Mittwoch, 9. September 2015

AUTOBAHN: Klirrend kalt

Autobahn
„Dissemble“

(Tough Love/Cargo)

Natürlich könnte man reichlich darüber diskutieren, worin genau der Reiz liegt, wenn sich britische Punk- und Post-Punk-Bands mit Versatzstücken der deutschen (Sprach-) Unkultur schmücken – dieses ganze Ding mit Blitzkrieg und German Angst ist schon reichlich gruselig. Waren es bei Joy Division noch die bewusst irritierenden Bezüge zur Nazi-Zeit, so haben sich die fünf jungen Männer aus Leeds wenigstens die etwas unverfänglichere AUTOBAHN zum Namen gewählt, das Bauhaus-Shirt auf dem Foto on top ist dann natürlich Ehrensache. Ob dem krude Fantasien, kalkulierte Provokation oder bloße Ahnungslosigkeit zugrunde liegen, müsste ein Gespräch klären – bis dahin unterstellt man erst mal keine böse Absicht und beschäftigt sich besser mit dem Debütalbum der Gruppe. Was man hier hört, sind äußerst schroffe, düstere und klirrend kalte Gitarrenklänge, mal mehr Goth, dann wieder Noise. Der Bass von Daniel Sleight rollt so schwer und schwarz wie vor dreißig Jahren, die Stimme von Craig Johnson erweist sich als nicht eben sehr wandlungsfähig, aber frostig genug für diese Art von Musik und Stücke wie „Beautiful Place To Die“ und „Suicide Saturday“ bedürfen wohl, rein stimmungsmäßig, keiner großen Erklärung. Für dauerhafte Vergleiche mit Interpol fehlt es AUTOBAHN ein wenig an eingängigen Melodien, aber das soll wahrscheinlich auch nicht anders sein – sie bleiben kantig und abweisend, was aber in diesem Metier eher als Qualitätsmerkmal wahrgenommen wird. Dem Erfolg des Debüts sollte es jedenfalls nicht schaden. http://www.autobahnmusik.co.uk/

Der Komplettstream des Albums findet sich zur Zeit u.a. beim Guardian.

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