Dienstag, 14. Februar 2012
Angekommen
Tindersticks „The Something Rain“ (V2)
Naheliegende Vermutung und haltlose Unterstellung zugleich: Jedes Mal, wenn ein neues Album der Tindersticks erscheint, möchte man meinen, die Männer um Stuart Staples hätten es sich, so gut es eben geht, bequem gemacht im samtigen Dämmerlicht ihrer verträumten Melancholie – die Welt ist schlecht und dauerhafte Besserung nicht in Sicht, die schwarzen Anzüge gebügelt und griffbereit, ein Königreich für den nächsten traurigen Trinkspruch auf ein Leben in Moll. Nur, nach Bequemlichkeit klingen ihre Platten eben nun mal nicht, wie auch die letzte ist die aktuelle das beste Beispiel für die immerwährende Suche nach neuen Ausdrucksformen, neuen Facetten und Spielarten einer – zugegeben – oft recht traurigen Weltbespiegelung. Wieder, wie schon beim Vorgänger „Falling Down A Mountain“, das längste Stück gleich zu Beginn, hier das größtenteils lauschige „Chocolate“ – nahe verwandt der ähnlich angelegten rezitativen Meditation „My Sister“ vom genialen Debüt – neun Minuten inklusive gezügeltem Jazzintermezzo. „Show Me Everything“ kommt gänzlich anders daher, satte Bluesgitarre, Gina Foster als souliger Backround. Dann mit „This Fire Of Autumn“ und „Slippin‘ Shoes“ zwei regelrechte Gute-Laune-Stücke, nur Staples‘ barmende Stimme sorgt hier für die Art von ernsthafter Dringlichkeit, die einem jeden Song der Tindersticks zu eigen ist. „Medicine“, der vorausgesandte Ausblick auf dieses Album, hat an Stärke nichts verloren – „Medicine you are, medicine you need, …“ behutsames Raunen, der Beat pocht, das Cello weint und man selbst ist auch nicht mehr weit entfernt, gleich loszuheulen. Irgendwie passt hier alles zueinander, können die behutsam angedeuteten Diskorhythmen von „Frozen“ problemlos neben der loungigen Kammermusik von „Come Inside“ Platz nehmen – mühelos all das und am Ende irgendwie gar nicht mehr so düster wie in früheren Zeiten. Großer Wurf also, nahezu perfekt. http://www.tindersticks.co.uk/
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1 Kommentar:
Hallo.. feine Kritik - und trotz Begeisterung ohne die üblichen "ich überschlag mich, wie geil ist das denn"-Äußerungen, die man zu "Something Rain" sonst überall liest.
Grüße aus Wien,
Jens
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