Donnerstag, 4. Februar 2010

Gehört_101



Sade „Soldier Of Love“ (Sony BMG)
Soll mir keiner kommen und erzählen, mit Sade habe er nix und niemals was am Hut gehabt. Man muß keine komplette Werkanalyse betrieben haben oder um die nigerianischen Wurzeln der Britin wissen. Es reicht, zwei, drei Songs anzuspielen, vorzugsweise die ganz frühen Sachen wie „Your Love is King“, „The Sweetest Taboo“ oder „Smooth Operator“ und sofort dürfte einem jeden klar sein, dass es ohne Sade keinen ordentlichen Schieber (hochdeutsch: Engtanz) und somit wohl auch die eine oder andere Beziehung nicht gäbe. Zehn Jahre sind seit ihrer letzten mäßig erfolgreichen Platte vergangen, das sind in der Branche fast schon Portishead-Dimensionen.
Man kann mutmaßen, dass „Soldier Of Love“ nicht ganz ohne Grund mit einem Stück wie „The Moon And The Sky“ beginnt, bildet es doch den Grundcharakter des Albums recht gut ab – behutsame Modernisierung des Sounds im Stile von Mirwais’ Madonna-Abmischungen, angedeutete Gitarrenbreaks, hier ein „Pleep“, da ein „Plopp“, aber nie übertrieben, dazu der samtweiche Gesang von Sade, die sich gegen Ende sogar zu einer Art Rap hinreißen läßt, eine durchaus verträgliche Mischung. Der Titelsong läßt dann schwereren Beat auffahren, könnte so auch von Massive Attack, in diesen Tagen für ihr eigenes Comeback hochgelobt, stammen – doch trotz aller Klangspielereien gelingt es Sade immer wieder, den Track gleichsam wieder einzufangen und ihn zu ihrem eigenen zu machen. Dass sie mit dem Barpiano noch kann, es die alte Sade also auch noch gibt, zeigen Stücke wie „Morning Bird“ oder „In Another Time“, soulige, smoothe Nummern, die bestens für den funktionieren, der genügend Sentiment hat, sich darauf einzulassen. Das gilt auch für das todtraurige „Long Hard Road“, Liebesleid auf der akkustischen Gitarre, Streicher inklusive – schön, jawoll. Der Song „Baby Father“ ist als Rührstück über frühe Vaterfreuden sicher Geschmackssache, „Skin“ wiederum klingt ein wenig zu sehr nach Schablone, aber über Durchschnitt will man hier nicht jammern, wo die doch Klasse ganz eindeutig überwiegt. Ein richtiger Clubhit könnte dagegen „Bring Me Home“ werden, sehr lässige Beats, das lädt geradezu ein zum entspannten Federn. Was also soll man sagen – über diese Rückkehr kann man sich ehrlich freuen, der eine oder andere möchte vielleicht noch eine Grußadresse anhängen: „Siehst Du, Whitney, so wird das gemacht, so wird ...!“

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