Feine Sahne Fischfilet
„Bleiben oder gehen“
(Audiolith)
Vor gut zwei Jahren war das neue Album von Feine Sahne Fischfilet noch Anlass, dem Deutschpunk im weiteren und engeren Sinne eine längst verdiente Ode zu singen – es ging um das ehrliche Scheitern und um den gesunden Menschenverstand, um die anhaltende Sehschwäche der Republik auf dem rechten Auge. Und um die Landflucht, um das also, was es aus einer Region macht, wenn für die Zuversicht nur noch die Stadt bleibt, die Provinzen zunehmend verwahrlosen und außer alt und trist und bieder bis verspiest dort bald nichts mehr zu finden sein wird. Ein wahrhaft trauriges, ein bedrohliches Thema, dem sich vor allem junge Menschen stellen müssen. „Should I stay or should I go“, von The Clash geborgt und immer noch aktuell, „Bleiben oder gehen“. Hätte schon was hergegeben. Und doch ist die vorliegende Platte kein Grund für eine weitere Lobeshymne – seltsam unscharf, weniger greifbar ist sie geworden. Wo der Vorgänger noch mit Schaum vor dem Mund antrat, gehen die Stücke auf „Gehen oder bleiben“ nur vereinzelt mit dieser Unbedingtheit und dem zielgerichteten Zorn zu Werke.
Zu allgemein die Parolen, zu wenige Adressen, zu oft nur „sie“ und „die“ und „es“. Konkret wird es selten – bei „Wut“ etwa sind es die „Bullenbanden“ („nur einen Steinwurf entfernt“), in „Nur Applaus“ die NSU. Der Rest genügt sich leider leider in altbekannten, holzschnittartigen Slogans, schwankt zwischen „alles wird gut“ und „alles geht zugrunde“, mal ein „bleib daheim und wehre dich täglich“, dann wieder „auf und davon“ – wenn’s einzig darum ging, die Unentschlossenheit zu vertonen, dann ist den sechsen das anschaulich gelungen. Eine weitere Ausnahme ist das rührende „Warten auf das Meer“ – ein Klagegesang am Krankenbett des Freundes, unverstellt und mit viel Herzblut getextet. Gegen den Sound ist im Übrigen nichts einzuwenden, auch wenn man das Gefühl hat, hier wurde ebenso etwas an Schärfe gespart. Die Gitarren rough, gutgelauntes Skablech, sogar einen kurzen Rap und einen hübschen Kinderchor gibt‘s diesmal. Dennoch: Hat nicht die Klasse und den Biss des letzten Albums – zwischen subtil und direkt wählen Feine Sahne Fischfilet diesmal nur das Ungefähre und Allgemeine. http://www.feinesahnefischfilet.de/
30.01. Köln, Gebäude 9
31.01. Augsburg, Brechtfestival
06.02. Berlin, SO36
07.02. Hannover, Faust
13.02. Dresden, Scheune
14.02. Wien, Arena
20.02. Hamburg, Uebel und Gefährlich
27.02. Jena, Kassablanca
28.02. Heidelberg, Halle 02
06.03. Münster, Skates Palace
07.03. Leipzig, Täubchenthal
13.03. Oberhausen, Druckluft
14.03. Düsseldorf, Zakk
20.03. München, Hansa39
21.03. Nürnberg, Löwensaal
27.03. Bremen, Schlachthof
28.03. Frankfurt, tba
10.04. Stuttgart, LKA Longhorn
11.04. Basel, Hirscheneck
25.04. Bern, Rössli
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