Montag, 18. Juni 2012

Runde halbe Stunde

Jaill „Traps“ (SubPop)

Der Name, der Sound, da war doch was?! Nachgeschaut – richtig, die Jungs aus Milwaukee haben vor zwei Jahren mit „That’s How We Burn“ schon ein ganz und gar feines Album veröffentlich, das sich anfühlte wie ein überraschend geglücktes Debüt, aber schon der Nachfolger desselben war. Die waren also schon wer, bloß nahm kaum jemand Notiz davon. Die Kritik zur letzten Platte jedenfalls fristet ungelesen und unbewertet bei Amazon ein trauriges, kümmerliches Dasein und man fragt sich unweigerlich, warum um alles in der Welt Heerscharen von „mittelprächtigen Knalltüten“ (den Spruch mal fix aus einem Artikel der Süddeutschen über Sir Paul ausgeliehen) den Äther mit ihren halbgaren Ergüssen zukleistern dürfen, wo doch so viel besseres Material dem aufmerksamen Zuhörer ohne weiteres zur Verfügung stände?

Müßig, klar, ungerecht sowieso – mit „Traps“ jedenfalls steht das Angebot erneut: 33 Minuten, die glücklich machen können, wenn man auf diesen verschwurbelten Psychrocksurf’n Roll steht. Sicher, gab’s natürlich alles schon mal, haben wir alles schon gehört, aber warum nicht mal das Pferd von hinten auftzäumen und frech fragen, wozu es die gefühlt fünfzigste Platte der Beach Boys braucht, wenn Jaill eine runde halbe Stunde anbieten, die mit ebenso bezaubernden Hooks aufwarten kann? „Traps“ ist deswegen noch kein „Pet Sounds“, aber das Getwangel von „Perfect Ten“ und „Waste A Lot Of Things“ ist soweit nicht vom klassischen Wohlfühlsound der Strandjungs entfernt.

Fast schon erfrischend darf man die Gitarren bei „Horrible Things (Make Pretty Songs)“ nennen, da weht einem regelrecht eine kühle Brise um die Nase. „I’m Home“, auch das gelungen, wenn sich auch Vincent Kirchers Gesang manchmal recht gewöhnungsbedürftig anhört, gerade so als wolle er Tunde Adebimpe von TV On The Radio Konkurrenz machen. Erwähnenswert auch noch das entspannte Gezupfe von „Million Times“ und der elektronisch generierte Midtempobeat bei „While You Reload“ – sehr laid back, die Jungs aus Wisconsin. Ein Ignorant jedenfalls, wer dem Trio beim nunmehr dritten Anlauf nicht ein wenig mehr Zeit einräumt – sie haben sie sich verdient. http://jaillonline.wordpress.com/

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