Sonic Youth „The Eternal“ (Matador)
Mit der Selbstbeherrschung ist das so eine Sache, sie läßt sich einfach nur eine begrenzte Zeit aufrecht erhalten, irgendwann erliegt man ganz zwangsweise dem Drang, alle Beschränkungen fallen zu lassen. Das ist menschlich. Und irgendwann ist jetzt. Nach dem Besuch des phänomenalen Konzerts von Sonic Youth im Münchner Haus der Kunst habe ich noch schwer mit den Worten gerungen, um sie nicht ganz so kritiklos und liebedienerisch klingen zu lassen. Damit ist es mit dem neuen Album endgültig vorbei. Diese Platte, das muß einfach raus, ist besser fast nicht hinzubekommen, eine Offenbarung vielleicht, in jedem Falle aber ein perfektes Stück Musik. Sie enthält alle Ingredienzien, die Sonic Youth seit nunmehr 28 Jahren so unverwechselbar machen – und das ist in der heutigen Zeit vielleicht das größte Kompliment, was man einer Band machen kann. Sie klingen nicht „wie“ oder „nach“, sie sind Stil und Original in einem. Rückkopplungsorgien, kantige Breaks, atonale Verzerrungen, herzzerreißende Melodien – alles dabei und von allem genug. „Sacred Trickster“ war als Appetizer in seiner Wucht schon nicht zu verachten, „Anti-Orgasm“ bietet als Duett fast schon schwermetallische Riffs nebst bandtypischem Fadeout, ebenso grandios der Swing von „Malibu Gas Station“, die fast schon befremdliche Harmonie bei „Walking Blue“ und die winzige, augenzwinkernde Drumsession von „What We Know“. Getreu dem Motto „Das Beste zum Schluß“ haben sie mit „Massage The History“ die Essenz ihres Schaffens ans Ende der Platte gelegt, knappe zehn Minuten zwischen Lamm und Biest, zwischen Leere und Lärm, Kim Gordon wimmert waidwund zum Gotterbarmen, der Rest sägt und hämmert die Einrichtung darnieder und am Ende steht wie so oft der atemlose, einzelne Ton als Monument. Ob das nun die Platte für die „Ewigkeit“ ist, müssen andere entscheiden – für den Moment allerdings fällt mir weiß Gott keine Alternative ein. Wollen wir also hoffen, dass die Band dem alterstypischen Greisen-Casting von Rick Rubin so lange wie möglich widerstehen kann. Denn – Herrgott nochmal – wenn diese Welt gerecht ist, dann spielen sie in zwanzig Jahren keine Kammermusik, sondern immer noch diesen genialen Sound. Jawoll.
Komplettstream "The Eternal"
Mit der Selbstbeherrschung ist das so eine Sache, sie läßt sich einfach nur eine begrenzte Zeit aufrecht erhalten, irgendwann erliegt man ganz zwangsweise dem Drang, alle Beschränkungen fallen zu lassen. Das ist menschlich. Und irgendwann ist jetzt. Nach dem Besuch des phänomenalen Konzerts von Sonic Youth im Münchner Haus der Kunst habe ich noch schwer mit den Worten gerungen, um sie nicht ganz so kritiklos und liebedienerisch klingen zu lassen. Damit ist es mit dem neuen Album endgültig vorbei. Diese Platte, das muß einfach raus, ist besser fast nicht hinzubekommen, eine Offenbarung vielleicht, in jedem Falle aber ein perfektes Stück Musik. Sie enthält alle Ingredienzien, die Sonic Youth seit nunmehr 28 Jahren so unverwechselbar machen – und das ist in der heutigen Zeit vielleicht das größte Kompliment, was man einer Band machen kann. Sie klingen nicht „wie“ oder „nach“, sie sind Stil und Original in einem. Rückkopplungsorgien, kantige Breaks, atonale Verzerrungen, herzzerreißende Melodien – alles dabei und von allem genug. „Sacred Trickster“ war als Appetizer in seiner Wucht schon nicht zu verachten, „Anti-Orgasm“ bietet als Duett fast schon schwermetallische Riffs nebst bandtypischem Fadeout, ebenso grandios der Swing von „Malibu Gas Station“, die fast schon befremdliche Harmonie bei „Walking Blue“ und die winzige, augenzwinkernde Drumsession von „What We Know“. Getreu dem Motto „Das Beste zum Schluß“ haben sie mit „Massage The History“ die Essenz ihres Schaffens ans Ende der Platte gelegt, knappe zehn Minuten zwischen Lamm und Biest, zwischen Leere und Lärm, Kim Gordon wimmert waidwund zum Gotterbarmen, der Rest sägt und hämmert die Einrichtung darnieder und am Ende steht wie so oft der atemlose, einzelne Ton als Monument. Ob das nun die Platte für die „Ewigkeit“ ist, müssen andere entscheiden – für den Moment allerdings fällt mir weiß Gott keine Alternative ein. Wollen wir also hoffen, dass die Band dem alterstypischen Greisen-Casting von Rick Rubin so lange wie möglich widerstehen kann. Denn – Herrgott nochmal – wenn diese Welt gerecht ist, dann spielen sie in zwanzig Jahren keine Kammermusik, sondern immer noch diesen genialen Sound. Jawoll.
Komplettstream "The Eternal"
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