Mittwoch, 26. Februar 2014

Warpaint: Langzeitwirkung

Warpaint
Freiheizhalle, München, 25. Februar 2014

Support: All We Are

Einige Tage zuvor spielten die drei quirligen Teenager von Haim an selber Stelle und das Onlineportal der SZ titelte wegen des allzu müden Auftritts böse “Haim wollen heim”. Nun, Warpaint kommen aus der gleichen Stadt, sind nur als Band schon etwas trockener hinter den Ohren – sie mussten sich solches jedenfalls nicht vorwerfen lassen. Allenfalls fehlte es am Willen, sich zu einer zivilen Zeit auf der Bühne einzufinden – hier gibt es ganz offensichtlich zwischen München und Los Angeles unterschiedliche Gewohnheiten – einmal dort angekommen, nutzten die vier Damen ihre Zeit aber mit mehr Hingabe und Spielfreude als das hochgelobte, trendige Poptrio.

Dabei ist die Musik von Warpaint nicht unbedingt dazu angetan, den Saal mit einem lässigen Fingerschnippen zum Kochen zu bringen – der verdröselte, melancholische Psychrock braucht seine Zeit, um selbst ein erwartungsvolles Publikum zu begeistern, ausgelassene Tänze sind dabei eher die Ausnahme. So beobachtet man also eher ein versonnenes Mitwippen denn ausgelassenes Hüpfen, die schwerblütigen Songs finden vor der großformatigen Cunningham-Collage des neuen Covers trotzdem nach und nach hörbar Anerkennung und am Ende auch den verdienten Zuspruch. Ganz ohne Hits müssen natürlich auch Warpaint-Fans nicht auskommen, “Keep It Healthy”, “Love Is To Die” und “Feeling Alright” sind vielleicht nicht gerade das, was man Crowdpleaser nennt, haben aber durchaus eine dunkle, hypnotische Komponente, die den Zuhörer in ihren Bann ziehen kann; ist noch dazu der Sound so ordentlich abgemischt wie an diesem Abend, entfachen sie zusammen mit einer sparsamen Lichtshow eine erstaunliche Wirkung.

Auch die älteren Stücke vom Debüt “The Fool”, naturgemäß etwas kantiger als die aktuellen, bringen die vier in beachtlicher Qualität auf die Bretter – das ausufernde “Billie Holliday” sticht hier besonders heraus, aber auch “Undertow”, “Bees” und “Elephants” zum Kehraus erhalten viel Beifall. Es kommt den Mädchen zugute, dass sie sich während eines Sets auf gänzlich uneitle Art und Weise zu ergänzen verstehen, auch wenn Emily Kokal, siehe “Baby”, von allen die wahrscheinlich tragfähigste Stimme besitzt. An der hohen Kunst, eine sehr gute Platte in ein ebenso gelungenes Liveset zu übersetzen, sind schon deutlich erfahrenere Bands kläglich gescheitert – Warpaint gelingt dies auf beeindruckende Weise, ein langer, aber eben auch ein perfekter Abend.

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