Samstag, 28. April 2012

Nimmermüde

G.Rag Y Los Hermanos Patchekos „Pain Perdu“
(Gutfeeling Records)

Von Hans-Dietrich Genscher, dem Mann mit den Segelohren und dem gelben Pullunder, geht die Rede, er sei sich einst während einem seiner zahllosen Flüge als ruheloser Außenminister selbst begegnet und habe sich freundlich am Fenster seines Jets zuwinken können. Von einer näheren Verwandtschaft der G.Rags mit dem großen, alten Mann der Liberaldemokratie ist Näheres nicht bekannt, ihr Auftrittspensum kann man aber durchaus mit dem seinen vergleichen. Tucson, Monterey, Santa Cruz, Lugano, Zürich, Basel, Hamburg – dazwischen natürlich jede Menge Monaco, Wiesn sowieso – dass dem begabten Haufen dazu noch ein ums andere Mal ganz feine Alben gelingen, darf man getrost als kleines, bajuwarisches Wunder betrachten.

Nun also „Pain Perdu“ – es sollte die Nummer sechs sein. Zur Eröffnung eine wunderbar verschnörkelte „Cumbia Oriental“, das darauf folgende Stück ist wie gemacht für’s imaginäre Roadmovie: Man muss also nicht unbedingt auf der Straße unterwegs sein, es reicht manchmal, einfach nur die Augen zu schließen und der Fantasie die Sporen zu geben – dazu der staubige, hitzeschwere Sound des „Train Song“, paßt. Für zwei Städte gibt’s eine extra Widmung, neben dem „Swing Genéve“ kommt hier auch eine sattere Version des „Swing Monaco“ ins Programm, von dem man ja auf dem neuen „München 7“-Soundtrack schon die akkustische Version hören durfte.

Sehr gelungen: der saftige Blues-Stomp „Uncle Mike“, vom quirligen „Carouselle“ dürften die G.Rags gern mal eine Kopie an Gravenhurst schicken, die gerade auf ihrem aktuellen Album ein ähnlich betiteltes Lied zum Besten geben – spielten die Engländer ihres auf der Wiesnkrinoline, Ärger und deftige Unmutsäußerungen wären vorprogrammiert. Aufmerken läßt „King Of The Hill“, ungewohnte Töne – Karibik, Postpunk, Bigband, was noch, whatever, klasse Song. Abschluß: „Gaita Del Guiro“, noch mal was zum Federn und Hüftkreisen, mit „Edna Lake“ geht’s stimmungsvoll und besinnlich zu Ende. Nach „Hold Fast“ also keine Ermüdungserscheinungen zu erkennen, Pain perdu, Langeweile ebenso – schöne Platte. www.gutfeeling.de

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