Montag, 11. Juni 2012

Neue Kraft

A Place To Bury Strangers „Worship“ (Dead Oceans)

Einen Trend – nein, den kann man daraus sicher nicht ablesen, aber es sieht ganz danach aus, dass für manche hartgesottene Kapelle das Zusammenspiel von Melodie und Rhythmus ihre Schrecken verloren haben. Erst die Liars, jetzt A Place To Bury Strangers, beide aus verschiedenen Lagern kommend, beide auf dem Weg weg vom destruktiven, infernalischen Krach, beide mit dem Willen zu Einfachheit, zu klarer Songstruktur, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Das Trio aus New York, von nicht ganz so wohlmeinenden Stimmen als bloße Klone von The Jesus And Mary Chain verschrieen, geben mit dieser Richtungskorrektur den Spöttern jedenfalls auf angenehme Art und Weise recht.

Denn schon die Gebrüder Reid wußten zu Beginn mit einer bestechenden Ballance zwischen behutsamer Zartheit und ohrenbetäubendem Karwall zu bezaubern, dieser Ausgewogenheit nun nähern sich A Place To Bury Strangers mit „Worship“ deutlich an. Früher, also zu Zeiten ihres selbstbetitelten Debüts und des Nachfolgers „Exploding Head“, auschließlich darauf bedacht, den Nymbus der schieren Unhörbarkeit zu wahren, gestatten sie sich und dem Hörer nun durchaus Momente des Atemholens und der düsteren Anmut, Songs wie das mit Westerngitarren unterfütterte „Slide“ oder das muntere, fast verspielte „Dissolved“ hätte es auf früheren Platten wohl nicht gegeben.

Hier versinkt nicht mehr alles im blechernen Kreischen der vergangenen Aufnahmen, Oliver Ackermanns dunkles Timbre und Dion Lunadons fiebriger Bass gewinnen mehr Eigenständigkeit und geben so den Stücken „And I’m Up“ und „You Are The One“ mehr Struktur und Drive. Natürlich fehlen auch die alten Splatterbeats nicht, mit „Leaving Tomorrow“, „Revenge“ und „Alone“ ist genügend Störgeräuschpotential vorhanden, um auch die alte Kundschaft nicht zu verprellen. Über die komplette Länge mehr Kompaktheit und Spannung, mit dem Willen zur Veränderung mehr gewagt und trotzdem an Kraft nichts eingebüßt – nichts auszusetzen am neuen Album. http://aptbs.tumblr.com/


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