Mittwoch, 2. Dezember 2009

Gehört_80



The Bravery „Stir The Blood“ (Island)
Kurz nachgedacht – die Zeit vergeht – The Bravery, waren das nicht die Großmäuler aus New York, die sich vor einigen Jahren ein ziemlich markiges Zickenduell mit Brandon Flowers von den Killers leisteten und sich dabei gar mächtig verhoben? Man hätte sie wahrscheinlich noch schneller vergessen, wären sie nicht 2006 als Vorgruppe von Depeche Mode aus der Versenkung aufgetaucht – dort allerdings ereilte sie das Schicksal, das sie mit unzähligen anderen Supports der Briten teilen: Sie wurden schlichtweg missachtet. Und selbst das deutsche Wikipedia, sonst emsig gepflegt und gefüttert, hat seine Berichterstattung beim 2007 erschienenen Album „The Sun And The Moon“ eingestellt. Danach: Weißes Rauschen. Und doch haben sie jetzt tatsächlich ein neues Werk vorgelegt. Standesgemäß natürlich mit einem einigermaßen irritierenden Videoclip zu „Hatefuck“, den man bei YouTube nur mit einiger Mühe zu sehen bekommt, der dann aber wiederum diese Mühe kaum lohnt – hat man da nicht schon verstörenderes zu sehen bekommen? An der Musik der Band hat sich so viel nicht geändert, Frontmann Sam Endicott klingt immer noch wie die luzide und überdrehte Version eines kleinen Möchtegern-Robert-Smith, ansonsten irrlichtert er mit seinen Kollegen noch immer durch einen wild wirbelnden Kosmos aus den besagten, frühen Killers, den ebenso frühen Editors – man hat so den Eindruck, sie wollten unter keinen Umständen unnötige Experimente wagen, selbst auf die Gefahr hin, dass sie sich mittlerweile schon selbst zitieren müssen. Die Songs sind durch die Bank energetische Herausforderungen, sie flirren, pfiepen, scheppern und hasten vorwärts als gäbe es kein morgen – haften bleiben sie kaum. „Song For Jacob“ hat sich ein schönes Riff gekrallt, bei „She’s So Bendable“ meint man flüchtig ein wenig vom Glanz der Jesus And Mary Chain zu spüren, da ist das Schweinemetallsolo von „Hatefuck“ aber gerade erst verklungen und hat einen kopfschüttelnd zurückgelassen. Bei „Red Hands And White Knuckles“ verarbeiten sie nicht ohne Reiz einige Versatzstücke von Depeche Mode, der „Jack-O-Latern Man“ rennt noch mal um alles Leben und mit „Sugar Pill“ haben sie offensichtlich auch ihre Interpol-Lektion gelernt. Und trotzdem, es bleibt dabei – sie machen zu vieles zu hektisch und zu vieles vom gleichen. Sie wollen eine schwarze Messe und bekommen doch nur immer wieder einen halbwegs morbiden Kindergeburtstag hin. Unterhaltsam zwar, aber wenn sich die Erwachsenen unterhalten, müssen sie leider ins Bett …
http://www.thebravery.com/

1 Kommentar:

Icke hat gesagt…

Hui, The Bravery leben noch. Ihr erstes Album landet bei meinen "long_ever" wohl unter den Top15 (wahrscheinlich auch bei unserem Freund Mike). Die zweite Scheibe findet sich dann leider eher unter den worsest ever, sehr traurig. Nun, vielen Dank, dass du diese neue Platte getestet hast, ich werde selbiges jetzt wohl auch mal hören muss. Hoffentlich taugt es was.