Karen O & The Kids „Where The Wild Things Are“ (O.S.T./Universal)
Man hört und liest ja gar wunderliches über diesen Film von Spike Jonze und da muß die Frage natürlich lauten: “Kann man eine Platte rezensieren, ohne den Film dazu gesehen zu haben?“ Das würde bei „Twilight“ oder „Spidersuperbadman“ natürlich keiner fragen, weil diese Soundtracks in der Regel als bloße Ansammlungen von alltagstauglichem Songmaterial daherkommen, im besten und seltenen Falle gelingt darüberhinaus eine fesselnde, überraschende Mixtur von Liedern, die ein Stück weit die Idee des Films weiterzuspinnen vermögen – Tarantino, Almodovar, Jarmusch und Wenders sind solche Klangkünstler, die mit gutem Ohr und noch besserem Gespür solche Dinge leisten können.
Einen kompletten Film einer Person anheimzulegen kommt sicher nicht so häufig vor und doch scheint die Entscheidung, das Ganze in die Hände von Kravallchanteuse Karen O und Filmveredler Carter Burwell zu geben, nicht die schlechteste gewesen zu sein. Denn wenn man den Kritiken glauben darf – und das Buch hat man schließlich selbst gelesen und geliebt – geht es in diesem Film vordergründig erst einmal um eines: Krach. Und Karen O ist mit ihrer Band Yeah Yeah Yeahs über Jahre hinweg die perfekte Verkörperung von bewegtem Krach, von Lautsein, von Egalsein – die beste Besetzung also für die „Wilden Dinger“. Und wie sie das zusammen mit den Kindern auf der Platte hinbekommt ist schon anrührend zu hören. „One Two Ready Go!“ und ab geht die turbulente Reise – „All Is Love“ legt los wie die Feuerwehr und auch „Capsize“ und das herrliche „Rumpus“ sind bestens gemacht für’s kindliche Rempeln, Schubbsen, Quietschen, Kreischen. Dazwischen kleine, feine Miniaturen, zuweilen auch nur instrumental gehalten – bei „Animal“ wird einfach nur geschrien, gefaucht und rumort was das Zeug hält. Die größten Momente hat der Soundtrack wohl bei den leisen, den verhaltenen Stücken – die Geschichte vor Augen wird einem ganz warm und schummerig ums Herz, wenn Karen O „Worried Shoes“, „Hideaway“ oder „Food Is Still Hot“ anstimmt – entrückt, zerbrechlich, zärtlich, nicht von dieser Welt. Man muß den Film nicht gesehen haben um zu wissen, dass da ein Tempo in der Hand mit Sicherheit kein Fehler ist. Am Ende: „Sailing Home“ – sehnsüchtig, ein wenig enttäuscht und doch weiß ein jeder mehr über die Dinge die es eigentlich nicht geben kann und die doch so wundervoll wertvoll sind. Und nach der halbgaren Diskoplatte vom Sommer ist nun alles vergessen und wieder gut, thumbs up für Karen O!