Baxter Dury
„Prince Of Tears“
(Heavenly Recordings)
Ein Engländer, der auch klingt wie einer und dennoch als Ziehsohn von Serge Gainsbourg durchgehen könnte? Klingt so spannend wie es sich tatsächlich anhört. Nur das mit dem Ziehsohn wäre dann ein Stück zu viel, hat Baxter Dury ja schon genug daran zu schaffen, dass sein wirklicher Vater Ian ein ebenso berühmter war und die Emanzipation vom übergroßen Schatten Kraft genug kostet. Trotzdem: Der straighte, punktgenaue Lofi-Pop des Mannes aus Buckinghamshire kommt auf der fünften Platte so überzeugend und ausgereift daher, dass man gar nicht groß in Versuchung kommt, Vergleiche über den Stammbaum herzuleiten. Die trockenen, sarkastisch-bissigen Texte, die Dury mit seiner, wie der Guardian schreibt, „London-accented sprechgesang voice“ auf „Prince Of Tears“ präsentiert, funktionieren wunderbar zum mit Streichern und Synthakkorden angereicherten Psychpop.
Das hat sogar Seele, also besser: Soul, und dass Dury für die richtigen Stellen die passenden Begleitungen ans Mikro holt, spricht für seine Überlegtheit und künstlerische Reife: Bei „Porclain“ ist es Rose Elinor Dougall, frühere Frontfrau der Pipettes, die aus Hohn und Abneigung des Besungenen keinerlei Hehl macht, wenig später rappt sich Jason Williamson von den unvergleichlichen Sleaford Mods in gewohnter Manier durch die zweite Hälfte von „Almond Milk“. Die wirklichen Highlights bleiben trotzdem andere: Die Einstiegssingle „Miami“ mit Durys schlecht gelauntem, ja arroganten Monolog zu zartem Backgroundchor („I'm the turgid fucked up little goat, pissing on your fucking hill and you can't shit me out. 'Cos you can't catch me, ‘cos you're so fat, so fuck ya I'm Miami“). Und natürlich die fast schon liebevolle Rückschau „Oi“ auf raubeinige Jugendtage – Pulp, Divine Comedy, sie kommen einem in den Sinn, lauscht man Durys charmanten Geschichten. Wenn es also noch eines Beweises für die Eigenständigkeit gebraucht hätte – mit dieser Platte hat er sie endgültig erbracht.
27.02. Lausanne, Les Docks
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