Donnerstag, 13. Juni 2013

Kein Vergleich

Heliotropes
„A Constant Sea“

(Manimal Vinyl)

Bei allem Respekt, gegen die Heliotropes nehmen sich die Sugababes, in welcher Besetzung man sie auch immer zum Vergleich heranziehen mag, wie brave College-Twens aus, auch wenn sie in Sachen Optik/Besetzung auf den allerersten Blick vielleicht Gemeinsamkeiten aufweisen. Musikalisch hat sich’s dann aber schnell mit den Schnittmengen – hier geht es schließlich nicht um radiotauglichen Girliepop, sondern um psychedelischen Fuzzrock der Extraklasse. Amber Myers (Gesang/Schlagzeug) und Jessica Numsuwankijkul (Gesang/Gitarre) haben die Band 2009 in Brooklyn gegründet und zwei Jahre später die Single „Ribbons“ veröffentlicht, mit „A Constant Sea“ kommt nun, da mit Nya Abudu am Bass und Cici Harrison (Schlagzeug) zum Quartett ergänzt wurde, der erste Longplayer. Die vier bewegen sich im Dunstkreis von Formationen wie den Screaming Females oder den Hunters, orientieren sich aber eher an klassischem Stonerrock und elektrisch verstärktem Blues. Beim Hören der zwölf Songs fallen einem hin und wieder auch die grandiosen Mother Tongue ein, wie sie nutzen auch die Heliotropes häufige Breaks und Tempiwechsel als bevorzugtes Stilmittel. Bis auf „Unadored“ und „Christine“ können alle Stücke knarzenden, staubtrockenen Gitarrenkrach in ausreichender Menge aufweisen, schneller wie am Ende des erwähnten „Ribbons“ wird es selten, laut eigentlich immer – „Psalms“, „Quatto“, „Good And Evil“, da mag sich jeder seinen Favoriten selbst heraussuchen. Irgendwo stand zu lesen, dass die Songs auf „A Constant Sea“ – fast alle stammen aus der Feder von Jessica Numsuwankijkul – sogar einen Bezug zu deutscher Prosa aufweisen. „Die Blechtrommel“ (Volker Schlöndorff) nach dem gleichnamigen Roman von Günter Grass sei ihr absoluter Lieblingsfilm, so die Sängerin, und wie in diesem Roman handeln viele ihrer Texte von einem sehr eigenwilligen Umgang mit der Umwelt: „The whole thing's a bit detached from reality. It's not an alternate universe, but it's not totally rooted in reality. It has this weird, uncanny feel to it.“ Was also bitteschön können diese Mädels noch falsch machen – man muss sie einfach mögen.

Komplettstream des Albums bei SPIN.

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