Freitag, 28. Februar 2014

Elbow: Die richtige Geschichte

Das kommt davon, wenn man sich zu zeitig auf die Spur macht - da kann dann noch nicht alles stimmen. Das Cover jedenfalls zur neuen Platte von Elbow sieht nun doch etwas anders aus, dafür gibt es einen ersten Song und den dazugehörigen Clip genau jetzt zu hören und zu sehen. Die Geschichte dazu ist wie gemacht für die Band um Guy Garvey - ein musikverrücktes Ehepaar, was volle vierzig Jahre ununterbrochen miteinander verbracht hat - keine Ausnahme, kein Tag. Rührend.

Bonaparte: Die Sache mit dem Affen

Hatten wir schon über die neue Bonaparte berichtet? Hatten wir. Nun gibt's eine erstaunlich eingängige Single namens "Into The Wild" samt wunderbarem Video, gedreht in Hongkong - Überraschung gelungen, Klappe zu, Affe- naja...

Damon Albarn: Immer unterwegs

Lust auf eine kleine Reise? Damon Albarn nimmt uns im Video zu seiner dritten Single "Lonely Press Play" mit auf einen recht entspannten Trip - gedreht wurde zusammen mit Matt Cronin, zu sehen und zu hören gibt's den Song bei Muzu.TV. Gute Nachrichten dazu für Hamburg und Berlin, hier macht unser Genie eine kleine Tourpause.

30.06.  Berlin, Astra Kulturhaus
01.07.  Hamburg, Große Freiheit

Donnerstag, 27. Februar 2014

Perfect Pussy: Willkommene Störung

Ein Song, den man nicht unterschlagen sollte, auch wenn er schon ein paar Tage alt ist: Perfect Pussy aus Syracuse haben nach "Driver" (unten) mit "Interference Fits" einen weiteren Track ihres heiß erwarteten Debüts "Say Yes To Love" ins Netz gestellt - schnell zu NPR und reinhören.

Lykke Li: Die Unbelehrbare

Die Nachricht ist ja schon seit einiger Zeit raus, doch nun, da es auch ein paar Töne gibt, lohnt sich auch der Post: Lykke Li, schwedische Künstlertochter und spätestens seit "I Follow Rivers" eine auch über die Grenzen ihres Landes bekannte Sängerin, hat für Anfang Mai ihr neues Album "I Never Learn" angekündigt - ein längerer Teaser gibt erste Einblicke.

Franz Ferdinand: German Frischobst

Na, noch im Kopf: "Ich trinke Schampus mit Lachsfisch"? Damals, 2004, der Knaller. Franz Ferdinand brachten ihr gleichnamiges Debüt heraus und räumten alles ab was ging. Mit dabei Nick McCarthy, der ein oberbayerisches Gymnasium besucht hatte und damit irgendwie für den 'german spirit' in der Band stand. Die Zeile jedenfalls war der Mitgröler auf den ersten Konzerten. Nun, zehn Jahre später, gibt es ein paar neue Zeilen, besser gesagt, ein komplettes Lied in deutscher Sprache. Die B-Seite der aktuellen Single "Fresh Strawberries" heißt "Erdbeer Mund", frei nach dem Gedicht von Paul Zech also, das schon olle Klaus Kinski so toll rezitieren konnte.

Beck: Trost für die Aufwachphase

Beck
„Morning Phase“

(Universal)

Schon erstaunlich, mit welcher Sicherheit Beck Jahr um Jahr zwei sehr unterschiedliche Stilrichtungen zu bedienen vermag. In guter Erinnerung ist sein letztes Album „Modern Guilt“, elektrifizierter Schrammelpop mit einer Fülle bemerkenswerter Einfälle, ebenso noch im Ohr die wunderbare Kooperation „IRM“ mit Schauspielerin Charlotte Gainsbourg, auch diese mit allerlei klugen, oftmals synthetischen Klangspielereien gefüttert. Kein Geheimnis ist es dagegen, dass mit dem aktuellen Werk eher eine Art Fortsetzung des grandiosen „Sea Change“ aus dem Jahr 2002 zu hören ist, klassische, meist akustische Arrangements, Songwriting ohne große Ausschmückungen, also, wenn man so will: Liedermacherkunst.

Wer mag, darf die elf Songs des Albums als verlängerte Aufwachphase interpretieren, eine Zeit, den Gedanken nachzuhängen, ein Zwischenfeld aus verblassendem Traumgespinst und heraufdämmernder Alltagsrealität: „When the memory leaves you, somewhere you can't make it home, when the morning comes to meet you, open your eyes with waking light“. „Morning“ und „Waking Light“ schließen sich sanft um eine Mischung aus abgebremstem Countryrock, Folkballaden und dem einen oder anderen schleppenden Bluesakkord – laut oder ungestüm wird es hier nicht. Mit dem zart gewirkten „Heart Is A Drum“ kommt der Kreislauf in Schwung, das klagende „Blue Moon“ ist schon dichter und drängender und ein episches „Unforgiven“ führt zum betörenden Höhepunkt: „Wave“ erinnert mit seinem dunklen Glanz und auch durch die Stimmfärbung eigentümlicherweise an einige späte Stücke von Dead Can Dance.

Diese Art von fast schon sakraler Anmutung bleibt aber die Ausnahme, der Großteil der Stücke ist von unprätentiöser Schlichtheit. Trotz der durchweg melancholischen Besinnlichkeit hat man nicht den Eindruck, Beck hänge auf ungesunde Weise selbstquälerischen Gedanken nach. Ernüchtert, vielleicht auch traurig mögen seine Betrachtungen über Einsamkeit, Verwundungen und Enttäuschungen klingen, aber verzweifelt sind sie nicht. Wo der Mann seiner Seele Ausgleich verschafft, darf man anhand seiner etwas widersprüchlichen Vita nur vermuten, dem Zuhörer jedenfalls werden ein paar dieser neuen Songs zum Trost reichen: „These are some faults we found, hollowed out from the years, don't let them wear you out, don't let them turn your mind inside out. Don't let it go, don't let it go away“ – wir werden uns bemühen… http://www.beck.com/

Slow Club: Freudentränen

Bleiben wir gleich bei "zauberhaft": Auch Slow Club aus Sheffield darf man dieser Kategorie zuschlagen, das Duo ist gerade dabei, seine dritte Platte mit dem Titel "Tears Of Joy" zur Veröffentlichung vorzubereiten - den Titelsong darf man sich hier schon mal anhören.

Fear Of Men: Mondsüchtig

Wer will da nicht ins Schwärmen kommen? Gerade erst hatten wir mit "Alta/Waterfall" wieder einen Song von Fear Of Men aus Brighton hier angepriesen, da kommt schon der nächste um die Ecke und haut einen schier aus den Pantoffeln: "Luna" stammt ebenfalls vom Album "Loom", das im April erscheinen soll, und hört man sich das Stück an, erwartet man den Termin um so sehnsüchtiger...

Mittwoch, 26. Februar 2014

The Pains Of Being Pure At Heart: Kunst [Update]

Schon wieder Neues aus dem Shoegazing-Lager: Nachdem gerade Nothing mit ihrem Debüt zu glänzen vermögen, melden sich auch The Pains Of Being Pure At Heart wieder zum Dienst und kündigen für Mitte April ihr drittes Album "Days Of Abandon" an. Das komplette Tracklisting findet sich u.a. bei UdR, einen ersten Song gibt es mit "Simple And Sure" auch schon.

Hamilton Leithauser: Solo, aber nicht allein

Der Mann muss es mit den Frauen können, denn wer darf schon ungestraft in der Frauenumkleide herumfläzen und ein Liedchen trällern? Hamilton Leithauser jedenfalls, ehemals als Frontmann bei The Walkmen beschäftigt, ist jetzt solo unterwegs und wird sein erstes Album "Black Hours" Anfang Mai veröffentlichen. Zur Begleitband gehören neben Vampire Weekends Rostam Batmanglij auch noch Amber Coffman (Dirty Projectors), Richard Swift (The Shins), Paul Maroon (The Walkmen), Morgan Henderson (Fleet Foxes) und Hugh McIntosh - Namedropping rules also. Die erste Single "Alexandra" gibt's bei Dailymotion schon als Videoclip zu sehen/hören.


Protomartyr: Wer Augen hat und Ohren...

Auch von Protomartyr aus Detroit war hier schon die Rede, ihr Album "Under Colour Of Official Right" ist für den April in Aussicht gestellt - nun gibt es nach "Scum, Rise!" einen zweiten Song daraus zu hören, also: "Come And See".

The Faint: Rückkehrer

Der Electroclash von The Faint war mal ganz, ganz heißer Scheiß, Alben wie "Danse Macabre" und "Wet From Birth" gelten noch immer als Stilvorbilder. Nachdem sie 2008 ihre letzte Platte "Fasciinatiion" auf eigenem Label veröffentlichten, hatte niemand mehr ernsthaft mit einer Rückkehr gerechnet, doch nun hat die Band aus Nebraska für Ende April mit "Doom Abuse" überraschend etwas Neues angekündigt - "Help In The Head" heißt der erste Song inkl. Video daraus.

Warpaint: Langzeitwirkung

Warpaint
Freiheizhalle, München, 25. Februar 2014

Support: All We Are

Einige Tage zuvor spielten die drei quirligen Teenager von Haim an selber Stelle und das Onlineportal der SZ titelte wegen des allzu müden Auftritts böse “Haim wollen heim”. Nun, Warpaint kommen aus der gleichen Stadt, sind nur als Band schon etwas trockener hinter den Ohren – sie mussten sich solches jedenfalls nicht vorwerfen lassen. Allenfalls fehlte es am Willen, sich zu einer zivilen Zeit auf der Bühne einzufinden – hier gibt es ganz offensichtlich zwischen München und Los Angeles unterschiedliche Gewohnheiten – einmal dort angekommen, nutzten die vier Damen ihre Zeit aber mit mehr Hingabe und Spielfreude als das hochgelobte, trendige Poptrio.

Dabei ist die Musik von Warpaint nicht unbedingt dazu angetan, den Saal mit einem lässigen Fingerschnippen zum Kochen zu bringen – der verdröselte, melancholische Psychrock braucht seine Zeit, um selbst ein erwartungsvolles Publikum zu begeistern, ausgelassene Tänze sind dabei eher die Ausnahme. So beobachtet man also eher ein versonnenes Mitwippen denn ausgelassenes Hüpfen, die schwerblütigen Songs finden vor der großformatigen Cunningham-Collage des neuen Covers trotzdem nach und nach hörbar Anerkennung und am Ende auch den verdienten Zuspruch. Ganz ohne Hits müssen natürlich auch Warpaint-Fans nicht auskommen, “Keep It Healthy”, “Love Is To Die” und “Feeling Alright” sind vielleicht nicht gerade das, was man Crowdpleaser nennt, haben aber durchaus eine dunkle, hypnotische Komponente, die den Zuhörer in ihren Bann ziehen kann; ist noch dazu der Sound so ordentlich abgemischt wie an diesem Abend, entfachen sie zusammen mit einer sparsamen Lichtshow eine erstaunliche Wirkung.

Auch die älteren Stücke vom Debüt “The Fool”, naturgemäß etwas kantiger als die aktuellen, bringen die vier in beachtlicher Qualität auf die Bretter – das ausufernde “Billie Holliday” sticht hier besonders heraus, aber auch “Undertow”, “Bees” und “Elephants” zum Kehraus erhalten viel Beifall. Es kommt den Mädchen zugute, dass sie sich während eines Sets auf gänzlich uneitle Art und Weise zu ergänzen verstehen, auch wenn Emily Kokal, siehe “Baby”, von allen die wahrscheinlich tragfähigste Stimme besitzt. An der hohen Kunst, eine sehr gute Platte in ein ebenso gelungenes Liveset zu übersetzen, sind schon deutlich erfahrenere Bands kläglich gescheitert – Warpaint gelingt dies auf beeindruckende Weise, ein langer, aber eben auch ein perfekter Abend.

Dienstag, 25. Februar 2014

Coldplay: Nachtschatten

Was ist denn in die gefahren? Man hat den klebrigen Sound von Coldplay und ihrem letzten Album "Mylo Xyloto" noch gut (oder eben: schlecht) im Ohr, nun überraschen die vier mit dem ersten Song zur neuen Platte. "Midnight" ist eher Ambient als Zuckerpop, das Video gibt es zur Zeit erst mal nur bei Spiegel Online zu sehen.

Sharon Van Etten: Immer noch unterwegs

Im Jahr 2012 erschien "Tramp", das letzte Album von Sharon Van Etten und es war großartig. Nicht weniger darf man nun vom Nachfolger "Are We There" erwarten, der Ende Mai von Jagjaguwar kommen wird. Das Tracklisting dazu findet sich bei Stereogum, der stimmungsvolle Teaser hier bei Dailymotion.

Blood Red Shoes: Manische Stubenhocker

Blood Red Shoes
„Blood Red Shoes“

(Pias/Coop)

Gut gut, das haben wir jetzt also begriffen. Laura-Mary Carter und Steven Ansell, so war zu lesen, eint die  Besessenheit zu ihrer eigenen Band, den Blood Red Shoes. Und auch wenn man meint, das sollte doch der Grundstein für jede Art von Berufung sein – eine anhaltende Obsession im besonders schweren Fall läßt sich aus den Songs des Duos aus Brighton schon heraushören. Das vorliegende Album ist das nunmehr vierte der beiden und ein Druckabfall ist auch bei diesem nicht auszumachen. Noch immer röhren und zetern die Gitarren gewaltig zum elektrisierten Garagenblues, das Schlagwerk wummert unverdrossen und Carter und Ansell tauschen in gewohnter Weise von Song zu Song das Mikrophon. Wie auch auf dem Vorgänger „In Time To Voices“ ist die Band auch jetzt der Empfehlung zu ein paar mehr Verschnaufpausen und etwas mehr Abwechslung gefolgt – zu dem biestigen Splattersound gesellen sich mit „Far Away“, „Behind The Wall“ und „Tightwire“ gleich drei ganz vorzügliche Nummern, die auf angenehme Weise aus dem Rahmen fallen – mehr Melodie, mehr Pop, eben etwas gefälliger. Ansonsten rückkoppelt, kreischt und stampft es in bewährter Manier, besonders „An Animal“ und „Speech Coma“ können sich hier hervortun. Manch einem mag das etwas eintönig vorkommen, aber solange die Mischung passt wie auf diesem Album, nimmt man den dröhnenden Schädel gern in Kauf. Und dass der Sound, den die Blood Red Shoes fast manisch zelebrieren, ihr Zuhause ist, daran lassen sie ja schon eingangs der Platte mit „Welcome Home“ keinen Zweifel – wer nicht will, sollte sich den Besuch halt sparen... http://www.bloodredshoes.co.uk/

10.04.  Berlin, Astra
11.04.  Dortmund, FZW Halle
12.04.  Hamburg, Übel Und Gefährlich
13.04.  Stuttgart, Wagenhallen
15.04.  München, Backstage Halle
16.04.  Frankfurt, Batschkapp
17.04.  Köln, Stollwerk

The Horrors: Mattes Leuchten

Wenn es um die Band des Briten Faris Badwan geht, sind lange Wartezeiten auf neues Material immer zu verzeihen - bisher haben The Horrors noch nie enttäuscht. Das steht auch jetzt zu erwarten, da ihr nächstes Album "Luminous" für Anfang Mai zur Veröffentlichung ansteht. Einen ersten Titel darf man sich auch schon mal anhören - "I See You" findet sich mit siebeneinhalb Minuten Spiellänge bei Clipfish.

Montag, 24. Februar 2014

Egotronic: Erst der Zeh, dann der Rest

Alles schleppt sich alt, grau und lustlos durch die triste Kulisse - keine schönen Bilder, die sich Egotronic da für den Agentenklamauk zum Song "Noch nicht vorbei" ausgedacht haben. Das Stück selbst allerdings hat seine ganz spezielle Qualität, der man sich schwer entziehen kann. Fängt der große Zeh erst mal an zu wippen, geht es mit dem Rest erstaunlich schnell. Und das Album "Die Natur ist dein Feind" kommt ja auch schon bald - man darf gespannt sein...

Echo And The Bunnymen: Immer schön langsam

Keine Ahnung, ob das eine gute Nachricht ist, nach dem letzten Album "The Fountain" heißt es jedenfalls erst einmal vorsichtig abwarten: Echo And The Bunnymen oder besser die zwei, die aus der Originalbesetzung noch übrig sind, werden Ende April mit "Meteorites" ihr zwölftes Studioalbum veröffentlichen. Neben dem Cover steht zumindest laut UdR schon das Tracklisting und eine Reihe von Konzertterminen, von denen allerdings noch keiner in Deutschland zu finden ist.

Electric Litany: Right time, right place

Fotos wie das obige macht man aus zweierlei Gründen: Entweder man ist zu Besuch in London, Beatlesfan und auf der Suche nach einer bleibenden Fotoerinnerung für Frau und Kinder. Oder man wohnt vor Ort, kennt Alan Parsons und möchte mit ihm eine Platte aufnehmen. Bei Electric Litany trifft nun letzteres zu - die Jungs müssen in ihrer Heimatstadt nur ein paar Straßen weiter zu den berühmten Abbey-Road-Studios fahren und Parsons gefiel der Waverock ihres Debüts "How to Be a Child and Win the War" so gut, dass er sich bereiterklärte, den Nachfolger "Enduring Days You Will Overcome" zu betreuen. Von dem sind mittlerweile zwei Stücke bekannt - "Feather Of Ecstasy" und "Empty Sea".

Reptile Youth: Trentemøller + Tour

Zu Reptile Youth und ihrem neuen Album "Rivers That Run For A Sea That Is Gone" stand hier ja schon etwas geschrieben, nun gibt es von den Norwegern ein paar Tourdaten zu vermelden und noch dazu den Hinweis, dass man bei Soundcloud den Trentemøller-Remix ihres Stückes "JJ" für lau herunterladen kann.

15.04.  München, Hansa 39
16.04.  Basel, Kaserne
17.04.  Schaffhausen, Kammgarn
18.04.  Bern, Dachstock
26.04.  Salzburg, Rockhouse
27.04.  Wien, Fluc
04.05.  Berlin, Bi Nuu
05.05.  Köln, Blue Shell
06.05.  Hamburg, Knust

Nothing: Eigenschwingung

Nothing
„Guilty Of Everything“

(Relapse/Rough Trade)

Die Faszination des Shoegazing speist sich ja weniger aus seinem Variantenreichtum, sondern eher aus dem perfekten Zusammenspiel von zarter Melodie, maximaler Verdichtung und – ja: Lautstärke. Es gibt natürlich schon verschiedene Spielarten der manischen Pedalarbeit, kommen die einen Protagonisten doch eher vom Pop, wieder andere vom Metal, im Endeffekt aber sind all das: Nuancen. Was zählt ist die richtige Mischung – wenn die stimmt, ist Shoegazing eine kunstvolle Verbindung aus Lärm und Poesie. Die Band aus Philadelphia mit dem lebensbejahenden Namen nähert sichdem Thema, man ahnt es, von Seiten des Punk. Nothing haben ihr Debüt “Guilty Of Everything” von Jeff Zeigler produzieren lassen, einem Mann also, der auch schon bei Kurt Vile, den War On Drugs und Grooms an den Reglern saß, und sie verstehen von ihrem Metier ganz offensichtlich eine ganze Menge. Neun Stücke umfasst die erste Langspielplatte, alle herausgeschnitten aus einer übermannshohen Wall Of Sound, sinister, kratzig, tonnenschwer. Der Gesang von Domenic Palmero hat standesgemäß Schwierigkeiten, sich gegen den mächtigen Gitarrenkrach zu behaupten – mal erinnert der Sound an die frühen Smashing Pumpkins („Dig“), an vielen Stellen natürlich auch an My Bloody Valentine. Das Tempo der Stücke ist eher gemächlich, selten wie bei „Get Well“ wird die Schlagzahl mal erhöht. Dass Nothing es schaffen, die Monotonie ihrer Akkorde in Schwingungen mit einer gewissen Eigenfrequenz zu wandeln, gereicht ihnen zur Ehre – es kommt nicht häufig vor, dass gleich der erste Wurf so weit geht. http://www.bandofnothing.com/, Nothing bei Bandcamp.

Komplettstream des Albums zur Zeit bei NPR.

Goldfrapp: Tanz mal wieder!

Tanzbarkeit war ja nicht gerade das Hauptwesensmerkmal des ansonsten so herausragenden Albums "Tales Of Us" von Goldfrapp. Nun, das soll offenbar nachgeholt werden, denn Mitte März erscheint eine digitale EP zum Song "Thea" mit ein paar durchaus bewegungsfördernden Remixen, mit dabei u.a. Twin Shadow.

Freitag, 21. Februar 2014

Tiny Fingers: From outer space

"Atomic rock from outer space and beyond" - so steht es auf ihrem Facebook-Profil und man darf sie da ruhig beim Wort nehmen: Tiny Fingers, israelische Raverockformation, bekannt für ihre außergewöhnlichen, bewußtseinserweiternden Bühnenshows, werden Ende April mit "Megafauna" ihr zweites Studioalbum veröffentlichen. Neben Oren Ben David, Tal Cohen und Boaz Bentur gehören mittlerweile Daniella Cecilia Turgeman und Nimrod Bar zur Band, entsprechend reichhaltig ist ihr Sound geworden. Eine Tour ist dem Vernehmen nach in Planung, den passenden Teaser dazu gibt es schon bei Vimeo.Wer mehr von den Tiny Fingers hören möchte, darf sich gern bei Bandcamp etwas umschauen.

Forest Swords: Edelmetall

Schon das letzte Video, was man von Forest Swords und Dave Ma zum Song "Thor's Stone" sehen konnte, war beeindruckend, jetzt schickt sich Benjamin Millepied, Ehemann von Natalie Portman und Choreograf von "Black Swan", an, in diese Fußstapfen zu treten. Millepied hat den Clip zu "The Weight Of Gold" gedreht, den man sich jetzt bei Nowness anschauen kann.

Wild Beasts: Vollkommen

Wild Beasts
„Present Tense“

(Domino Records)

Viele Worte muss man um die neue Platte der Wild Beasts nicht machen. Zum einen, weil Schönheit hier endlich einmal selbsterklärend ist und demjenigen, der sie hier nicht erkennen will, ohnehin kaum mehr zu helfen ist. Dazu drohen einem mit der Zeit tatsächlich die Superlative auszugehen und man liefe Gefahr, sich großzügig im Synonymwörterbuch zu bedienen. Den Wild Beasts ist jedenfalls, das darf man wohl sagen, mit „Present Tense“ die Überraschung des noch jungen Jahres gelungen – überraschend zumindest für all jene, die die Band aus dem Norden Englands nicht schon seit ihrer ersten Platte aus dem Jahr 2008 verfolgen. Aber auch die Auskenner müssen sich fragen, wo um alles in der Welt die vier Jungs wohl die Ideen für all diese zauberhaften Songs herhaben, welche geheime Inspirationsquelle sie denn kennen oder ob tatsächlich einer von ihnen einen zweifelhaften Pakt mit dem Teufel geschlossen hat … - was Nonsens ist, denn hätte der so tolle Einfälle, müsste einem um die Hölle nicht bange sein. Dass Hayden Thorpe eine wunderbar weiche Kopfstimme hat, weiß man ja, den Großteil der elf Synthpopperlen versieht sie wieder mit diesem verführerischen Funkeln, dazu kommen die eingängigen Melodien und Gitarrenhooks und im Handumdrehen ist’s um einen geschehen. Verehrer der Foals und der Maccabees kommen an den Wild Beasts nicht vorbei und auch Anhänger der Bloc Party sollten unbedingt ein bisschen Zeit investieren, es wäre schon sehr verwunderlich, wenn das dunkel pochende „Wanderlust“, die federleichten Beats aus „A Simple Beautiful Truth“ oder der sphärisch betörende Klang von „New Life“ ihre Wirkung verfehlen würden. Und weil auch der Rest den genannten Stücken in keinster Weise nachsteht, ist dieses Album, was soll man lange drumherumreden, ein vollkommenes geworden. http://www.wild-beasts.co.uk/

05.04.  Köln, Gebäude 9
06.04.  Berlin, Lido
07.04.  Hamburg, Knust
09.04.  München, Strom
12.04.  Zürich, Plaza

She Makes War: Alleskönner

Wer will, der kann von Laura Kidd einiges zu hören bekommen: Unter dem Moniker She Makes War bespielt die junge Dame aus Bristol zusammen mit ihrer Band ein erstaunlich breites Repertoire aus Alternativerock, feingeflochtenem, elektronischem Pop und atmosphärischem, kammermusikalischem Songwriting. Nach zwei Alben hat sie nun mit "Butterflies" eine neue EP veröffentlicht, mit welcher sie auch im März solo zu einigen Liveterminen nach Deutschland kommen wird. Die Platte gibt's bei Bandcamp als digitalen Download, die Tourdaten in Folge.

08.03.  Kassel, Schlachthof
10.03.  Freiburg, The Great Räng Teng Teng
11.03.  Karlsruhe, Jubez
12.03.  Köln, Wohngemeinschaft
13.03.  Chemnitz, Aaltra
14.03.  Leipzig, Noch Besser Leben
15.03.  Jena, BandsPrivat
16.03.  Leipzig, Musikhaus Kietz
17.03.  Hamburg, Gängeviertel
18.03.  Greifswald, Kulturbar
19.03.  Berlin, Untertitel
20.03.  Berlin, Schokoladen
21.03.  Halle, Hühnermanhattan
22.03.  Lüdenscheid, Der Stock/Alte Druckerei
23.03.  Offenbach, Hafen 2
27.03.  Augsburg, Ganze Bäckerei
29.03.  Innsbruck, Bäckerei

Donnerstag, 20. Februar 2014

St. Vincent: Nur keine Pause

St. Vincent
„St. Vincent“

(Caroline/Universal)

“I was thinking of a party record you could play at a funeral, something that has emotional weight that also had a great groove to it.” Mit solch einem Satz als Einstieg kann man nicht viel falsch machen. Annie Clark alias St. Vincent hat so kürzlich der Musikplattform Under The Radar auf die Frage geantwortet, wie zum Teufel sie es denn geschafft habe, die großen, essentiellen Fragen der Menschheit – also ungefähr: Wer sind wir und wohin geht’s mit uns? – in ein Format zu packen, das bei allem Ernst auch noch so verdammt sexy und unterhaltsam zu klingen vermag. Nun hat sie damit schon eine gewisse Übung, sie macht solches schließlich nicht zum ersten Mal. Schon der Vorgänger aus dem Jahr 2011 „Strange Mercy“ konnte mit den gleichen Zutaten punkten, auch hier wurde stets knapp am Siedepunkt gearbeitet, auch hier gab es diesen tricky abgemischten Elektrofunk zu hören, der auf dem aktuellen Album noch präziser, noch bissiger erscheint.

Clark schafft es also auch auf ihrer vierten Platte, die Zartheit ihrer Stimme, ihrer Erscheinung mit dem nervösen, ruhelosen Mashup aus Rock, Jazz und Funk zu jener faszinierenden Mischung zu verbinden, die selbst den Zuhörer zur Kurzatmigkeit treiben kann. Zusammen mit neuen und alten Bekannten, also Homer Steinweiss von den Dap Kings, Bobby Sparks, Daniel McFerrin und Midlakes McKenzie Smith hat sie sich gleich im Anschluss an ihre Arbeit mit David Byrne und „Love This Giant“ an diese elf Songs gemacht und neben ein paar guten sind ihr dabei auch richtige Juwelen gelungen. Schon die beiden Eröffnungsstücke „Rattlesnake“ und „Birth In Reverse“ zucken und pulsieren famos, die Klapperschlange steht im Übrigen für das Unvermögen von Stadtmenschen (wie ihr selbst auch), sich auf die oft herbeigesehnte Ursprünglichkeit der Natur auch vorbehaltlos einzulassen – am Ende rennt man doch in panischer Angst vor dem kleinsten, fremden Geräusch zurück in die zivile Wohlstandsmühle.

Auch ihre Gedanken zur rasanten Wesensveränderung des mediengeplagten Menschen („All of our senses now are mediated by screens, and all the information is essentially flat and non-curated for the most part”, UtR) platziert sie zwischen lässige, spotzende Beats und satte Bläsersätze – „Digital Witness“ geht ebenso direkt in die Beine wie „Psychopath“ und der vertrackte Pop von „Every Tear Disappears“. Wenn Clark ihrer Freakness mal eine kleine Auszeit gönnt, dann croont sie zu schwelgerischen Streichern und souligem Backround, dann geht es um schmerzhafte Erfahrungen mit engen Freunden („Prince Johnny“) und die Beziehung zur eigenen Mutter („I Prefer Your Love“) – auch hier möchte man ihr bereitwillig folgen. Eine längere Erholungspause, so sagt sie, wäre gar nicht nötig, schließlich mache ihr Musik so viel Spaß, dass sie keine Zeit für andere Dinge zu verschenken hätte. Wer dieses Album hört, der möchte ihr das gerne glauben. http://ilovestvincent.com/

Komplettstream des Albums zur Zeit bei NPR.

Linda Perhacs: Kaum zu glauben

Okay, das klingt nun wirklich etwas arg nach einer "supermelodramatic story", aber dazugedichtet wurde wirklich nichts: Die 27-jährige Zahnhygienikerin Linda Perhacs entdeckt in einer Hippiekommune in Los Angeles ihre Liebe zur Musik und nimmt 1970 ein Album auf, das keinen so recht interessiert. Erst Jahre später wird "Parallelograms" mehr und mehr zum Kultobjekt, die Sängerin aber hat der Musik mittlerweile den Rücken gekehrt und bleibt zunächst unauffindbar. Erst im Jahr 2005 gelingt es einer New Yorker Plattenfirma, mithilfe der nun erstandenen Masterbänder eine überarbeitete Wiederveröffentlichung zu erwirken - Fans wie Devendra Banhart und die Band Animal Collective, ja sogar Daft Punk entdecken die Künstlerin für sich und so ist es bei all dem Support gar nicht mehr so verwunderlich, dass nun, vierundvierzig Jahre nach dem Debüt, ein zweites Album von Perhacs erscheinen soll. "The Soul Of All Natural Things" ist in einer Woche bei Asthmatic Kitty erhältlich, mit "River Of God" und "Freely" gibt es schon zwei Stücke daraus zum vorhören.

Ski Lodge: Vergleichen erlaubt

Klingt wie die Smiths? Aber sicher! Bei diesem Titel von Ski Lodge passt wirklich alles wie der berühmte Topf auf den Deckel - die dramatischen Lyrics, das traurige Piano, die Stimme von Bandleader Andrew Marr. Die aktuelle Single "Our Love Is Over Now" ist bisher nur digital zu haben, weitere Arbeitsproben des Quartetts aus Brooklyn gibt es bei Bandcamp.

Waters: Kopfsache

Vor drei Jahren hatte Van Pierszalowski die Anhänger seiner Band Port O'Brien mit einem Album seines neuen Projektes Waters ja mehr als großzügig entschädigt, das Debüt "Out In The Light" hatte zwischen Krach und Besinnlichkeit einiges zu bieten. Nun folgt bald der nächste Streich, mit "Got To My Head" ist schon mal eine neue, recht poppige Single im Rennen.

Bo Ningen: Für leise nicht zu haben

Sie kommen aus Japan, leben aber mittlerweile in England: Die Punkformation Bo Ningen, vor einiger Zeit durch eine Kollaboration mit den Savages wieder ins Blickfeld geraten, haben für den Monat Mai ihr nächstes, dann drittes Studioalbum angekündigt. Die Vorabsingle "DaDaDa" kann man sich beim New Yorker Label No Recordings in limitiertem Vinyl bestellen - mit dem NDW-Klassiker von Trio hat das Stück aber rein gar nichts zu tun.

Mittwoch, 19. Februar 2014

John Frusciante: Selbsterklärend

Alle Achtung - bei Nummer elf ist er mittlerweile schon angekommen: Der frühere Gitarrist der Red Hot Chili Peppers John Frusciante hat für den April sein nächstes Studioalbum "Enclosure" angekündigt und verschenkt aus diesem Anlaß auf seiner Website mit "Scratch" den letzten Song der Platte gegen Angabe einer verifizierbaren Mailadresse. Den Titelnamen darf man übrigens ruhig wörtlich nehmen, in dem knapp siebenminütigen Stück geht es ziemlich lebhaft, um nicht zu sagen chaotisch zu.

Dum Dum Girls: Blumengrüße

Fleurop wird es freuen: Die Dum Dum Girls haben für das Video zum Song "Too True To Be Good" jede Menge bunte Blümchen abfilmen lassen - der Song gehört zu den stärkeren des Albums "Too True", das vor ein paar Tagen erschienen ist.

Eagulls: Das Bild macht die Musik

Eagulls
„Eagulls“

(Partisan)

Geschmackloser Reihenhausklinker, ausgebrannte Autowracks vor lebloser Wohnkulisse, verwaiste Kinderspielplätze ebenda – die Eagulls wissen sehr wohl, dass nicht allein der Ton, sondern auch das Bild die Musik macht. Punkrock der groben Sorte aus Leeds, der gegen die lieblose Tristesse anschreit, den ihre Covershots zeigen; das Quintett um Mark Goldsworthy, Henry Ruddel, Liam Matthews, Tom Kelly und Sänger George Mitchell spielt einen schnellen, einen dreckigen Garagensound. Man kann sie ohne weiteres zu den Holograms, Ceremony oder Iceage ordnen, mit allen drei Bands haben sich die Jungs auch schon Tourbus und Bühne geteilt. Viel Abwechslung zwischen den einzelnen Songs sollte man nicht erwarten, alles stampft und macht vorwärts, zum lauten Lärm gibt es ab und an sogar mal eine gefällige Melodie. Etwas aus der Reihe fallen vielleicht das träge “Possessed” und der Schluß mit “Soulless Youth”, hier eröffnet ein wüstes Nebelhorn für den dunklen Bass – ein Album für Puristen.

17.04.  Bern, ISC
19.04.  Zürich, Elmo Delmo
21.04.  Köln, Blue Shell
22.04.  Hamburg, Hafenklang
25.04.  Berlin, Comet Club

London Grammar: Those were the days

Das freut den notorischen Nörgler: London Grammar, ähnlich wie ihre Kollegen Chvrches in letzter Zeit eher durch eine Unzahl von (respektablen) Coverversionen im Gespräch, bringen zur Abwechslung mal wieder Selbstkomponiertes zur Aufführung - für einen ihrer ersten Songs "Hey Now" gibt nun endlich einen Videoclip zu bestaunen.

Pharrell Williams: For all the girls

Schmiede das Eisen, solange es heiß ist: Denkt sich auch der sympathische Multitasker Pharell Williams und wird deshalb Anfang März eine neue Platte aus dem Hut (sic!) zaubern. "Girl" soll das gute Stücke heißen und selbstredend gibt es dazu schon einen wahnsinnig aussagekräftigen Teaser. Auf der Platte findet sich, soviel ist sicher, auch sein wunderbares Stück "Happy", alles weitere sobald bekannt.

Camera Obscura: Auf geht's!

Babypause vorbei, das Tourleben kann wieder kommen: Tracyanne Campbell, Sängerin der schottischen Band Camera Obscura, hatte im Sommer vergangenen Jahres die Aufnahmen zu den 4AD-Sessions noch hochschwanger beendet, nun sollen die Stücke im Rahmen des Record Store Day in physischer Form erscheinen. Gefilmt wurde das Ganze im Übrigen auch, und zwar von Iain Forsyth und Jane Pollard, die gerade mit ihrem Nick-Cave-Film "20.000 Days On Earth" für Furore sorgen. Parallel zur sogenannten "Session EP" plant die Band für Irland und England darüberhinaus schon wieder erste Bühnentermine, es bleibt also zu hoffen, dass sie in nächster Zeit auch wieder einmal in Deutschland zu sehen sind.

Tracklisting:
Seite 1
1. Break It To You Gently
2. Desire Lines
Seite 2
1. Every Weekday
2. Fifth In Line To The Throne

Dienstag, 18. Februar 2014

Kelis: Auffrischung

Bis zum 18. April muss noch warten, wer das neue Album "Food" von Kelis in Händen halten will. Ein paar aktuelle Bilder gibt es nun zum Song "Jerk Ribs", exklusiv beim "Time Magazine".

The Notwist: Nur für kurze Zeit

The Notwist
„Close To The Glass“

(City Slang)

Das schreibt sich immer so leicht dahin – sechs Jahre warten, neue Platte, alles super, weiter geht’s… Dabei darf und muss man schon mal innehalten, wenn die Weilheimer Blosn um die Gebrüder Acher nach längerer Pause eine Arbeitsprobe abliefert und diese wieder, schon wieder und lange vor Erscheinen als Meisterwerk gefeiert wird. The Notwist gelten hierzulande nicht ohne Grund als heilbringende Konstante und Phänomen gleichermaßen, argwöhnisch beäugt, weil sie geschafft haben, woran andere sich oft mit übermäßiger Anstrengung seit Jahren erfolglos abarbeiten – sie sind eine eigenständige Marke, sie klingen nicht “wie”, sondern setzen den Maßstab und zitieren sich maximal selbst. Die Aufmerksamkeit, die ihnen seit Jahren zuteil wird, verdienen sie sich – erstaunlich genug – ausschließlich mit musikalischen Nebengeräuschen, man nimmt die fünf meistenteils als eher scheue Heimwerker wahr, die nur dann in Erscheinung treten, wenn Platte und Tour es notwendig machen. Danach treten sie wieder bereitwillig zurück in den Halbschatten, das große, das laute Rad sollen ruhig andere drehen.

“Close To The Glass” ist wieder solch ein Monolith geworden, so wie auch “Shrink” und “Neon Golden” schon welche waren, beileibe nicht umstürzlerisch oder zeitgeistig, sondern auf angenehme Art wiederzuerkennen und doch behutsam und klug verändert. Es finden sich mit “Casino”, "Kong" und “Run Run Run” Stücke darauf, die auch schon vor einigen Jahren entstanden sein könnten, andere wie der trocken wummernde Titelsong oder das sorgsam geschichtete “Into Another Tune” weisen ein neues und auf’s Neue bezauberndes Klangspektrum aus. Es ist immer wieder faszinierend, wie The Notwist für jeden ihrer Songs immer gerade das Nötige tun, um ihn dauerhaft am Schwingen zu halten – mögen die Töne wie in den ersten Takten von “Signals” zunächst noch scheinbar ziellos umherstolpern, sie folgen alle einem streng ausgeklügelten Muster und finden am Ende stets zu einer beeindruckenden, harmonischen Gesamtheit.

Im oberbayerischen Hinterland hat man bekanntlich das analoge Knistern zum digitalen Stilmittel erhoben, Ähnliches gilt für das Quietschen, was entsteht, wenn Finger über das verzwirbelte Metall von Gitarrensaiten gleiten – hier für “From The Wrong Place” einmal mehr kunstvoll geloopt. Dass sie aber durchaus auch noch, ganz im Sinne ihrer Wurzeln, dem Noise und dem Feedback huldigen können wie bei “Seven Hour Drive”, darf zwar überraschen, heißt aber eigentlich nur, dass laut nicht gleich billig sein muss. Schlussendlich bleiben sie doch eher als detailverliebte Feinmechaniker in Erinnerung, die auch einen mehr als achtminütigen Instrumentaltrack (“Lineri”) nicht scheuen, wenn er denn in ihr Konzept passt. Dem Zuhörer bleibt die Bewunderung, vielleicht sogar Hochachtung und den ganz Aufgeweckten die Möglichkeit, dem Glücksgefühl bei einem der wenigen Liveauftritte in diesem Jahr etwas Nachhaltigkeit zu verleihen. http://notwist.com/

24.02.  Wiesbaden, Schlachthof
25.02.  Bielefeld, Forum
26.02.  Berlin, Heimathafen
10.03.  Stuttgart, Wagenhallen
20.03.  Köln, E-Werk
12.04.  Linz, Posthof
13.04.  München, Circus Krone
25.05.  Berlin, C-Club
26.05.  Berlin, C-Club
27.05.  Hamburg, Laeiszhalle

The Afghan Whigs: Leidensfähig

Man hatte ja schon sehnsüchtig auf die ersten Töne gewartet - hier sind sie nun: The Afghan Whigs, deren neues Album "Do To The Beast" für den 14. April via Sub Pop angekündigt ist, haben mit "Algiers" einen ersten Song samt Video veröffentlicht. Der Film zum Ton wurde laut Pitchfork von Phil Harder in der kalifornischen Einöde Agua Dulce gedreht und ist nichts für schwache Gemüter.

Woman's Hour: Von A nach B

Wer A mag, wird B auch nicht verachten: Woman's Hour aus London hatten kürzlich mit "Her Ghost" via Secretly Canadian eine wirklich wunderbare Arbeit abgeliefert, nun gibt es mit "I Need You" die passende Rückseite dazu.

Montag, 17. Februar 2014

Sun Kil Moon: Kozeleks Erzählungen

Sun Kil Moon
„Benji“

(Caldo Verde/Cargo)

Bei diesem Album darf mal gespoilert werden, einfach deshalb, weil es ohnehin nicht anders zu erwarten war: Mark Kozelek hat zusammen mit seiner Begleitkombo Sun Kil Moon wieder ein einzigartiges Album vorgelegt, das war schon beim Vorgänger “Among The Leaves” so und wird, man ahnt es, auch in den nächsten Jahren nicht anders sein. Der Ansatz, die kleinen, persönlichen Betrachtungen mit den großen, schlagzeilenträchtigen Ereignissen zu verknüpfen, ist nicht eben neu, Kozelek gelingt es dennoch auf eindrückliche, weil unprätentiöse Art und Weise, den Zuhörer mit der Vertonung dieser, seiner “Geschichtensammlung” anzurühren. Damit nicht genug, er darf sein Album auch fern jeder Peinlichkeit nach einem tierischen Serienheld seiner Kindheitstage benennen, den er sich zusammen mit seinen Großeltern im Kino anschaute – einfach nur, weil er das Gefühl hatte, die Stimmung der Platte sei auch so schon traurig genug.

Die beiden Stücke “I Can’t Live Without My Mothers Love” und “I Love My Father” sind von einer so unverstellten Klarheit und Intimität, wie man sie heute nur selten zu hören bekommt, in Kozeleks Liebeserklärung an seine Eltern schwingen Wahrhaftigkeit, Dank und Nachsicht für ein ganzes Leben mit. Ähnlich nahe gehen einem die beiläufigen Berichte zum Unfalltod einer früheren Freundin (“Carissa”) oder die Irrwege des väterlichen Freundes “Jim Wise”. Man weiß nicht, ob Kozelek ein sonderlich religiöser Mensch ist (zum Gebet reichte es jedenfalls nach eigener Aussage nicht), seine Zeilen an die Opfer des Schulmassakers in Newton (“Pray For Newton”) oder die Gedanken zum Tod des Serienmörders Richard Ramirez (“…Dies Of Natural Causes”) lassen bei allem Befremden doch auch Mitgefühl und ehrliche Sinnsuche erahnen.

Mehr als andere Alben zuvor ist “Benji” ein sehr reduziertes, zurückhaltend instrumentiertes geworden, es dauert bis zum vierten Song (“Dogs”), bis sich mal ein Schlagzeug aus der Deckung wagt. Die akkustische Begleitung folgt völlig uneitel dem Sog der Geschichten, bei “I Watched The Film The Song Remains The Same“ sogar ganze zehn Minuten lang, selten einmal wie bei „Richard Ramirez...“ mischt sich unterschwellig etwas Aggressivität dazu. In dieser Hinsicht ist der Schlußakkord „Ben’s My Friend“ eine überraschende Ausnahme, man könnte ihn fast schon als ausgelassen bezeichnen – Kozelek dreht einen wunderbaren Reigen samt verträumtem Bläsersatz und man fragt sich unweigerlich, ob nicht auch Sonnenscheinchen Jack Johnson im Hintergrund mit am Zupfen ist. Nach Angel Olsen und ihrem „Burn The Fire For No Witness“ ist dies jedenfalls schon die zweite Platte in diesem Jahr, die allein deshalb überzeugen kann, weil sie nichts von sich hermacht. http://www.sunkilmoon.com/

Bill Callahan: Jede Freiheit

Bill Callahan
Freiheizhalle, München, 16. Februar 2014

Support: Alasdair Roberts

Zu dem einen oder anderen verschmitzten Lächeln hat’s dann doch noch gereicht – Grund genug gab es reichlich und zwar sowohl auf wie auch vor der Bühne. Bill Callahan spielte am Sonntag vor ausverkauftem Haus und es war gut, dass es dieses war. Die Freiheizhalle gehört in München ja eher zur Kategorie “unterschätzt resp. underrated”, für Konzerte dieser Größenordnung und für einen so wandlungsfähigen Sound der Mischung intim bis knackig gab sie diesmal den bestmöglichen Klangkörper ab. Mit einem reinen Akustikauftritt war gottlob an diesem Abend nicht zu rechnen, Callahan wurde von drei Mitmusikern begleitet und er war wie auch der Großteil des Publikums derart angetan von ihnen, dass er sie gleich zweimal vorstellte. Matt Kinsey (Gitarre), Jaime Zuverza (Bass) und Neil Morgan (Drums) jammten sich zusammen mit dem notorisch wortkargen Songwriter durch ein Set, das sich zumindest auf dem Zettel ziemlich unspektakulär ausnahm. So fanden sich dort hauptsächlich Stücke des aktuellen Albums “Dream River” (was in Anbetracht der Güte der Platte ganz gewiß kein Fehler war), mit “Drover” und dem widerspenstigen “America!” gab’s vom Vorgänger “Apocalypse” wenig und aus den Tagen seines früheren Projektes Smog mit einer einzigen Ausnahme nichts zu hören. Die Bandbreite war trotzdem beachtlich – lakonisch zart noch der Einstieg mit “The Sing”, deutlich aufgerauter und wuchtiger dann schon das famose “Javelin Unlanding” und mit reichlich Psychrockzitaten versehen hernach “Ride My Arrow”, “Seagull” und die benannten älteren Stücke. Dass gut Ding Weile haben will (oder vielleicht sogar muss) hätte als Konzertmotto bestens gepasst, einmal in Fahrt, spielten sich die vier auf der Bühne in einen kleinkollektiven Rausch und ließen den Songs jede Freiheit – da weder Callahan selbst noch seine Band zu extrovertierter Bühnenpräsenz neigen, blieb die Musik angenehm vordergründig. Nach dem wunderbaren “Please, Send Me Someone To Love” von Percy Mayfield gab’s ganz zum Schluss mit “Too Many Birds” doch noch einen veritablen Hit zu hören, man sollte also meinen, es wäre für jeden etwas dabeigewesen…

St. Vincent: So einfach ist das

Ach ja, sollte irgendwer Ausschau halten nach Konzertterminen für St. Vincent - einfach mal ein paar Tickets für The National holen, dann gibt's die reizvolle Dame im Vorprogramm.

02.06.  München, Zenith
04.06.  Hamburg, Stadtpark
05.06.  Berlin, Zitadelle
10.06.  Leipzig, Parkbühne
11.06.  Köln, Tanzbrunnen

Beyoncé: Über den Durst

Wie stand gerade so schön zu lesen: "Another day, another remix" - ha! Bei "Drunk In Love" von Beyoncé dürfen offensichtlich alle mal. Zunächst startete Kanye West den lustigen Reigen, danach machte sich Abel Tesfaye alias The Weeknd an's Werk und nun hat auch noch Wesley Pentz, besser bekannt als Diplo, seine Hände im Spiel.

Freitag, 14. Februar 2014

Phantogram: Clever und Smart

Phantogram
„Voices“

(Universal)

Phantogram machen es einem wirklich recht einfach. Man muss sie mögen wie man vorher die Raveonettes mochte und jetzt die späten Dum Dum Girls und die Chvrches charmant findet, die gemeinsame Schnittmenge ist keine kleine. Sarah Barthel und Josh Carter aus New York spielen eine sehr clevere Variante des elektrifizierten Synthrock, sehr perkussiv, mit jeder Menge Popappeal und doch genügend Überraschungseffekten und Reibungspunkten versehen, damit er nicht zu schnell zu abgegriffen wirkt. Die Stücke auf „Voices“, ihrem zweiten Album, markieren ein Terrain zwischen Dance, TripHop und Electroclash und gerade die ersten beiden Tracks „Nothing But Trouble“ und „Black Out Days“ können als munteres Nebeneinander von Big Beat, Raspelgitarre und satten Drumloops mühelos überzeugen. Das bleibt leider nicht über die komplette Spieldauer so zwingend, mal gerät das Rockige etwas inspirationslos und unrund, auch Carters Leadvocals funktionieren nicht ganz so gut wie die seiner Partnerin. Mit dem einen oder anderen Kniff gelingt es den beiden trotzdem, die Mehrzahl der Songs vor dem Mittelmaß zu retten, hier ein paar hübsche Akkorde á la The XX („The Day You Died“), dort ein Prodigy-Riff („Bad Dreams“), man kann ihnen nicht lange gram sein. Die beiden langsamen Nummern „Bill Murray“ und „My Only Friend“ fangen das Album ohnehin wieder ein und versöhnen mit den schwächeren Momenten, viel mehr kann man von gutem Pop eigentlich nicht erwarten.

Xiu Xiu: Höllentrip

Xiu Xiu
“Angel Guts: Red Classroom”

(Bella Union)

Mit einfacher Kost war nicht zu rechnen, darauf deutete schon Jamie Stewarts wirklich sehr ungewöhnliche Hommage an Nina Simone ein paar Monate zuvor hin, dafür stehen Xiu Xiu auch als Band seit nunmehr fünfzehn Jahren. Dass sich allerdings der Vorgänger “Always” gegen “Angel Guts: Red Classroom” im Nachhinein wie ein netter Kindergeburtstag samt Luftschlangen und Topfklopfen ausnimmt, ist dann doch erstaunlich – man hatte angenommen, viel weiter ließe sich der Trübsinn des Mannes nicht mehr steigern, schwarz sein nun mal schwarz. Das war ein Irrtum. Was sich zwischen Intro und Outro der aktuellen Platte, also innerhalb der Klammer aus grellem, klirrend kaltem Pfeifen und kreischendem Lärm, zu dem die Herren Unruh, Hacke, Chung und Bargeld anerkennend genickt hätten, abspielt, ist klinisch kalter Seelenstriptease der ganz unangenehmen Sorte. Stewart zerlegt und seziert seinen eigenen Schädel samt Inhalt zu nervösen, fiebernden Beats, es hämmert, spuckt und sägt in einem fort, die Stimme zittert oder wird gleich durch den Häcksler gejagt, von Dingen wie Wärme (meint deren Abwesenheit) oder Trost will hier niemand mehr sprechen. Es geht offenbar nur noch um Erlösung, von der erdrückenden Macht der Bilder, von den “Dummen im Dunkeln”, Perversionen, weiße Ärsche, schwarze Schwänze, alles ein einziges Panoptikum – mittendrin Stewart, angeekelt, getrieben und isoliert. Wirklich Spaß macht das nicht, selbst gemäßigte Stücke wie “New Life Immigration” und “Bitter Mellon” wirken vergiftet und nach ein paar Durchläufen sorgt man sich nicht nur um des Sängers, sondern auch um die eigene Psyche. Ein Höllentrip. http://xiuxiu.org/