Freitag, 14. Februar 2014

Xiu Xiu: Höllentrip

Xiu Xiu
“Angel Guts: Red Classroom”

(Bella Union)

Mit einfacher Kost war nicht zu rechnen, darauf deutete schon Jamie Stewarts wirklich sehr ungewöhnliche Hommage an Nina Simone ein paar Monate zuvor hin, dafür stehen Xiu Xiu auch als Band seit nunmehr fünfzehn Jahren. Dass sich allerdings der Vorgänger “Always” gegen “Angel Guts: Red Classroom” im Nachhinein wie ein netter Kindergeburtstag samt Luftschlangen und Topfklopfen ausnimmt, ist dann doch erstaunlich – man hatte angenommen, viel weiter ließe sich der Trübsinn des Mannes nicht mehr steigern, schwarz sein nun mal schwarz. Das war ein Irrtum. Was sich zwischen Intro und Outro der aktuellen Platte, also innerhalb der Klammer aus grellem, klirrend kaltem Pfeifen und kreischendem Lärm, zu dem die Herren Unruh, Hacke, Chung und Bargeld anerkennend genickt hätten, abspielt, ist klinisch kalter Seelenstriptease der ganz unangenehmen Sorte. Stewart zerlegt und seziert seinen eigenen Schädel samt Inhalt zu nervösen, fiebernden Beats, es hämmert, spuckt und sägt in einem fort, die Stimme zittert oder wird gleich durch den Häcksler gejagt, von Dingen wie Wärme (meint deren Abwesenheit) oder Trost will hier niemand mehr sprechen. Es geht offenbar nur noch um Erlösung, von der erdrückenden Macht der Bilder, von den “Dummen im Dunkeln”, Perversionen, weiße Ärsche, schwarze Schwänze, alles ein einziges Panoptikum – mittendrin Stewart, angeekelt, getrieben und isoliert. Wirklich Spaß macht das nicht, selbst gemäßigte Stücke wie “New Life Immigration” und “Bitter Mellon” wirken vergiftet und nach ein paar Durchläufen sorgt man sich nicht nur um des Sängers, sondern auch um die eigene Psyche. Ein Höllentrip. http://xiuxiu.org/

Keine Kommentare: