Mittwoch, 18. Dezember 2019

Arlo Parks: Gute Aussichten (trotz allem)

Arlo Parks
"Sophie EP"

(Beatnik Creative)

Eigentlich hätte man ihr den neuerlichen aktuellen Bezug gern erspart. Aber Arlo Parks ist nun mal das Mädchen aus London, das mit seinem Song "Supersad Generation" den passenden Soundtrack zur Befindlichkeit der Jugend im Königreich vor, während und nach der Wahl von Boris Johnson zum Alleinherrscher geschrieben hat. Okay, sie muß sich diesen Titel wohl mit dem Duo IDER teilen, die von der "Saddest Generation" singen, aber im Grunde trifft ihr Song das Gefühl der Niedergeschlagenheit, der Ohnmacht und der scheinbaren Ausweglosigkeit ziemlich auf den Punkt. Zur Bestätigung reicht ein Blick auf den Altersquerschnitt in der Wahlstatistik - zirka 70 Prozent ihrer Altersgenoss*innen haben Labour gewählt, zirka 70 Prozent der Alten dagegen die Tories. Sie, um deren Zukunft es ging, wurden von denen überstimmt, die keine Veränderung, keinen Umbruch wollten, die Bequemlichkeit höher schätzen als Herausforderungen. Supersad, wie gesagt. Und natürlich klingt vieles von dem Gefühl der Betrogenheit, von dieser Traurigkeit auch auf ihrer aktuellen EP "Sophie" nach. Und zwar auf einzigartige, wundervolle Weise. Ihre sanfte Stimme, die soften Beats - trotz der großen Ernsthaftigkeit scheinen diese Songs zu schweben. Und das trotz erster Rap-Versuche im Titelstück oder schiefer Funkgitarren ("George"). Alles ist hier sorgsam, nichts übertrieben arrangiert, man kann von Parks lernen, wie man mit ein paar Akkorden einen Song schreibt, der über's Ohr sofort ins Herz geht - "Angel's Song", die Liebeserklärung an einen engen Freund, ist zweifellos der Höhepunkt der EP. Egal also, wie trübe gerade die Aussichten für ihre Generation sind, von Arlo Parks selbst wird man 2020 mit Sicherheit noch viel Gutes zu hören bekommen.



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