Queens Of The Stone Age
„Villains“
(Matador)
Es hätte schon auch wieder so ein mittelgutes Album werden dürfen. Mittelgut ist bei weitem nicht mittelmäßig und mittelgut haben Josh Homme und seine Queens Of The Stone Age immer dann geschafft, wenn es für den ganz großen Wurf nicht reichte. Und auch wenn das Urteil der Grand Home Jury natürlich nur ein subjektives sein kann – die ersten drei Alben als durchweg erstklassig zu bezeichnen, wird mit Sicherheit viele Unterschriften finden, die folgenden drei waren dann eher oberes Drittel, die Spitze blieb auf längere Zeit unbesetzt. Bis heute. Denn trotz ihrer gut zwanzigjährigen Karriere und des Umstandes, dass auch die Wüstensöhne (ja, auch sie) schon in die Jahre gekommen sind, ist ihnen mit „Villains“, der Nummer sieben im Werkkatalog, eine überaus vortreffliche Platte gelungen. Und zwar vor allem deshalb, weil hier alles seine Zeit und seinen genau zugewiesenen Platz zu haben scheint, also nicht ausschließlich dem Motto „Gib ihm!“ folgt und von Start bis Schluss die volle Breitseite feuert.
Für Homme und seinen neuer Buddy Mark Ronson, von der brettharten Stoner-Gemeinde sicher mit misstrauischen Blicken und mulmigem Gefühl in der Magengegend beobachtet, zählte bei der Produktion offenkundig mehr die Klasse als die Masse: Die staubtrockenen Riffs, die quengelnden Gitarren, der Drahtseilbass, die tonnenschweren Drums – sie alle sind noch da, müssen sich den Platz aber mit Beats (!), Synths (!!) und selbst Streichern (!!!) teilen. Und zwar zum Besten aller. Die neun Stücke wirken manchmal regelrecht leergeräumt von nutzlosem Schnickschnack, behalten dennoch den richtigen Punch und wechseln zwischen überhöhtem Drama und bestem Entertainment. Der Einstieg „Feet Don’t Fail Me“ groovt schwer und bedrohlich, doch schon zum zweiten Stück wird der erste Gast auf die Bühne gebeten – Homme gibt den Widergänger des King und „The Way You Used To Do“ swingt unwiderstehlich dreckig.
Im Folgenden frönen die Königinnen einer weiteren Leidenschaft – dem psychedelischen Gerocke. Es stampft, schlingert, zerrt und zetert geradezu meisterhaft, nie bombastisch und überladen, sondern stets wohl dosiert und deshalb umso wirkungsvoller, „Domesticated Animals“ und „Fortress“ entfalten so einen beachtlichen Sog. Nach einem Umweg über den knochenklappernden Punk der CBGB-Ära (die Ramones lassen bei „Head Like A Haunted House“ grüßen), geht für „Un-Reborn Again“ die nächste Ikone in die Bütt – den Song als Hommage an David Bowie zu bezeichnen, ist wohl nicht allzu vermessen, kraftvoll, episch, schillernd. Schon erstaunlich, mit welcher Sicherheit Ronson die Ankerpunkte des Albums zu setzen versteht, wie er den fünf Altgedienten ihre Stärken zu entlocken vermag und sie doch zu Neuem anspornt.
Beim ziemlich lässigen „The Evil Has Landed“ schafft er es dann tatsächlich, dass man, wenn der Song auf die letzten Meter geht bzw. hämmert, wieder heißes Motorenöl zu riechen meint, einen Duft also, der die frühen Werke der Band vollumfänglich eingehüllt hatte. Das letzte Stück wiederum hebt sich zum grandiosen Finale mit all seiner Traurigkeit und unstillbaren Sehnsucht ein paar Meter vom Boden: „There’s no magic bullet, no cure for pain, what’s done is done, ‚‘til you do it again … I need you now, nothing is real, save me from the villains of circumstance, before I lose my place“, Homme croont in die Dunkelheit hinein, Thom Yorke und Matt Bellamy schauen ziemlich neidisch zu. Verlässlich und von gewohnter Härte hier, überraschend und erstaunlich wandelbar an anderer Stelle und zuweilen von einer Klarheit und Zärtlichkeit, die man den düster dreinblickenden Jungs so gar nicht zugetraut hätte. Ein kluger Boxer lernt mit den Jahren, Technik und Kraft so einzusetzen, dass sie zum größtmöglichen Erfolg führen – deshalb: Klarer Wirkungstreffer, volle Punktzahl. http://www.qotsa.com/
05.11. Wien, Stadthalle
06.11. Zürich, Samsung Hall
09.11. Oberhausen, König-Pilsener-Arena
10.11. Müchen, Zenith
11.11. Berlin, Velodrom
15.11. Hamburg, Sporthalle
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen