Montag, 30. März 2015

Paul Weller: Sternenkunde zweiter Teil

Einen neuen Song gibt es vom Anfang Mai erscheinenden Album "Saturns Pattern" von Paul Weller - das Titelstück folgt auf "White Sky", das vor einem Monat schon die Runde machte.

Samstag, 28. März 2015

Prag: Der Regen bleibt aus

Prag
Strom, München, 27. März 2015

Gerade erst gelesen: „Das Flüstern des Kein-Ohr-Hasen“ – keine Ahnung, wie man auf so eine Überschrift kommt. Denn Prag haben mit dem Blockbuster von Knautschgesicht Til Schweiger so gar nichts zu tun und sie sind auch weit davon entfernt, eine Nora-Tschirner-Band zu sein. Live noch weniger als auf den zwei Alben, die sie bislang eingespielt haben. Ganze neun Leute nämlich versuchen sich den spärlichen Platz auf der Bühne des Strom zu teilen, neben Erik Lautenschläger und Tom Krimi auch noch Geige, Cello, Trompete, Keyboard, Bass und Schlagzeug – ein stattliches Ensemble. Ja, und eben auch Nora Tschirner. Entertainerin, Schauspielerin, Sängerin und Musikerin, all das ist sie und zwar genau in dieser Reihenfolge. Man möchte ihr nicht unrecht tun, aber am sichersten und entspanntesten wirkt sie tatsächlich, wenn sie zwischen den Liedern mit launigen Ansagen die melancholische Stimmung brechen kann, wenn sie als begnadete Ulknudel, die sie nun mal ist, über Menschenpyramiden, Linedance und die unvermuteten Qualitäten des Wuppertalers quasselt. Ihren zurückhaltenden, manchmal etwas linkisch wirkenden Bandkollegen tut sie damit einen großen Gefallen, dem Publikum, das auch deshalb gekommen ist, sowieso.

Am Instrument fehlt es ihr offensichtlich etwas an Vielseitigkeit und Professionalität, man sieht ihr an, wie sehr sie sich konzentrieren muss, um mitzuhalten und wie gern sie mal richtig in die Saiten hauen würde, wo sie doch die Mimik eines verruchten Gitarrengirls locker draufhätte. Auch stimmlich sind die Grenzen eher eng gesteckt, so richtig in den Vordergrund gelangt sie weder solo und noch in Begleitung, dafür fehlt es am nötigen Volumen. Genug davon, all das ist erfreulicherweise gar nicht so wichtig, die Stücke der drei (bis neun) funktionieren in diesem Rahmen ganz wunderbar, die Band wirkt eingespielt und schafft es so, jedem Song eine schöne, eine eigene Klangfarbe zu verpassen, der das Publikum bereitwillig und phasenweise begeistert folgt. Man hatte ja befürchtet, die mehrheitlich doch recht grüblerische, traurige Grundstimmung des zweiten Albums würde sich nachteilig auf den Abend auswirken, sicherheitshalber wollte man schon einen Indoor-Regenschirm einpacken. Aber der Niederschlag blieb aus, kein bedröppeltes Rumstehen, keine in sich gekehrten Klageweisen, sondern kraftvolles Zusammenspiel.

Schon auf den Platten kann man hören, wieviel Mühe und Sorgfalt die drei in die Texte gesteckt haben, wahrscheinlich würden sie auch als bloße Gedichte funktionieren. Die schwelgerische, raumgreifende Instrumentierung (auf der Konserve wird aus Geige und Cello ein ganzes Orchester) bringen sie aber noch besser zur Geltung, hier bekommen sie die Leidenschaft, die dem bloßen Wortlaut noch fehlt. Auch Leichtigkeit – Stücke wie „Sophie Marceau“ und „Einfach“ sind ja fast schon Klassiker und dürfen natürlich nicht fehlen. Aber auch „Morgentau“, bislang nur auf der Deluxe-Version des neuen Albums zu haben, kann schnell überzeugen und mitreißen. Erstaunlich genug, aber für eine Band, die sich auf die Schwermut eines Leonard Cohen beruft, können sich Prag doch oft ziemlich locker machen. Tee trinken, ein Späßchen hier und da, ein bisschen an sich selbst berauschen und nebenher auch noch gut unterhalten, viel mehr kann man von/an einem Abend nicht erwarten. Prag sind sicher nicht die angesagteste Berliner Band der Stunde, wohl aber eine der am meisten unterschätzten.

Freitag, 27. März 2015

Earl Sweatshirt: Schwarzmaler

Earl Sweatshirt
„I Don’t Like Shit, I Don’t Go Outside“

(SmiCol/Sony)

Also dann, nach Kendrick Lamar – the next Wunderkind: Der gleiche Hype, ein paar Gemeinsamkeiten, aber: Same, same, but different. Für Earl Sweatshirts drittes Album zählen im Vergleich zur Schmetterlingsplatte weder Opulenz noch Kunstfertigkeit, selbst das politische Statement ist zweitrangig. Hier geht es vielmehr um Verweigerung, Negation, um die Fortführung eines Gegenentwurfs, den Buddie Tyler mit seiner Odd Future Wolf Gang Kill Them All vor fünf Jahren lostrat und der all jene verunsichern sollte, die sich gerade an die Rückkehr des sehr stylischen, aber auch sehr braven HipHops von Jay-Z, Kanye West und Kid Cudi gewöhnt hatten. Was jetzt kam, war rude, silly, dirty, war provokant und puristisch und irgendwie ziemlich faszinierend, die Soundtracks dazu hießen „Goblin“, „Doris“ und „Wolf“, die Ästhetik war monochrom, die Stimmung reichte von bedrohlich bis zappenduster.

Das ändert sich auch mit dem schwarzen Album von Earl Sweatshirt nicht – es ist nur halb so lang wie das parallel veröffentlichte Geniestück von Lamar und auch nur halb so langsam. Der Name der Platte also Programm – alles reduziert, abgebremst, heruntergedimmt und verhangen, man sieht Thebe Neruda Kgositsile, so sein Klarname, förmlich, wie er sich in seinem Zimmer und Studio vergraben hat, um Albträume und Angstgestalten zu beschwören. Ihm dabei zuzuhören ist nicht immer einfach, das somnambule Raunen und die quietschende, scheppernde Geräuschkulisse, begleitet von dumpfem Gewummer, läßt den Zuhörer desöfteren frösteln. Und doch bleibt man dabei, weil die düstere Kälte einen irgendwie am Haken hat und nicht mehr freigeben will.

Die technoiden Backing Tracks lassen einen zuweilen an Spezialisten für Tiefgefrorenes wie ARCA oder Haxan Cloak denken, wohl wissend, dass Sweatshirt selbst als randomblackdude hinter den Reglern stand. Selbst wenn sich wie bei „AM//Radio“ ein souliger Loop in die Klangkulisse verirrt, auch wenn die Kollegen Vince Staples und Darien Dash auf ein paar Raps vorbeischauen – die betäubte und betäubende Atmosphäre ändert sich dadurch kaum, ebensowenig die Anziehungskraft, die „I Don’t Like…“ auszuüben vermag. Das ist zwar nicht die hohe Schule der populären Unterhaltung, aber beeindruckend konsequent am Massengeschmack vorbei produziert. Und verdient genau deshalb ebensoviel Respekt wie das eingangs erwähnte Meisterstück von Kendrick Lamar.


Martin Gore: Knopfparade

Sehr sparsam war er da, der Martin Gore, als er das Video zur ersten Single "Europa Hymn" für sein neues Album "MG" hat machen lassen. Produziert hat den Clip das Studio M-I-E, wo auch schon Arbeiten für Faithless, George Michael, die Olympischen Spiele in London, Beyoncé oder Joey Bada$$ über die Schneidetische liefen.

Jamie xx: Alles so schön bunt hier

Na, da war die Warterei doch für 'was gut: Jamie xx hat ja für Anfang Juni sein Soloalbum "In Colour" angekündigt - ein Blick auf das Cover der Platte zeigt, dass er es damit ernst meint. Auf dem Debüt befinden sich, wie sollte es anders sein, auch gemeinsame Arbeiten mit seinen Kollegen von The XX, zwei Stücke mit Romy Madley Croft, eines mit Oliver Sim, auch Four Tet und Young Thug sind mit dabei. Die Single "Loud Places" gibt's hier schon mal als Clip zu sehen.


Donnerstag, 26. März 2015

Ceremony: Edle Kühle

Kürzlich schon im Gespräch - jetzt mit ein paar Daten mehr unterfüttert: Ceremony haben für Mitte Mai ihr neues Album "The L-Shaped Man" angekündigt. Die erste Single wird "The Seperation And The Understanding" heißen und dafür gibt es auch schon paar Bilder. Das Stück ist für ihre Verhältnisse ungewohnt kühl und zahm, Vergleiche mit Joy Division, die ja sonst so locker sitzen, drängen sich hier auf.


Run The Jewels: Clash of Colours

So viele gute Tracks dieses Album hat, so viele Videos gibt es auch dazu: Eines der stärksten Stücke von "RTJ2", der letzten Platte von Run The Jewels, war "Close Your Eyes (And Count To Fuck)" mit Zack de la Rocha - zu diesem existiert nun ein Clip, entstanden unter der Regie von AG Rojas. Von ihm wiederum stammen Arbeiten mit Earl Sweatshirt, Spiritualized und Gil Scott-Heron, das neueste Werk kommt als stilisiertes Handgemenge mit überraschendem Ausgang daher, Rojas Statement zum Dreh kann man bei Stereogum lesen.

Death Cab For Cutie: Lebenslänglich

Death Cab For Cutie
„Kintsugi“

(Atlantic/Warner)

Wenn Worte wie „Schock“ oder „Aderlaß“ im Pop die Runde machen, ist Vorsicht geboten. Begleiten sie doch auf meist übertriebene Art und Weise die arbeitsrechtliche Trennung von Band und Mitgliedern oder im traurigsten Falle die Auflösung derselben. Schon Stepi Stepanovic wusste darauf die einzig gültige Antwort: „Lebbe geht weider“ – und das tut es ja dann auch. Nun ist Death Cab For Cutie nicht irgendeine Jahrmarktskombo und Chris Walla beileibe kein unbeschriebenes Blatt, aber nach siebzehn Jahren gemeinsamen Musizierens ist der Wunsch nach Veränderung kein unverständlicher, gerade wenn mit ihm und Ben Gibbard gleich zwei geniale Alphamännchen die Geschicke einer Formation zu lenken versuchen. Im Sommer vergangenen Jahres also sein Ausstieg und natürlich die bange Frage: Wie weiter? Nun, die vorliegende Platte wird eine befriedigende Antwort nicht geben können, ist sie doch komplett unter Wallas Mithilfe entstanden.

Und wenn man alle Grübeleien und Bedenken mal beiseite schiebt, dann muss man anerkennen, dass zumindest für den Zuhörer bis zum Abschluss der Produktion alles in bester Ordnung gewesen sein muss, denn „Kintsugi“ kann sich sehr wohl mit seinen hochgelobten Vorgängern messen. Death Cab For Cutie zählten ja seit jeher zu den wenigen Bands, die (durch welche Umstände auch immer) an die begehrte Geheimformel für perfekte Popsongs geraten sind, Platte um Platte präsentierten sie verteufelt eingängige und gefühlige Stücke, die einem den Atem nehmen konnten, ohne in Kitsch und hohlem Pathos zu ersaufen. Und daran mangelt es auch der neuen Scheibe nicht: Ob das dunkel schimmernde „Black Sun“, ein zartes Liebeslied wie „Hold No Guns“, die betörende Ode an die kindlich-weibliche Unschuld „Ingenue“ oder das Sehnsuchtsbekenntnis von „Little Wanderer“ – man könnte problemlos „alle“ sagen und träfe keinen falschen.

Wie genau sie das schaffen, läßt sich nur vermuten, Wallas Gitarrenspiel wird seinen Teil ebenso dazu beitragen wie Gibbards weiches Timbre und ganz allgemein die ausgefuchsten Kompositionen. Elektronik wird wie bei den letzten Alben eher spärlich eingesetzt, das Pendel schlägt zu gleichen Teilen in Richtung Indiepop und –rock und so richtig hart wird letzterer nur ganz selten. Vielleicht treffen sie mit ihrer Art des Songwritings dauerhaft einen Nerv, ein Bedürfnis nach Sanftheit, Bedachtsamkeit und ein bisschen Romantik. Gibbard selbst sieht das etwas skeptisch: „One of the things about our band that is interesting is that, if you make a record that has a certain kind of impact at a certain time in a person’s life, it becomes almost impossible to create that kind of moment again with the same listener (Stereogum).” Bis jetzt jedenfalls ist ihnen das, seiner Meinung zum Trotz, ein jedes Mal gelungen – warum sollte es mit dieser Platte anders sein ... http://blacksun.deathcabforcutie.com/

Leftfield: Alternativlos

Hammernachricht - die nächste: Das britische DJ-Duo Leftfield, bekannt durch die beiden bahnbrechenden Alben "Leftism" (1995) und "Rhythm And Stealth" (1999) und maßgeblich für die Stilrichtung Intelligent Dance Music verantwortlich, haben ihre Rückkehr bekanntgegeben. Anfang Juni soll demnach ein neues Werk mit dem Titel "Alternative Light Source" erscheinen und Kollaborationen mit Channy Leaneagh (Poliça), Ofei, Tunde Adebimpe (TV On The Radio) und Sleaford Mods beinhalten. Die erste Auskopplung nennt sich "Universal Everything".

Mittwoch, 25. März 2015

Courtney Barnett: Electric Ladyland

Courtney Barnett
„Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit.“

(Marathon Artists)

Wem das Folgende zu banal und/oder zu persönlich ist, der sollte jetzt besser ein paar Zeilen überspringen. Denn es wird Zeit für ein Bekenntnis: Heimlich wünscht sich wohl mancher Vater einer heranwachsenden Tochter, aus ihr würde mal eine ähnlich selbstbewusste und selbstbestimmte junge Frau werden wie Courtney Barnett. Das liegt natürlich zu einem nicht geringen Teil daran, dass Barnett ziemlich laut und ziemlich gut Gitarre spielt - warum sich gerade dieser Sachverhalt so faszinierend auf Männer auswirkt (Hashtags: Kim Gordon, Kim Deal, PJ Harvey, Kate Nash, … you name it), muss ein jeder selbst mit seinem Frauenbild oder Therapeuten ausmachen. Hinzu kommt, dass Barnett auf eine sehr erfrischende und hemdsärmelige Art mit ihren Lebensumständen umgeht – es ist anzunehmen, dass auch im stockkonservativen Australien gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht gerade mit lautem Jubel begrüßt werden.

Barnetts Debütalbum klingt trotzdem angenehm unbekümmert, sie spielt ihr Instrument mit ordentlichem Drive und gibt ihm eine wunderbar raue Klangfarbe, an der auch Neil Young, einer der letzten Säulenheiligen in Sachen Feedback und Verzerrung, Gefallen finden dürfte. Gerade die beiden längsten Stücke des Albums, „Small Poppies“ und „Kim‘s Caravan“, sind eher bedächtig bis schwerfällig angelegt und schwurbeln trotzdem gar herrlich. Im Gegenzug stampft das Eröffnungsduo „Elevator Operator“/“Pedestrian At Best“ munter und kraftvoll drauflos, an Stillsitzen ist da wohl nicht zu denken. Auch Barnetts Humor kann eine schnell für sie einnehmen – in einem Interview verriet sie kürzlich, dass viele Textideen in feuchtfröhlichen Jamsessions mit ihrer Band entstünden, auch der Satz „Gimme all your money and i’ll make them origami, honey!“ stammt wohl aus solch einer Sitzung.

Meistenteils sind es sehr persönliche Betrachtungen, die sie zu Lyrics formt, nicht immer aktuell, öfters autobiografisch, stets echt. Kleinstadtdepressionen („Depreston“), Selbstbild trifft Erwartungshaltung („Don't ask me what I really mean, I am just a reflection of what you really wanna see, so take you want from me …”, Kim’s Caravan), es sind die vielen winzigen Allerweltsmomente, die sie sammelt und zusammenfügt: “I'm growing older every time I blink my eyes, boring, neurotic, everything that I despise. We had some lows, we had some mids, we had some highs, sell me all your golden rules and I'll see if that's the kind of person that I wanna be.” Die Erwartungen, die Courtney Barnett mit ihren beiden EPs vor zwei Jahren geweckt hat, hat sie mit dem Album mehr als erfüllt – nun bleibt noch die Hoffnung, dass sich endlich auch die eigene Tochter mal von Taylor Swift, Meghan Trainor und Miley Cyrus emanzipiert – der Papa würd’s ihr danken. http://courtneybarnett.com.au/

12.04.  Berlin, Heimathafen

Torres: Sprinter/Grower

Frauen und Gitarren, wird's gleich noch mehr zu geben. Vorerst mal den Titelsong vom neuen Album "Sprinter" der Amerikanerin Mackenzie Scott alias Torres. Das Stück (wie auch das vorangegangene "Strange Hellos") ist elektrisch, leidenschaftlich, kurz: ein Grower. Selber hören. Das gleichnamige Album kommt Anfang Mai.

Charlie Cunningham: Eindrücklich

Wer aufmerksam mitgelesen hat, dem dürfte "Breather" von Charlie Cunningham nicht unbekannt sein - das Stück stammt von seiner kürzlich bei Butterfly Collectors veröffentlichten, gleichnamigen EP und nun gibt es zum Song auch einen Videoclip, ähnlich eindrucksvoll wie letztens "Lights Off".

Villagers: Mehr davon

Man hört ihm einfach gern zu, dem Conor J. O'Brien, wenn er mit seiner Band Villagers melancholische Folksongs zum Besten gibt. Gelegenheit zur Genüge gibt es bekanntlich am 10. April, denn dann erscheint mit "Darling Arithmetic" deren zweites Album. Und weil die erste Auskopplung "Hot Scary Summer" schon so schön war, gibt es nun noch einen zweiten Vorgeschmack - und wen wundert's, "The Soul Serene" ist nicht minder gelungen.


The Prodigy: Weiche Birne

The Prodigy
„The Day Is My Enemy“

(Vertigo/Universal)

Zunächst einmal die gute Nachricht: Nach ungefähr dreißig Minuten ist die Birne weich. Was anderen Bands eher zum Nachteil gereicht, gilt bei Keith Flint, Liam Howlett und Maxim Reality seit Jahren als unabdingbarer Arbeitsnachweis. Soll heißen: Ihr Handwerk beherrschen die drei auf Album Nummer sechs, ganze fünfundzwanzig Jahre nach ihrer Gründung, noch immer. Man hätte sich allerdings, und da sind wir schon bei den kritischen Anmerkungen, von dem Trio etwas mehr Mut, etwas mehr Risiko gewünscht. Dass sich Brachialdrums, dreckige Gitarrenloops, verzerrte Technobeats und ein paar böse Slogans zu einer hypernervösen und äußerst tanzbaren Mischung verquirlen lassen, haben sie auf den vorangegangenen Alben oft genug bewiesen und wenigstens mit “Music For The Jilted Generation” und “The Fat Of The Land” waren sie so etwas wie die ungeschlagenen Pioniere des soundgewordenen Cyberpunks. Auf einer Spiellänge von knapp sechzig Minuten ist das gewaltige Gewummer (ohne die Zuhilfenahme verbotener Substanzen) aber nur dann erträglich, wenn man ein paar Spannungspunkte zu setzen vermag, derartige Tempoverschleppungen und Stilvariationen waren ihnen auf früheren Alben geläufig, auf “The Day Is My Enemy” fehlen sie leider komplett. Allerspätestens nach “Destroy” ist die Luft raus und die Geduld aufgebraucht, daran kann leider auch der kürzeste und überraschendste Track – die lang erwartete Kollaboration mit den Sleaford Mods (“Ibiza”) – nichts ändern. Allzu ideenlos, allzu gleichförmig gerät der Rest. Die orientalischen Einschübe von “Medicine” werden nach verheißungsvollem Beginn leichtfertig zugeballert, “Beyond The Deathray” und “Invisible Sun” brechen aus der Stampede zwar aus, können aber trotzdem kaum überzeugen. Fazit: Für eine Nacht, für ein Konzert vielleicht ausreichend, an frühere, stilprägende Großtaten reicht das Album aber lange nicht heran. http://www.theprodigy.com/

11.04.  Berlin, Velodrom
12.04.  Hannover, Swiss Life Hall

Captain Capa: Minus 1, Plus 2

Neuigkeiten aus Bad Frankenhausen: Zum einen sind Captain Capa, lange Zeit zu zweit unterwegs, zu einem Trio gewachsen (sagen zumindest Facebook und Audiolith - und die lügen bekanntlich nie), wobei nur Hannes Naumann die Stellung gehalten hat, neu im Team sind Mario (Synths) und Marco (Gitarre). Zudem haben sie eine neue EP fertig, die am 22. Mai erscheinen soll - "Death Of A Hydra" ist der Nachfolger des letzten Albums "Foxes" (2013) und so ganz schlangenmäßig geht's auch auf der ersten Single weiter, "Vipera" der Name. Und weil Freigiebigkeit grad schwer im Kommen ist, gibt's noch ein paar Konzerttermine obendrauf.

02.05.  Köln, Gebäude 9
21.05.  Erfurt, ETC (Centrum)
22.05.  Berlin, Badehaus T
28.05.  Leipzig, Täubchenthal
29.05.  Hamburg, Molotow
30.05.  Flensburg, Volksbad
04.06.  Frankfurt, Elfer Tickets

Dienstag, 24. März 2015

Róisín Murphy: Who's exploiting who?

Das war die Sache mit den "Hairless Toys", so der Albumtitel des neuen Solos von Moloko-Sängerin Róisín Murphy. Mitte Mai kommt es via Play It Again Sam und "Gone Fishing" war die erste Kostprobe daraus - nun kommt der Elektrofunk von "Exploitation" hinterher. Den drei bekannten Deutschlandterminen wurde jetzt im Übrigen noch einer in der Schweiz hinzugefügt.

05.06.  Zürich, Kaufleuten

Damaged Bug: Neues vom Klempner

Der Name des letzten Albums war ein unbedingter Ankommer - "Hubba Bubba", da ist man eigentlich auf alles vorbereitet. Doch die Musik von John Dwyer (im Brotjob Chef der Thee Oh Sees), die er mit seinem Sideproject Damaged Bug fabrizierte, war dann eine ganz feine Mischung aus perkussivem Wave und Minimal Electro. Nun hat er eine neue Platte angekündigt, "Cold Hot Plumbs" (heißkalte Rohre?!) soll Anfang Juni bei Castle Face Records erscheinen und die Single "The Mirror" klingt schon mal recht vielversprechend - anhören hier, Coverart des Albums unten.


Florence And The Machine: Noch mehr Drama

Und wieder eine Auskopplung aus dem neuen Album "How Big, How Blue, How Beautiful" von Florence And The Machine, zu "St. Jude" gibt es wie auch zum Titelsong und zum ebenfalls vorab bekannten "What Kind Of Man" einen dramatischen Videoclip, Regie führte Vince Haycock.

Kendrick Lamar: Bittersweet Symphony

Kendrick Lamar
„To Pimp A Butterfly“

(Top Dawg/Interscope)

Das wäre doch tatsächlich eine gelungene Pointe. Wenn denn der vor einigen Jahren noch arg ins Hintertreffen geratene HipHop gerade jetzt und gerade so wieder aus dem Tief herausfände. Wenn also alle drei Strömungen, wie wir sie zur Zeit beobachten können, dafür sorgen würden, dass der bräsige und arrivierte Muscle-Bling-Bling-Gangsta-Unfug endgültig einen Tritt in den Arsch bekäme und endlich abdankte. Da haben sich also, während die Musikkonzerne noch über einen einheitlichen, weltweiten Veröffentlichungstermin für Alben streiten, eine Reihe von alternativen Verkaufsstrategien entwickelt, die eine Loslösung von den gängigen Marktmechanismen propagieren und praktizieren. Zeitgleich verschwimmen die genrespezifischen Grenzen, halten Soul, R’n’B und vor allem der Jazz Einzug ins einst so brettharte und testosteronverseuchte Business. Und sorgen unglückliche Begleitumstände wie die Rassenübergriffe in Ferguson dafür, dass HipHop plötzlich und endlich wieder das ist, wofür er ganz zu Beginn stand: Politisch.

Kendrick Lamar gehört neben Drake, Chance The Rapper, Tyler The Creator und Earl Sweatshirt zum überaus hoffnungsvollen Nachwuchs und seine bislang dritte Platte nimmt in allen drei angeführten Umsturzkategorien einen Spitzenplatz ein. Im Netz war sie schon Tage vor dem offiziellen Releasetermin zu haben, ein Umstand, der sich mittlerweile zu einer Art sportlichem Wettstreit entwickelt zu haben scheint und dem der aktuelle Albumtitel “If You’re Reading This It’s too Late” von Drake das passende Motto liefert. Musikalisch ist “To Pimp A Butterfly” ein schier überbordender Geniestreich, ein Gesamtkunstwerk aus stilistischer Vielfalt, mutiger Experimentierfreude und traditionellem Punch – wobei der Punch dem Jazz hier eindeutig den Vortritt läßt. Ganze zwei Stücke von sechszehn funktionieren nach herkömmlichem Muster (und zwar wiederum erstklassig) – nur “King Kunta” und “The Blacker The Berry” kommen demnach als satt pumpende Tunes daher.

Den nicht minder interessanten Rest teilen sich Dronesynths, Jazzarrangements, klassischer Blaxploitation-Soul, Oldschool-Scratches und funkige Gitarrenriffs. Was Lamar da ohne jeden Durchhänger in achtzig Minuten packt, ist schon außergewöhnlich – zusammen mit George Clinton, Flying Lotus und Snoop Dog wird hier kunstvolle Schichtarbeit bis zur Perfektion betrieben. Die Tracks sind unglaublich dicht, der Song im Song im Song ist zum bewährten Mittel geworden, der Break im Stück fast schon ein Muss und selbst die Interludes funktionieren schon als vollwertige Titel. Zu Lamars markant hellen und rauchigen Rhymes mischen sich Latinoraps (“U”), zackige Outkast-Funkadelics (“Momma”) und immer wieder Einschübe des beliebtesten Allzeitwiedergängers Saxophon.

Mehr als alles andere ist dieses Album aber ein politisch aufgeladenes. Schon die Collage des französischen Fotografen Denis Rouvre darf als deutliches Statement gelten und erinnert noch dazu an das Cover des kürzlich erschienenen Comebacks „Black Messiah“ von D’Angelo. Lamars Lyrics setzen dann die dazugehörigen Spannungspunkte: Ob mit dem klaren Bezug auf die Geschichte der amerikanischen Sklaverei und deren Symbolfigur Kunta Kinte („King Kunta“), den harten Ansagen bei „Institutionalized“ („Shit don't change a day, get up and wash you’re ass, nigga!“) oder dem so zweideutigen wie unmissverständlichen Chorus “the blacker the berry, the sweater the juice”, wo noch dazu vom “Stolz des Affen” die Rede ist – alles redet hier der Wut, der Enttäuschung und dem Kampf um Gleichstellung der schwarzen Bevölkerung das Wort. Ganz zum Schluß noch die zwölfminütige Parabel von Raupe und Schmetterling (“Mortal Man”) – ein Album mithin, das so viele Klangfacetten und Denkansätze bereithält, wie es nur ein Meisterwerk kann. http://www.kendricklamar.com/

Muse: Blockbuster

Blur, Tocotronic, es nimmt kein Ende: Auch Muse lassen sich nicht lumpen und bringen nach "Psycho" einen weiteren Titel vom neuen Album "Drones", das am 5. Juni hierzulande erscheint. "Dead Inside" gilt als erste offizielle Single und kommt sogar mit eigenem Clip daher.

Montag, 23. März 2015

FKA twigs: In Hochform

Ein erstes Indiz dafür, dass eine neue EP von FKA twigs auf dem Weg ist - nach ihrem fulminanten Debüt "LP1" aus dem vergangenen Jahr ist jetzt ein neuer Videoclip aufgetaucht. Und wer Tahliah Barnett kennt, der weiß, dass bei "Glass And Patron" nichts Gewöhnliches auf einen wartet - skurrile Waldmodenschau und eine Art von Scheinschwangerschaft, besser selber gucken...


Samstag, 21. März 2015

Nick Cave: Kotztütenprosa

Klingt etwas strange, die Überschrift, schon klar. Aber was soll's, falsch ist sie nicht. Denn Nick Cave wird in den nächsten Tagen ein Buch veröffentlichen, das auf den wunderschönen Namen "The Sick Bag Song Book" hört. Geschrieben wurde es während der Tour der Bad Seeds im vergangenen Jahr und zwar hauptsächlich im Flugzeug - Schreibunterlagen gibt es da nicht so viele. Also: Kotztüten. Wer mal reinschauen möchte, kann dies hier tun - die limitierte Deluxeversion umfasst neben dem Buch auch noch schneeweißes Vinyl mit vom Meister selbst gelesenen Texten. Kostet allerdings ganze 750 Pfund. Ach ja - die Handlung: Irgendwo zwischen "Fear And Loathing In Las Vegas" (Hunter S. Thompson) und "The Wasteland" (T.S. Eliot). Neue Musik ist aber, soweit zu hören, nicht dabei...


Freitag, 20. März 2015

Laura Marling: Früh gereift

Laura Marling
„Short Movie“

(Caroline/Universal)

An Künstlern wie Laura Marling läßt sich gut prüfen, ob man bereit ist, sich heutzutage noch verblüffen, noch beeindrucken zu lassen. Fünfundzwanzig ist sie erst, mehr Mädchen als Frau. Und doch ist das schon ihr fünftes Album – mit sechszehn hat sie ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben, mit achtzehn landete sie das erste Mal auf der Shortlist zum Mercury Prize und dass sie mit Charlie Fink von Noah And The Whale und Marcus Mumford liiert war, ist zwar per se keine Leistung, läßt aber vermuten, dass sie im glamour- und skandalverliebten Popbusiness einige Höhen und Tiefen miterleben durfte. Eine „angry young woman“ ist deshalb aus ihr noch nicht geworden, auch jetzt bevorzugt Marling mehrheitlich die zart gezupften Folkakkorde. Doch weil dieser Platte eine Reihe einschneidender Erfahrungen vorausgingen, weil „Short Movie“ mithin ein Werk geworden ist, um das sie nach eigener Aussage erstmals ringen musste, sind manche Stücke darauf tatsächlich rauher, widerspenstiger geworden und erweitern so ihr Spektrum .

Lieder wie „False Hope“ und „Don’t Let Me Bring You Down“ besitzen diese neue Schärfe, klingen reifer und ungehaltener als in früheren Tagen. Auch der Titelsong gerät nach verhaltenem Beginn ungewohnt drängend und leidenschaftlich – angeblich stammen die namensgebenden Worte von einem Schamanen, den Marling bei ihrem Trip durch den amerikanischen Westen kennenlernte und der ihr klarzumachen versuchte, dass eines jeden Leben wie ein Film ablaufe, in dem man zwar die Hauptrolle spielen würde, dessen Fortgang aber von einem selbst nicht beeinflusst werden könne. Eine Meinung, die Marling im Übrigen nicht bereit war zu teilen… Sie hat sich in dieser Zeit, auch davon bekommt man einiges zu hören, viel mit Esoterik, Okkultismus und alternativen Lebensentwürfen beschäftigt, nicht nur das wunderbar lebendige „Gurdjieff’s Daughter“ kann ein Lied von diesen Gedanken singen.

Das dunkel dräuende „Warrior“ gefällt mit dem namenlosen Streitross, auf der Suche nach der wahren Erfüllung: „I can't be your horse anymore, you're not the warrior I would die for … I'm just a horse with no name, where are my other beasts who think the same? I'm just a horse on the moor, where is the warrior I've been looking for?“ – martialische Sprachbilder, auch das. Viel Abwechslung also für ihre Verhältnisse, Versponnenes, Abseitiges, Anrührendes. Neben den Gitarren auch Streicher, die mal sanft und mal wild begleiten. Mittendrin klingt „Short Movie“ mal wie die „Texas Campfire Tapes“ von Michelle Shocked („Strange“), später fügt sie dem Ganzen mit „Howl“ noch eine psychedelische Note hinzu. Sie sollte vor den vielen Jahren, die mutmaßlich noch vor ihr liegen, wirklich keine Angst haben, solange sie die guten wie die schlechten Erfahrungen auf so bewundernswerte Weise verarbeiten kann. http://www.lauramarling.com/

15.05.  Hamburg, Knust
16.05.  Berlin, Heimathafen

Tocotronic: Coming of age

Mindestens ebenso wichtig wie Blur und wie beim letzten Song quasi Hand in Hand: Auch Tocotronic haben einen neuen Song im Netz, nach dem "Prolog" kommt jetzt mit "Die Erwachsenen" endlich mal ein standesgemäßer Anschiss für alle in Würde ergrauten, also uns - hier als Lyrics-Clip und das rote Album dann natürlich am 1. Mai.

"Man kann den Erwachsenen nicht trauen,
ihr Haar ist schütter, ihre Hosen sind es auch.
Wir werden viele Mauern bauen,
denn sie sind grauenvoll.
Wir wollen in unseren Zimmern liegen

und knutschen bis wir müde sind.
Neue Hymnen, alte Lügen

werden an ihren Tischen angestimmt,
wir sind Babys, sie verstehen uns nicht..."

Blur: Entspannter [Update]

Nicht mehr ganz soviel Getöse wie beim ersten Song, aber ein bisschen Spannung musste schon sein: Heute haben Blur einen zweiten Track ihres neuen Albums "The Magic Whip" vorgestellt - "There Are Too Many Of Us" folgt also auf "Go Out" und kommt vorerst mit einem leidlich unterhaltsamen Studioclip daher.



Update: Und gleich noch den neuesten Song "Lonesome Street" hinterher, zumindest so lange wie er noch frei empfangbar ist...

Donnerstag, 19. März 2015

Die Antwoord: Multimedia

Gelegentlich darf man auch mal auf Artikel hinweisen, die anderswo stehen und aus einem bestimmten Grund zur Pflichtlektüre gehören. So zum Beispiel die aktuelle Coverstory des Dazed-Magazine: Sehr ausführlich widmet sich die Plattform der südafrikanischen Rave-Band Die Antwoord, es gibt wunderbare Bilder von Ninja und Yolandi Visser (fotografiert von Pierre Debusschere) und Videoclips.



Und natürlich aus aktuellem Anlaß den Bezug zum neuen Film ihres Landsmanns Neill Blomkamp, der 2009 mit dem von Peter Jackson produzierten Science Fiction "District 9" für Aufsehen sorgte und der nun im Frühjahr "Chappie" in die Kinos bringt. Neben Hugh Jackman und Sigourney Weaver spielen dort auch die beiden Musiker eine Rolle.

Attwenger: In der Kürze...

So klein und schon ein Hingucker: Verena Hochleitner und Ulrike Swoboda-Ostermann, Graphikerinnen aus Wien, haben zu "Japaner" vom aktuellen Attwenger-Album "Spot" ein Filmchen gedreht, das wir natürlich gern teilen wollen. Über das Album haben wir uns an gleicher Stelle ja schon lobend ausgelassen ...

Dagobert: So weit die Tränen tragen

Dagobert
„Afrika“
(Buback/Universal)

Man sollte sich schon vorher darüber klarwerden, ob man bereit ist, Lukas Jäger ernstzunehmen. Einen jungen Mann also, der auf einen mäßig originellen Künstlernamen hört, über dessen Vita man Geheimnisvolles raunt und der völlig angstfrei die Scorpions und David Hasselhoff auf die Liste seiner Vorbilder setzt. Wer sich jedoch auf diese recht eigenwillige Erscheinung, den markanten Schweizer Dialekt und vor allem auf die recht seltsame Mischung aus Schlagerschnulze, Chanson und Klagegesang einläßt, der kann wirklich Erstaunliches erleben. Dass einem nämlich diese zumeist tieftraurigen Lieder über die Tragik und die Wirrnisse unseres ein- oder zweisamen Lebens manche Träne in die Augen treiben können. Dass seine Weisheiten, so banal sie auch erscheinen mögen, in ihrer Einfachheit etwas in uns zum Schwingen bringen, was weder der platte Schunkelreim noch der kunstvoll verklausulierte Schachtelsatz je vermögen.

Denn Jäger bringt seine Songs mit ebenjener Ernsthaftigkeit zum Vortrag, zu der sich sein Gegenüber erst noch entschließen muss – obschon ihm Ironie nicht fremd ist, klingen die Stücke, auch die des zweiten Albums, so abgeklärt und feierlich, dass einem der Magen flau und das Herz warm werden. Wie das? Nun, der Mann zimmert seine Zeilen nicht mit den üblichen Versatzstücken aus dem Reimdiskounter zusammen, er müht sich neben dosiertem Pathos vor allem um Tiefgang und (jawohl) ehrliches Gefühl. Zudem verzichtet er weitestgehend auf komplizierte Sprachbilder, versucht alles möglichst simpel zu halten und ermöglicht so den schnellen Zugang.

Schon das Titelstück läßt einen schmunzeln, wenn er davon singt, wie er sich über die Jahre derart zum Affen gemacht hat, dass er eigentlich auch gleich nach Afrika verschwinden könnte. Love is a battlefield, Sprachlosigkeit, Auseinanderleben, geheime Sehnsüchte – alles Gemeinplätze, die er mit Nachdruck und Bedacht zu neuem Leben erweckt. Grandios, wenn er der Frau seiner Träume ganze zehn Jahre Zeit bis zum Jawort gibt, ohne zu wissen, wie er selbst denn diese Frist überstehen soll. Ebenso, wie er der „sonnigen Schwärmerei“ der Natur seine Trauer („Sie ist tot“) entgegenschreit. Nur einmal, ganz kurz, bei „Jenny“ wird es ausgelassen und schon fühlt es sich sogleich ein wenig falsch und deplatziert an. Ähnlich wie bei Schmolllippe Lana Del Rey weiß man heute nicht, wie weit und lang sich das Spiel mit dem Stil treiben läßt, für den Moment aber ist es große Kunst. http://www.dagobert-musik.de/

Mittwoch, 18. März 2015

Olli Schulz: Gehenlassen

Ganz schön: Der, an dessen Songschreiber-Qualitäten es keinen Zweifel gibt, holt sich einen der Wandlungsfähigsten des deutschen Films für einen Kurzauftritt. Matthias Brandt spielt im Video zu "Boogieman" von Olli Schulz eine tragende, tanzende, saufende und sehr unterhaltsame Rolle - ganze acht Minuten dauert der Spaß, der gar nicht so lustig beginnt und dessen markantester Satz lautet: "Schulz, halt doch einfach mal die Schnauze!"

Django Django: Hochkaräter

Was soll man sagen - so langsam könnte man regelrecht auf den Geschmack kommen: Nach "First Light", der ersten Single der Synthpopper Django Django vom neuen Album "Born Under Saturn" ist nun Track Nummer zwei an der Reihe und dieser hat tatsächlich schon einige Qualitäten, die man von Hochkarätern wie Hot Chip kennt.

Montag, 16. März 2015

Marius Ziska: Heimatmelodien

Auch wenn man weiß, dass nicht immer die mit der dicken Hose gewinnen - ein bisschen Anschubpromotion kann nicht schaden. Zumal wenn es sich um Marius Ziska handelt. "Recreation" hieß sein feines Debütalbum 2013, und dass der Mann von den Färöer-Inseln stammt, kann man seinen zarten Songs noch immer anhören. Ob es deshalb gleich so ein Studiosus-Video wie das zu seinem neuen Song "Going Home" gebraucht hätte, lassen wir jetzt mal so stehen, die Musik zum Film ist jedenfalls weiterhin bezaubernd, am 17. April kommt die dazugehörige Platte "Home/Heim" via Stargazer Records hinterher. Und dass er nicht nur im schummrigen Kaminzimmer musiziert, beweist der Mann mit einer kleinen Tour durch Deutschland und Österreich.

16.03.  Nürnberg,Club Stereo
17.03.  Frankfurt, Brotfabrik
18.03.  Köln, Studio 672
19.03.  Karlsruhe, Tollhaus
20.03.  Freudenburg, Ducsaal
21.03.  Stuttgart, Keller Club
22.03.  München, Einstein Kultur
23.03.  Graz, Die Scherbe
25.03.  Wien, Sargfabrik
26.03.  Innsbruck, Die Bäckerei
27.03.  Ebensee, Kino Kulturverein
11.05.  Münster, Pension Schmidt
12.05.  Köln, Theater der Wohngemeinschaft
13.05.  München, Milla
14.05.  Berlin, Monarch
15.05.  Hamburg, Übel und Gefährlich

Tubbe: Nichts für Hater

Ach schön, das hatte man sich gewünscht. Dass Tubbe zu "In Berlin" vom aktuellen Album "Keine Arbeit Lieber Tanzen" auch noch ein Video machen. Der Track ist ja so eine leicht mißverständliche Gratwanderung zwischen 'Du-kannst-mich-mal' und 'Gerade-deshalb', man hört ihn an und danach fragt man Steffi Jakobs und Klaus Scheuermann, ob sie's also satt hätten dort drüben, dann würden sie wohl antworten: "Nö, wieso!?"

Sonntag, 15. März 2015

Attwenger: Alles für den Rausch

Attwenger
„Spot“
(Trikont)

So, wenn jetzt noch mal jemand meint, Attwenger stünden stellvertretend für die neue Lust an alternativer, österreichischer Pop- und Rockmusik, dann gehört demjenigen aber sofort die Rübe runter! Sicher, Bands wie Bilderbuch oder Wanda genießen derzeit beträchtliche (und fraglos berechtigte) Aufmerksamkeit – deren Erfolg aber unmittelbar mit der Arbeit von Markus Binder und Hans-Peter Falkner ins Verhältnis zu setzen wäre gerade so, als wollte man Mozart posthum für den Erfolg von Falco noch einen Orden verleihen. Ein knappes Viertel (also Jahrhundert) sind die beiden immerhin schon unterwegs, um mit ihrer ziemlich einmaligen und verschwitzten Mixtur aus Mundartmantra und Quetschkommodenpunk ihr Publikum zum Lachen und Denken und Tanzen zu bringen – hat man sich einmal drauf eingelassen, geht das alles problemlos zur gleichen Zeit. Von einem Trend, gar einem Hype war über den Großteil der zurückgelegten Wegstrecke allerdings wenig bis nichts zu hören. Sie waren und sind einfach sie selbst und eben da.

Und zwar immer noch. Weil ihnen die Themen gar nicht ausgehen können. Weil also, da würden sie sicherlich zustimmen, in dieser Welt, der großen wie der kleinen, an Idioten kein Mangel herrscht (also „Immernu“ genügend da sind, dass man ein Lied über sie anstimmen kann). „I siech so vui Bleedsinn, und was Gscheits siech i nie“ heißt es in „Heit scho“, daran hat sich über die Jahre halt nix geändert – ergo: „Ride on!“ Ihr Alleinstellungsmerkmal rührt aber auch daher, dass sie die Veränderung nie gescheut haben, das Alte eben lieben und das Neue probieren. Zwar ist auch „Spot“ nicht die krasse Elektroplatte geworden, die andere gern daherreden wollten, aber wie schon auf „Flux“ flirten Attwenger auch jetzt und hier mit programmierten Beats und synthetischen Loops, sind Stücke wie „Kana Daham“ oder „Oida“ so diesseitig wie nur was und dienen dennoch, egal ob die Töne nun aus der Steckdose oder dem Balg kommen, dem gleichen Ziel – der rauschhaften Bewegung.

Es gibt diesmal jede Menge amüsanter Skits, sprich: Einspieler, zwischen den eigentlichen Songs, Kurzmeditationen über automatische Türen, Einfamilienhäuser, japanische Touristen und Rindviecher sowieso. Man lernt etwas darüber, dass die österreichischen Sprachwurzeln überraschenderweise auch im Französischen liegen („Schmafu“) und ganz und gar großartig ist den beiden das Quasi-Cover eines alten REM-Hits gelungen – hier dann: „Des is des Ende von da Wöd wia ma’s kenna“. Ein Fazit: Genug Tempo zum Moshen und ein paar exaltierte, verdrehte Takte für verzücktes Zucken unter dem Stroboskop, in der Summe: Grandios. Und wenn jetzt jemand fragt, ob denn gar nichts zu bemängeln wäre an der Platte – doch: Die Verpackung schaut ziemlich bescheuert aus. Na, is eh Wurscht … http://attwenger.at/

25.03.  München, Milla
26.03.  München, Milla
28.03.  Wiesensfeld, Season Start #8
10.04.  Steyr, Röda
11.04.  Linz, Posthof
16.04.  Regensburg, Mälzerei
17.04.  Wels, Schlachthof
18.04.  Ebensee, Kino
24.04.  Berlin, Ballhaus
25.04.  Hamburg, Mojo-Club
15.05.  Dornbirn, Spielboden
16.05.  Zürich, El Lokal
12.06.  Wien, Uni Campus

Wolf Alice: Fremdscham-Garantie

So, das ist jetzt mal ein richtiger Smasher. Ja, richtig verstanden: Smasher. Denn Wolf Alice haben sich für das Video zu ihrer neuen Single "Giant Peach" vom kommenden Debüt "My Love Is Cool" gleich zwei großartige Akteure an die Seite geholt: Die Rolle des durchgeknallten Tourmanagers mit Fremdscham-Garantie spielt Tony Gardner ("My Parents Are Aliens") und an der Kamera, also der Film-im-Film-Kamera, steht Ewen MacIntosh aus "The Office". Soll heißen: Macht richtig Spaß, unbedingt anschauen!

Samstag, 14. März 2015

Modest Mouse: Die halbe Miete

Modest Mouse
„Strangers To Ourselves“

(epic/Sony)

In Sachen Indierock kann man Modest Mouse wahrlich nicht viel vormachen. Ihre Gitarren waren immer etwas lauter, die Texte stets bissiger und ihr Sound vertrackter und eine Spur interessanter als der vergleichbarer Bands, von den anbetungswürdigen Titeln ihrer Alben einmal ganz zu schweigen. Und auch wenn die aktuelle Platte einen relativ konventionellen Namen bekommen hat – mit dem Rest liegen sie immer noch ganz weit vorn auf der Sympathieskala. Das beginnt beim Covermotiv – zu sehen ist eine keineswegs montierte Luftaufnahme des Venture Out Of Mesa, einer sogenannten ‘Active Adult Community‘ in Arizona (Hashtag: Nerdwissen) – geometrisches Wohnen, wie wohl nur die Amerikaner es können. Die Songs der Platte sind erneut von bestechender Vielfalt, was wohl bei der honorigen Liste an Gästen – James Mercer (The Shins), Dann Galluci (The Cold War Kids), Jim Fairchild (Grandaddy), Big Boi (Outkast), etc. – nicht weiter verwunderlich ist. Acht Jahre nach „We Were Dead Before The Ship Even Sank“ präsentieren sich Modest Mouse frisch und ideenreich – elektrische Gitarren, die ihren Namen wirklich verdienen, haufenweise zauberhafte Melodien, schwungvolle Bläser („Sugar Boat“).

Und auch in punkto scharfzüngiger Ironie wurde nicht gespart: Gleich die erste Auskopplung „Lampshades On Fire“ läßt sich treffend zu einer Menschheit aus, die keinen Ausweg aus ihrem Dilemma findet und deshalb einfach so weiterwirtschaftet („Spend some time floating out in space, find another planet make the same mistakes. Our minds all shatter when we climb on board, hoping for the scientist to find another door“). Abgefahrene Songs über Serienkiller gehören ja ohnehin zum guten Ton, hier ist es der fiktive O-Ton des Mannes, der Gianni Versace über den Haufen schoss („Pistol“), ein bisschen Country-Klamauk gegen Ende: „God is an Indian and you’re an asshole, get on your horse and ride“ – passt. Leises, Schrilles, Flüstern, Schreien, Lagerfeuer, Abrißbirne, es ist alles dabei auf diesem Album und jeder hätte wohl Verständnis dafür, wenn sich Isaac Brock und Kollegen nach getaner Arbeit etwas zurücklehnen würden. Doch weit gefehlt – die Aufnahmen waren, so hört man, zwar sehr anstrengend, aber wohl auch recht fruchtbar und so soll in nicht allzu ferner Zukunft ein zweiter Wurf an Songs in die Läden kommen, diesmal dabei u.a. auch Krist Novoselic (Nirvana). Good news for people who love … ach, belassen wir’s besser dabei. http://modestmouse.com/

30.06.  Berlin, Huxleys Neue Welt


Freitag, 13. März 2015

Wire: Hoffnungsschimmer

Einen ersten Track vom sehnlichst erwarteten neuen Wire-Album konnten wir ja schon vorstellen, auf "Joust And Jostle" folgt nun das zweite Vorabstück "Split Your Ends". Tourtermine für die USA sind laut CoS im Übrigen schon gemacht, kann also gut sein, dass sich die Herren auch wieder nach Europa aufmachen.

Isolation Berlin: Last Exit

Und wem das alles zu krachert ist, der kann sich auch gern den neuen Streifen von Isolation Berlin anschauen, auch da scheint eine Zeitschleife eingebaut. Von der EP "Körper" und dem dazugehörigen Titelsong war ja hier schon die Rede, nun kommen die Jungs mit dem klangvollen Stück "Der Bus der stillen Hoffnung" vorbei. Wer sich das Ganze live anschauen will, der muss in Berlin mal schnell auf den Fahrplan schauen, da spielen sie schon heute Abend.

13.03.  Berlin, Ballhaus Berlin
14.03.  Bernburg, Hotel Wien
21.03.  Stade, Hanse Song Festival
24.03.  Mainz, Schon Schön
25.03.  Mannheim, Woodstöckl
26.03.  Stuttgart, Merlin
27.03.  Chemnitz, Nikola Tesla
28.03.  Leipzig, Noch Besser Leben
07.04.  Wien, Rhiz
08.04.  Nürnberg, MUZclub
09.04.  Salzburg, Rockhouse (+ Wanda)
10.04.  Baden, Royal (+ The Elwins)
11.04.  Rorschach, Treppenhaus

Love A: Urzeit

Start ins Wochenende mit dem zweiten neuen Video von Love A: "Trümmer" ist nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ziemlich gelungen - jede Menge Urzeit-Equipment aus den Anfangstagen von PC und Floppy Disc, da lohnt das Reinschauen allemal. Das Album kommt dann fristgerecht in zwei Wochen.

Funny van Dannen: Der Wechselbademeister

Funny van Dannen
Muffathalle, München, 12. März 2015

Verwundert ist nur, wer durch Zufall da hineingeraten ist. Verwundert darüber, dass Menschen gesetzten Alters mit beseelten Gesichtern ein Konzert verlassen, auf dem zuvor ein Mann zwei Stunden lang über folgende Dinge gesungen hat: Farbeimer, Fische (auch bärtige), Gartenschläuche, Kartoffelschalen, Regenwürmer, Korkenzieherlocken, Nebelmaschinen, Eurythmieschuhe, Plastikbälle, Tierposter und Bonobo-Affen. Da dieser Mann aber Funny van Dannen heißt, ist die Themenwahl alles andere als ungewöhnlich, schließlich zieht er schon seit zwanzig Jahren mit Gitarre durch die Lande und beglückt ein überaus treues Publikum mit seinen stets eigenwilligen, oft saukomischen Betrachtungen von scheinbar randständigen Alltäglichkeiten.

Doch weil die Größten (siehe Almodovar) diejenigen sind, denen es scheinbar mühelos gelingt, das Leichte und das Schwere in ihren Geschichten zu verbinden, die es schaffen, erdrückende Traurigkeit in schallendem Gelächter aufzulösen, das einem hernach gleich wieder im Halse stecken bleibt – deshalb ist van Dannen unter den Tragikomikern dieses Landes einer besten. Er beherrscht diesen Wechsel, den Rhythmus von Melancholie, Wut und Heiterkeit wie kaum ein anderer, seine Bühnenprogramme sind Lehrstücke für Achterbahnkonstukteure. Und deshalb gehören natürlich Stücke wie „Herzscheiße“, „Saharasand“, „Billige Räusche“ und „Vaterland“ zu einem solch gelungenen Abend – begleitet von einer Art Gefangenenchor, der ihm textsicher an den Lippen hängt, werden Arbeitsplätze vernichtet, Seelen geschwärzt, Randgruppen veralbert und zwischendrin gurgelt und kiekst es immer wieder – An- und Entspannung im Dreiminutentakt.

Selten, dass van Dannen mal ein Song anstimmt, den hier nicht jeder kennt – die Eröffnungsnummer über den Zusammenhang von Fußball und latenter Homosexualität („Fußball 2“), gerade mal ein paar Monate alt, hat wohl noch nicht die große Runde gemacht und wird dennoch frenetisch gefeiert. Der Vorrat scheint so endlos wie die Zettel, die van Dannen auf seinem Notenpult immer nach hinten wegsortiert und die auf rätselhafte Weise trotzdem nie ausgehen, Klassiker wie „Nana Mouskouri“, „Posex“ und „Gwendolyn Kucharsky“ dürfen nicht fehlen und während einen unten gerade die tragische Ballade von „Rod Weiler“ aus den Schuhen gehauen hat, kokettiert der Mann oben schon wieder mit Altersweitsicht und „Schilddrüsenunterfunktion“. Dann geht das Saallicht an und man erwischt sich selber mit einen Grinsen im Gesicht. Wie lange das wohl vorhalten wird?

Muse: Kriegsrhetorik

Jetzt also - Neuankündigungen ohne Ton machen sich immer blöd, deshalb freuen wir uns, wenn wir zur angekündigten Platte "Drones" von Muse endlich auch Musik präsentieren können. "Psycho" heißt das Stück und dem ersten Eindruck nach geht's darin ziemlich zur Sache. Das Album soll dann am 5. Juni in die Läden kommen.


Donnerstag, 12. März 2015

Tubbe: Soft skills

Tubbe
„Keine Arbeit Lieber Tanzen“

(Audiolith)

Mit harten Waffen auf weiche Ziele? Es geht auch umgekehrt und genau so machen es Tubbe. Schon immer, auch jetzt. Das mittlerweile in Berlin beheimatete Duo pflegt eine sehr geschmeidige, eher lässig federnde Spielart des Boing-Boom-Tschak, nicht krass, grell und ohrenbetäubend laut. Steffi Jakobs wunderbar sanfte Stimme und Klaus Scheuermanns Bleeps und Beats, soft skills gewissermaßen, arbeiten sich als beharrlich stete Tropfen an allem ab, was verhärtet, verknöchert und vernarbt ist. Auch auf ihrem neuen Album geht es mit Bedacht, aber gleichwohl in aller Deutlichkeit, gegen die Vermessenheit der Welt, gegen überzogenes Anspruchsdenken, das Diktat der Selbstoptimierung und Zwanghaftes in jeder Form. Wer nicht ständig obenauf ist, ist schnell unten durch, die Vorzeigewelt ist flott gezimmert und wenn sich erste Risse zeigen, wird’s kritisch. „Wo ist es hin, das Leben aus Prospekten, nur heiße Luft mit ein paar Knalleffekten“ singt Jakobs bei „Punkopa“, wie also sieht’s aus, wenn es, wenn man nicht mehr funktioniert? „Muss alles sein, was sein muss?“ und was sind die Alternativen? Ehrlichkeit zu sich selbst wäre eine – „keine Arbeit, lieber tanzen“ die andere, runter vom Laufband also und ab unter die Glitzerkugel. Den Soundtrack dazu liefern die beiden gleich selbst, allerfeinste Synthpop-Mucke mit ein paar kratzigen Gitarrenspuren, hier ein Schweinerockriff von anno dazumal („In Berlin“), dort ein wunderbares Saxophon als Dreingabe („Good Days“) - so harsch, dass sogar Jakobs‘ Stimme etwas schneidend klingt, werden sie eigentlich nur bei „Yes We Can’t“. Apropos Berlin: Man hat ja schon viele Songs zur Stadt der unbegrenzten Unmöglichkeiten gehört, „Schmelztiegel des Irrsinns“ haben sie es selbst genannt. Ob man das Stück nun als bloße Zustandsbeschreibung, Abrechnung oder gar als verkappte Liebeserklärung versteht, ist wahrscheinlich einerlei – pointierter und amüsanter hat man's jedenfalls selten gehört. Sie machen es eben auf ihre Art und (sorry) das ist gut so. http://www.tubbe.de/

20.03.  Hamburg, Molotow
02.04.  Berlin, Privatclub
11.04.  München, Milla
16.04.  Hannover, Café Glocksee
17.04.  Oberhausen, Druckluft
18.04.  Münster, Gleis 22
25.05.  Weissenhäuser Strand
30.04.  Dresden, Scheune
01.05.  Frankfurt, Zoom
02.05.  Köln, Gebäude 9
15.05.  Leipzig, Täubchenthal

Villagers: Sommergrusel

Vom neuen Opus der Folktroniker Villagers hatten wir es hier ja auch schon und haben uns da schon über den Namen "Darling Arithmetic" amüsiert, nach "Courage" kommt von diesem Album nun ein weiterer Titel um die Ecke - "Hot Scary Summer", na wen das nicht gruselt...

10.05.  Heidelberg, Karlstorbahnhof
12.05.  Hamburg, Kulturkirche
13.05.  Köln, Gebäude
14.05.  Berlin, Babylon


Warpaint: Kompletter

Es war ja schon davon zu hören, dass Warpaint eine Serie neuer Stücke in Umlauf geben, "No Way Out" macht vor einiger Zeit den Anfang. Von dieser unter Bezeichnung 'Redux' firmierenden Version gibt es nun auch eine deutlich längere und zusammen mit einem weiteren neuen Titel "I'll Start Believing" bekommt die Sache nun auch ein Gesicht, sprich eine Verpackung.

Sizarr: Jetzt schon Sommer

Bei Tonspion entdeckt, darf man das gern noch einmal nachschieben: Gerade erst haben Sizarr mit ihrer neuen Platte "Nurture" die herausragende Qualität ihres Debüts mehr als bestätigt, da schickt die Formation aus Landau einen Remix ihrer Hits "Scooter Accident" in die Runde. Sommerhit, jetzt schon? Warum denn nicht...

Mittwoch, 11. März 2015

Young Fathers: Aller guten Dinge

Song Nummer drei vom neuen Album der schottischen Young Fathers - nach "Soon Come Soon" und "Rain Or Shine" kommt nun "Shame" ins Netz - das dazugehörige Album "White Men Are Black Men Too" Anfang April, hoffentlich dann auch mit ein paar mehr Terminen um die Ecke.

14.06.  Berlin, Torstraßenfest

Ceremony: Hardcoremeditation

Zuerst war da nur das blasse Himmelblau, dann ein Schriftzug über beigefarbenem Quadrat und eine Jahreszahl - die Message: Ceremony, Hardcore-Punks aus Kalifornien, werden demnächst via Matador den Nachfolger ihres Albums "Zoo" aus dem Jahr 2012 veröffentlichen. Wann genau, steht noch nicht fest, aber die Häufigkeit der Nachrichten im Netz via Twitter, Instagram und Tumblr nimmt zu - letztes Statement der Band: "The record is coming soon, yes - very soon." Ah, ja. Die Zeit kann man sich bis dahin damit vertreiben, auf ihrer Homepage kleine Schlangenlinien ins passende Kästchen zu malen - schon probiert, hat eine fast meditative Wirkung. Nachfolgend zur Einstimmung das Video zu "Adult", der zweiten Single des letzten Albums.

Dienstag, 10. März 2015

Familienalbum # 6: Chromatics

Na das war klar, dass an dem Cover der neuen Chromatics nicht vorbeizukommen ist - dieser gruselig angeleuchtete Schneewitchenapfel von "Dear Tommy" hat einfach zu viele Geschwister im Plattenregal. Und weil um diese Jahreszeit Vitamine immer noch dringend gebraucht werden, gibt's hier ein unterhaltsames Tutti Frutti im neuen Familienalbum. Von links nach rechts und oben nach unten die Kandidaten:

1 Der Klassiker von Andy Warhol für "The Velvet Underground And Nico" 2 Chris Rea konnte es nicht erwarten und hat bei "God's Great Banana Skin" schon mal vorgegessen 3 Die Dandy Warhols hatten für "Welcome To The Monkey House" etwas mehr Geduld 4 Phoenix haben "Bankrupt" schön verpackt, der Inhalt war eher so lala 5 Das Album "Fruit" mit dem nahrhaften Granatapfel stammt von der russischen Band Kooqla' 6 The Presidents Of The United States wiederum stehen auf 'Pfirsiche' 7 Bitter Lemon machen den Namen zum Programm und Bild 8 U2 nennen eine Single des eher durchschnittlichen Albums "Pop" nach der Zitrone 9 Schon etwas ausgefallener - Pearl Jam auf dem gleichnamigen Album mit einer Mango 10 Die fast vergessenen M People und ihre Drahtbirne für "Bizarre Fruit" 11 Spoon-Nebenprojekt Divine Fits verehren offenbar die Cocktail-Kirsche 12 wohingegen die Thee Oh Sees selbst den Erdbeeren auf "Floating Coffin" noch was Bedrohliches entlocken können 13 Auch im Jazz werden Vitamine gebraucht - Dexter Gordon und "Tangerine" 14 Das legendäre Lightning-Seeds-Album "Jollyfication" 15 Gerade im Osten auf Amiga ein Hingucker - die Orangenpresse von Tangerine Dream und "Quichotte" 16 Eigentlich gar kein Cover, sondern nur auf dem Karton des Remastered Box-Sets der Beatles - trotzdem ein Muß in der Sammlung.