Dienstag, 30. Dezember 2014

Broken Social Scene: Nahe beieinander

Schön, nicht wahr? Dummerweise waren nicht alle Bilder, die uns das auslaufende Jahr hinterlässt, ein so erhabener Anblick. Die kanadische Zeitung The Globe And Mail hat einen eigen Musiksampler mit dem Namen "Broadsheet Music: A Year In Review" veröffentlicht - darauf enthalten ist bekanntlich auch ein bislang unveröffentlichter Song der Indierocker Broken Social Scene. "Golden Facelift" beginnt eigentlich ganz beschaulich - so wie das jetzt veröffentlichte Video dazu auch - bevor es zu weitaus krasseren Bildern ordentlich scheppert und knallt. Wer's aushält, darf hier selber gucken. Die Band zum Clip im O-Ton: "2014 has not been without its beauty, but it has also been a year of incredible brutality and all of humanity has a great deal to answer for."

Mø: Das Beste zum Schluß

Tja, selbst wenn man wollte - es gibt einfach in musikalischer Hinsicht nicht viel zu verkünden dieser Tage. Unter den Stiefeln knirscht der Schnee und alles erscheint seltsam gedämpft. Schön deshalb, dass wenigstens die Dänin Karen Marie Ørsted, besser bekannt unter ihrem Pseudonym , ein stimmungsvolles Jahresendliedchen für alle Trostbedürftigen bereithält. Der Song stammt im Übrigen nicht von ihrem diesjährigen Erfolgsalbum "No Mythologies To Follow" und weil "New Year's Eve" grad so gelungen ist, kann es sich schon mal auf einen Spitzenplatz bei "Last Post Of The Year" freuen...

Samstag, 27. Dezember 2014

Metric: Jetzt aber alle

Hatten wir nicht gerade erst... - hatten wir: Emily Haines, die bezaubernde Frontfrau der kanadischen Synthrock-Band Metric, war vor ein paar Tagen ein Vorfeiertagsthema, nachdem sie sich solistisch für die Geschicke junger und sehr junger Mädchen stark gemacht hat. Nun sind auch ihre Kollegen zusammen mit ihr im Studio verschwunden und melden die Arbeit an einem neuen Album (dem Nachfolger also zum 2012er "Synthetica") - ein erster Track, die Ballade "The Fatal Gift" in einer Demofassung - wurde schon mal zum Vorhören geschickt.

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Sleaford Mods: What focking alternative?

Sie sind, das darf man wohl so sagen, zumindest auf der Insel die Band der Stunde: Die Sleaford Mods aus Nottingham haben sich in einer Weihnachts- und Neujahrsansprache an das Empire gewannt und es ist nicht schwer zu erraten, dass nicht wenige mächtig Fett wegbekommen. UKIP, Torys - oder, wie sie sagen: "all these focking cunts" - ein gelungener Rundumschlag. Hier beim NME.

Monobo Son: Zeitschleife

Schon witzig: Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren stand hier ein Post, der ein Konzert von Monobo Son am 30. Dezember im Münchner Substanz ankündigte und darüberhinaus auf ein paar noch herrenlose Tracks bei Soundcloud verwies. Heute nun gibt es die fast gleichlautende Mitteilung, denn am Dienstag kommender Woche stellt das Brassquintett um La-Brass-Banda-Posaunist Manuel Winbeck sein in Kürze erscheinendes Debütalbum "Jambo" vor, natürlich wieder am selben Ort. Den Titelsong kann man sich übrigens dieser Tage schon für lau (unten) im Netz besorgen...

27.12.  Straubing, Raven
28.12.  Aldersbach, Bräustüberl
29.12.  Traunstein, Festung
30.12.  München, Substanz

Montag, 22. Dezember 2014

Kraftklub: Erfreulich deutlich

Ein Song und ein Video, das an keinem besseren Tag kommen konnte: Kraftklub vernetzen den Clip zu "Schüsse in die Luft" und werden somit an einem Tag zwischen #Pegida und #NoPegida erfreulich deutlich.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Heinz Strunk: Fertig, Schnauze, Danke

Na wenigstens der Meister selbst beömmelt sich, wenn er sein neues Werk der Gemeinde verkündet und damit auch gleich noch die komplette Zeitrechnung des kommenden Jahres verschiebt: Am 30. Januar nämlich erscheint bei Audiolith das neue Album des hochverehrten Fleischgemüsefachhändlers Heinz Strunk und der Titel entbehrt nicht einer gewissen provinziellen Westernromantik - "Sie nannten ihn Dreirad", was soll man da noch Lustiges hinzufügen? Eben. Der Teaser kommt selbstredend ansprechend humorvoll daher (sein Handwerkszeug hat er sich schließlich in einer knochenharten Ausbildung im Studio Braun draufgeschafft), die Föhnwelle sitzt - Näheres zu den zwölf psychedelischen Kleinkunstwerken von mutmaßlich atemberaubender Schönheit und Eleganz dann später an gleicher Stelle.

04.02.  Flensburg, Max
05.02.  Lüneburg, Salon Hansen
06.02.  Münster, Museum für Kunst und Kultur
07.02.  Lingen, Centralkino
10.02.  Berlin, Volksbühne
12.02.  Lübeck, Filmhaus
13.02.  Rostock, Mau Club
14.02.  Potsdam, Waschhaus
16.02.  Kiel, Metro Kino
18.02.  Bremen, Schwankhalle
19.02.  Köln, Gloria
20.02.  Bielefeld, Skala
21.02.  Hannover, Faust
22.02.  Leipzig, Täubchenthal
23.02.  Dresden, Groove Station
24.02.  Würzburg, Kellerperle
25.02.  Bochum, Bahnhof Langendreer
04.03.  Düsseldorf, Zakk
05.03.  Frankfurt, Mousonturm
06.03.  Stuttgart, Wagenhallen
07.03.  Heidelberg, Karlstorbahnhof
08.03.  Regensbur, Alte Mälzerei
09.03.  München, Freiheizhalle
10.03.  Erlangen, E-Werk
11.03.  Linz, Posthof
12.03.  Graz, Literaturhaus
13.03.  Wien, Rabenhof
23.03.  Hamburg, Fabrik
24.03.  Hamburg, Fabrik
05.05.  Marburg, KFZ
06.05.  Koblenz, Circus Maximus
07.05.  Trier, Ex-Haus
08.05.  Karlsruhe, Tollhaus
09.05.  Aachen, Rathaus

Madonna: Naja

Ganz ehrlich, wer hat nicht in den letzten Tagen mal in seiner Cloud vorbeigeschaut, ob da nicht die neue Madonna, namentlich "Rebel Heart", für lau zu finden sei? Fehlanzeige, für Mdme. Ciccone sind Streams und Leaks (siehe unten) bekanntlich Teufelszeug, Terrorismus gar, wie zu lesen war. Trotzdem hat sie der Verschwiegenheit ihrer eigenen Entourage (aus gutem Grund) wohl nicht getraut und entschloß sich flux, die ersten sechs Songs des Albums via iTunes anzubieten, wer eine  Spotify-Zugang sein eigen nennt, darf auch dort schon mal reinhören. Allen anderen bleibt YouTube oder ein ähnliches Portal, um herauszufinden, dass gerade mal die knappe Hälfte der ersten Lieferung halbwegs interessant sind - also "Illuminati", "Bitch, I'm Madonna (Feat. Nicki Minaj)" und vielleicht noch "Ghosttown". Und auch die nur bei ersten Durchlauf. Schade, aber irgendwie auch erwartbar ...

Freitag, 19. Dezember 2014

MPMBL Live Best 2014: Besser vor Ort

Musik vom Hörensagen ist nett, aber eben nur ein Bruchteil dessen, was sie ausmachen kann. Besser also, man ist vor Ort und überzeugt sich selbst. Das kann ernüchternd sein, aber auch überwältigend. Und man kommt in den knapp zwei, drei Stunden an die einfachsten Wahrheiten. 2014 hießen die: The Notwist sind die Magischsten, Jan Delay und Disco No. 1 türlich die Geilsten, die Swans noch immer die Lautesten, Future Islands die Verausgabtesten und Sharon Jones ist zweifellos die Verdiensteste - die Top Five der Livekonzerte, garniert mit Reviews und Mitschnitten (leider nicht vom  jeweiligen Ereignis selbst).

1  The Notwist - Circus Maximus



2  Jan Delay - Macht was gegen häßlich



3  Swans - Das freundliche Grollen des Donnergottes



4  Future Islands - Pop und Pose



5  Sharon Jones And The Dap-Kings - Up and Out

Marilyn Manson: Verläßlich

Marilyn Manson macht die Mutti? Weit davon entfernt - trotz Raute reverse. Strange und spooky kann er natürlich trotzdem, auch im neuen Video von Bart Hess zum Song "Deep Six", den es gerade bei Vevo zu sehen gibt. Das Album "The Pale Emperor" (Cover unten) folgt dann im kommenden Jahr.

TV On The Radio: Move ya!

Wären es nur die Moves - halboriginell. Aber TV On The Radio spielen samt Moshpit an einer Skater-Bowl und das macht, wie man sieht, mächtig Laune. Der Clip zur Single "Laserray" stammt von Atiba Jefferson, Fotograf und Mitbegründer des amerikanischen Independent-Magazins The Skateboard Mag, und der nerdige Auskenner wird die Gesichter von Szenegrößen wie Eric Koston, Lance Mountain, Sean Malto und Andrew Reynolds wiedererkennen - der Clip findet sich u.a. bei Complex.com. Also dann - Stöpsel raus und ab dafür!


Donnerstag, 18. Dezember 2014

Silk Rhodes: Der Seele ein verrücktes Lächeln

Silk Rhodes
„Silk Rhodes“

(Stones Throw)

Und schon wieder eine Platte, die im Schatten des allgegenwärtigen Weihnachtsgebimmels komplett unterzugehen droht, schon wieder auch: Soul – Neo, Retro, whatever. Die Lobby allerdings (ganz im Gegensatz zum verfrühten Auftritt von Superstar D’Angelo), die sich hinter dem Weirdo-Duo Silk Rhodes aus Baltimore versammelt, ist weitaus überschaubarer. Ein rühriges Label und eine unermüdliche Fancrowd brachte das ans Tageslicht, was der Legende nach von Michael Collins und Sasha Desree in einem zum Tonstudio umgebauten Honda CRV in zahlreichen Sessions ‚on the road‘ aufgenommen worden ist – geloopte Stimmen und Töne von all jenen, die gerade ihren Kopf zur Tür herein steckten und dabeisein wollten bei dem Spektakel. Herausgekommen ist dabei tatsächlich Soul (und nicht nur eine Anspielung darauf), der Soul zweier weißer Männer, die ihn bis auf das Nötigste entkernt haben und der dennoch prächtig wippt und federt. Und das trotz all der elektronischen Gerätschaften, die man dem skizzenhaften Dutzend natürlich anhört (und anhören darf) und das nur zur Hälfte vom warmen Falsett Desrees begleitet wird. Da wäre ein zart schmelzendes „Pains“ und der zwingende Vibe von „Face 2 Face“, später die Vermutung, für „This Painted World“ und „Hold Me Down“ hätten selbst Sly Stone und Al Green durch die offenen Scheiben des alten Geländewagens hereingegrüßt. Soul, Funk, RnB, alles minimal arrangiert, aber von erstaunlicher Wirkung, selbst das derbe auf House gebürstete „Personal Use“ fängt sich zum Ende hin wieder. Überraschende Kleinkunst von zwei Typen, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen, wohl aber die Seele ihrer Musik.

Das Album bei Bandcamp im Stream - hier.

Wild Beasts: Pfeif(en)konzert

Ein Mann und siebentausendachthundertsechsundsechzig Pfeifen - nein, wir reden hier nicht vom Treffen der FIFA-Spitzenfunktionäre anläßlich der Club-WM in Marrakesch (auch wenn man der Oberpfeife Blatter gern mal wieder richtig eine mitgeben würde). Der Mann, um den es hier geht, heißt Tom Fleming und ist im Hauptberuf Keyboarder der englischen Synthpopband Wild Beasts. Die Pfeifen wiederum gehören zur gewaltigen Orgel der Firma Harrison and Harrison, die Mitte die 50er für die Royal Festival Hall in London gebaut wurde. An genau jener nämlich durfte Fleming kürzlich für eine Neuaufnahme des Songs "Wanderlust" Platz nehmen - die Wild Beasts haben ja bekanntlich einen Hang zu außergewöhnlichen Präsentationen, diese hier fand zwar ohne Publikum statt, wurde aber für Philips/Noisey aufgezeichnet und nicht nur Fleming hatte großen Spaß daran.

John Carpenter: Der Klang des Grauens

Nun, so ganz genau weiß man noch nicht, was von der Nachricht zu halten ist. Aber schließlich hat man vor Jahren auch David Lynch, einem anderen großen Mann des Kinos, eine Chance gegeben und ist keinesfalls enttäuscht worden. Ende Januar 2015 jedenfalls soll John Carpenter, Regisseur von Filmen wie "Halloween", "They Live", "Die Klapperschlange" und "Nebel des Grauens", sein musikalisches Debüt "Lost Themes" bei Sacred Bones veröffentlichen. Was etwas verwunderlich klingt, hat er doch schon zu zahlreichen seiner Erfolge die Scores selbst komponiert und eingespielt. Sei's drum - was uns dabei erwartet, ist ungewiß, über Kollaborationen und Ähnliches wurde noch nichts bekannt - einzig die erste Auskopplung namens "Vortex", eine dunkle, TRON-hafte Klangkulisse, ist vorab im Stream zu hören. Auf der Seite des Labels gibt es zum Sound derzeit auch noch ein paar allseits bekannte Filmausschnitte zu sehen.

St. Vincent: Frei Haus für Sitzenbleiber

Tja, Chance gehabt - jetzt bleiben nur noch Tulsa, Sydney, Brisbane, Singapore, Melbourne, Osaka oder Koutou-Ku. Das nämlich sind die nächsten Stationen der laufenden Tournee von St. Vincent, die es ja eigentlich nicht nötig hätte, ein so feines Album wie ihr aktuelles noch zu promoten. Macht sie aber trotzdem, erfreulicherweise für uns Stubenhocker auch noch mit einem aktuellen Videoclip zum Song "Birth In Reverse" - hier bei Vevo.

Emily Haines: Girl Power

Man kann wirklich nicht behaupten, dass Emily Haines in den letzten Jahren an Unterbeschäftigung gelitten hätte: Die Arbeit mit ihrer Band Metric ließ ihr immerhin noch genügend Zeit, sich um zwei Soloalben ("Cut In Half And Also Double"/"The Knife Don't Have Your Back") und eine beachtliche Zahl an Gastauftritten zu kümmern (u.a. Julian Plenti, Broken Social Scene, Stars, The Stills, MSTRKRFT, etc.). Weniger bekannt dagegen ist ihr Engagement für das Charity-Projekt FLEET4HearMe, eine Zusammenarbeit des Schmuckherstellers Fleet Jewelery (Kampagnenbild oben) mit der Organisation HearMe, die sich für die Möglichkeit stark macht, Kindern an öffentlichen Schulen Zugang zu Musikunterricht zu ermöglichen. Aus einer ähnlichen Intention heraus ist wohl auch Haines' neuerliche Aktion mit der amerikanischen Spielzeugserie Goldie Blox entstanden - im Video zu ihrem aktuellen Song "Lightning Strikes", nebenbei ein verteufelt eingängiges Stück Pop - singt sie zu hübschen Girlpower-Cartoons, nicht schwer zu erraten also, um welches Anliegen es der gebürtigen Kanadierin diesmal geht.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

The Wombats: Back again

Und noch eine Neuerscheinung, für die jetzt schon mal vorgeplant werden darf: The Wombats aus Liverpool haben Album Nummer drei im Kasten, "Glitterbug" werden sie es nennen und auch wenn es noch kein aktuelles Tonmaterial davon gibt, haben die drei Jungs vorsorglich schon mal ein paar Livetermine zum mitschreiben dabei:

18.03.  Frankfurt, Batschkapp
19.03.  Bremen, Aladin
25.03.  Hamburg, Große Freiheit
26.03.  Berlin, Astra
27.03.  München, Tonhalle
29.03.  Stuttgart, LKA Longhorn
30.03.  Köln, E-Werk
31.03.  Zürich, Xtra
05.04.  Wien, Arena

Laura Marling: Kurzfilm

Laura Marling, Englands zur Zeit fragilster und zugleich erfolgreichster Export in Sachen Folkpop, hat die Veröffentlichung ihres mittlerweile fünften Albums für Mitte März 2015 angekündigt. "Short Film" wird es heißen und zur Begleitband sollen auch wieder Tom Hobden, Violinist und Keyboarder bei Noah And The Whale und die Cellistin Ruth De Turberville gehören. Den Titeltrack kann man sich schon heute zusammen mit einem kleinen Zeichentrick anhören bzw. -sehen.


Laura Marling - Short Movie from Art&Graft on Vimeo.

D'Angelo: The time is always right...

D’Angelo And The Vanguard
„Black Messiah“
(RCA)

Na toll. Die Jahreslisten über kurz und lang sind gemacht und dann kommt zu einem Zeitpunkt, wo man sich gemeinhin nur noch mit dem wiedergekäuten Süßstoff der Weihnachtsindustrie herumärgern muss, dieses tatsächlich herausragende Album daher und wirft alle Polls und Rückblicke einfach über den Haufen. Nun gut, man muss jetzt nicht in hysterische Hektik verfallen, sondern tut besser so, als wäre D’Angelos drittes Album für Mitte Januar 2015 geplant – was ja auch stimmt. Nur hat der traurige Lauf der Dinge im Mittleren Westen Amerikas, namentlich die Erschießung des achtzehnjährigen Michael Brown in Ferguson und der darauf folgende Freispruch des Todesschützen, Michael Archer wie viele andere derart aufgewühlt, dass er sich – auch zur Überraschung seines eigenen Labels – dazu entschloss, die Platte mittels mehrerer Nachschichten vorfristig fertigzustellen und quasi als Statement (auch als optisches) schon jetzt zu verkaufen. “The one way I do speak out is through music,” soll D’Angelo seinem Manager gesagt haben, “I want to speak out.”

Und läßt man jetzt mal alle Nebengeräusche und meinetwegen auch das wirtschaftliche Kalkül beiseite, dann wird recht schnell klar, dass dieses Album, ganze vierzehn Jahre nach dem Grammy-Gewinner “Voodoo”, hätte erscheinen können wann es wollte – jeder Zeitpunkt wäre für Songs dieser Klasse der richtige gewesen. Das beginnt mit der Auswahl eines formidablen Kreises an Studiomusikern, neben D’Angelos Begleitband The Vanguard zeichnen auch noch A Tribe Called Quest’s Q-Tip, The-Roots-Drummer Questlove, Kendra Foster aus George Clintons Funk-AG Parliament-Funkadelic und Bassist Pino Palladino im Impressum verantwortlich. Sie alle und Ausnahme-Soulist D’Angelo erschaffen über die zwölf Stücke einen schwarzen Messisas, der weit organischer, menschlicher und auch dringlicher daherkommt als das hochgezüchtete Hologramm des „Black Yeezus“ von Kanye West.

Es ist nicht nur allerfeinster (Neo-)Soul, der einen hier in den Bann zieht, der mal an den Philli-Sound der Delfonics und an anderer Stelle an den Prince früher Tage denken läßt. Archer bringt eine Vielschichtigkeit in die Songs, die einen desöfteren staunen macht. Wie nach dem klassischen Intro „It Ain’t Easy“ das gewaltig wummernde Drone-Stück „1000 Deaths“ hereinbricht und trotz seiner Wucht klug verzwirbelten Jazztunes die Ehre erweist, später gefolgt vom grandiosen Pluckerbeat des „Sugah Daddy“ (nahe bei Gil Scott-Heron und Richard Russell), bevor kurz darauf zarte Streicher und lateinamerikanische Saitenklänge „Really Love“ einleiten – das ist schon irre gut gemacht. Dazu die zahlreichen Gitarrensoli, gekonnt platziertes Bläserblech („Betray My Heart“) und Handclaps, die wie Peitschenhiebe schnalzen („Prayer“), des Erstaunlichen ließe sich vieles mehr aufzählen. Ganz zum Schluss bei „Another Life“ geht Archer mit seinem Falsett derart himmelwärts, dass einem fast die Luft wegbleibt. So borgt man sich die Schlußpointe nicht bei den Decemberists („The Wrong Year“), sondern besser bei Martin Luther King: „The time is always right to do what's right.”

Montag, 15. Dezember 2014

Wild Beasts: Mehr als ein Comicstrip

Nicht weniger ausgefallen präsentieren sich die englischen Synthpopper Wild Beasts: Als Auftragsarbeit des irischen Whiskey-Herstellers Jameson kreierte das Quartett, das in diesem Jahr mit "Present Tense" bereits das vierte Album vorlegte, zusammen mit dem Pariser Künstler Mattis Dovier eine musikalisch untermalte und animierte Grafic Novel. Für diese steuerte die Band zwei neue Stücke bei - "Soft Future" und "Blood Knowledge" kann man sich bei Soundcloud anhören, das Gesamtwerk selbst steht bei www.wildbeasts.thejamesonworks.com zur Ansicht.

The Notwist: Sammelsurium

Einigermaßen überraschend gelangt man dieser Tage an neue Töne der Weilheimer Band The Notwist. Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit dem Label Alientransistor gab es seit 2003 eine Reihe verschiedenster Veröffentlichungen, neben Single- oder EP-Pressungen erschien dort u.a. auch die DVD "Music No Music", die gemeinsam mit Filmemacher Jörg Adolph entstand und die Tour und das MakingOf des 2008er Albums "The Devil, You+Me" sowie die Arbeit einer weiteren Band (Andromeda Mega Express Orchestra) dokumentiert. Das neueste Werk nennt sich "The Messier Objects" und enthält eine Reihe von Instrumentalstücken, die während der Aufnahmen des aktuellen Album "Close To The Class" entstanden sind - dank Clash gibt es den Titel "Object 06" hier in ganzer Länge, den Rest kann man sich auf der Labelsite in Ausschnitten anhören. Offizieller VÖ-Termin für das Album ist im Übrigen Anfang Februar.

Modest Mouse: Fast humorlos

Das soll an dieser Stelle noch einmal gesagt werden: Modest Mouse sind nicht nur die bekannteste Indierockband aus Issaquah, Washington, sie sind auch die ungekrönten Könige des Albumtitels. Wir erinnern uns: "This Is A Long Drive For Someone With Nothing To Think About", "Good News For People Who Love Bad News" und "We Were Dead Before The Ship Even Sank" - allesamt Platten der Formation um Sänger Isaac Brock. Dagegen nimmt sich das neue Album, welches im März kommenden Jahres erscheinen soll, recht harm-, ja richtiggehend humorlos aus - "Strangers To Ourselves", naja. Wenigstens die erste Single (Artwork oben) hat einen leicht schrägen Klang, "Lampshades On Fire" (was irgendwie nicht weit weg ist von Jarmusch's "Night On Earth" und Helmet/Lampshade/etc.) kann man sich in einer Live-Version schon mal im Stream anhören.

Panda Bear: Komische Pflanze

Anfang Januar solle es kommen, das neue Album "Panda Bear Meets The Grim Reaper" von Noah Benjamin Lennox bka. Panda Bear, nun gibt es zur zweiten Vorauskopplung "Boys Latin" ein hübsch buntes Animationsvideo aus dem Hause Encyclopedia Pictura (Isaiah Saxon/Sean Hellfritsch) zu sehen. 

Charli XCX: Schon bald ein Klassiker

Charly XCX
„Sucker“
(Asylum Records)

Das ist sicher jedem schon mal aufgefallen: Keiner hat wirklich Lust darauf, sich seinen Jahrgang madig machen zu lassen und so läßt sich die folgende Argumentationslinie beliebig variieren und fortsetzen. Beispiel: Als die New Kids On The Block auf dem Schirm auftauchten, galten sie nach dem atomaren Erstschlag und der Schweinepest als das drittgrößte Übel der Generation 1984. Schon drei Jahre später allerdings mussten sie als originäres Boybandwunder herhalten für alle, die sich von Leichtgewichten wie Bros einlullen ließen. Diese wiederum erwiesen sich gegenüber Take That zu Beginn der 90er noch als okay und halbwegs geschmackvoll, bevor die Jungs um Gary, Mark und Robbie gegenüber Boyzone als nächste Entschuldigung herhalten mussten – weiter mit Westlife (98), US5 (05), One Direction (10) und, und, und … Auch Charlotte Aitchison aka. Charli XCX läßt sich mühelos in eine solche Besserwisserkette einbauen, die irgendwo bei einer gewissen Sabrina Ende der 80er beginnt und später die Namen Spears, Aguilera, Lavigne, Perry aufgefädelt bekommt – heute allesamt schon wieder begnadete Klassiker. Was Aitchison auf „Sucker“ zu Gehör bringt, ist also keinesfalls neu – bunter und maßvoll provokanter Parolenpop der unterhalterhaltsamen Sorte. „I don’t wanna go to school, I just wanna break the rules…“, es wird schnell klar, für wen hier die Großraumdisko gefüttert wird. Muß man das ernst nehmen? Nicht unbedingt. Kann man das mögen? Durchaus. Schließlich arbeitet die zweiundzwanzigjährige Britin, Tochter eines Schotten und einer Inderin, die ihren größten Hit („I Love It“) dummerweise nicht einmal selbst singen sollte, gekonnt mit einer ansprechenden Palette verschiedener Stile. Zu knorrigen Gitarrenriffs gibt’s bei „London Queen“ den passenden „Oi!Oi!Oi!“-Chorus, „Breaking Up“ kommt mit rotzigem College-Rock und „Boom Clap“ als satter und äußerst eingängiger Bassbumper daher. Schon klar, zu Zeilen wie „I don’t need you, my touch is better“ („Body Of My Own”) gab es in diesem Jahr von BANKS und FKAtwigs schon Subtileres, wirklich wichtig ist das aber nicht. Auch wenn’s mit zunehmender Spieldauer etwas eintönig wird – zeitgemäßer kann massenkompatibler Dancepop dieser Tage kaum klingen. Und über den wahren Wert der Platte wird, siehe oben, ohnehin erst der nächste Jahrgang entscheiden…

26.02.  Wien, Stadthalle
01.03.  Zürich, Hallenstadion
02.03.  München. Olympiahalle
05.03.  Köln, Lanxess Arena
12.03.  Hamburg, O2-World
13.03.  Berlin, O2-World

Sonntag, 14. Dezember 2014

Leon Bridges: Für die Zukunft

Von einem ungeschliffenen Diamant zu sprechen wäre hier irgendwie nicht passend, klingt die Musik von Leon Bridges doch schon erstaunlich ausgefeilt und reif: Gerade für die Tour von Sharon Van Etten gebucht, schickt sich der Junge aus Fort Worth, Texas an, in Sachen Soul und Blues der Shooting Star des kommenden Jahres zu werden. Ganze zwei Stücke kursieren von ihm zur Zeit im Netz, aber "Coming Home" und "Better Man" sollten alle Zweifler überzeugen können - man wird von ihm hören, soviel ist sicher.

Night Beds: Genug der Einsamkeit

Da hat sich doch etwas geändert: Um Winston Yellen und sein Einmannprojekt Night Beds war es seit dem famosen Debütalbum "Country Sleep" (das er ja bekanntlich in Johnny Cash's einsamer Waldhütte bei Nashville geschrieben haben soll) wieder recht ruhig geworden - nun kommt der junge Mann mit einer neuen Single und deren Sound ist um einiges elektronischer als die folkigen Stücke der letzten Platte. "Me, Liquor And God" heißt der Neuling, dem dann recht bald ein kompletter Longplayer folgen soll.

Freitag, 12. Dezember 2014

The Soft Moon: RTMT

Vier Großbuchstaben, die mal ein Zitat waren und dann zu einem Song wurden: Ein Journalist hat mal über die New Yorker No-Wave-Band Mars despektierlich gemeint, sie seinen nicht mehr als "arty and empty" - das hat denen so gut gefallen, dass sie schnell ein Stück danach benannten - deshalb die Initialen. Irgendwie passt das auch zur Musik von Luis Vasquez. Unter dem Moniker The Soft Moon verfertigt der Mann aus Oakland, Kalifornien seit ein paar Jahren tiefdüstere, verstörende Klänge aus dem Tiefkühlregal. Auf das gleichnamige Debüt und die zweite LP "Zeros" folgt nun via Captured Tracks Ende März Platte Nummer drei "Deeper" - die Vorauskopplung "Black" färbt die Stimmung schon mal vorfrostig - äh, -fristig ein...

Tubbe: Raus aus dem Prospekt!

Auch unser Hamburger Lieblingslabel Audiolith will noch ein paar Grüße an's neue Jahr loswerden und kündigt deshalb gleich mal forsch ein neues Album des Elektropopduos Tubbe an. Steffi Jakobs und Klaus Scheuermann hat man wegen ihrer letzten Platte "Eiscafe Ravetto" noch in bester Erinnerung, nun soll am 13. März "Keine Arbeit Lieber Tanzen" erscheinen. Klingt ein bisschen nach Deichkind, aber man darf sicher sein, dass die beiden ein ganz eigenen Dreh für das griffige Sponti-Motto finden werden. Für den ersten Vorgeschmack bitten Tubbe gleich mal Torsun von Egotronic zu sich ans Mikro, "Punkopa" heißt der Song und hämmert schon mal gewaltig.

Nicki Minaj: Don't mess with political correctness

Sieht ganz so aus, als wäre die Aufregung umsonst gewesen: Gerade erst musste sich die amerikanische Rapperin Nicki Minaj für das Lyric-Video zur Single "Only" des allzu sorglosen Umgangs mit assoziativem Nazischick schimpfen lassen (siehe unten), nun, da der endgültige Clip erscheint, ist von dem Comicstrip nicht mehr viel geblieben. Lil Wayne, Chris Brown und Drake stehen neben der schwarzledernen Actress etwas verloren in der Kulisse, die wiederum aus Tarnnetz, einem klapprigen Flaschenregal und handelsüblichen SM-Utensilien besteht und so gar nicht bedrohlich wirken will. Trotzdem war ein Statement von Minaj gefordert: "I'd never condone Nazism in my art" - viel Lärm um nichts? Sei's drum - der Clip steht hier bei Vevo.

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Interpol: Noch mehr neue Töne

Nun wollen wir nicht ständig darauf herumreiten, dass das aktuelle Album nicht ganz das Erwartete gebracht hat - Strich drunter also und sich an Sachen gefreut, die Interpol auch ausmachen: Ihre Lust an neuen Tönen, die sie häufiger denn je Jobs an bekannte Remixer, Produzenten und DJs geben lassen. Nachdem sie erst kürzlich "My Desire" auf diese Art veredelten, passiert nun Gleiches mit dem Stück "Same Town, New Story", hier durfte sich der Schwede Axel Willner alias The Field in ganzen elfeinhalb Minuten zu schaffen machen, zu hören gibt es das Stück exklusiv bei Stereogum.

Spank Rock: Pump den Bass

Was man nicht alles findet, wenn man ein wenig durch's Netz streunt: Das Onlinemagazin Dazed hat seit einigen Tagen den Stream der aktuellen EP von Spank Rock im Programm und wie man sich vielleicht erinnert, hatte diese Website hier das letzte, fulminate Album von Naeem Juwan (so der Klarname des Mannes aus Baltimore) komplett verschlafen. 2011 war das und nach dem besagten "Everything Is Boring And Everyone Is A Fucking Liar" war es lange ziemlich still. Nun also "The Upside", mittendrin das hypernervöse "Gully", diesmal sind wir mit dabei auf dem Hypetrain...

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Nun also die Alben des Jahres - wichtig hier: Überblick behalten. Nicht nur der Menge an guter Musik wegen, die Schnelllebigkeit verführt zur Hast und man vergisst leicht, dass auch zu Beginn der Saison schon Wunderbares in den Regalen stand ... Natürlich sind zehn Plätze viel zu wenig, um allen und allem gerecht zu werden, so können St. Vincent, FKA Twigs, Ja, Panik und selbst der ehrenwerte Damon Albarn nicht mit ins Bild, auch wenn sie es verdient hätten. Dass sich andererseits Interpol und der Wu-Tang Clan nicht gerade aufgedrängt haben, überraschte etwas, fiel aber beim dem Überangebot nicht weiter ins Gewicht. Also denn, Zeit für etwas Rückbesinnung (denn die Reviews sind wie gewohnt verlinkt) und Rückschau.

1  My Brightest Diamond "This Is My Hand"

Ein Album, so zart, so überreich an Geist, Gefühl und wundervollen Tönen, das alles zwischen Kate Bush, Laurie Anderson und Antony Hegarty - unzweifelhaft ganz oben.



2  The Notwist "Close To The Glass"

Nicht genug damit, dass sich die Weilheimer Frickelkommune mit einem grandiosen Album zurückmeldete, die dazugehörige Tour war nicht weniger beeindruckend.



3  The Sleaford Mods "Devide And Exit"

Weit mehr als nur billiges Prollpunk-MashUp von der Insel - Jason Williamson und Andrew Fearn sind so böse und bissig wie lang keiner vor ihnen und ihr Sound ist frisch und originell. Ass-kickin' - die erste.



4  Run The Jewels "RTJ2"

Sie haben mit ihren kraftvollen Beats den altehrwürdigen Wu-Tang Clan in den Schatten gestellt und die schottischen Young Fathers auf die hinteren Plätze verwiesen. Ass-kickin' - die zweite.



5  Warpaint "Warpaint"

Ganz früh im Jahr geglänzt und zu Recht nicht aus den Augen verloren - das Psychrock-Quartett aus Los Angeles liefert schon mit dem zweiten Album ein Meisterstück ab.



6  Future Islands "Singles"

Natürlich das Letterman-Video, auch wenn es Samuel T. Herring, Sänger und Tänzer der Band, wahrscheinlich schon nicht mehr sehen kann. Nicht vergessen: Auch der Rest des Albums wunderbarer Popsound mit Ohrwurmqualitäten - durchgängig.



7  Iceage "Plowing Into The Field Of Love"

Sie haben wahrscheinlich die größte Kurve gedreht - die Dänen starteten mit krachigem Noise-Punk und präsentierten sich auf dem neuen Album als verschlurfte Rock'n Roller - glaubhaft.



8  Metronomy "Love Letters"

So englisch wie kaum eine andere Band hier, verspielter Nerdpop allererster Güte, der richtig Spaß macht.



9  Jan Delay "Hammer und Michel"

Hat er richtig Kloppe für bekommen, der gute Herr Eißfeldt, dabei macht der große und bestgelaunte Vereinfacher der deutschen Popmusik alles wie immer, nur mit ein paar Gitarren. Dauerbrenner.



10  Blonde Redhead "Barragán"

Bei Erscheinen in die Top Ten getippt und natürlich Recht behalten - nach Iceage die Band mit der mutigsten Umwendung, früher verhangener Indiepop, jetzt federnd und soulful.

NÖRD: Mit Ö

Wie - hatten wir hier noch nicht?! Wird's aber langsam Zeit für die volle Breitseite. NÖRD also, das Berliner Geschwisterpaar Paul und Leo Eisenach, haben, wie man hört, ihr Debütalbum gerade fertiggstellt und weil das einen so ausgesucht schönen Titel hat, möchten wir den hier gleich mal in Versalien bringen: "NA UND? WIR KENNEN EUCH DOCH AUCH NICHT!" Flasht, würde der Eißfeldt sagen. Stimmt. Und da es noch ein bisschen hin ist bis zur Veröffentlichung, gibt's hier gleich mal eine ganze Karre voller Videos, Songstreams und Downloadlinks. Und wo wir gerade dabei sind, schieben wir noch die aktuellen Tourtermine hinterher. Und wer immer noch nicht genug hat, der kann dann die 'ö' hier im Text zählen - zu gewinnen gibt's aber nix ...

09.01. Berlin, Fluxbau "Don t panic" Party
05.03. Berlin, Badehaus Berlin
03.02. Hannover, Theater am Aegi
04.02. Osnabrück, Lagerhalle
05.02. Bochum, Zeche
06.02. Gütersloh, Die Weberei
07.02. Plauen, Malzhaus
11.02. Berlin, Frannz Club
12.02. Fürstenwalde, Kulturfabrik
13.02. Halle, Projekt 5
14.02. Worpswede, Music Hall

Hier steht schon mal der kostenlose Download von "Ich breche zusammen" im Alle-Farben-Remix.





Robbie Williams: Der letzte Schrei

Robbie Williams
„Under The Radar Vol. 1“

(self released)

Soll mal keiner behaupten, diesem Blog wäre der Dienstleistungsgedanke völlig fremd. Wenn also jemand daherkommt mit der Frage: „Muss ich mir denn diese in aller Eile zusammengestöpselte Nicht-ganz-so-Best-Of-Platte von Robbie Williams, formerly knows as The Born Entertainer, unbedingt kaufen?“, dann steht hier auch eine Antwort parat. Und die lautet: „Mmhhh, naja…“ Müssen muss man schon mal grundsätzlich nicht, es sei denn, man hat sein Leben dem smarten Dauergrinser aus Stoke-On-Trent verschrieben und ist nun dazu verdammt, jede gesungene Verlautbarung seines Idols kritiklos ins heimische Regal zu ordnen – dann: „Ja!“ Ansonsten macht man keinen Fehler, wenn man die vierzehn Lieder so nimmt, wie sie gemeint sind: Als launige Ad-hoc-Veröffentlichung einiger mehr, eher weniger geglückter Songs, die es zwischen 1997 und 2013 nicht auf ein reguläres Album des Briten geschafft haben und wohl eher dazu gedacht sind, seine früheren Kumpels Gary, Howard und Mark – mittlerweile unterwegs als die drei Fragezeichen – daran zu erinnern, wer denn der bessere Songschreiber war und ist.

Wenn deren aktuelle Platte „III“ schon als vertonte Bankrotterklärung daherkommt, so kann der kleine Dicke (wie er sich ja selbst gern persifliert) wenigstens das sattsam bekannte Standardrepertoire aus Powerpop, Schweinerock und Kuschelballade auffahren und muss sich dabei nicht einmal sonderlich anstrengen. So richtig aus den Schuhen hebt einen das allerdings nicht mehr, man kennt die immergleichen Schmachtfetzen mittlerweile zur Genüge, den breitbeinigen Möchtegern-Mercury ebenso und vom gelungenen Swing des Vorgängers ist ja leider auf der Sammlung so gar nichts zu hören. Stattdessen gehen dem Jungvater desöfteren die Filly-Pferde durch – Stücke wie „All Climb On“, „Love Is You“ oder „Greenlight“ lassen sich wahlweise für Outdoor-Werbespots, Olympia-Jingles oder Disney-Filmchen zweitverwenden, richtig packen können sie einen nicht mehr.

Gleiches gilt für die recht dürftigen Pubrocknummern „Raver“ und „H.E.S.“ – wenn es stimmt, dass Williams für „Under The Radar“ eigenmächtig und überstürzt kompiliert hat, dann kann man den Ärger der Herren Chambers, Heath und Metcalfe gut verstehen – die besten Songs, die sie zusammen mit ihm geschrieben haben, sind wahrlich schon erschienen. Gerechterweise sollte man allerdings die Ausnahmen noch erwähnen: Der Opener „Bully“ hat noch den Biss („I simply don't care, if you hate me or love me …“), mit dem frühere Stücke in Serie daherkamen, „The Pilot“ funkt und poppt auf höherem Niveau und das spöttische  „The BRITS“ zeigt wenigstens, was Williams auch weiterhin sympathisch bleiben läßt: Zum Diplomaten wird er es in diesem Leben nicht mehr bringen. Das Album rettet das alles nicht, dem hört man leider allzu deutlich an, dass es schnell noch unter die geschmückte Tanne geschustert worden ist. „One Scream for the last romatic“ singt Williams in „Raver“, sollte es so weitergehen, wäre das mal besser der letzte Schrei gewesen. http://www.robbiewilliams.com/

21.04.  Linz, Tipsarena
22.04.  Linz, Tipsarena

Pinkshinyultrablast: Шугейзинг

Das hat uns in der Sammlung noch gefehlt: Shoegazing aus Russland, genauer aus St. Petersburg. Der NME präsentiert gerade das Quintett Pinkshinyultrablast als neue Variante der Völkerverständigung - im Januar soll deren Debütalbum "Everything Else Matters" bei AC30 erscheinen. Den neuen Song "Holy Forest" haben die Engländer noch exklusiv, vier weitere (von der EP "Happy Songs For Happy Zombies") kann man sich bei Soundcloud anhören - mit dabei auch "Ode To Godzilla".

Jens Friebe: Slowest Motion

Auch wenn es sich bei Jens Friebe vielleicht verbietet - ein sanftes "Hach!" kann man sich hier dennoch nicht verkneifen: Dem mit Sicherheit schönsten Song seines aktuellen Albums, dem "Schlaflied" also, widmet Lüdenscheids bekanntester Musiker einen Videoclip, der an Sparsamkeit nicht zu unterbieten ist - man nehme nur einen Sänger und eine Schnecke, fertig ist die Laube.

15.01. Jena, Rosenkeller
16.01. Bremen, Tower
17.01. Rostock, M.A.U. Club
18.01. Hamburg, Hafenklang
20.01. Düsseldorf, Cube
21.01. Würzburg, Cairo
22.01. Kassel, Schlachthof
23.01. Stuttgart, Merlin
25.01. Wiesbaden, Schlachthof
28.01. Nürnberg, Muz
29.01. Leipzig, Täubchenthal
30.01. Potsdam, Spartacus

Schlachthofbronx: Schweißtreibend

Wer sich schon einmal auf einem Konzert der Münchner Schlachthofbronx herumgetrieben hat, wird wissen, dass man dort ganz schön in's Schwitzen geraten kann, ja eigentlich: muss. Ergo gibt es im Livevideo zum Song "Bump And Grid (feat. Nicky Da B)", aufgenommen von Tibor Bozi und Fast Forward Monaco, viel nackte Haut zu sehen. Und da natürlich auch Jacob und Bene nicht um ein paar Tipps zum Weihnachtsfest verlegen sind, darf vermeldet werden, dass neben sehr stylischen Bierpullen nun auch eine Doppelvinyledition des aktuellen Albums "Rave And Romance" verfügbar ist.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Twin Shadow: Aus der Finsternis

Auch dieser Mann kann schon mit zwei respektablen Alben glänzen und kündigt nun ebenso einen Nachfolger an: George Lewis jr. alias Twin Shadow hat mit "Forget" und "Confess" das Genre des zeitgemäßen R'n'B entscheidend mitbeeinflußt, nach einer Reihe vereinzelter Coverversionen soll nun Mitte März "Eclipse" erscheinen und der Song "Turn Me Up" klingt nicht nur vielversprechend, sondern sieht auch noch ganz schick aus.



Der Clip folgt im Übrigen der ersten Vorauskopplung "To The Top" aus dem Sommer diesen Jahres.

Pop.1280: Still no cure

So richtig gesund klingt das immer noch nicht, was die New Yorker Splatter-Punk-Kapelle Pop.1280 da präsentiert: Nach den beiden Alben "The Horror" und "Imps Of Perversion" soll im nächsten Jahr die dritte Langspielplatte folgen, aus der Aufnahmesession stammt auch die hier aufgeführte B-Seite zur Single "Penetrate" mit dem hübschen Titel "Krankenschwester". Auf Heilung sollte man aber besser nicht hoffen...

05.02.  Luzern, Südpol

Montag, 8. Dezember 2014

Perfume Genius: Vogelballett

Videos kann er, daran gibt es keinen Zweifel. Zumindest läßt er können (?!). Perfume Genius hat einen weiteren Track aus seinem Album "Too Bright" mit Bildern versehen lassen - "Fool" wurde von Charlotte Rutherford gedreht und zeigt den Sänger auf bronzefarbenen Rollerscates und mit wunderlichem Vogelballett. Strange, but thrilling, der Song ist ohnehin stark.

Kagoule: Kommt mehr

Auch nicht schlecht: Kaum hat man die Musik des Trios Kagoule aus Nottingham mit dem Frühwerk der Smashing Pumpkins zu Zeiten von "Gish" in Verbindung gebracht, heißt deren nächster Titel prompt "Gush". Das Stück stammt im Übrigen von der Einzelsammlung "Dolium" der Band, die bei BitTorrent im Netz zu haben ist, irgendwann für 2105 ist dann wohl auch eine richtige Platte angedacht. Den aktuellen Song jedenfalls kann man sich exklusiv beim NME anhören.

Sonntag, 7. Dezember 2014

So ist es mit den kurzen Sachen, die haben nicht so viel Zeit wie ein ganzes Album, sondern müssen sofort zünden. Natürlich gab's auch in diesem Jahr jede Menge davon und die folgenden zehn sind nur eine kleine, höchstsubjektive Auswahl. Im besten Falle, wie bei My Brightest Diamond, den wunderbaren Sleaford Mods oder St. Vincent folgt dem Einzelstück eine nahezu perfektes Gesamtpaket auf dem Fuß, im allerbesten kommt ein Track sogar ganz ohne jedes Wort aus - die Schlachhofbronx aus München waren damit in dieser Saison das Maß der Dinge. Nicht viel geringer zu schätzen: Adam Granduciel alias The War On Drugs schreibt mindestens genauso gute Springsteen- Songs als der Boss selbst, Trümmer aus Hamburg wiederum klingen in vier Minuten besser, als es Interpol in diesem Jahr in vierzig zuwege gebracht haben.

1  Schlachthofbronx "Up"



2  Sleaford Mods "Tiswas"



3  The War On Drugs "An Ocean In Between The Waves"



4  Damaged Bug "Eggs At Night"



5  Marteria "Kids (2 Finger An Den Kopf)"



6  My Brightest Diamond "Lover/Killer"



7  Perfume Genius "Queen"



8  Kele "Doubt"



9  Trümmer "Wo ist die Euphorie?"



10. St. Vincent "Psychopath"

Donnerstag, 4. Dezember 2014

A Place To Bury Strangers: Geflacker

Was da so schön flackert ist nichts anderes als das Video zur ersten Single von A Place To Bury Strangers. Bekanntlich veröffentlicht die Band aus New York im Februar via Dead Oceans ihr nächstes Album "Transfixiation", "Straight" war im Stream bereits zu hören, nun gibt's ein paar Bilder obendrauf.

Gravenhurst: Abschied des Feinsinnigen

Was für eine überraschende, was für eine traurige Nachricht: Nick Talbot, bekannter unter seinem Pseudonym Gravenhurst, ist laut seinem Label Warp Records im Alter von 37 Jahren gestorben. Über die genauen Todesumstände des feinsinnigen Songwriters aus Bristol gibt es zur Stunde noch keine Angaben, seine Plattenfirma veröffentlichte folgendes Statement:

"We are shocked and saddened to share the news that Nick Talbot aka Gravenhurst has passed away aged 37. An immensely talented singer-songwriter, multi-instrumentalist, record producer and journalist, he will be hugely missed. Nick's family and friends request privacy at this difficult time."

Deichkind: Die einzige Alternative

Und, hat was gefehlt dieses Jahr? Klar doch - DK. Aber Deichkind, Deutschlands einzige Alternative zu den Sleaford Mods, kommen bald und zwar fett, für den 30. Januar ist das neue Album "NIVEAU WESHALB WARUM" bei Sultan Günther Music gemeldet und Deichkind wären nicht DK, wenn nicht gleich auch die Tourmeldung dazuflattern würde und - jawoll - der Clip zur ersten Single "So'ne Musik" - bitte sehr...

08.04.15  Lingen, EmslandArena
09.04.15  Münster, Halle Münsterland
10.04.15  Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
11.04.15  Dortmund, Westfalenhalle
13.04.15  Saarbrücken, Saarlandhalle
14.04.15  Hannover, Swiss Life hall
15.04.15  Karlsruhe, Schwarzwaldhalle
16.04.15  Neu-Ulm, Ratiopharm Arena
18.04.15  Frankfurt, Jahrhunderthalle
19.04.15  Freiburg, Zäpfle Club in der Rothaus Arena
20.04.15  Zürich, Maag Event Hall
21.04.15  Augsburg, Kongress Park
23.04.15  Graz, Stadthalle Graz
24.04.15  Linz, TipsArena
25.04.15  Würzburg, S. Oliver Arena
26.04.15  München, Zenith
28.04.15  Berlin, Max-Schmeling-Halle
29.04.15  Flensburg, Flens-Arena
30.04.15  Aurich, Sparkassen-Arena
01.05.15  Hamburg, O2 World

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Blonde Redhead: Smooth operators

Je später der Abend, desto smoother das Programm: Blonde Redhead haben ein hübsches, flauschiges Video zu ihrem Song "Dripping" drehen lassen - der Song ohnehin schon ein einziges Wippen und Federn, die Bilder nun in sattes Rot getaucht, wie gemacht dafür, sich noch einmal das wunderbare Album "Barragán" aus dem Schrank zu holen.

Jimmy Fallon: Immigration Jam

Okay, bei uns würde das folgendermaßen aussehen: Peter Klöppel - nein, besser - Heiner Bremer würde sich zusammen mit Frank Elstner und dem Max Raabe Palast Orchester mühen, die Regierungserklärung von Mutti Merkel auf "Mein kleiner grüner Kaktus" zu reimen. Witzig? Iwo. Drüber bei den Kulturlosen, also den f#*$§in' Americans, treffen sich Jimmy Fallon, NBC-News-Anchorman Brian Williams und die unschlagbare Studiokombo The Roots zum Slow Jam und croonen zu Obamas Rede anläßlich seiner Einwanderungsreform. Ist das witzig? Aber hallo!

Screaming Females: Seminartauglich

Und auch die Screaming Females haben ihrerseits einen weiteren Song leaken lassen - "Rose Mountain" (VÖ Mitte Februar) heißt bekanntlich ihr nächstes Album, "Ripe" war die erste Hörprobe und nun folgt samt anschaulicher Flipchartpräsentation mit "Empty Head" der nächste Streich.