Deichkind
„Niveau Weshalb Warum“
(Sulthan Günther Music)
Es hat sich nichts geändert. Zumindest nicht zu Guten. Wobei noch zu klären wäre, was „gut“ ist und was weniger. Von Deichkind bekommt man dazu maximal einen Wink mit dem Lattenzaun, mehr ist nicht drin, um den Rest muss sich schon jeder selber kümmern. Meinungen interessieren die Hamburger nach eigener Aussage ungefähr so sehr wie eingeschlafene Füße, mag sein, dass sie welche haben, Platten verkaufen sie damit keine. Die Rechnung ist einfach: Wenn nichts besser geworden ist, dann gehen ihnen die Themen nicht aus, dann gibt’s genug Scheißhaufen da draußen, in die sie einen mit der Nase stecken können. Deichkind als Krisengewinnler? Aber hallo! Irgendwie fällt einem da olle Jan Delay ein, der davon reimte, er bringe „Scheiße zum Kochen“ – da bleiben wir doch im Bild und behaupten mal, Deichkind brächten besagte Haufen zum Tanzen, denn das ist sie ja, die hohe Kunst, dass der ganze üble Mist, den die vier da besingen, die platten Parolen, die dummen Sprüche, der tägliche Wahnsinn also, dann so verdammt klasse klingen.
Letztens waren das noch der geile Geiz, die Hatz im Hamsterrad, Model-Irrsinn – und jetzt? Natürlich Vernetzungswahn, Agentursprech und der Tanz auf dem Vulkan. Wer das vorhersehbar nennt, hat sicher Recht. Spaß macht es deshalb nicht weniger. „Like mich am Arsch“ kommt so lässig daher, dass man sofort seinen Frieden mit der x-ten Wiederholung des Dauerthemas machen will, „Mehr als lebensgefährlich“ und „Hauptsache nichts mit Menschen“ feiern unser aller Phobien und dass Deichkind im Großdenken die Größten sind und bleiben, das weiß, wer ihre Shows gesehen hat. Okay, einfach ein paar Werbejingles aneinanderklöppeln ist jetzt vielleicht ein bisschen zu billig und auch die Nummer mit dem Porzellan und den Elefanten, naja, da humpeln die Mittel dem Zweck etwas lahm hinterher.
Dafür können sie immer noch bestens posen und stylen, nach knapp zwanzig Jahren darf man sich für „So’ne Musik“ auch mal selber liken und ein bisschen mit dem Personal protzen. Ganz und gar wunderbar wird es beim Streifzug über den Flohmarkt, das Feuilleton sagt dazu „augenzwinkernde Millieustudie“ oder „Situationskomik“ – was da an Sprüchen über die Wühltische geschickt wird, ist schlicht ein Freudenfest für alle, die solcherart verspieste Kleinkrämerei aus tiefstem Herzen hassen. Genügend Anregungen, sich ein paar Gedanken mehr zu machen, also auch auf diesem Album, auch wenn es scheint, dass die Zeit der ganz krassen Ansagen vorbei ist und auch der Sound im Vergleich zu den Vorgängern etwas an Schärfe verloren hat. Befragen muss man sie dazu wohl nicht, sie sind wie sie sind und mangels Alternativen haben sie ohnehin alle Argumente auf ihrer Seite. Wer’s trotzdem nicht lassen kann? „Niveau, weshalb, warum - wer uns fragt, bleibt dumm.“ Hätte man wissen müssen, schon klar. http://www.deichkind.de/
08.04. Lingen, EmslandArena
09.04. Münster, Halle Münsterland
10.04. Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
11.04. Dortmund, Westfalenhalle
13.04. Saarbrücken, Saarlandhalle
14.04. Hannover, Swiss Life hall
15.04. Karlsruhe, Schwarzwaldhalle
16.04. Neu-Ulm, Ratiopharm Arena
18.04. Frankfurt, Jahrhunderthalle
19.04. Freiburg, Zäpfle Club in der Rothaus Arena
20.04. Zürich, Maag Event Hall
21.04. Augsburg, Kongress Park
23.04. Graz, Stadthalle Graz
24.04. Linz, TipsArena
25.04. Würzburg, S. Oliver Arena
26.04. München, Zenith
28.04. Berlin, Max-Schmeling-Halle
29.04. Flensburg, Flens-Arena
30.04. Aurich, Sparkassen-Arena
01.05. Hamburg, O2 World
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