Bei Placebo heißt es aufpassen, die Band um Kajalzwerg Brian Molko hat eine ähnlich fanatische Fanbase wie Muse oder Depeche Mode – nicht ohne Grund hat Molko kürzlich während eines Konzerts herzerweichende Genesungswünsche an den Kollegen Dave Gahan gerichtet – man kann also mit einer einzigen negativen Randnotiz so richtig knietief im Dreck zu stehen kommen. Dem möchte ich natürlich vorbeugen und so gebe ich unumwunden zu, dass Placebo nach ihrem wunderbaren „Black Market Music“, also vor knapp neun Jahren, bei mir so nach und nach vom Radar verschwunden sind. Aber, auch da die Parallele zu Muse, man sollte sie nie aufgeben, den wachsweichen Crowdpleaser, den hymnischen Tearjerker, den kriegen sie allemal noch gezaubert. Beim neuen Album ist das wohl der Titeltrack, „Battle For The Sun“ zwingt sich ins Ohr und will da erst mal nicht mehr raus, ähnliche Wirkung entfalten dann allenfalls noch „Speaking In Tongues“, „The Never-Ending Why“ und das wirklich fabelhafte „Kings Of Medicine“, das dankenswerterweise mal ohne die obligatorische Gitarrenwand auskommt. Der Rest scheint mir mit Verlaub eher bessere Füllware zu sein, durchaus hör- aber eben leider auch schnell austauschbar, die erste Single „For What It’s Worth“ ist richtiggehend ärgerlich und ideenarm. Textlich bewegen sich Placebo wieder auf eher bescheidenem Holzschnittniveau („A heart that hurts is a heart that works“), aber das war wohl bei ihnen noch nie das primäre Qualitätskriterium. Altersmilde gestimmt resümiert der Rezensent: Für eingefleischte Fans dreizehn gute Gründe für den Plattenkauf, den Download oder meinentwegen die Raubkopie – die Konfettikanone lassen wir aber mal für Kommendes ungezündet in der Ecke stehen.
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