Mittwoch, 16. Dezember 2009

Gehört_81



Charlotte Gainsbourg „IRM“ (Warner)
Damit war ja nun nicht mehr zu rechnen, dass kurz vor Jahreswechsel noch eine mehr als respektable Veröffentlichung das Licht der Welt erblicken durfte – den Marketingstrategen von Charlotte Gainsbourgs Plattenfirma gehört also rein verkaufstechnisch in jedem Falle mal kräftig auf die Mütze gehauen. Andererseits nimmt sich „IRM“ als einziger Lichtblick im schauderhaften Brei der Weihnachtsangebote wiederum recht entzückend aus. Die letzte Veröffentlichung des juvenilen Tüftlers Beck Hansen liegt nun auch schon fast anderthalb Jahre zurück – „Modern Guilt“ war zwar kein großer, aber durchaus ein guter Wurf – die aktuelle Kollaboration mit der französischen Sängerin und Schauspielerin steht dem eigenen Werk in nichts nach und vereint auf angenehme Art und Weise sowohl seine als auch ihre Vorzüge. Es dürfte Beck entgegengekommen sein, dass Frau Gainsbourg, wie man nicht erst seit Lars von Triers „Antichrist“ weiß, keine sonderlich schreckhafte oder übertrieben fragile Person ist – so läßt sie sich gleich bei den ersten beiden Songs „Master’s Hand“ und „IRM“ bereitwillig in den Beck’schen Perkussions- und Geräuschekosmos einweben und überzeugt mit trockener Modulation zu allerlei akustischem Krimskrams. Erst die nächsten beiden Lieder entsprechen wohl eher dem allzu oft willkommenen Klischee französischer weiblicher Sangeskunst, welches sich seit Vanessa Paradis unwideruflich in schlichteren und/oder männlichen Gemütern eingegraben hat – Charlotte Gainsbourg bringt auch diese kleinen Stücke berückend über die Bühne. Bei der ersten Singleauskopplung „Heaven Can Wait“, einer gefälligen Midtemponummer, kommt auch der gewohnt schlurfige Gesang des Produzenten mit ins Boot, und auch das gelingt. Überhaupt scheint das Kostüm des elektrisch verstärkten Countryrocks – gekonnt gebrochen durch die leisen, schwebenden und zurückgenommenen Töne – beiden zusammen prächtig zu passen, es läßt sich keine wirkliche Schwachstelle auf diesem Album ausmachen. Nicht der Stonerrock von „Trick Pony“, nicht das angeflippte, durch den Vocoder gepresste „Greenwich Mean Time“, auch der Blues von „Dandelion“ funktioniert bestens. Einzig „Voyage“ wirkt mit seiner unruhigen, orientalischen Anmutung anfangs etwas ungewohnt, aber auch das gewinnt mit der Zeit einen gewissen Reiz. Über alles betrachtet eine spannende, oftmals überraschende Produktion – mutig, vielfältig, bezaubernd, Mdme. Sarkozy muß sich jetzt jedenfalls ganz schön strecken ...

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