Samstag, 31. Januar 2015

The Pop Group: Noch Fragen?

Im Zweifel eben ein neues Lied: All jene, die an eine erfolgreiche Rückkehr von The Pop Group nicht so recht glauben wollten und sich auch von der ersten Single "Citizen Zombie" (Eintagsfliege!) kaum überzeugen ließen, dürfen nun noch mal neu überlegen. Denn mit "Mad Truth" schicken Mark Stewart und Kollegen den zweiten Song des neuen Albums ins Rennen. Regie zum dazugehörigen Video führte im Übrigen die italienische Schauspielerin und Filmemacherin Asia Argento (deren Tochter im Clip ebenfalls mit von der Partie ist), laut NME kommentierte Stewart die Auswahl wie folgt: "The priestess of provocation, Asia Argento is a kindred spirit in this crazy zombie world we live in, we were born to collaborate, she’s the bomb."

John Carpenter: Reise mit Hindernissen

John Carpenter
„Lost Themes“
(Sacred Bones)

Der Zusammenschnitt von Filmszenen aus John Carpenters Gesamtwerk, den das Label für die erste Vorauskopplung “Vortex” präsentierte, war sicherlich gut gemeint, leider geht er am Thema des gerade erschienenen Albums komplett vorbei. Ein jeder wird Szenen aus dem fast kultisch verehrten Katalog des siebenundsechzigjährigen New Yorker Filmemachers im Kopf haben, „Halloween“, „Die Klapperschlange“, „The Fog“, „Village Of The Damned“ und vor allem „They Live“, und zum Großteil dieser Streifen hat ja Carpenter, ein Newbie ist er also keineswegs, auch die entsprechenden Scores komponiert. Und genau das unterscheidet sie von den „Lost Themes“, den „Verloreren Melodien“ also, zu denen es keinen Plot, keine Geschichte, keine Bilder gibt – noch nicht. Zusammen mit Sohn Cody Carpenter, der mit seinem Vater schon für „Vampire“ und „Ghosts Of Mars“ kollaborierte, und Daniel Davies, dem Sohn des Kinks-Gitarristen Dave Davies, zog sich Carpenter in das Tonstudio seines Hauses zurück, um die vorliegenden Stücke einzuspielen. Heraus kamen neun Tracks, fast ausnahmslos dunkel pulsierende Kompositionen, die ein wenig an die Begleitmusik zu „TRON Legacy“ des Electroduos Daft Punk erinnern. Eigentlich obligatorisch, dennoch in ihrer Häufigkeit irritierend – die konventionellen, dem Prog- und Artrock entlehnten E-Gitarren-Einschübe, die ab und an den durchaus willkommenen Grusel unnötig brechen (besonders ohrenfällig, sorry: Majästätsbeleidigung, bei „Domain“, wo kurz das Thema der deutschen Asterix-Verfilmung die Kontemplation stört). Der Gesamteindruck bleibt trotzdem ein positiver, den düster wabernden Synthieflächen gelingt es mit der Zeit, den Zuhörer in eine Art zufriedene Entrücktheit zu versetzen, man läßt sich bereitwillig verführen und der Phantasie – Carpenters eigentliches Anliegen – freien Lauf. Denn darum ging es ihm letztendlich: “They’re little moments of score from movies made in our imaginations. Now I hope it inspires people to create films that could be scored with this music.” Schön zu sehen, dass es dem Mann auch am Humor nicht fehlt – wer ließe sonst bereitwillig seine Halbglatze auf dem Cover derart in Szene setzen ... http://www.theofficialjohncarpenter.com/

Courtney Barnett: Bald fertig

Möchte man nicht glauben, aber Courtney Barnett, australische Songwriterin, hat tatsächlich noch kein Debütalbum zu verzeichnen. Das heißt jedoch nicht, dass die streibare Siebenundzwanzigjährige aus Melbourne ganz ohne Ausrufezeichen dastände. Neben einigen EPs gibt es von ihr schließlich so wunderbare Song wie "Avant Gardener" und "Pickles From The Jar" und eine nicht ganz unumstrittene Coverversion von Kanye West's "Black Skinhead" zu hören. Nicht mehr lang hin allerdings, und dann soll er tatsächlich kommen, der erste Longplayer. Er hört auf den schönen Namen "Sometimes I Sit And Think And Sometimes I Just Sit" und "Pedestrian At Best" ist die erste Auskopplung daraus.

12.04.  Berlin, Heimathafen


Freitag, 30. Januar 2015

Kitty, Daisy And Lewis: Schule machen

Wenn das mal nicht Schule macht: Sollte es mit ordentlicher Garderobe, Rasur und feierlichem Antrag nicht klappen, muss Frau schon etwas nachhelfen - ein paar Tropfen von was auch immer ins Glas und schon läuft die Sache ohne jede Gegenwehr. Zu sehen im Video von Kitty, Daisy And Lewis zur neuen Single "No Action".


Candelilla: Bitte weiter(er)zählen!

Einen Hilfeschrei möchte man es nicht gleich nennen, aber mit dem, was da heute morgen im Postfach landete, war so nicht zu rechnen: Der Münchner Kapelle Candelilla ist offenbar ein nicht unerheblicher Förderbetrag aus Stadt und Land für die Aufnahme ihres neuen Albums "Die Müdigkeit macht nichts" (VÖ voraussichtlich Herbst 2015) verwehrt worden und das gerade in dem Moment, wo laut Angaben der Band alle Songs soweit im Kasten sind und nur darauf warten, auf Plastik gepresst oder ins Erdöl geschnitzt zu werden. Kein Geld, dumme Sache. Deshalb gibt es von den vier Damen einen durchaus ernstzunehmenden Aufruf, mit einer Spende von 30 Euro oder mehr zur Fertigstellung des Nachfolgers von "Heart Mutter" bzw. "Herz Mother" beizutragen - Gegenleistung: Ein handsigniertes Exemplar des gutes Stücks samt Gimmick und persönlicher Widmung kurz vor Erscheinen. Einfach eine Mail an info@candelilla.de oder bei Bandcamp vorbeigeschaut, wer mag, kann sich natürlich auch gleich morgen beim Geburtstagsfest des Club Zwei im Muffatwerk die nötigen Informationen holen. Wäre doch gelacht, wenn Candelilla nicht auch zukünftig weiterzählen sollten...

Deichkind: Selber denken

Deichkind
„Niveau Weshalb Warum“
(Sulthan Günther Music)

Es hat sich nichts geändert. Zumindest nicht zu Guten. Wobei noch zu klären wäre, was „gut“ ist und was weniger. Von Deichkind bekommt man dazu maximal einen Wink mit dem Lattenzaun, mehr ist nicht drin, um den Rest muss sich schon jeder selber kümmern. Meinungen interessieren die Hamburger nach eigener Aussage ungefähr so sehr wie eingeschlafene Füße, mag sein, dass sie welche haben, Platten verkaufen sie damit keine. Die Rechnung ist einfach: Wenn nichts besser geworden ist, dann gehen ihnen die Themen nicht aus, dann gibt’s genug Scheißhaufen da draußen, in die sie einen mit der Nase stecken können. Deichkind als Krisengewinnler? Aber hallo! Irgendwie fällt einem da olle Jan Delay ein, der davon reimte, er bringe „Scheiße zum Kochen“ – da bleiben wir doch im Bild und behaupten mal, Deichkind brächten besagte Haufen zum Tanzen, denn das ist sie ja, die hohe Kunst, dass der ganze üble Mist, den die vier da besingen, die platten Parolen, die dummen Sprüche, der tägliche Wahnsinn also, dann so verdammt klasse klingen.

Letztens waren das noch der geile Geiz, die Hatz im Hamsterrad, Model-Irrsinn – und jetzt? Natürlich Vernetzungswahn, Agentursprech und der Tanz auf dem Vulkan. Wer das vorhersehbar nennt, hat sicher Recht. Spaß macht es deshalb nicht weniger. „Like mich am Arsch“ kommt so lässig daher, dass man sofort seinen Frieden mit der x-ten Wiederholung des Dauerthemas machen will, „Mehr als lebensgefährlich“ und „Hauptsache nichts mit Menschen“ feiern unser aller Phobien und dass Deichkind im Großdenken die Größten sind und bleiben, das weiß, wer ihre Shows gesehen hat. Okay, einfach ein paar Werbejingles aneinanderklöppeln ist jetzt vielleicht ein bisschen zu billig und auch die Nummer mit dem Porzellan und den Elefanten, naja, da humpeln die Mittel dem Zweck etwas lahm hinterher.

Dafür können sie immer noch bestens posen und stylen, nach knapp zwanzig Jahren darf man sich für „So’ne Musik“ auch mal selber liken und ein bisschen mit dem Personal protzen. Ganz und gar wunderbar wird es beim Streifzug über den Flohmarkt, das Feuilleton sagt dazu „augenzwinkernde Millieustudie“ oder „Situationskomik“ – was da an Sprüchen über die Wühltische geschickt wird, ist schlicht ein Freudenfest für alle, die solcherart verspieste Kleinkrämerei aus tiefstem Herzen hassen. Genügend Anregungen, sich ein paar Gedanken mehr zu machen, also auch auf diesem Album, auch wenn es scheint, dass die Zeit der ganz krassen Ansagen vorbei ist und auch der Sound im Vergleich zu den Vorgängern etwas an Schärfe verloren hat. Befragen muss man sie dazu wohl nicht, sie sind wie sie sind und mangels Alternativen haben sie ohnehin alle Argumente auf ihrer Seite. Wer’s trotzdem nicht lassen kann? „Niveau, weshalb, warum - wer uns fragt, bleibt dumm.“ Hätte man wissen müssen, schon klar. http://www.deichkind.de/

08.04.  Lingen, EmslandArena
09.04.  Münster, Halle Münsterland
10.04.  Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
11.04.  Dortmund, Westfalenhalle
13.04.  Saarbrücken, Saarlandhalle
14.04.  Hannover, Swiss Life hall
15.04.  Karlsruhe, Schwarzwaldhalle
16.04.  Neu-Ulm, Ratiopharm Arena
18.04.  Frankfurt, Jahrhunderthalle
19.04.  Freiburg, Zäpfle Club in der Rothaus Arena
20.04.  Zürich, Maag Event Hall
21.04.  Augsburg, Kongress Park
23.04.  Graz, Stadthalle Graz
24.04.  Linz, TipsArena
25.04.  Würzburg, S. Oliver Arena
26.04.  München, Zenith
28.04.  Berlin, Max-Schmeling-Halle
29.04.  Flensburg, Flens-Arena
30.04.  Aurich, Sparkassen-Arena
01.05.  Hamburg, O2 World

Donnerstag, 29. Januar 2015

NÖRD: Schwer zu finden

NÖRD
„Na und Wir kennen euch doch auch nicht“

(Bring Me Home)

Suchbild, oder was!? Man muss Paul und Leo Eisenach, Matthias Wendl und Oded K.dar in der Tat näher kennen, um sie auf dem Cover ihres Debüts zwischen all den unifarbenen  Alltagsgestalten ausfindig zu machen. Wer damit ein Problem hat, dem antworten sie einfach mit einer Gegenfrage und haben damit gleich mal einen der oberen Listenplätze bei der Wahl zum ulkigsten Albumtitel des Jahres sicher. Ähnlich schwer tut sich, wer eine passende Schublade für den Sound von NÖRD sucht. Nach dem superpartymäßigen Abgänger „Drogen“ hatte man sich schon auf reichlich Spaßmucke eingestellt: Ein paar griffige Parolen, Promis, die sich beim Videodreh die Klinke in die Hand geben – eingeteilt, durchgewunken, der Nächste bitte. Wer hätte gedacht, dass sich das Album zum Song aber später mit The Whitest Boy Alive, Saalschutz, Air und Selig taggen ließe, größmögliche Antipoden also und doch irgendwie in Ordnung? Festlegen wollen sie sich also nicht – soviel ist schon mal klar. Clever gemachte Songstrukturen, selten deckungsgleich, jede für sich ein potentielles Markenzeichen, zusammen ein beachtlich gefüllter Gemischtwarenladen. „Rette mich wer kann“ mit dem selben hübsch federndem Gitarrenpop, mit dem schon Erlend Øye die Hauptstadt in Bewegung/im Gespräch hielt, „Nah“ und „Maschinen“ als pulsierender Electropop, später noch „Tageslicht“ als lässig-leichte Gefühligkeitsvariante desselben. Dagegen die schiefen Bläser von „Krank“ oder der träge, leicht angeprollte Bluesrock „Benzin“, wer da eine gemeinsame Schnittmenge findet, kann sich glücklich schätzen. Natürlich gibt’s auch noch was für’s melancholisch dreinblickende Clubvölkchen – „Keine Sterne“ als Raumteiler: Für die einen verkitschte Ranwanze Marke „Ich mag dich zwar nicht, aber wo ich schon mal hier bin“, für andere wahrscheinlich ein „1-A-Gefühl-zur-Zeit-zur-Stadt-whatever“-Song. Und nun? Wenigstens die Empfehlung, hier mal komplett durchzuhören, wäre doch gelacht, wenn nicht was hängen bliebe – bei der Auswahl … http://www.hörtnörd.de/

29.01.  Berlin, Antje Oeklesund
05.03.  Berlin, Badehaus Szimpla
30.03.  Dresden, Ostpol
31.03.  Leipzig, Moritzbastei
11.04.  Köln, Ehrenfeld Hopping
17.04.  Berlin, Karrera Klub Party im Magnet
25.04.  Kiel, Die Pumpe

Run The Jewels: Weiter im Programm

Auch wenn in diesem Jahr von El-P und Killer Mike aka. Run The Jewels mit Remix-Album und LP Nummer #3 ja schon wieder Neuigkeiten zu Hauf angekündigt sind, kann es nicht schaden, den alten Scheiß zu feiern. So eben auch das Video zum Song "Lie, Cheat, Steal" von der letzten Platte "RTJ2".

Mittwoch, 28. Januar 2015

My Brightest Diamond: Gastgeschenk

Long Time no hear. Um so schöner, wenn man dann so überrascht wird: My Brightest Diamond hat ja nun leider alle Deutschland-Konzerte hinter sich gebracht, um ihr grandioses Album "This Is My Hand" - btw. Album des Jahres 2014 auf MPMBL - zu promoten. Für Februar stehen einige Termine in Frankreich auf dem Programm, was liegt da näher, als auch mal für die Songs die Sprache zu wechseln. Den Titeltrack des Albums gibt es deshalb als french version, ergo heißt er nun "Ceci Est Ma Main". Magnifique.

Calexico: Für Genießer

Nachrichten aus der Feinkostabteilung: Immer wenn Calexico aus Tucson/Arizona etwas Neues ankündigen, heißt es aufzumerken. Auch "Algiers", ihr letztes Album, hat da keine Ausnahme gemacht - nun haben sie mit "Edge Of The Sun" den nächsten Longplayer versprochen. Mitte April soll das Werk bei City Slang erscheinen und die erste Auskopplung "Cumbia De Donde" gibt schon mal einen sehr ansteckenden Rhythmus vor. Auf der Gästeliste von Joey Burns und John Convertino stehen diesmal übrigens u.a. Neko Case, Sam Beam von Iron And Wine, Ben Bridwell (Band Of Horses) und Nick Urata von DeVotchka.

15.04.  Hamburg, Große Freiheit
18.04.  Berlin, Heimathafen
20.04.  Köln, E-Werk
21.04.  München, Muffathalle
22.04.  Zürich, Volkshaus
17.06.  Heidelberg, Halle 02
18.06.  Ulm, Ulmer Zelt
19.06.  Duisburg, Traumzeit Festival
19.11.  Berlin, Columbiahalle

Menace Beach: Aus der Mode

Menace Beach
„Ratworld“

(Memphis Industries)

Schlechte Nachrichten für Hipster. Wenn nämlich aus dem, was das Indierock-Duo Menace Beach aus Leeds da auf seinem Debüt präsentiert, ein neuer Trend wird, dann brechen für alle, denen das Flippigste gerade gut genug ist, langweilige Zeiten an. Und irgendwie scheint das eine tröstliche Nachricht zu sein. Ryan Needham, Liza Violet und zwei, drei saisonale Gastmusiker fabrizieren nämlich für ihr Debüt einen Sound, der auf angenehme Art altmodisch klingt, keine Schnörkel, keine unnötigen Verzierungen, sondern ordentlich verschmirgelte Stromgitarren, die so schön grollen wie einst bei Jesus And Mary Chain. Zweieinhalb Minuten sind das Durchschnittsmaß für ihre Songs, viel länger wird es selten und das ist auch gar nicht nötig, weil die feinen Melodien genau über diese Zeit tragen und begeistern können. Wenn sich Violets ätherische Stimme bei „Blue Eye“ in schönster Shoegazer-Manier in lichte Höhen schwingt, dann ist das fast berauschend, später bei „Infinite Donut“ versuchen sie es mit Grunge und bekommen auch das überzeugend hin. Somit die erste kleine Überraschungdieses Jahres.

Dienstag, 27. Januar 2015

Torres: Grüße vorab

Diese Dame hatten wir schon im letzten Jahr auf dem Schirm, nun bringt sich Mackanzie Scott alias Torres wieder ins Gespräch: Anfang Mai soll nämlich via Partisan ihr neues Album "Sprinter" erscheinen, produziert hat Rob Ellis (bestens bekannt durch seine Zusammenarbeit mit PJ Harvey) und zur Begleitband sollen laut Pitchfork Adrian Utley (Portishead) und Bassist Ian Oliver (ebenfalls PJ Harvey) gehören. Anbei schon mal die erste Single "Strange Hellos".

Purity Ring: Bis zur Unendlichkeit und noch...

Na denn, haben wir also eine Tour: Wer an den Chvrches im vergangenen Jahr Gefallen gefunden hat, der darf das Duo Purity Ring - aus dem Fenster wollen wir uns jetzt mal lehnen - unter keinen Umständen verpassen. Im März erscheint deren Album "Another Eternity" und jetzt haben die zwei ihre dazugehörige Tour angekündigt.

12.04.  Köln, Gebäude 9
13.04.  Berlin, Postbahnhof
21.04.  Hamburg, Gruenspan
22.04.  München, Strom
23.04.  Lausanne, Les Docks
24.04.  Zürich, Maskotte

Montag, 26. Januar 2015

The Prodigy: Dauerfeuer

Und weiter geht's mit dem nächsten Track vom neuen The Prodigy-Album "The Day Is My Enemy" - nach "Nasty" kommen die englischen Electroclasher mit dem Titelsong der Platte um die Ecke. Außerdem gilt es, zwei weitere Konzerttermine für Deutschland bekanntzugeben:

11.04.  Berlin, Columbia Halle
12.04.  Hannover, Swiss Life Hall

Death Cab For Cutie: Schwarze Sonne

Nun ist er also da, der erste Track der geschrumpften Death Cab For Cutie: "Black Sun" heißt das Stück, das sich auf dem Album "Kintsugi" finden wird und selbst der Lyric-Clip sieht schon mal recht verheißungsvoll aus, vom Klang der Single ganz zu schweigen.


Marriages: Auf dem besten Wege

Irgendwie kommt einem beim Hören dieses Titels wieder das Zitat von Peter Richter aus der SZ/2012 in den Sinn: Den Marriages aus Los Angeles wurde schon zu dieser Zeit eine große Zukunft vorausgesagt, nun wird im April ihr Album "Salome" erscheinen und wenn alles, was da drauf ist, so klingt wie "Skin", die erste Auskopplung, dann kann besagter Peter Richter bald den Nebenberuf Wahrsager auf seine Visitenkarten drucken lassen...

Sonntag, 25. Januar 2015

Familienalbum # 5: Das Weiße Pferd

Klar doch, an den Witz des Artworks von Anna McCarthy (Doctor of Pseudology, Bored since 1981) kommt das hier natürlich lange nicht heran. Aber die Platte "Münchner Freiheit" der Formation Das Weiße Pferd ist in vielerlei Hinsicht verstörend und inspirierend zugleich - warum also nicht das Cover zum Anlass nehmen, eine Band zu würdigen, von dem nicht wenige behaupten, sie sei herausragend. "Seit Lou Reed in den 60ern und Alan Vega in den 80ern hat nichts mehr so gekickt" (Klaus Lemke), "In zehn Jahren wollen bestimmt alle Fans von Das Weiße Pferd gewesen sein" (Hubert Weinheimer/Das Trojanische Pferd) und "Schön bis mutig. Alles drin! Herrlich erfrischend" (Jochen Irmler).

WinWin: Na denn, es gab in diesem Land noch andere, epochale Werke - neun davon finden sich auf den nachempfundenen Covermotiven, Band oben, Titel unten. Wer alle erraten kann und die Lösungen schnell in eine Mail an info@mapambulo.de packt samt Name, Adresse und Betreff, der bekommt dafür die Neue von Das Weiße Pferd frei Haus per Post - versprochen.

Chelsea Lankes: Was auch immer

Na gut, zugegeben, ohne die Optik hätte es wahrscheinlich nicht so schnell funktioniert. Ertappt. Andererseits: Auch der Song ist so schlecht nicht. Stammen tut er von Chelsea Lankes, einer jungen Dame aus Los Angeles, die schon mit den beiden Singles "Secret" und "Ghost" aufmerken ließ. Dem neuen "Down For Whatever" soll nun bald ein Album folgen - und zwar auf dem Label B3SCI, wo auch schon Jungle gesigned haben. Und übrigens: Alle einen Schritt vor, die damals bei Kim Wilde nur auf die Stimme gehört haben. Siehste wohl...

Hundred Waters: Alles noch mal neu

Dem aufmerksamen Leser wird das Stück bekannt vorkommen - gut aufgepasst: Hundert Waters waren hier mit "Cavity" schon mal zu hören, jetzt schmückt der Song nicht den Longplayer "The Moon Rang Like A Bell", sondern auch ein komplettes Remix-Album der Band aus Florida. Mit dabei Neubearbeitung von Shigeto, Brandt Brauer Frick, Plaid und Dirty Beaches.

Freitag, 23. Januar 2015

Das Weiße Pferd: Wem die Stunde schlägt

Das Weiße Pferd
„Münchner Freiheit“
(Sub Up Records)

Das liest man jetzt häufiger. Also, diesen Satz von wegen: „Das Weiße Pferd machen die Musik der Stunde.“ Mmh, fragt man sich: Machen die das nicht schon immer? Scheint also die Stunde dem einen oder anderen etwas länger zu schlagen? Denn wenigsten die Hälfte des bunten Haufens hat schließlich schon mit Kamerakino einen ähnlichen Wahnwitz gezimmert, Sanchez, Meyhöfer, Lapkovskaja, Wühr, Tagar, waren alle mit dabei. Und der Pöschl Albert mit Queen Of Japan und Dis*ka auch kein unbedingtes Kind von Sachlichkeit. Und trotzdem stimmt’s wohl, denn „die Stunde“ von heute, also das Leben und was es bestimmt, ist bei genauer Betrachtung manchmal ebenso irre, abgedreht, unerklärlich und schwer zu fassen. Das Weiße Pferd haben mit der Veröffentlichung ihres dritten Albums gleich noch ein altehrwürdiges Label ihrer Heimatstadt reanimiert – das klingt jetzt ausnahmsweise mal sehr rational. Für den Rest allerdings, also die „Münchner Freiheit“ selbst, muss man schon ein gewisses Maß an Aufgeschlossenheit mitbringen, um die Vielzahl an Querverweisen, Referenzen und Parallelen wenigstens halbwegs auf die Reihe zu bekommen (kann man natürlich auch gänzlich bleiben lassen, der Spaß sollte fast derselbe sein).

Ein jedes Stück der Platte für sich eine unglaubliche Ansammlung verrückter Assoziationen, Songs, die einen nicht an die Hand, sondern lieber gleich auf den Arm nehmen, hier wird überhöht, persifliert, kontrapunktiert, dass es kein Halten gibt. Mal linsen Foyer Des Arts um die Ecke, treffen Lou Reed und James Brown den „Underclass Hero“ (bzw. dessen Hinterteil), während Mick Jagger im „Straßenkämpfer“ (vs. „Street Fighting Man“) seine Widmung bekommt. „Akkordarbeit“ landet trotz sonorer Stimmlage bei „Jenseits von Eden“ und den Scherben, und Ramone‘s „Uptown Girl“ wird einfach umgesungen und abgetaut. Mal also mit direktem Bezug, ansonsten wie ein jeder mag, die Stücke funktionieren als Gedankenspielplätze, Haftung wird nicht übernommen. Das ist beileibe nicht albern oder blöde, eine Replik wie „Teutsche Machos“ zu den gängigen Bildungsbürgervorurteilen könnte kaum böser sein: „‘Na, wer kocht bei euch zu Haus? Etwa der Mann?‘ fragt Onkel Biolek die türkischen Gäste in Bio’s Bahnhof … Teutsche Machos, halb so wild, teutsche Machos haben ihr Bild von den Machos aus dem Süden.“

Weil vieles dem Dada verpflichtet scheint, gibt es nur wenige Stücke, deren Sinnhaftigkeit sich so schnell erschließt wie dieses, auch „Die Zukunft“ ist so eins: „Alle, wir und ich, gehen dahin wo die alten Männer sind … die alten Männer sind noch nicht alt genug“ – und wer will, der reflektiert schnell, dass damit wohl unsere Gesellschaft gemeint ist, regiert und normiert und begrenzt von den Ideen und Idealen alter Menschen. „Hört das denn nie auf?“ fragt der Klappentext und sofort hat man Mutter parat: „Die Jungen hassen die Alten, bis die Jungen die Alten sind…“, Besserung also nicht in Sicht. Die Musik des Ein-Pferd-Kollektivs (weitere Assoziation Richtung Animal-Collective-Hipstertum) steht den Worten in nichts nach, bunt verquirlt, vielschichtig, experimentell, jazzig, hypernervös, auch mal zum Gleichklang verwoben mit dem dringlichen, leidenschaftlichen Mantra des „I Want It With You Song“. Liedhaftes? Eher selten. Eine Herausforderung allemal. Heute morgen in der Zeitung gelesen: „Albano und Romina Power machen wieder gemeinsam Musik.“ Auch weird. Und auch Musik zu Stunde. Beides: Felicitá. http://dasweissepferd.de/

20.02.  München, Milla (Release Party)

Interpol: Stadtspaziergang

Einmal mit Paul Banks, Sam Fogarino und Daniel Kessler durch New York spazieren - für manchen ein unerfüllbarer Traum. Ein klein wenig Abhilfe kommt nun mit dem aktuellen Video von Interpol - zu den Klängen von "Everything Is Wrong" darf man die drei nun durch ihre Heimatstadt begleiten, Regie führte Carlos Puga zusammen mit Sänger Banks himself.


Donnerstag, 22. Januar 2015

Peter Doherty: Nur er, nur so

Wer wenn nicht er, wie wenn nicht so? Peter Doherty hat den Verkauf einer neuen Single mit dem Titel "Flags Of The Old Regime" für Anfang März angekündigt, gewidmet seiner Schwester im Geiste Amy Winehouse. Der Erlös geht komplett an die Stiftung der 2011 verstorbenen Sängerin.

Familienalbum # 4: Björk

So richtig geplant war der Post zwar nicht, aber es gilt dennoch ein Zeichen zu setzen gegen die zunehmende Beschleunigung des Geschäfts (jaja, das schreibt der Richtige...), also den Umstand, dass der Leak den Künstler, hier genauer: die Künstlerin, zur vorgezogenen Publikation zwingt. Deshalb: Nicht gleich weiterhetzen. Zurücklehnen. Und erst mal in Ruhe anschauen. Das Cover der neuen Björk - um die geht es hier schließlich - hat wiederholt das Studio MM/Paris zusammen mit den Fotografen Inez Van Lamsweerde und Vinoodh Matadin entworfen. Und die Isländerin ist bekanntlich in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung, nur wenige haben das eigene Abbild derart konsequent in ihr Werk mit einbezogen. Das wiederum beweist der Blick auf ihr umfangreiches und so anspruchsvolles wie schillerndes Artwork, die hiesige Auswahl umfaßt in ungeordneter Folge LP und EP, der Quellendank geht an The Guardian und die unverzichtbare Datenbank Discogs. Wie die Platte dann klingt - eine komplett andere Geschichte...

Im Einzelnen von links nach rechts/oben nach unten: Vulnicura, Debut (Foto Jean-Baptiste Mondino), Hidden Place, Isobel, Telegram, Post, Selmasongs, Hyper Ballad, Bachelorette, Vespertine (mit Matthew Barney), Medulla, Homogenic (mit Alexander McQueen), Volta (mit Bernhard Wilhelm und Nick Knight), Biophilia, Cocoon, Bastards, Wanderlust.

Viet Cong: Ohrensausen

Fraglos einer der schönsten Songs des gerade erschienenen Albums: "Silhouettes" von Viet Cong vom gleichnamigen Debüt hat jetzt ein paar Bilder bekommen. Sänger Matt Flegel gab Pitchfork zum Stück die folgende Mitteilung mit auf den Weg: “We were playing a show in a venue with really sketchy power, and I was electrocuted badly. I was bleeding out of my ears and couldn’t hear properly for a few days. I was feeling anxious about it, and you can kind of feel that anxiety in the song.” Vorbilder für den Clip waren dann eher Filme wie Alien, Predator, Blade Runner und 2001: A Space in Odyssey - das wiederum hätte man auch allein herausgefunden.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Deichkind: Aus dem Baukasten

Keine Angst, das sind nur Bilder: Was sich da am Bildschirm zusammenstöpselt, ist zwar befremdlich, aber irgendwie auch typisch - Deichkind eben. Der Clip zu "Denken sie groß" ist eine Art Absurditäten-Baukasten und kommt nach "So'ne Musik" als zweite Auskopplung aus dem Album "Niveau Weshalb Warum", ab nächster Woche beim Dealer.

Kitty, Daisy And Lewis: Sauber gemacht

Kitty, Daisy And Lewis
„The Third“

(PIAS)

Also wenn wir eines mit Bestimmtheit wissen, dann wenigstens das: Alles im Leben hat seinen Preis: Günstiges Essen, bezahlbares Textil, ständige Mobilität, grenzenloses Internet, ja sogar für die Demokratie, das erfahren wir in diesen Tagen besonders eindrücklich, bekommt man ab und an eine saftige Rechnung gestellt. Doch kurz mal etwas kleiner gedacht: Vor sieben Jahren veröffentlichte das Geschwistertrio Kitty, Daisy And Lewis sein gleichnamiges Debütalbum, Rock’n Roll-Retro galore, allererste Sahne. Auch Platte Nummer zwei “Smoking In Heaven” einvernehmlich ein Hammerteil, gleiche Schiene, perfekt gemacht – dirty, groovy, absolut infektiös. Doch schon da mischten sich einige Stimmen unters Fanvolk, die meinten, etwas mehr Abwechslung könnte dem beschwingten Durham’schen Familienbetrieb (denn ein solcher ist es ja mit Papa und Mama an den Geräten) gut zu Gesicht stehen, sonst wird der Trubel schneller vorbeisein als gedacht (Merke Weisheit #2: Kein Hype wärt ewig.) Nun, sie haben den Rat befolgt. Wurden zuvor Randgebiete wie Blues und Country nur versehentlich touchiert, packt die Band jetzt eine erstaunliche Fülle an Stilvariationen auf die Palette: klassischer Funk und Soul, flotter Ska-Riddim, RnB samt fettem Streicheraufgebot in der Vorratspackung, hawaiianische Melodien, Orgel, Banjo – von all dem gibt’s zum obligatorischen Swing zu hören.

Das Problem: Das, was auf den ersten beiden Alben so ‘dirty’ klang, ist leider einem recht cleenen, glatten und kantenfreien Sound gewichten. Die Verruchtheit, welche die Songs der drei – passend zum historischen Bezug – ausstrahlten, das Verqualmte, auch mal Schiefe wurde offenkundig zugunsten der Vielfalt geschliffen. Ob das damit zusammenhängt, dass Mick Jones, Ex-Gitarrist von The Clash und Freund der Familie, die Regler bei der Produktion in den Händen hatte, kann man nur spekulieren, tatsächlich geht den Songs damit leider (wenn man das bei Retro überhaupt sagen kann) etwas an Ursprünglichkeit verloren. Gut klingen tun sie natürlich trotzdem – das hämmernde Piano gleich zu Beginn bei “Whenever You See Me”, der hibbelige Beat von “Feeling Of Wonder” und der besagte Skabeat von “Turkish Delight” sowieso. Am besten sind Kitty, Daisy And Lewis natürlich immer noch beim Kerngeschäft aufgehoben – “Good Looking Woman” haut ordentlich rein und das wilde “Bitchin’ In The Kitchen” vermag ausnahmsweise auch an die frühen Glanztage des Trios anzuknüpfen. Gemischte Gefühle hin oder her – auf einen zünftigen Ritt über’s Parkett kann man sich immer einigen. http://www.kittydaisyandlewis.com/

22.02.  Hamburg, Große Freiheit 36
24.02.  Berlin, Columbiahalle
27.02.  Wiesbaden, Schlachthof
28.02.  München, Muffathalle
01.03.  Wien, Flex
05.03.  Zürich, Plaza
12.03.  Köln, E-Werk

Der Komplettstream des Albums steht momentan bei der ZEIT online.

Jens Friebe: Zumutung

Also, trotz Schwarz/Weiß und Hochkunstanspruch - wenn er denn schon mal da ist, will man ihn auch zeigen. Die Rede ist vom neuen Videoclip unseres Lieblingscharmeurs und Schneckenfreundes Jens Friebe, dem zu "(I'm Not Born For) Plot Driven Porn" ein paar ganz spektakuläre Bilder eingefallen sind. Der Staatsakt meint dazu im O-Ton: "...[ein] Video [zu dem] man sicher erstmal Susan Sonntag gelesen und verstanden haben muss um es zu verstehen. Oder wenigstens ein abgeschlossenes Studium der Film-, Theater- und Fernsehwissenschaften an der Selbstmorduni in Bochum." Sei's drum - Zeit für Zumutungen. Und am Ende war's dann gar nicht so schlimm...

Dienstag, 20. Januar 2015

Sleater-Kinney: Nie genug

So sieht er also aus - der Blumenstrauß der Vinylausgabe: Sleater-Kinneys Album "No Cities To Love" erscheint selbstverständlich auch in einer Version aus schwarzem PVC und auf dieser befinden sich dem Vernehmen nach gleich mehrere Zusatztracks. Da hätten wir zum einen das Stück "Heavy When I Need It", dazu noch "The Fog And Filthy Air" - viel Musik also für all jene, die nicht genug von den drei Damen bekommen können. Anhören darf man sich die Songs u.a. beim SPIN Magazine.

José González: Vielversprechend

Wirklich, wenn sie nur halbsogut wird wie die letzten, dann kann das ein erhebender Moment im neuen Jahr werden: Im Februar erscheint "Vestiges and Claws", die neue Platte von Junip-Frontmann José González. Erste Fragmente hatten wir schon vorgestellt, hier kommt nun mit "Leaf Off/The Cave" eine ganze Hörprobe - und was soll man sagen: Vielversprechend.

St. Vincent: Vorhören deluxe

Definitiv unter die Rubrik "Schöne Dinge" fällt das aktuelle Album von St. Vincent und auch gleich die Nachricht, dass es von selbigem Anfang Februar eine Wiederauflage als Deluxe-Version geben wird. Die Info ist zwar nicht mehr taufrisch, seit heute gibt es aber den Track "Bad Believer" zu hören - zum Beispiel hier bei DIY. Ebenfalls mit dabei sind die Stücke der Record-Store-Day-Pressung "Pieta" und "Sparrow" und der Darkside-Remix von "Digital Witness". Kaufen? Aber klar.

Love A: Running Gag auf Wiedervorlage

Natürlich denkt man unweigerlich an Hugh Grant, wie er sich als Reporter für die Zeitschrift "Horse And Hound" bei "Notting Hill" an Julia Roberts heranpirscht und der Running Gag auch bis zum Schluss seinen Reiz nicht verliert: Love A aus Trier haben bei Rookie Records ihre dritte Platte (den Nachfolger von "Irgendwie") aufgenommen und diese soll "Jagd und Hund" heißen und Ende März im Regal stehen. Dazu gibt es im Teaserfilmchen noch ein paar grobkörnige Luis-Trenker-Assoziationen und fertig ist die Verwirrung. Egal, das Label meldet für die Neue "ein differenziertes Bild aus Indierock, Wave und Postpunk", wenn das mal keine Palette hergibt...

28.03.  Trier, Exhaus (Releaseparty)
02.04.  Köln, Gebäude 9
03.04.  Hamburg, Molotow
04.04.  Bremen, Tower
05.04.  Hannover, Bei Chez Heinz
24.04.  Düsseldorf, Zakk
25.04.  Kassel, Goldgrube
26.04.  Berlin, SO36
28.04.  Potsdam, Waschhaus
29.04.  Leipzig, Moritzbastei
30.04.  Heidelberg, Häll
01.05.  Wiesbaden, Schlachthof (Kesselhaus)
02.05.  Koblenz, Jam Club

Modest Mouse: Alte Geschichte

Manche Geschichten muss man einfach so nehmen, wie sie kommen, auch wenn sie nicht mehr so frisch sind: Da nimmt ein verirrter Coyote vom Portland International Airport den Zug und kommt mit der Story sogar in die Zeitung. Später machen dann Sleater-Kinney einen Song daraus ("Light Rail Coyote") und nun haben auch Modest Mouse noch einmal nachrecherchiert. Den Clip zum Song "Coyotes" gibt's bei Vevo zu sehen, das Album "Strangers To Ourselves" wie berichtet dann im März.

Montag, 19. Januar 2015

Feine Sahne Fischfilet: Ungefähr

Feine Sahne Fischfilet
„Bleiben oder gehen“
(Audiolith)

Vor gut zwei Jahren war das neue Album von Feine Sahne Fischfilet noch Anlass, dem Deutschpunk im weiteren und engeren Sinne eine längst verdiente Ode zu singen – es ging um das ehrliche Scheitern und um den gesunden Menschenverstand, um die anhaltende Sehschwäche der Republik auf dem rechten Auge. Und um die Landflucht, um das also, was es aus einer Region macht, wenn für die Zuversicht nur noch die Stadt bleibt, die Provinzen zunehmend verwahrlosen und außer alt und trist und bieder bis verspiest dort bald nichts mehr zu finden sein wird. Ein wahrhaft trauriges, ein bedrohliches Thema, dem sich vor allem junge Menschen stellen müssen. „Should I stay or should I go“, von The Clash geborgt und immer noch aktuell, „Bleiben oder gehen“. Hätte schon was hergegeben. Und doch ist die vorliegende Platte kein Grund für eine weitere Lobeshymne – seltsam unscharf, weniger greifbar ist sie geworden. Wo der Vorgänger noch mit Schaum vor dem Mund antrat, gehen die Stücke auf „Gehen oder bleiben“ nur vereinzelt mit dieser Unbedingtheit und dem zielgerichteten Zorn zu Werke.

Zu allgemein die Parolen, zu wenige Adressen, zu oft nur „sie“ und „die“ und „es“. Konkret wird es selten – bei „Wut“ etwa sind es die „Bullenbanden“ („nur einen Steinwurf entfernt“), in „Nur Applaus“ die NSU.  Der Rest genügt sich leider leider in altbekannten, holzschnittartigen Slogans, schwankt zwischen „alles wird gut“ und „alles geht zugrunde“, mal ein „bleib daheim und wehre dich täglich“, dann wieder „auf und davon“ – wenn’s einzig darum ging, die Unentschlossenheit zu vertonen, dann ist den sechsen das anschaulich gelungen. Eine weitere Ausnahme ist das rührende „Warten auf das Meer“ – ein Klagegesang am Krankenbett des Freundes, unverstellt und mit viel Herzblut getextet. Gegen den Sound ist im Übrigen nichts einzuwenden, auch wenn man das Gefühl hat, hier wurde ebenso etwas an Schärfe gespart. Die Gitarren rough, gutgelauntes Skablech, sogar einen kurzen Rap und einen hübschen Kinderchor gibt‘s diesmal. Dennoch: Hat nicht die Klasse und den Biss des letzten Albums – zwischen subtil und direkt wählen Feine Sahne Fischfilet diesmal nur das Ungefähre und Allgemeine. http://www.feinesahnefischfilet.de/

30.01.  Köln, Gebäude 9
31.01.  Augsburg, Brechtfestival
06.02.  Berlin, SO36
07.02.  Hannover, Faust
13.02.  Dresden, Scheune
14.02.  Wien, Arena
20.02.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
27.02.  Jena, Kassablanca
28.02.  Heidelberg, Halle 02
06.03.  Münster, Skates Palace
07.03.  Leipzig, Täubchenthal
13.03.  Oberhausen, Druckluft
14.03.  Düsseldorf, Zakk
20.03.  München, Hansa39
21.03.  Nürnberg, Löwensaal
27.03.  Bremen, Schlachthof
28.03.  Frankfurt, tba
10.04.  Stuttgart, LKA Longhorn
11.04.  Basel, Hirscheneck
25.04.  Bern, Rössli

Samstag, 17. Januar 2015

Emile Haynie: Ein Schritt nach vorn

Das Gesicht des Mannes kennt man kaum, seine Arbeiten und Arbeitsmittel sehr wohl: Emile Haynie ist ein vierunddreißigjähriger Produzent aus New York, der schon so namhafte Künstler wie Kanye West, Lana Del Rey, Emeli Sandé, Eminem und Kid Cudi betreut hat, selbst aber höchst selten in Erscheinung getreten ist. Das soll sich nun ändern, Haynie hat seine Debüt-EP für die nächste Zeit angekündigt und natürlich - man ist ja nicht ohne Grund vernetzt - läßt er lieber singen. Beim fabelhaften Vorabtrack "A Kiss Goodbye (Reprise)" von Sampha (bekannt durch Arbeiten mit SBTRKT), Charlotte Gainsbourg und Devonté Hynes aka. Blood Orange, beim bereits länger bekannten "Falling Apart" von Brian Wilson und Andrew Wyatt.

Sharon Van Etten: Vier Minuten Trost

Ein Blick ins Grau da draußen - was könnte besser dazu passen als vier Minuten Trost: Sharon Van Etten ist in dieser Hinsicht mehr als zuständig, schon ihr letztes Album "Are We There" enthielt viel von diesem Seelenbalsam, ohne den man nicht auskommen kann. Nun ist offenbar eine neue EP in Planung und dieser wird die Single "I Don't Wanna Let You Down" vorausgeschickt - vor kurzem bei Ellen Degeneres zu sehen, hier im Stream.

Freitag, 16. Januar 2015

Marilyn Manson: Kalkulierter Grusel

Marilyn Manson
„The Pale Emperor“

(Vertigo/Universal)

Nun also, Marilyn Manson hat wieder eine neue Platte veröffentlicht. Seine neunte übrigens. Und schon sind wir mittendrin im Dilemma. Denn genau die drei Buchstaben des Wörtchens „neu“ rufen den vielstimmigen Chor auf den Plan, der dem potentiellen Käufer das Leben schwer macht. Da haben wir den Fan, nicht kritiklos, aber wohlwollend, der fast alles kennt und doch dankend jeden neuen Takt begrüßt, den das Idol seit nunmehr zwanzig Jahren auf Tonträger pressen läßt. Übersättigung? Fehlanzeige. Dann gibt es den interessierten Gelegenheitshörer, der Manson vielleicht in der einen oder anderen Doku gesehen hat und deshalb weiß, dass der furchterregend kostümierte „Schockrocker“ (BILD) nicht ganz so tumb und dumm sein kann, wie ihn manch übermotivierte Elterninitiative gern hätte. Und zu guter letzt ist da noch der Ketzer, der mit gelangweiltem Kopfschütteln das aktuelle Album beiseite legt, weil doch ohnehin alles so klingt wie auf den zwei, drei vorangegangenen, weil Manson wirklich „Neues“ schon seit Jahren nicht zu bieten hatte.

Und selbst wenn man dann die beiseite läßt, die mit der Musik des Mittvierzigers so überhaupt nichts anzufangen wissen – einfacher wird die Entscheidung dadurch auch nicht. Tatsächlich malt Manson seit Beginn seiner Karriere am immergleichen, monumentalen und selbstredend apokalyptischen Schlachtengemälde, vorzugsweise in den Farben weiß (also fahl), rot (sprich blutig) und höllenschwarz. Der Gothrock ist mit ihm ein ganzes Stück in Richtung Pop gerückt, das finden die einen super und andere verdammen ihn dafür. Und auch der ‚Bleiche König‘ kommt wie erwartet: Mathmetal-Riffs zu Hauf plus düsteres Bassgrollen und tonnenschweres Schlagzeuggeböller – es fällt schwer, den Klischees aus dem Weg zu gehen, gerade weil Manson selbst peinlich genau darauf achtet, dass er diese auch ordentlich erfüllt.

Und dennoch: Es ist noch immer gerade so viel Wucht und Energie in den Stücken, dass man sich nicht allzu lang mit Abwägen und Sinnieren beschäftigen kann und möchte. Die Themen – altbekannt, wohlfeil, immer aktuell: Für die Waffenlobby ist der Mann ohnehin der Staatsfeind No.1, mit „Killing Strangers“ liefert er dazu das passende Futter, Manson gibt den Unglücksbringer, den Fatalisten („The Mephistopheles Of Los Angeles“), den meistgehaßten Outlaw und wer meint, ihm mit Gutmenschentum kommen zu müssen, dem singt (besser brüllt) er das Lied von den Getretenen, die von unten nach oben wollen, um doch nur wieder von oben nach unten treten zu dürfen („Slave Only Dreams To Be King“). Das ist zwar so vorhersehbar wie der wohlkalkulierte Aufschrei zum angeblichen Gewaltvideo mit Lana Del Rey just ein paar Wochen vor der Veröffentlichung des Albums, man sollte es nicht ernster nehmen als eine leidlich gelungene Theaterinszenierung – gegen etwas Lärm und gepflegten Grusel gibt es allerdings nichts einzuwenden. http://www.marilynmanson.com/

Eels: The Audience is listening

Wenn man ganze zehn Studioalben abgeliefert hat, darf man sich diesen Luxus schon mal leisten: Mark Oliver Everett, besser bekannt unter dem Rufnamen Eels, hat sich entschlossen, sein Bühnenschaffen auch mal für die Nachwelt zu dokumentieren und bringt deshalb am 10. April das Livealbum "Royal Albert Hall" inklusive DVD heraus. Ganze achtundzwanzig Songs umfasst das Konzert (vom 30.06.2014) samt dreier Zugabenblöcke (der letzte nennt sich 'phantom encore', was auch immer das bedeuten mag...), soll heißen, es bleiben kaum Wünsche offen. Eine erste Einstimmung gibt's per obligatorischem Teaser, der Rest als Doppel-CD und Tripple-Vinyl dann am E-Tag.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Familienalbum # 3: Sleater-Kinney

Wer geglaubt hatte, mit der amtlichen Lobhudelei zum neuen Album von Sleater-Kinney sei das Thema durch, der irrt gewaltig. Denn schließlich haben wir ja noch nicht über Thea Lorentzen gesprochen. Die Grafikdesignerin aus Los Angeles nämlich hat das Cover der neuen Platte gestaltet und dem aufmerksamen Konsumenten wird eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Arbeit von Jeroen de Rijke und Willem de Rooij nicht entgangen sein, die wiederum Tocotronics "Schall und Wahn" ziert. So kommt eins zum anderen, Blumenkunst oder Kunstblumen, schon ist es fertig, das nächste Familienalbum. Natürlich wollen wir hierfür einen gewissen Anspruch halten (denn sonst ist man schnell bei diesem Mann oder dieser Frau), heißt: Blumen minus Menschen minus Schmalz minus Esoterik. Und schon landet man bei Henri Fantin-Latour, einem Maler des französischen Realismus, dessen Blumen New Order sehr gefallen haben müssen, beim Fotografen Nick Knight, der für die Alben von Massive Attack außer dem abgebildeten noch viele weitere Bilder beisteuerte etc...

Von links nach rechts, von oben nach unten:
Tocotronic "Schall und Wahn", The Fresh And Onlys "Long Slow Dance", Blu And Exile "Give Me My Flowers While I Can Smell Them", Massive Attack "Collected", Mark Lanegan "Blues Funeral", New Order "Power Corruption And Lies", Mission Of Burma "Vs", De La Soul "De La Soul Is Dead", Ceremony "Safranin Sounds", Blu And Exile "Maybe One Day", Kings Of Leon "Aha Shake Heartbreak", "The Bucket"

The Soft Moon: Tiefschwarz

Auch wenn Tiefschwarz der Name eines deutschen DJ-Duos ist, so wollen wir uns den doch mal schnell borgen, um das Folgende zu berichten: Luis Vasquez aka. The Soft Moon wird am 27. März bekanntlich sein drittes Album "Deeper" (tief...) veröffentlichen, darauf enthalten die erste Auskopplung "Black" (...schwarz...). Diesen Titel wiederum hat sich nun der dänische Remixer und Produzent Anders Trentemøller (...DJ) vorgenommen und genau deshalb machen wir hier diese ganzen Kopfstände. Wer möchte, kann sich übrigens im Mai noch eine Ladung Extraschwarz holen, und zwar hier:

19.05.  Berlin, Schwuz
21.05.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
22.05.  Köln, Gebäude 9

Sleater-Kinney: Still got the Punk [Update]

Sleater-Kinney
„No Cities To Love“

(Sub Pop)

Über die möglichen Beweggründe für die Reunion der so schmerzlich vermissten Sleater-Kinney ist in den letzten Wochen und Monaten viel geschrieben worden, da sich aber Carrie Brownstein, Corin Tucker und Janet Weiss selbst oft und ausführlich zum Thema geäußert haben, dürfte es dazu keine zwei Meinungen geben. Die drei Frauen haben die der Riot-Grrrl-Bewegung zugeschlagene Punkkapelle bekanntlich vor mehr als zwanzig Jahren genau an der Stelle gegründet, an welcher zuvor auch Bikini Kill und Kathleen Hanna ihre Karriere starteten. Und wie Hanna sind auch sie der Meinung, dass ein widerständiges, einigermaßen unangepasstes Leben nicht mit dem Abschied vom Teenager-Status vorbei sein muss, dass also die Geschichte ihrer Band, wie man gern sagt, noch nicht zu Ende erzählt ist. Alle drei haben sich in den letzten Jahren mehr als etabliert: Weiss trommelte für Conor Oberst, Stephen Malkmus, Wild Flag und die Shins, Tucker pendelt als Mutter zweier Kinder zwischen ihrem Job als Webdesignerin und der Passion als Solomusikerin. Carrie Brownstein ist wohl den größten Schritt in Richtung Popkultur gegangen – an der Seite von Fred Armisen hat sie es innerhalb weniger Jahre mit der amerikanischen TV-Serie „Portlandia“ zu einem respektablen Ruf als Comedian gebracht.

Ein weiter Weg und trotzdem immer noch genügend Wut im Bauch, das muss laut Weiss kein Widerspruch sein: „Being adults with lives and families and careers forces us into the moment. We have a lot to say in a short amount of time, and that plays to our intensity” (Pitchfork). Und diese Energie ist gottlob auch auf dem neuen Album zu spüren. Sicher, der Sound ist, nimmt man sich das letzte Werk “Woods” aus dem Jahr 2005 zum Vergleich, eine Spur weniger harsch und roh geworden, kleine, feine Melodien stehlen sich nicht nur kurz vorbei, sondern dürfen auch mal bleiben und im Mittelteil des Titelsongs erliegt man sogar für einen Moment der Sinnestäuschung, Madonna habe eine Gastrolle am Mikro übernommen. Sperrig sind sie trotzdem, die abgehackten, knirschenden Gitarrenriffs bleiben uns ebenso erhalten wie die scheppernden Drums und Tuckers bzw. Brownsteins unnachahmlich zorniges Gebrüll. Und auch wenn Sleater-Kinney nie eine Singles-Band waren/werden, ihre Platten also stets in der Gesamtheit statt durch herausragende Hits überzeugen – Stücke wie “A New Wave” und “No Anthems” sollten sich länger im Ohr festkrallen als üblich.

Das gilt natürlich auch für das fette, grimmige Orgeln der Vorabsingle “Bury Our Friends”, eine Art lyrische Gebrauchsanweisung für den Re-Start der drei: “Exhume our idols, bury our friends, we’re wild and weary, but we won’t give in, we’re sick with worry these nerveless days, we’re live on dread in our own gilded age.” Eine von vielen Passagen, denen man anhört, dass Sleater-Kinney noch immer zu den Unbequemen, den Aufständigen gehören – die Hatz durch einen zunehmend überdrehten Konsumkosmos (“Price Tag”), die wachsende Entfremdung des Großstadtlebens (“No Cities To Love”) oder der Preis, den man als Person des öffentlichen Lebens unweigerlich zahlt (“Fade”), man hat nicht den Eindruck, dass ihre Biografien sie haben selbstgefälliger werden lassen. “I guess as far as young versus old”, so Weiss, “I don’t really feel like I’ve said it all and I’m comfortable, and I’m sort of ready to kick my feet up” (Pitchfork). Insofern ist “No Cities…” eine Sleater-Kinney-Platte geworden, wie sie typischer nicht sein könnte, ein Hinweis, der nicht jedem wiedererstandenen Altstar zur Ehre gereicht, hier aber als größtmögliches aller Komplimente verstanden werden will. http://www.sleater-kinney.com/

Update: Jetzt mit dem aktuellen Video zum Titelsong und heiterem Promiraten...

Mittwoch, 14. Januar 2015

The Wombats: Der nächste Anfang

Der erste Titel vom neuen Album - immer etwas besonderes. Muss es auch, denn die letzte Platte der Liverpooler Band The Wombats war nicht ihre stärkste. Nun also wie berichtet bald "Glitterbug" und heute die Single "Greek Tragedy" samt Videoclip, Regie Finn Keenan, Hauptrolle April Pearson - mal schauen, ob das wohl für den Anfang reicht ...?

Lizzo: Wahlverwandtschaften

Das Grrrl hatten sie schon mal gemeinsam, nun geht's zusammen auf Tour: Melissa Jefferson aka. Lizzo, HipHop-Künstlerin aus Detroit, hat schon unter anderen Namen reichlich Bühnenerfahrung - so performte sie mit Formationen wie The Chalice, Grrrl Prty, The Clerb und Absynthe. Nun geht sie mit den wiedervereinten Sleater-Kinney in Nordamerika auf Reisen und eröffnet für diese als Support die Shows, im Gepäck ihr Album "Lizzobangers" aus dem Jahr 2013 (Stream hier) und sicher auch die Single "Batches And Cookies".

Idlewild: Lebenszeichen

Weil sich diese Website ja immer auch schon als Mahnwache am Krankenbett des siechen Indierocks verstanden hat, soll die folgende Nachricht nicht unerwähnt bleiben: Die schottische Band Idlewild, immerhin schon seit 1995 im Geschäft, hat sich nach längerer Unterbrechung ihrer Arbeit entschlossen, dieses Jahr nun endlich wieder in Erscheinung zu treten und so soll Anfang Februar der Nachfolger des 2009er Albums "Post Electric Blues" erscheinen. "Everything Ever Written" heißt die Platte und mit "Come On Ghost" gibt's hier schon mal die erste Single, wer Lust hat, kann sich das Ganze in den nächsten Tagen auch live anschauen.

26.02.  München, Strom
27.02.  Köln, Luxor
01.03.  Berlin, Lido
02.03.  Hamburg, Knust

Björk: Naturereignis

Fast hat man den Eindruck, den Amerikanern sei die nächste Mondlandung gelungen, dabei ist nicht mehr und nicht weniger passiert, als dass eine zierliche Isländerin ihr nächstes Album angekündigt hat. Also, die Neue von Björk wird im März erscheinen, "Vulnicura" heißen und wie erwartet und schon hinlänglich kolportiert, sind alle neun Stücke in Zusammenarbeit mit Arca und The Haxan Cloak entstanden. Die Ankündigung mit dem Tracklisting findet sich im Übrigen auf der Facebook-Seite der Künstlerin, die obligatorische Wiki-Eintragung ist natürlich auch schon gemacht.


Dienstag, 13. Januar 2015

Purity Ring: Unendliche Weiten

Neuigkeiten auch vom kanadischen Electroduo Purity Ring: Nachdem Megan James und Corin Roddick mit "Push Pull" einen bislang unbekannten Titel gepostet hatten, gibt es nun die passende Ergänzung dazu - Anfang März nämlich soll der Nachfolger des Debüts "Shrines" erscheinen und neben der Coverart von "Another Eternity" kommt mit "Begin Again" auch schon die zweite Hörprobe dazu.


Screaming Females: Unterwegs mit der Paternoster

Nein, das ist natürlich kein Schreibfehler, das zählt nur zu der Kategorie "Überschriften, die ich schon immer einmal schreiben wollte": Die SPEX präsentiert die Konzerttermine der Screaming Females, die ja - wir haben berichtet - für Mitte Februar ihr nächstes Album "Rose Mountain" angekündigt haben. Und deren Sängerin, der Auskenner weiß das, Marissa Paternoster heißt. Stücke von der neuen Platte gibt es schon zur Genüge zu hören, das neueste heißt "Criminal Image" und steht u.a. hier.

27.04.  Berlin, Kantine am Berghain
02.05.  Hamburg, Astra-Stube
05.05.  Wien, Fluc
06.05.  München, Kafe Kult
07.05.  Düdingen, Bad Bonn

Atoms For Peace: Großes Rätselraten [Update]

Frage: Was haben die Atoms For Peace mit dem Doom Metal der Londoner Band 11 Paranoias zu schaffen? Antwort: Keine Ahnung. Wahrscheinlich wissen wohl nur das Label (XL-Recordings) und die Jungs um Thom Yorke selbst, warum dieses kryptische Bild mit den Unterschriften "For The Benefit Of All Mankind" und "Save The Date" (welchen?) im Netz platziert wurde - es würde allerdings zur frühlingshaften Umtriebigkeit passen, die Yorke und Radiohead erfasst zu haben scheint, denn auch da ist ja ein Album angekündigt. Na, warten wir's ab...

Update: War alles Quatsch (sagt das Label) ...

Montag, 12. Januar 2015

The Prodigy: Und alle so...

Hype okay? Ein paar Minuten hat's gedauert, dann war er überall zu haben, der erste neue Song von The Prodigy - "Nasty" vom kommenden Album "The Day Is My Enemy" - also los geht's.

Belle And Sebastian: Pop und Politik

Belle And Sebastian
„Girls In Peacetime Want to Dance“
(Matador)

Er hat doch wohl nicht … ?! Doch, hat er. Stuart Murdoch, charismatischer Kopf der Glasgower Indiepop-Formation Belle And Sebastian, hat (s)ein politisches Album veröffentlicht. Nun machen zwei, drei Textzeilen und eine Knarre auf dem Cover aus den sympathischen Leisetretern zwar noch lange keine Kampfgruppe, aber für seine Verhältnisse hat sich Murdoch in den letzten Wochen doch ungewöhnlich deutlich zu Wort gemeldet. Da sah er sich zunächst genötigt, seinem Heimatland im The Scotsman den Gesinnungsumschwung in Sachen Unabhängigkeits-Referendum zu erklären („England seems to be a little bit lost - obsessed with immigration, obsessed with anti-European sentiment, all these negative things. Maybe it’s just time to cast off and do our own thing.”) und nun präsentiert er auf dem bislang neunten Studioalbum “Girls In Peacetime…” ein paar Lyrics, die man so von der Band noch nicht gehört hat und die vermuten lassen, dass Murdoch mit zunehmendem Alter etwas ins Grübeln geraten ist.

Die Platte beginnt eigentlich mit einer ganz und gar typischen ‘Belle-And-Sebastian-Situation’: „Lying on my bed I was reading french, with the light too bright for my senses” schmeichelt Murdoch soweit, so besinnlich, wenig später allerdings rätselt er: “If we live by books and we live by hope, does that make us targets for gunfire?” – hoppla! Gleich darauf fallen “bombs in the Middle-East” und Allie “wants to hurt yourself” – hört sich ganz danach an, als ob im sonst so beschaulichen Kosmos der weltgewandten Bohéme gehörig etwas im Argen liegt. Auch die zart verträumte Single “The Cat With The Cream” überrascht mit aktuellem Zeitbezug: “Down amongst the old city chambers, men in frocks debate all the policy changes, everybody bet on the boom and got busted, everybody bet and in the government trusted …” Bankenschimpfe, Konsumkritik, seid Ihr’s, Belles?

Das wirklich Erstaunliche an dieser inhaltlichen Umwendung ist allerdings, dass sie nicht die einzige ist – auch musikalisch schlagen die sieben gänzlich neue Wege ein. War der Vorgänger “Write About Love” noch traditionell bis unter die Hutkrempe, geht’s nun einen riesigen Ausfallschritt in Richtung Dance und Disco. Gleich mehrere Stücke wippen ungewohnt zu satten Beats und funkigen Rhythmusgitarren – “The Party Line”, “Play For Today”, “The Book Of You”, allesamt an der Schnittstelle zwischen den 70ern und 80ern verortet und durch die Bank sehr, sehr geschmeidig und (Zitat Austin Powers) ‘groovy’. Das Glanzstück unter den Tanznummern ist zweifellos “Enter Sylvia Plath” – eine wirklich verrückte Kreuzung aus Pet Shop Boys, Visage und wer weiß was noch allem und nebenbei von bemerkenswerter Perfektion und Stilsicherheit.

Dass sich Stuart Murdoch, Sarah Martin und Kollegen bei aller Umstürzlerei noch ein paar Takte alter Schule aufgehoben haben, macht die Platte um so besser. Ein Song wie das samtweiche “Ever Had A Little Faith?” gibt sich gar nicht erst die Mühe, seine Verwandtschaft zu den dunkel verhangenen Downtempo-Nummern von Velvet Underground zu verbergen, es sind genau diese Stücke, für welche Belle And Sebastian auf ewig geliebt werden. Und dass dabei Politik auch weiterhin keine so entscheidende Rolle spielen wird, machte Murdoch gegenüber The Quietus klar: “Somebody trying to make a political record is somebody making a boring record. It's what people do when they've given up on life and romance.” Oder anderherum, um es mit den Worten der Muse in “The Everlasting Muse” zu sagen: “Be popular – play pop, and you will win my love.“ http://www.belleandsebastian.com/

Der Komplettstream des Albums steht zur Zeit bei NPR.