbst durchhalten müssen und dann kontrollieren, ob ihnen die Monster noch aus der Hand fressen. Und für die kleineren Beziehungsstürme zwischendurch taugt „Valentina“ ja allemal … The Wedding Present bei www.scopitones.co.uk
Freitag, 6. April 2012
Gar nicht komisch
Screaming Females "Ugly" (Don Giovanni Records)
Marissa Paternoster also. Das entbehrt natürlich für eine Rezension, die man am Karfreitag schreibt, nicht einer gewissen Komik. Haha – und aus. Denn komisch wollen die Screaming Females aus New Jersey nun wirklich nicht sein – eher heiliger Ernst, Knochenarbeit: Paternoster (Geschrei/Gitarre), Jarett Dougherty (Drums) und King Mike (Bass) legen los, als hätten die 90er nicht aufgehört und als gelte es, dem Grunge ein weiteres, schmutziges Kapitel hinzuzufügen. An diesem Kapitel arbeiten die drei im Übrigen schon seit 2006, bis heute sind nicht weniger als fünf Alben und diverse Singles zusammengekommen, zum großen Durchbruch hat’s bisher trotzdem nicht gereicht. Woran genau dieser gescheitert ist, bleibt unklar – „Ugly“ jedenfalls ist neben allen Grungereminiszenzen ein mehr als gelungenes Stück Garagepunk, roh, unmittelbar und böse. Was die Frontfrau da ins Mikro spuckt, hat mit dem „Vaterunser“ herzlich wenig zu tun. Das hier sind eher die Wutgesänge einer unverstandenen und enttäuschten Generation („Nobody knows just how I feel“/“5 High“) – die mantraartig vorgetragene Liedzeile „I’m a rotten apple“ klingt wohl eher nach hoffnungslosem Selbstekel als nach demütigem Bittgebet. Die Begleitmusik dazu ist herrlich schroffer Hardcore, hart angerissene Chords, gemischt mit der ausufernden, zerfransten Saitenquälerei ebenjener Grunge-Ikonen wie den frühen Pearl Jam, den Screaming Trees oder auch Janes Addiction. Das darf dann schon auch mal länger dauern – das grandiose „Doom 84“ schafft es immerhin auf knappe acht Minuten und trotzdem ist keine zuviel dabei. Stilbruch am Schluß: „It’s Nice“ präsentiert sich als Akustik-Ballade mit trügerisch süßen Streichern – „… they take me out, they make it fair, and everyone is running scared, the biggest joke, the brightest smile, I feel just like a little child – and it’s nice …”, was wie versöhnliches Sentiment anmutet, ist doch nur trauriger Abgesang. Große Platte – und überhaupt nicht häßlich. Live-Stream auf valve, Website unter http://screamingfemales.com
Donnerstag, 5. April 2012
Das also auch
Stahlgewitter?
Draußen nur Kännchen
Mittwoch, 4. April 2012
Kleines Derby, großer Sieg
Es gibt durchaus noch denkwürdige Spiele am Millerntor, die noch dazu gewonnen werden. Am heutigen Mittwoch gewann die Mannschaft des FC St. Pauli II im Stadtderby gegen die Elf des Hamburger SV II von Rodolfo Cardoso mit 1:0 - Kristof Kurczynski erzielte in den Treffer in der vierten Minuten. Die wichtigste Nachricht für die erste Garnitur: Philipp Tschauner ist nach langer Verletzungspause wieder fit und dürfte in einer der nächsten Partien der 2. Liga wieder zur Verfügung stehen.
Umsonst & Draußen
Zur Sache, Schätzchen!
Windmühlen
Dienstag, 3. April 2012
Melodien
Nachgereicht
Married in a fever
Auf die Fresse
Möchte man den zum Duo geschrumpften Schlachthofbronx, den Buddies Bene und Jakob also, glauben, dann sollte eine CD wie die vorliegende eigentlich keine adäquate Ausdrucksform für ihre Musik und den damit verbundenen Anspruch sein. Einmal auf den Silberling Gepresstes ist unwiderruflich gefixt, in der vorliegenden Fassung unabänderlich und – trotz unleugbarer Qualitäten – nur in dieser starren, immergleichen Version wiederholbar. Dass sie diese strikt geregelte Abfolge von Bits und Bytes insgeheim so ganz und gar nicht mögen, vermutet, wer sie hinter all ihrem Equipment auf der Bühne selig lächelnd schwitzen sieht, sicher nicht zu Unrecht – sie lieben die Roughness, das Unbehauene, Schiefe, Spontane, geben der ausgelassenen, hungrigen Crowd gern das, was sie gerade braucht – und es gibt wohl nicht viele Beispiele, in denen der von der „Basswatschn“ (BR2) gehörige Geprügelte gleichermaßen selig zurücklächelt.
Seit 2008 verquirlen die Münchner nun schon Dancehall, Dub, Electro, Breakbeats und Baile Funk zu einer wilden, explosiven Mischung, eine Reihe von EPs und nunmehr zwei Alben sind das unbedingt hörenswerte Ergebnis, sie bespielen – ihrer Heimatstadt längst entwachsen – als „Bavarian Bulldozers“ (Selbstbezichtigung) die verschiedensten Flecken der Erde, und mit „Dirty Dancing“, ihrem neuen Longplayer, wird sich daran so schnell nichts ändern. Es ist wieder fett geworden – schon die ersten Takte von „Slowine“ lassen daran keinerlei Zweifel aufkommen: träge noch, aber schon raumgreifend, spätestens bei „Juego“ mit ihrem alten Bekannten Doubla J ist es an der Zeit, seinen Füssen (ungefragt) Auslauf zu gönnen – sie werden, das ist sicher, bis zum Schluß nicht mehr zur Ruhe kommen.
Das analoge Schlagwerk bei „Agwazo“ könnte man schon mal als Vorgriff auf den im Interview geäußerten Wunsch der beiden werten, irgendwann mal eines ihrer Sets dem Publikum komplett live zu präsentieren. Vorerst geht’s jedoch auch bestens ohne Band, dafür mit anständiger Gästeliste: Natalie Storm aus Jamaika scattet sich durch den nervösen Breakbeat von „Touch Your Toes“, die Puppetmastaz geben sich bei „One Hand“ die Ehre und Gnucci Banana, gerade erst auf dem Album „Father Creeper“ von Partner Spoek Mathambo veredelt, meldet sich für die Dancehallbeats von „Singstar“ zu Wort.
Im Vergleich zum Vorgänger präsentiert sich die vorliegende Platte zwar formstark und bis zum Ende ohne jeden Hänger, die Schlachthofbronx gestatten sich allerdings weitaus weniger Ausflüge jenseits des beschriebenen Parcours. Kein „Schorschl“ also, auch kaum etwas von dem, was man platterdings gern als „Balkanbeat“ verallgemeinert – gut möglich, dass sich den beiden da mittlerweile zu viele Wannabees im Ring tummeln. Wirklich schmerzhaft ist das nicht, denn auch die „Nummer Sicher“ bringt einen genügend aus der Puste und am Ende gibt’s mit „Copenhagen“ immerhin noch ein sattes Technobiest auf die Ohren. Allzulang sollte man sich mit der CD allerdings nicht aufhalten, denn mehr als bei anderen Platten kann das hier nur der erste Schritt sein – zum besseren Verständnis ist ein baldiger Konzertbesuch dringend anzuraten. Für's erste - Stream bei Soundcloud, Infos bei Schlachthofbronx.
20. April Hannover, Weidendamm
21. April Krefeld, Schlachthof
04.05. Köln, Uni Mensa
05.05. Mühlheim/Ruhr, Ringlokschuppen