Mittwoch, 30. September 2020
Kruder und Dorfmeister: Vielversprechend [Update]
Kitschkrieg: ... geht weiter [Update]
1. "Standard" feat. Gringo, Ufo361, Trettmann + Gzuz
2. "Unterwegs" feat. Jamule
3. "5 Minuten" feat. Cro, AnnenMayKantereit + Trettmann
4. "Titanik" feat. Ms. Platnum + Marteria
5. "Sonora" feat. Max Herre + Skinnyblackboy
6. "International Criminal" feat. Bonez Mc + Vybz Kartel
7. "Lambo Lambo" feat. Peter Fox + Trettmann
8. "17.30 Uhr" feat. Jan Delay
9. "Nein du liebst mich nicht" feat. Modelselektor + Crack Ignaz
10. "Keine Angst" feat. Alli Neumann + Trettmann
11. "Oh Junge" feat. Rin + Kool Savas
12. "Irgendwo" feat. Nena + Trettmann
Zu bestellen natürlich nur über die Labelsite direkt - her damit!
Update: Wenn der Janni schon um "17:30 Uhr" flüssige und andere Substanzen zu sich nimmt, dann ist es nicht gut um die Welt bestellt. Da hilft oft nur - Kitschkrieg hören ... Oder schauen, zum Beispiel das aktuelle Video zu "Keine Angst feat. Alli Neumann".
Dienstag, 29. September 2020
Goat Girl: Gern verrückt
Montag, 28. September 2020
Das Body: LoFi-Coolness
Sonntag, 27. September 2020
Tunng: Die Sache mit dem Sex und dem Tod
Bruce Springsteen: Was wir hören wollen [Update]
Freitag, 25. September 2020
Travis Scott: Tatort vs. Tenet
Pixies: Noch nicht Schluß
Smashing Pumpkins: Prinzip Hoffnung [Update]
Okay, wir geben zu, dass sich unser Optimismus im Hinblick auf das neue Album der Smashing Pumpkins bis jetzt in sehr engen Grenzen hielt - die beiden Vorabsongs "CYR" und "The Colour Of Love" waren einfach zu schwach, um große Erwartungen wecken zu können. Da wir heute aber alle nötigen Informationen zur Platte bekommen haben, wissen wir auch, dass die Tracklist ganze zwanzig Stücke umfasst und als Berufsoptimisten hoffen wir mal, dass sich Corgan noch ein paar Höhepunkte aufgehoben hat. Schließlich war ja auch das letzte Werk "Shiny And Oh So Bride" dann gar nicht so übel geworden. Also: "CYR" wird das Ding auch heißen und am 27. November erscheinen, mehr dazu wenn vorhanden. Begleitet wird die Promotion im Übrigen auch von einer fünfteiligen Animationsserie, erdacht und gezeichnet von Corgan selbst, in welcher einige Songs von "CYR" zur Aufführung kommen - Trailer siehe unten.
Update: Und zwei Songs kommen noch dazu - "Confessions Of A Dopamine Addict" und "Wrath".
Donnerstag, 24. September 2020
Idles: Jedem seine Chance
Idles
„Ultra Mono“
(Partisan Records)
Nein, um die Musik geht es schon länger nicht mehr. Weil ein Künstler, eine Künstlerin oder eben eine Band immer mehr ist als Musik, mehr als ein paar Songs, ein neues Album, wird gerade in den Netzwerken und Magazinen ein Streit ausgefochten, der von selten erlebter Intensität und Schärfe ist. Manch eine/r fühlt sich an die längst vergangenen Jahre der Herren Gallagher, Williams und Albarn erinnert, doch da ging es nur um vergleichsweise lächerliche Hahnenkämpfe und die Frage, wer wohl den Größten, den Längsten habe (sie wussten es nicht besser, es waren andere Zeiten) – pubertärer Kinderkram also. Joe Talbot, Frontmann der Idles, wird da gerade mit weitaus schwerwiegenderen Vorwürfen konfrontiert, muss Stellung beziehen, seine Band nehme es nicht ernst genug mit den Parolen, die er ihnen selber textet. Zuviel vom falschen Marketing, zu wenig Unterstützung für Frauen, fehlende oder späte Wortmeldungen der Solidarität an gebotener Stelle – Talbot sieht sich in eine Position gedrängt, die ihm sichtlich Unbehagen bereitet. Und weil man in der Defensive leichter Fehler macht, agiert er ein ums andere Mal recht unglücklich.
Irgendwas gelernt daraus? Nun, es gibt wohl unter der angeblich so weltoffenen und toleranten Künstlerschaft doch noch deutlich Luft nach oben in Sachen respektvollen Umgangs miteinander, im Haifischbecken sind viele, zumeist männliche, Exemplare mit knüppeldicken Egos unterwegs, zudem bewaffnet mit steinharter Moral und unfehlbaren Urteilen, Fehler werden kaum gestattet, Meinungen weggewischt, der Diss regiert. Es zeigt sich aber auch, dass die Diskussionen, die Talbot führen muss (weil er sie sich zum Teil selbst eingebrockt hatte), sehr wohl dringend notwendig waren und sind, dass es zur Gleichberechtigung aller Geschlechter auch unter Musiker*innen noch ein viel weiterer Weg ist als angenommen. Dass es nicht reicht, Slogans auf bunte Shirts zu drucken und sich der eigenen Überzeugungen zu rühmen, wenn die Taten nicht folgen. Gleichwohl scheint die Bereitschaft, Fehler nicht nur zu erkennen, sondern auch mal zuzulassen, wenn denn ein Lernprozess folgt, nicht sonderlich ausgeprägt.
Denn natürlich sind die Idles weder mysogyn noch rassistisch, natürlich stellen sie sich auch mit dem neuen Album auf die Seite derer, die den Brexit energisch ablehnen, die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten der herrschenden Eliten in ihrer Heimat anprangern, sich jeder Art von Homophobie, weißer Überheblichkeit und Frauenfeindlichkeit entgegenstellen. Ihre Texte, eben auch die neuen, geben ein deutliches Bild davon, sind Kampfansagen, klar, energisch, leidenschaftlich. „Our government hates the poor, cold leaders, cold class war, given drugs you can't afford, so the poor can't buy the cure“, heißt es in „Anxiety“, bei „Grounds“ wiederum „Saying my race and class ain't suitable, so I raise my pink fist and say black is beautiful“ und im Duett „Ne Touches Pas Moi“ mit Jehnny Beth von den Savages gibt es wenig später wiederholt klare Ansagen zu toxischer Männlichkeit und dem „No Means No“ der #MeToo-Bewegung. Meinen sie es, leben sie es so, wer wollte ihnen dann etwas vorwerfen?!
Musikalisch ist dieses dritte Album vielleicht nicht gerade ihr bestes geworden. Klar, die Drums werden verprügelt, als gäbe es kein Morgen, auch Gitarre und Bass legen sich gewohnt mächtig ins Zeug, allein, es kommt nichts wesentlich Neues hinzu. Zehn Stücke hindurch schreit sich Talbot mit seiner Wut, seinem Frust und seiner Anklage die Seele aus dem Leib – selbst für den hartgesottensten Idles-Fan dürfte dieser Lärmpegel auf Daueranschlag etwas ermüdend sein. Zumal sich die Lyrics nicht selten in gebellten erschöpfen Wortfetzen – das ist manchmal etwas dürftig. Bezeichnend also, dass neben tatsächlich grandiosen Stücken wie „Model Village“ und „Reign“ ein Song wie „A Hymn“ am längsten in Erinnerung bleibt, am tiefsten geht: „I want to be loved, everybody does“ gesteht Talbot hier freimütig und hat uns sofort auf seiner Seite.
Noch einmal also: Man darf die neue Platte der Band aus Bristol gut finden oder nicht (wir für unseren Teil tun ersteres mit einigen Abstrichen), man kann die Band in ihrem manchmal etwas unglücklichen Tun kritisieren, man sollt es sogar. Selbstgerechtigkeit, überzogene Moral oder verletztende Häme sind dennoch fehl am Platz. Aber die Nebengeräusche dieser Veröffentlichung vorschnell zu verbannen, hieße sie als Teil einer sehr notwendigen Debatte kleinzureden, ihre mögliche Wirkung zu schmälern. Wo uns heute doch vieles unabänderlich, aussichtslos scheint, wo wir uns ohnmächtig fühlen, da gilt in diesen Fall sicher, dass ein/e jede/r die Chance dazu hat, die Dinge um sich herum und auch sich selbst zu ändern, dazuzulernen. Und wenn ebenjene Diskussion das anzuschieben vermag, ist das beileibe kein geringer Verdienst.
Loma: Lernen mit Pflanzen [Update]
Mittwoch, 23. September 2020
Sault: Das Manifest
Sault
„Untitled (Rise)“
(Forever Living Originals)
Wie sollen wir sie nennen? Die Unermüdlichen? Die Unbeugsamen? Die Unergründlichen? Oder vielleicht doch die Unfehlbaren? So rätselhaft sich das Londoner Künstler*innen-Kollektiv Sault gibt, so schwer ist auch ihr Output mit den gängigen Superlativen zu fassen: Bemerkenswert, was sie hier, nachdem ja im vergangenen Jahr derer zwei Alben erschienen sind und im Sommer 2020 schon das nächste folgte, erneut vorlegen. Eindrucksvoll, weil Quantität und Qualität auf sehr seltene Weise Hand in Hand gehen und Sault das Kunststück fertigbringen, mit jedem ihrer Werke noch ein Level draufzusetzen. Und das sowohl in thematischer als auch musikalischer Hinsicht. Wurde "Untitled (Black Is)" noch das Versprechen nachgeschickt, konzentriert bei der Sache bleiben zu wollen, nimmt ihnen das beim nun folgenden „Untitled (Rise)“ angesichts der eindeutigen inhaltlichen Ausrichtung ohnehin jede/r ab. Self empowerment rules also, es geht um das Wiedererstarken des Gemeinschaftsgefühls aller persons of color (POC), um Erwachen, um Stärke, um den Kampf und das Überleben. Und zwar in jedem einzelnen Track des Albums. Bei aller möglichen Verkürzung könnte man vielleicht von einer Art schwarzem Manifest sprechen. Ähnlich wie beim Vorgänger „Black Is“ gibt es bei Sault kaum Sprachbilder, Zwischenebenen, Metaphern, alles wird hier klar und direkt angesprochen, Missverständnisse sind ausgeschlossen.
Jedes der fünfzehn Stücke transportiert so einen Teil der übergeordneten Message, die hier vermittelt werden soll, funktioniert mal als Mutmacher, Trostspender, Antreiber, mal geht es gegen Lügen und Vorurteile, dann wieder darum, sich auf Gemeinsamkeiten und Stärken zu besinnen, auch um religiöse Quellen und Wurzeln, die ins Bewusstsein rücken. Sault proklamieren mit einfachen, verständlichen Worten, sie wollen also nicht nur gehört, sie wollen auch verstanden werden. (Und das nicht nur mittels Gesang, sondern wie bei „Rise“, „You Know It Ain’t“ und „No Black Violins In London“ auch mal in Form eindringlicher Monologe oder wie bei „The Black And Gold“ als reines Instrumental, das Stimmung statt Stimme transportiert). Wenn Sault textlich im besten Sinne monothematisch agieren, lassen sie sich bei Sound des Albums in keinster Weise festlegen und packen erneut eine Klangvielfalt in die Arrangements, die nur schwer ihresgleichen findet. Hier wird dem Soul gehuldigt, werden Jazz und Funk gefeiert, wechseln smoothe Streicher und leises Piano mit wilden Percussion-Jams – allein der Song „I Just Want To Dance“ fegt mit seiner sagenhaften Energie jede vornehme Zurückhaltung in viereinhalb Minuten rückstandslos weg. Die trippigen, klackernden Beats hört man auf „Rise“ weniger oft als noch auf „Black Is“, es geht hier deutlich analoger zu, der Lust beim Zuhören tut das keinen Abbruch. Ein ganz großer Wurf, schon wieder.
Dienstag, 22. September 2020
The Bats: Perfektes Beispiel
METZ: Perfekte Mischung [Update]
Das die kanadische Band METZ sich anschickt, ein neues (und ihr viertes) Album zu veröffentlichen, sollte sich ja langsam herumgesprochen haben - nach den Werken "METZ", "II" und "Strange Peace" soll am 9. Oktober der Longplayer "Atlas Vending" bei Sub Pop erscheinen. Vor ein paar Wochen ist die erste Single "A Boat To Drown In" erschienen, in deren Video zwar ein knuffiges Kuscheltier mitspielt, das aber durchaus auch zum Problembär taugen könnte. Nun geht mit "Hail Taxi" Vorabsong Nummer zwei ans Netz, diesmal mit monochromer, eindringlicher Bildersprache von Regisseur A.F. Cortés (Idles, Daughters, Lee Ranaldo, Iggy Pop) ausgestattet. Das Trio aus Toronto hat, so ist zu hören, seine explosive Mischung aus krachenden Gitarren und eingängigen Melodien weiter perfektioniert, wann Alex Edkins, Hayden Menzies und Chris Slorach damit wieder auf Tour gehen, wird nach Erscheinen der Platte die nächste dringliche Frage.
Update: Mit "Blind Youth Industrial Park" geht heute die dritte Single vom neuen Album ins Rennen, das episch-futuristsiche Video dazu stammt vom neuseeländischen Regisseur Dylan Pharazyn (Wax Chattels, Yukon Era, Die! Die! Die!).
Sonntag, 20. September 2020
Bartees Strange: Überraschend vielgestaltig [Update]
Future Islands: Zurück auf Start [Update]
Update: Jetzt also doch - "As Long As You Are" heißt der neueste Wurf, am 9. Oktober soll das Album bei 4AD erscheinen. Und weiteres Singles sind auch schon im Umlauf, "Thrill" präsentiert ausnahmsweise nicht die Band, sondern Herring als Solisten und für "Moonlight" gibt's ein Video von Will Mayer mit Cill Hernandez und Matthew Gray Gubler.
Samstag, 19. September 2020
Girls In Synthesis: Laut gegen die Angst
Girls In Synthesis
„Now Here’s An Echo From Your Future“
(Harbinger Sound)
An dem Spruch, dass nicht der Lauteste gehört wird, sondern der Klügste, gibt es eigentlich nichts zu rütteln, allein in den letzten Monaten und Jahren scheint die Politik den unbedingten Gegenbeweis antreten zu wollen. Überall plärren die Angstmacher ihre Parolen, Einschüchterung macht sich bezahlt, Besonnenheit und gegenseitiger Respekt haben als Maxime offenbar ausgedient und verlieren an Boden. Dem Schreihals mit wildem, widerspenstigem Lärm zu begegnen scheint da ein probates Mittel zu sein und die Girls In Synthesis aus London in dieser Hinsicht erstklassige Protagonisten. John Linger, Nicole Pinto und Jim Cubitt sind seit 2016 als Band zusammen, erste Veröffentlichungen erfolgten im Selbstverlag oder bei kleinen Indielabels, bevor sie nun für ihr vorliegendes Debüt beim renomierten Harbinger Sound landeten. Mit einer Klassifizierung tut man sich schwer, die Schublade Post-Punk wäre zwar die gräumigste, aber nur passend, wenn man dort noch Punk, Jazz und Noise mit unterbringen dürfte.
Zehn Stücke in einer guten halben Stunde und dabei keinerlei Atempause – GIS halten mit dem Unmut über die Zustände in ihrem Heimatland nicht hinterm Berg. Schiefe, dreckige Gitarrenakkorde treiben die Stücke wütend voran, flankiert von einem nicht minder wuchtigen Bass und unermüdlichen Drums, bei Stücken wie „Human Frailty“ und vor allem dem überwältigenden „Set Up To Fail“ irrlichtert zudem noch das Bläserblech im Hintergrund. Bedrohlich klingt das, düster und stellenweise sehr aggressiv, die drei wollen sich und den Zuhörer*innen offenbar nichts schuldig bleiben. Wer will, kann sich den Sound als Mischung aus Bauhaus und The Clash vorstellen, quasi the best of both worlds.
Thematisch stellen sich GIS ganz auf die Seite derer, die an den Rand gedrängt wurden in einem England der Eliten. Eliten, die sich an den Wohlstand der wenigen klammern, die Veränderung verweigern und denen das Wort der einst so starke und stolzen Arbeiterklasse egal ist. Aber auch die working class bekommt ihren Teil, denn vielen von ihnen erscheint Boris Johnson als gleichgesinnter Verbündeter, in ihrer Gutgläubigkeit und Verblendung merken sie nicht, dass er sie und ihre Familien immer tiefer in den Abgrund reißt. „You can make all the noise you want“, heißt es dazu in einem Song, „they’re not listening.“ Der Frust sitzt tief, Angst ist berechtigt, Sorge auch: „Cause For Concern“. Der schleichende Abschied von der Mitmenschlichkeit („Arterial Movements“), mediale Manipulation („The Images Agree“) und der stumpfe Hass der Masse („Tirades Of Hate And Fear“) – es gibt momentan wirklich nicht viel Grund zur Hoffnung. Um so wichtiger ist es, laut dagegen anzuspielen.
Freitag, 18. September 2020
HEALTH: Disco in Tiefschwarz
Für alle Musikmenschen, die dringend noch etwas Passendes in schwarz resp. dunkel für das bevorstehende Wochenende suchen, gibt es hier einen recht lohnenswerten Tipp: Die kalifornische Industrial-Rockband HEALTH hatte ja seit 2018 in unregelmäßigen Abständen eine Reihe spannender Kollaborationen veröffentlicht, mit dabei Xiu Xiu, Soccer Mommy, Youth Code und Perturbator. Diese und weitere finden sich nun auf der finalen Compilation mit dem Namen "DISCO 4 Part I" wieder, zu der die Herren Miller, Duzsik und Famiglietti noch den Soloauftritt "CYBERPUNK 2.0.2.0" spendieren. Die bisherigen DISCO-Platten boten bislang übrigens vornehmlich Remixarbeiten, wer eher das eigenständige schätzt, darf aber gern auch auf die letzten Alben "Death Magic" und "Slaves Of Fear" zurückgreifen.
Milliarden: Alles egal?
Naja, ganz so egal wird es ihnen nicht sein, sonst hätten sich Ben Hartmann und Buddies nicht in die gleißende Sonne gestellt und das Video zu ihrer neuen Single "Himmelblick" abgedreht. Wobei, "abgedreht" ist das richtige Stichwort, denn die Jungs von Milliarden wirken dann doch ein wenig neben sich, das Playback hakt etwas, am Ende taumeln sie mehr als sie performen und die Textzeile "Alles ist mir so egal" kommt auffallend häufig vor. Sei's drum, der Song ist stark und wie man die fünf Berliner kennt, wird auch das für den 5. Februar terminierte, dritte Album "Schuldig" (Nachfolger zu "Berlin" aus 2018) nicht minder stark werden. 18.03. Nürnberg, Z-Bau
19.03. Wien, Arena
20.03. Jena, Kassablanca
25.03. Bielefeld, Forum
26.03. Köln, Gloria
27.03. Göttingen, Musa
07.04. Dresden, Beatpol
08.04. München, Backstage Halle
09.04. Zürich, Bogen F
10.04. Bern, ISC
14.04. Frankfurt, Das Bett
15.04. Stuttgart, Wizemann
16.04. Erfurt, Kalif Storch
17.04. Dortmund, FZW
21.04. Hannover, Musikzentrum
22.04. Rostock, Mau Club
23.04. Berlin, Columbiahalle
Donnerstag, 17. September 2020
Soft People: Andere Zeiten
Über Kalifornien lodern gerade die Flammen und auch so ein beschauliches Städtchen wie San Luis Obispo wird davon wohl nicht ausgenommen. Was heißt, dass die Menschen dort für Musik wie diese hier entweder gerade keine Zeit haben oder sie aber besonders dringend brauchen. Hinter dem Duo Soft People verbergen sich die Musiker John Metz und Caleb Nichols, 2009 haben sich die beiden als Mitglieder der Band Grand Lake kennengelernt. Sieben Jahre später erschien ihr erstes gemeinsames Album "American Men" und weil ihr Pop ein queerer ist, kann man sich denken, was sie der standesgemäßen Maskulinität mit auf den Weg gaben. Für den 2. Oktober nun haben Soft People via Sandwich Kingdom den Nachfolger "Absolute Boys" angekündigt, von dem bislang die beiden Stücke "New Moon" und "22 Lunes" vorab veröffentlicht wurden. Die neue Single "William", die heute in Umlauf geht, ist laut Nichols als eine Art verträumte, auch sehnsüchtige Rückschau zu verstehen, auch als Erinnerung an eine Liebesbeziehung, die ihm angesichts der gerade herrschenden politischen Unruhen fast unwirklich erscheint.
Suuns: Erneuter Anlauf
Eine magere Notiz zur kanadischen Band Suuns gab es hier im Jahr 2016, damals stand die Veröffentlichung ihres dritten Albums "Hold/Still" ins Haus und gerade war die zweite Single "Paralyzer" davon erschienen. Warum danach keine Meldungen mehr kamen und auch die nächste Platte "Felt" (2018) ignoriert wurde, bleibt vorerst ungeklärt, schließlich müssen wir vorwärts schauen und da steht die neue "Fiction EP" an und die erste Single davon "Pray" wiederum ist so gut, dass wir über alles Gewesene gern den Mantel des Schweigens breiten wollen. Für den 30. Oktober also ist das mutmaßlich gute Stück bei Joyful Noise Recordings angekündigt, sechs Tracks soll es enthalten und schon bei besagter Hörprobe (Video übrigens unter Regie von Sänger Ben Shemie) merkt man, dass das Trio einerseits vom Krautrock nicht die Finger lassen wollte, zum anderen aber neue Inspirationsquellen nicht gescheut hat.
Mourn: Wütend zu dritt
Da möchte man jetzt um Himmels Willen nichts hineininterpretieren, aber wenn aus einem Quartett ein Trio wird und das jetzt nur noch aus Frauen besteht, dann lassen sich vielleicht auch Songs wie der vorliegende noch glaubwürderiger rüberbringen. Obwohl anzunehmen ist, dass auch Ex-Drummer Antonio Postius die Wut von Jazz Rodríguez Bueno, Carla Pérez Vas und und Leia Rodríguez, allesamt aus Barcelona, teilen dürfte. Die nämlich singen in "Men" über die alltäglichen Erfahrungen von Frauen, auf der Straße, im Büro oder sonstwo mit männlichen Blicken, mit abschätziger Attitüde und herabwürdigenden Bemerkungen konfrontiert zu werden. Mourn, so heißt ihre Band, haben diesen Song als dritte Single aus dem für den 30. Oktober bei Captured Tracks angekündigten Album "Self Worth" veröffentlicht, zuvor waren schon "This Feeling Is Disgusting" und "Call You Back" erschienen. Zuletzt gab es von Mourn die Platten "Ha, Ha, He." (2016) und "Sopresa Familia" (2018) zu hören.
Mittwoch, 16. September 2020
Doves: Selbstbestätigung
„The Universal Want“
(Heavenly Recordings)
Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass der alternative Gitarrenrock mit seinen großen Gefühlen und Melodien etwas ins Hintertreffen geraten ist. Sei es aus Angst vor dem Coldplay-Effekt, mit dessen Hilfe man bekanntlich ganz schnell ins Hintertreffen und also in den Schmalztopf geraten kann und nurmehr als rührige Untermalung für tränenreiches Serienmaterial aus den Notaufnahmen dieser Welt gebucht wird. Kann aber auch sein, dass es nur die falschen versucht haben. Denn dass es einigermaßen unpeinlich funktionieren kann, beweisen ja seit Jahren die Mannen um Guy Garvey von der britischen Band Elbow. Die kommen aus Manchester und dort gibt es – Achtung: Kreis geschlossen – durchaus eine beachtliche Tradition in dieser Hinsicht. Vor ziemlich genau elf Jahren nämlich lieferten Jez Williams, Jimi Goodwin und Andy Williams als Doves mit „Kingdom Of Rust“ ihr letztes Meisterwerk ab, danach war, wenn schon nicht Schluß, so doch leider Sendepause. Und die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Trios sank mit jedem weiteren Jahr.
Bis – ja bis im Frühjahr die EP „Remnants I/II“ auftauchten und sofort die Gerüchte ins Kraut schossen. Heute wissen wir, dass die Doves sehr wohl vorhatten, neues Material aufzunehmen, sich nur eben entsprechend Zeit lassen wollten. Und weil halbgare Informationen zwar modern, aber nicht ihre Sache sind, haben sie wohl lieber mit der frohen Botschaft gewartet, bis diese belastbar war. Gelohnt hat sich das Warten in jedem Fall, denn „The Universal Want“ ist genau das geworden, was man erwarten durfte: Vollgepackt mit schmeichlerischen Melodien und dem (nein, man kommt nicht drum herum) hymnischen Gesang. Schon der schwelgerische Opener „Carousels“ packt sofort zu und hebt einen gleichsam in luftige Höhen. Von hier aus betrachtet man hernach mit den dreien aus ganzheitlicher Vogelperspektive die Welt, und zwar sowohl die vergangene mit ihren schönen Erinnerungen, aber auch die neue, oftmals so befremdliche mit all den Ängsten und Nöten. Und wir Menschen mitten drin – unvollkommen, mal beschränkt, mal bemüht, oft hilflos.
Aber auch nicht ohne Hoffnung. In Stücken wie „For Tomorrow“ oder „Prisoners“ folgen sie zwar düsternen Gedanken, Selbstzweifeln und der Furcht vor der Zukunft, lenken den Blick aber auch mit Zuversicht auf Kommendes, vertrauen der schöpferischen Kraft eines jeden einzelnen. Mental health ist das Stichwort, Jimi Goodwin hat dem NME kürzlich gesagt, dass viele Texte bei den Doves wie Selbstgespräche klingen, darauf angelegt, mit sich ins Reine zu kommen, sich anzunehmen und das Leben so leichter und erträglicher zu machen. Ihnen jedenfalls scheint das gut gelungen, die Songs klingen frisch und kraftvoll, wunderbare, manchmal fast psychedelische Gitarrenklänge schweben über pluckernden Beats und wenn man diese Dreiviertelstunde mit Hingebung erlebt hat, dann wird auch die Landung eine sanfte werden. Gut, dass man sich solch eine Platte immer wieder hervorholen kann, gut, dass die Doves wieder zurück im Spiel sind.
Pan Amsterdam: Gelöstes Rätsel
Jettes: Im gleichen Takt [Update]
Für die nächsten beiden vielversprechenden Acts geht es - selten genug kommt es leider vor - zur Abwechslung mal nach Deutschland. Den Anfang macht dieses Duo und wer in der School of Rock gut aufgepaßt hat, dem wird der Name der einen Hälfte Laura Lee ganz gewiss etwas sagen. Denn die spielt normalerweise bei der Kapelle Gurr. Melody Connor wiederum stammt ursprünglich aus Kalifornien und ist eigentlich langjähriger Freund von Labelkollegin Laura Carbone, welche die beiden einander vorstellte. Mittlerweile lebt auch Connor in Berlin und teilt mit Lee nicht nur den annähernd gleichen Musikgeschmack, sondern auch die neue Band Jettes. Im November letzten Jahres erschien die erste gemeinsame EP mit dem Titel "Hockey Smile", im Mai diesen Jahres folgte (coronabedingt) eine sehr feine Akustik-Version des The-Breeders-Hits "Divine Hammer" und nun also die bei Duchess Box Records verlegte Single "Team" - so gut wie sie klingen, darf das gern in diesem Takt weitergehen.
Update: Weil heute Abend der erste Slot von zweien auf dem Hamburger Reeperbahn Festival stattfindet, gibt es von den Jettes gleich noch eine weitere neue Single zu hören - "Justine" läutet auch, so ist zu lesen, eine Schaffenspause für Lee's Band Gurr ein.
16.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
18.09. Hamburg, Reeperbahn Festival
05.10. Bonn, Harmonie
Dienstag, 15. September 2020
Lambchop: Unerklärlich
Fontaines D.C.: Mit besten Absichten [Update]
Fontaines D.C.
„A Hero’s Death“
(Partisan Records)
Woher all der Argwohn kommt? Nun, manchmal ist das Alter eben nicht von Vorteil, sorgt die damit angeblich einhergehende Weisheit, von der ständig die Rede ist, dafür, dass man das hektische und beneidenswert vorbehaltlose Schaffen der Jugend mit misstrauischen Blicken und Zweifeln begleitet. Dabei ist doch eigentlich gar nichts Verwerfliches daran, wenn eine so junge und talentierte Band wie die Fontaines D.C. aus Dublin gerade mal ein Jahr nach Veröffentlichung ihres fabelhaften Debüts „Dogrel“ gleich die nächste, allzeit beunkte zweite Platte angeht. Lassen wir also alle Bedenken und schlechten Beispiele (The Killers, Kings Of Leon, Coldplay, you name it) mal beiseite. Und freuen uns an der Schlagzeile der Irish Times, die gerade treffend titelte: „Same band, different songs, same brilliance“.
Genaugenommen war das ja genau die Schlagzeile, die man insgeheim erhofft hatte. Und selbst die Band scheint hin- und hergerissen zwischen eigenem Anspruch und der Erwartungshaltung ihres nunmehr doch recht großen Publikums. Auf der einen Seite, so sagte Sänger Grian Chatten dem Guardian, habe er gar keine Lust, sich zu rechtfertigen, ob denn die neue Platte mit der alten vergleichbar sei, ob ein „weiter so“ vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre: “This is us as people. If people can’t accept it or don’t like it, then their band is gone.” BAM! Andererseits unterstrich Chatten im gleichen Gespräch, dass es nichts Verlogeneres gäbe als einen Rockstar, der sich angeblich um nichts und niemanden bei seiner Arbeit Gedanken mache – der Mittelweg, ein schmaler Grat, ist es wohl, was den Reizpunkt setzt.
Dass die Fontaines D.C. mit ihrem neuen Status nicht rundherum glücklich sind, beweisen die mehr oder weniger deutlichen Textbezüge in den Songs von „A Hero’s Death“ – Stücke wie „Televised Mind“, „A Lucid Dream“ (Update: Video) und „I Don’t Belong“ wählen hier eine ungewohnt ehrliche Sprache. Mit Überzeugung so zu sein, wie man ist – Chattens großes Anliegen auf diesem Album. Dann nämlich landet man schnell auf der übergeordneten Ebene mental health, die ja in den letzten Monaten und Jahren eine immer größere Aufmerksamkeit und Brisanz erfahren hat. Vor diesem Hintergrund erlangen wiederum Songs wie „A Hero’s Death“, „I Was Not Born“ und an abschließende „No“ eine um so dringlichere Bedeutung. Und bilden den Kontrast zu nostalgischer Rückschau, Liebeslied und Alltagsflucht, die auch ihren Platz bekommen.
Auffällig in musikalischer Hinsicht – das neue Werk ist, mehr als das Debüt, welches noch von Ungestüm geprägt war, ein Songwriting-Album geworden, die fünf legen weitaus größeren Wert auf Wandelbarkeit, stilistische Nuancen, genre-crossing also. Wo „Dorgel“ noch ein lupenreines Post-Punk-Gewächs war, werden hier ganz andere Fachgebiete touchiert, kommen Streicher, Akustik- und Westerngitarren zum Einsatz, sogar balladeske Züge versagen sie sich nicht („Oh Such A Spring“) und bei „Sunny“ erwartet man fast, dass nunmehr gleich ein Sinatra-Hologram um die Ecke tänzelt und Ol Blue Eyes dem Sänger mit generösem Blick den Arm um die Schulter legt. „That is us“ - wie gesagt, sie wollten es wissen und haben es durchgezogen.
Es gibt, das darf man feststellen, keinen einzigen schlechten und keinen langweiligen Song auf dieser Platte - und beileibe nicht alle brechen mit den Erwartungen (soll heißen: Post-Punk still exits, mate). Dass die Jungs ihren Anhänger*innen etwas zumuten mußten, wollten sie vor sich selbst das Gesicht nicht verlieren, ist schlüssig und bestens geglückt. Ohnehin gibt es, und zwar besonders in der Rückschau mit einiger Zeit Abstand, kaum etwas Öderes als die Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung. Schon klar, sie sind nicht die ersten mit dieser Erkenntnis, aber einen ganz wichtigen Punkt haben sie, glaubt man dem Gitarristen Carlos O’Connell, schon mal kapiert: “It’s not up to us to become the biggest band in the world, it just isn’t. It’s up to how the music resonates.”
15.03. Zürch, Dynamo
16.03. München, Backstage
19.03. Berlin, Astra Kulturhaus
20.03. Hamburg, Gruenspan
26.03. Wiesbaden, Schlachthof
27.03. Köln, Live Music Hall
Billy Nomates: Ein erster Anfang
16.02. Berlin, Urban Spree