Der Satz stammt von Bernd von Geldern, dem Chef des Sportartikelherstellers Do You Football und gemeint ist das Design des neuen Trikots des FC St. Pauli. Weiterhin ist die Rede von dem zentralen Gestaltungselement, das "in Anlehnung an den südamerikanischen Fußball dessen Leichtigkeit und Spielfreude transportieren soll." Ahhh, ja. Selbst dem wohlwollenden Betrachter fällt aber auf, dass dieses Trikot - wie im Übrigen schon das der Vorsaison - so gar nichts "Aufregendes" hat, maue Farben, gewöhnungsbedürftiger Schnitt und, tja, einen Querstreifen. Mehr is nich, so liebe Jungs und Mädels vom Marketing, wird das nix mit der Vorfreude (mehr: hier)...
Sonntag, 30. Juni 2013
Trikot tristesse
Der Satz stammt von Bernd von Geldern, dem Chef des Sportartikelherstellers Do You Football und gemeint ist das Design des neuen Trikots des FC St. Pauli. Weiterhin ist die Rede von dem zentralen Gestaltungselement, das "in Anlehnung an den südamerikanischen Fußball dessen Leichtigkeit und Spielfreude transportieren soll." Ahhh, ja. Selbst dem wohlwollenden Betrachter fällt aber auf, dass dieses Trikot - wie im Übrigen schon das der Vorsaison - so gar nichts "Aufregendes" hat, maue Farben, gewöhnungsbedürftiger Schnitt und, tja, einen Querstreifen. Mehr is nich, so liebe Jungs und Mädels vom Marketing, wird das nix mit der Vorfreude (mehr: hier)...
Samstag, 29. Juni 2013
Sieben Leben
Cat Power
Theaterfabrik, München, 28.06.2013
Support: Joashino
Eine gute Freundin hatte kürzlich gemeint, sie würde wohl kaum noch einmal zu einem Konzert von Cat Power gehen wollen, dass Risiko, enttäuscht zu werden, sei ihr mit den Jahren doch zu groß geworden. Mit etwas Glück könne man Chan Marshall an einem ihrer guten Tage in vortrefflicher Stimmung und mit guter Physis erwischen, leider aber eben auch (und oft genug) am Rande des Nervenzusammenbruchs, körperlich indisponiert und bemitleidenswert desorientiert. Nun, so gesehen war das Konzert in der Münchner Theaterfabrik eines ihrer besseren, Marshall erwies sich an diesem Abend als gut gelaunte, stimmkräftige und erfreulich ausdauernde Musikerin, gekommen, um zusammen mit einer ebenfalls gut aufgelegten Liveband ihr aktuelles Album „Sun“ und zugleich die abermalige Wiederauferstehung zu feiern.
Die sieben Katzenleben, bei ihr dürfen sie als sprichwörtlich gelten: Noch Ende des vergangenen Jahres war sie gezwungen, ihre laufende Tournee wegen des verschlechterten Gesundheitszustandes – sie leidet an einem Angioödem, einer Form der Atemwegserkrankung – abzubrechen, auch wenn sie noch immer von der Krankheit gezeichnet scheint, meldet sie sich nun wieder in der Öffentlichkeit zurück. Und sie blickt nach vorn. Denn auch wenn der Abend mit einem Klassiker, dem Stück „The Greatest“ vom gleichnamigen Album, eröffnet wird – deutlich mehr als die Hälfte der präsentierten Songs sind aktuellen Datums und das kürzlich hinzugekommene „Bully“ gehört ebenfalls zum Repertoire. Die neuen Stücke sind ja, ein deutlicher Schwenk im Vergleich zu den früheren, um einiges druckvoller, vielschichtiger arrangiert, „Cherokee“, „Silent Machine“, „Peace And Love“ und „Ruin“ gelingen mit Band recht ansprechend, auch der Sound geht über weite Strecken in Ordnung.
Schwieriger wird es immer dann, wenn Zurückhaltung gefragt ist, da ist von der brüchigen Zartheit der Kompositionen weit weniger zu spüren, kommt auch Marshalls Stimme nicht so gut zur Geltung. Das feingliedrige „Manhattan“ zum Beispiel verliert dadurch viel von seiner Unbeschwertheit. Dennoch gibt es große Momente: „Nothin But Time“ schwingt zusammen mit dem Aaron-Rose-Clip im Hintergrund ganz zauberhaft im Raum, die beiden älteren Stücke „I Don’t Blame You“ im grellen Gegenlicht und „Metal Heart“ mit seiner unendlichen Traurigkeit – beide sind, obwohl etwas zu aufdringlich arrangiert, trotzdem beeindruckend. Am Ende gibt’s von der Bühne Blumen für’s Publikum, auch das sieht man nicht alle Tage. Komplimente von beiden Seiten, hier das treue, ergebene Publikum, froh, Chan Marshall wenigstens für diesen Abend in guter Verfassung zu wissen, dort die offensichtlich erleichterte, vielleicht auch gerührte Künstlerin, den Applaus für ihre Beharrlichkeit dankbar entgegennehmend.
Theaterfabrik, München, 28.06.2013
Support: Joashino
Eine gute Freundin hatte kürzlich gemeint, sie würde wohl kaum noch einmal zu einem Konzert von Cat Power gehen wollen, dass Risiko, enttäuscht zu werden, sei ihr mit den Jahren doch zu groß geworden. Mit etwas Glück könne man Chan Marshall an einem ihrer guten Tage in vortrefflicher Stimmung und mit guter Physis erwischen, leider aber eben auch (und oft genug) am Rande des Nervenzusammenbruchs, körperlich indisponiert und bemitleidenswert desorientiert. Nun, so gesehen war das Konzert in der Münchner Theaterfabrik eines ihrer besseren, Marshall erwies sich an diesem Abend als gut gelaunte, stimmkräftige und erfreulich ausdauernde Musikerin, gekommen, um zusammen mit einer ebenfalls gut aufgelegten Liveband ihr aktuelles Album „Sun“ und zugleich die abermalige Wiederauferstehung zu feiern.
Die sieben Katzenleben, bei ihr dürfen sie als sprichwörtlich gelten: Noch Ende des vergangenen Jahres war sie gezwungen, ihre laufende Tournee wegen des verschlechterten Gesundheitszustandes – sie leidet an einem Angioödem, einer Form der Atemwegserkrankung – abzubrechen, auch wenn sie noch immer von der Krankheit gezeichnet scheint, meldet sie sich nun wieder in der Öffentlichkeit zurück. Und sie blickt nach vorn. Denn auch wenn der Abend mit einem Klassiker, dem Stück „The Greatest“ vom gleichnamigen Album, eröffnet wird – deutlich mehr als die Hälfte der präsentierten Songs sind aktuellen Datums und das kürzlich hinzugekommene „Bully“ gehört ebenfalls zum Repertoire. Die neuen Stücke sind ja, ein deutlicher Schwenk im Vergleich zu den früheren, um einiges druckvoller, vielschichtiger arrangiert, „Cherokee“, „Silent Machine“, „Peace And Love“ und „Ruin“ gelingen mit Band recht ansprechend, auch der Sound geht über weite Strecken in Ordnung.
Schwieriger wird es immer dann, wenn Zurückhaltung gefragt ist, da ist von der brüchigen Zartheit der Kompositionen weit weniger zu spüren, kommt auch Marshalls Stimme nicht so gut zur Geltung. Das feingliedrige „Manhattan“ zum Beispiel verliert dadurch viel von seiner Unbeschwertheit. Dennoch gibt es große Momente: „Nothin But Time“ schwingt zusammen mit dem Aaron-Rose-Clip im Hintergrund ganz zauberhaft im Raum, die beiden älteren Stücke „I Don’t Blame You“ im grellen Gegenlicht und „Metal Heart“ mit seiner unendlichen Traurigkeit – beide sind, obwohl etwas zu aufdringlich arrangiert, trotzdem beeindruckend. Am Ende gibt’s von der Bühne Blumen für’s Publikum, auch das sieht man nicht alle Tage. Komplimente von beiden Seiten, hier das treue, ergebene Publikum, froh, Chan Marshall wenigstens für diesen Abend in guter Verfassung zu wissen, dort die offensichtlich erleichterte, vielleicht auch gerührte Künstlerin, den Applaus für ihre Beharrlichkeit dankbar entgegennehmend.
Kein Grund zur Sorge
Bell X1
„Chop Chop“
(Belly Up Records)
Paul Noonans Aufregung in allen Ehren, aber viel Grund zur Sorge hat der Sänger der irischen Bell X1 wirklich nicht. Kurz vor der Jahrtausendwende haben die vier Jungs aus Dublin begonnen, zusammen Musik zu machen und mit fünf Alben sollten sie einiges an Erfahrung gesammelt haben. Zudem holten sie sich für die aktuelle Platte gleich zwei Schwergewichten an die Seite: Der eine, Peter Katis, hat schon das sagenhafte Debüt der New Yorker Interpol “Turn On The Bright Light” und die beiden Glanzlichter von The National, “Boxer” und “Alligator”, produziert, der andere, Thomas Bartlett, war immerhin schon mit Rufus und Martha Wainwright, Sharon van Etten und Antony Hegarty und seinen Johnsons im Studio – was also sollte da noch schiefgehen? Natürlich nichts, das kann man gleich vorwegnehmen, “Chop Chop” ist wirklich sehr schönes Album geworden – traditioneller, geerdeter als die Vorgänger und so abwechslungsreich und ausgewogen, wie man es bei der geballten Prominenz und Kompetenz erwarten konnte.
Was die Band da über vierzig Minuten zum klingen bringt, sind im besten (und irischen) Sinne zunächst einmal ganz klassische, solide Popsongs – der Ire liebt bekanntlich handwerkliches Grundverständnis. Noonan sagte dazu kürzlich Überraschendes über sein Verhältnis zu Depeche Mode: “The way Depeche Mode’s writing, I’ve always loved, in that their songs are very sort of you know electro-driven, but at their core, they’re really great, sort of moving, some of them are great, moving songs that you can play quite easily on the piano or acoustic guitar.“ Die Struktur, die Basis muss also vorhanden sein – klar soweit. Dass die Stücke aber länger als gut abgehangene Standardware vorhalten, liegt wohl zum einen an der stets variierten Grundstimmung der neun Songs und auch an der Art, wie hier versucht wurde, durch kleinere Ergänzungen, Verzierungen jedem der Lieder eine besondere Note, einen eigenen Charakter zu verleihen.
“Starlings Over Brighton Pier” bringt zu den getupften Drums und dem sich stets wiederholenden Pianothema – letzteres scheint eine Lieblingsmasche des Komponisten zu sein – einen sehr jazzigen Einschlag unter, bei “A Thousand Little Downers” darf zwischendrin auch mal chaotisch durcheinandermusiziert werden, bevor sich dann alles wieder zu einem prächtigen Finale ordnet. Erstmals lassen sich Bell X1 auch von einer Backroundsängerin (Hannah Cohen) unterstützen und so wird aus “Drive-By Summer” ein angenehm beschwinger Sonnengesang. Verfeinerung überall – bei “Motorcades” und “I Will Follow You” ist es das trockene Schlagwerk, bei “Feint Praise” der sehr entspannte, von Bläsern unterlegte Rhythmus, selbst den krachigen Rock am Schluß bei “The End Is Nigh”, auf dem Album ja sonst in der Minderheit, fangen sie schnell wieder ein, nichts wirkt übertrieben, alles bedacht dosiert. Sie klingen jetzt wie die smoothere Variante der amerikanischen Cold War Kids und das ist beileibe kein Schaden. Zweifel sind also fehl am Platz – man wird diese Platte lieben. http://bellx1.com/
„Chop Chop“
(Belly Up Records)
Paul Noonans Aufregung in allen Ehren, aber viel Grund zur Sorge hat der Sänger der irischen Bell X1 wirklich nicht. Kurz vor der Jahrtausendwende haben die vier Jungs aus Dublin begonnen, zusammen Musik zu machen und mit fünf Alben sollten sie einiges an Erfahrung gesammelt haben. Zudem holten sie sich für die aktuelle Platte gleich zwei Schwergewichten an die Seite: Der eine, Peter Katis, hat schon das sagenhafte Debüt der New Yorker Interpol “Turn On The Bright Light” und die beiden Glanzlichter von The National, “Boxer” und “Alligator”, produziert, der andere, Thomas Bartlett, war immerhin schon mit Rufus und Martha Wainwright, Sharon van Etten und Antony Hegarty und seinen Johnsons im Studio – was also sollte da noch schiefgehen? Natürlich nichts, das kann man gleich vorwegnehmen, “Chop Chop” ist wirklich sehr schönes Album geworden – traditioneller, geerdeter als die Vorgänger und so abwechslungsreich und ausgewogen, wie man es bei der geballten Prominenz und Kompetenz erwarten konnte.
Was die Band da über vierzig Minuten zum klingen bringt, sind im besten (und irischen) Sinne zunächst einmal ganz klassische, solide Popsongs – der Ire liebt bekanntlich handwerkliches Grundverständnis. Noonan sagte dazu kürzlich Überraschendes über sein Verhältnis zu Depeche Mode: “The way Depeche Mode’s writing, I’ve always loved, in that their songs are very sort of you know electro-driven, but at their core, they’re really great, sort of moving, some of them are great, moving songs that you can play quite easily on the piano or acoustic guitar.“ Die Struktur, die Basis muss also vorhanden sein – klar soweit. Dass die Stücke aber länger als gut abgehangene Standardware vorhalten, liegt wohl zum einen an der stets variierten Grundstimmung der neun Songs und auch an der Art, wie hier versucht wurde, durch kleinere Ergänzungen, Verzierungen jedem der Lieder eine besondere Note, einen eigenen Charakter zu verleihen.
“Starlings Over Brighton Pier” bringt zu den getupften Drums und dem sich stets wiederholenden Pianothema – letzteres scheint eine Lieblingsmasche des Komponisten zu sein – einen sehr jazzigen Einschlag unter, bei “A Thousand Little Downers” darf zwischendrin auch mal chaotisch durcheinandermusiziert werden, bevor sich dann alles wieder zu einem prächtigen Finale ordnet. Erstmals lassen sich Bell X1 auch von einer Backroundsängerin (Hannah Cohen) unterstützen und so wird aus “Drive-By Summer” ein angenehm beschwinger Sonnengesang. Verfeinerung überall – bei “Motorcades” und “I Will Follow You” ist es das trockene Schlagwerk, bei “Feint Praise” der sehr entspannte, von Bläsern unterlegte Rhythmus, selbst den krachigen Rock am Schluß bei “The End Is Nigh”, auf dem Album ja sonst in der Minderheit, fangen sie schnell wieder ein, nichts wirkt übertrieben, alles bedacht dosiert. Sie klingen jetzt wie die smoothere Variante der amerikanischen Cold War Kids und das ist beileibe kein Schaden. Zweifel sind also fehl am Platz – man wird diese Platte lieben. http://bellx1.com/
Freitag, 28. Juni 2013
Jetzt erst recht
Donnerstag, 27. Juni 2013
Doppeltes Vergnügen
Zumindest haben sich das Franz Ferdinand so vorgestellt und deshalb gibt es mit dem heutigen Tag die Doppel-A-Single "Love Illumination/Right Action" als offiziellen Vorboten für's kommenden Album "Right Thoughts, Right Words, Right Action" zu kaufen - wer hineinhören will, tut das am besten auf der Labelseite der Jungs aus Glasgow selbst.
Alive and kickin'
Weißer Anzug, klar, das kann er: Neben Tom Wolfe, Elvis und Jan Delay ist Morrissey wohl einer der wenigen, die in einem derartigen Outfit nicht deplatziert aussehen oder - noch schlimmer - albern wie Justin Bieber. Das Foto ziert den Plakatentwurf zum neuen Konzertfilm Morrissey 25: Live at the Hollywood High, aufgenommen am 2. März im Auditorium der Hollywood Highschool in Los Angeles. Wie pitchfork erfahren hat, steht die 25 für das fünfundzwanzigjährige Bühnenjubiläum des Mozzers, ob und wann der Film in Deutschland in welche Kinos kommt, ist noch nicht bekannt, einen kurzen Trailer gibt es via slicingupeyeballs.com trotzdem zu sehen. Wie auch immer, bei all den weniger erfreulichen Schlagzeilen, seinen Gesundheitszustand betreffend, ist dieser Streifen eine willkommene Gelegenheit, den Mann in scheinbar bester Verfassung performen zu sehen...
Ganz egal
Klingt zugleich nach prominenter Unterstützung und aktuellem Bezug zur Genderdebatte: "If you're a boy or if you're a girl, I love you just the same, wherever you go all over the world, a rose by any name" singen Debbie Harry und Beth Ditto zusammen im Song "A Rose By Any Name" - zu finden sein soll das Duett auf dem neuen Album von Blondie "Ghosts Of Download" - Erscheinungstermin noch unklar.
Stimmerhebung
Was so ein wenig Gesang doch ausmachen kann: Kaum verkündet Kim Gordon, dass sie auf der nächsten Platte ihres Noise-Projektes Body/Head, das sie zusammen mit Bill Nace betreibt, endlich auch wieder zum Mikrophon greifen wird, schon schaut und hört man wieder etwas genauer hin. "Coming Apart" wird das Doppelalbum heißen und erscheinen soll es via Matador im September - nachfolgend ein Ausschnitt vom Pitchfork-Showcase, datiert auf den 13. Juni dieses Jahres.
Mehr Substanz
Es gibt einen neuen Song der Dodos zu vermelden: Ende August soll ja ihr neues Album "Carrier" erscheinen, nach "Confidence" wird nun "Substance" nachgeschoben, zu hören beim amerikanischen Rolling Stone.
Mittwoch, 26. Juni 2013
Willkommener Grusel
Daughn Gibson
„Me Moan“
(Sub Pop)
Für manch englischen Begriff gibt es im Deutschen einfach keine Entsprechung – das ist nicht neu. Dies gilt zum Beispiel für das Attribut „swagging“, gern auch, um’s noch etwas umgangssprachlicher zu machen, auf „swaggin‘“ verkürzt. Ein Begriff, der lässige Coolness mit einer leicht derangierten Erscheinung verbinden soll und durchaus auch für einen musikalischen Stil herhalten darf. Daughn Gibson, gut dreißigjähriger Songwriter aus Nazareth/Pennsylvania und bis vor einiger Zeit bestaussehendster Gelegenheitsarbeiter vor Ort (der Guardian nennt ihn einen „hulk of masculinity“), der Mann jedenfalls spielt, seit er sein Hobby zum Beruf gemacht hat, eine Musik, die in höchstem Maße ‚swaggin‘ ist. Man könnte auch Goth-Country-Electro-Blues dazu sagen, wenn es nicht so blöd klingen würde, cool, da besteht kein Zweifel, ist sie in jedem Falle.
Irgendwie vermitteln der Sound seines Debüts „All Hell“ und des hier vorliegenden Nachfolgers „Me Moan“ den Eindruck einer alten Kirche, die zum schäbigen Freudenhaus verkommen ist und doch in den besonders dämmrigen Momenten von beidem, dem Sakralen und dem Verruchten also, nicht lassen kann. Die Drums werden hier mit fahlen Knochen geschlagen, die Gitarren flattern bedrohlich und Gibson gibt mit seiner hohlen, tiefen Elvis-Stimme dem Ganzen eine schon fast beängstigende Note. Genau das, was der Mann beabsichtigt hat, seit er mit elf die erste Platte von Led Zeppelin hören durfte: „Zeppelin scared me to death. And I like being scared“, sagte er in einem Interview, und weiter: „I just want them [seine Zuhörer] to feel like how they feel when they see something that's peculiar. That package of odd and scary and funny."
Neben den Altrockern fallen einem natürlich auch der bleiche Iggy Pop, der noch bleichere Nick Cave mitsamt seinen Grindermännern und, wegen der elektronischen Spielereien, auch Matthew Dear ein. Es hallt, klopft, kreischt und knirscht an jeder Ecke, mal kommt Gibson mit einem Dudelsack daher („Mad Ocean“), dann sampelt er ein paar weibliche Gesangssequenzen („You Don’t Fade“) oder wagt mit ein paar einschmeichelnden Akkorden den Brückenschlag zu Chris Isaak („Franco“). „Kissin On The Blacktop“ wiederum dreht komplett am Rad und bittet den Teufel vor der Frist zu einem wilden Tänzchen. Ein angenehmes Schaudern lassen die Songs auf „Me Moan“ zurück, durch die ständigen Brüche und spielerischen Überhöhungen will sich richtiger Trübsinn gar nicht erst einstellen. Insofern darf man ihm wohl gratulieren – Grusel der willkommenen Art. http://daughngibson.com/
Komplettstream des Albums beim britischen Guardian, Download von "You Don't Fade" bei Sub Pop.
„Me Moan“
(Sub Pop)
Für manch englischen Begriff gibt es im Deutschen einfach keine Entsprechung – das ist nicht neu. Dies gilt zum Beispiel für das Attribut „swagging“, gern auch, um’s noch etwas umgangssprachlicher zu machen, auf „swaggin‘“ verkürzt. Ein Begriff, der lässige Coolness mit einer leicht derangierten Erscheinung verbinden soll und durchaus auch für einen musikalischen Stil herhalten darf. Daughn Gibson, gut dreißigjähriger Songwriter aus Nazareth/Pennsylvania und bis vor einiger Zeit bestaussehendster Gelegenheitsarbeiter vor Ort (der Guardian nennt ihn einen „hulk of masculinity“), der Mann jedenfalls spielt, seit er sein Hobby zum Beruf gemacht hat, eine Musik, die in höchstem Maße ‚swaggin‘ ist. Man könnte auch Goth-Country-Electro-Blues dazu sagen, wenn es nicht so blöd klingen würde, cool, da besteht kein Zweifel, ist sie in jedem Falle.
Irgendwie vermitteln der Sound seines Debüts „All Hell“ und des hier vorliegenden Nachfolgers „Me Moan“ den Eindruck einer alten Kirche, die zum schäbigen Freudenhaus verkommen ist und doch in den besonders dämmrigen Momenten von beidem, dem Sakralen und dem Verruchten also, nicht lassen kann. Die Drums werden hier mit fahlen Knochen geschlagen, die Gitarren flattern bedrohlich und Gibson gibt mit seiner hohlen, tiefen Elvis-Stimme dem Ganzen eine schon fast beängstigende Note. Genau das, was der Mann beabsichtigt hat, seit er mit elf die erste Platte von Led Zeppelin hören durfte: „Zeppelin scared me to death. And I like being scared“, sagte er in einem Interview, und weiter: „I just want them [seine Zuhörer] to feel like how they feel when they see something that's peculiar. That package of odd and scary and funny."
Neben den Altrockern fallen einem natürlich auch der bleiche Iggy Pop, der noch bleichere Nick Cave mitsamt seinen Grindermännern und, wegen der elektronischen Spielereien, auch Matthew Dear ein. Es hallt, klopft, kreischt und knirscht an jeder Ecke, mal kommt Gibson mit einem Dudelsack daher („Mad Ocean“), dann sampelt er ein paar weibliche Gesangssequenzen („You Don’t Fade“) oder wagt mit ein paar einschmeichelnden Akkorden den Brückenschlag zu Chris Isaak („Franco“). „Kissin On The Blacktop“ wiederum dreht komplett am Rad und bittet den Teufel vor der Frist zu einem wilden Tänzchen. Ein angenehmes Schaudern lassen die Songs auf „Me Moan“ zurück, durch die ständigen Brüche und spielerischen Überhöhungen will sich richtiger Trübsinn gar nicht erst einstellen. Insofern darf man ihm wohl gratulieren – Grusel der willkommenen Art. http://daughngibson.com/
Komplettstream des Albums beim britischen Guardian, Download von "You Don't Fade" bei Sub Pop.
Mach es selbst
Nicht auf Tocotronic zu hören kann manchmal auch ein Segen sein: Daft Punk lassen endlich den ersten Remix des hochgelobten Albums "Random Access Memories" von der Leine - gute zehn Minuten "Get Lucky", wen das nicht glücklich macht... der Stream: hier.
Erstgeboren
Von der Zusammenarbeit von Zola Jesus und JG Thirlwell aka Foetus war hier schon die Rede, nun gibt es von besagtem Album "Versions" eine erste Auskopplung - sie hört auf den Namen "Avalanche (Slow)" und kann bei Soundcloud belauscht werden.
Punktsieg in der Nachspielzeit
Frank Ocean
BMW Welt
München, 25. Juni 2013
Nachdem recht schnell geklärt war, warum sich Frank Ocean für seinen europäischen Tourauftakt gerade die BMW-Welt in München ausgesucht hatte, blieb nur noch zu klären, wo genau er dort seine Fans empfangen wollte. Durfte man sein Pilsfläschchen vielleicht auf einem der blitzenden Ausstellungsmodelle im Showroom platzieren, sich am Ende sogar in einen der trendigen SUVs hineinfläzen, während der R’n’B-Shootingstar durch’s Programm führte? Mitnichten – es wurde dann doch das multifunktionelle Auditorium im architektonischen Schmuckkästchen, in welchem der stolze Autohändler Ocean zusammen mit seiner sechsköpfigen Band präsentierte. Noch vor einem Jahr hatte er ja seine geplante Tour durch Europa aus dem Kalender gestrichen, weil er sich dringend um sein neues Album „channel ORANGE“ kümmern mußte – heute weiß man, dass diese Entscheidung so falsch nicht gewesen sein kann, katapultierte ihn dieses Werk doch vom Sidekick der Wolf-Gang zur stilprägenden Figur eines sich gerade wieder neu erfindenden Genres und nebenbei zum mehrfachen Grammy-Gewinner.
Das aufgeregte, überwiegend junge Publikum in München erwartete den Ausnahmekünstler mit einer Wand aus emporgereckten, hungrigen Smartphones – Ocean wiederum brachte das nicht eben kleine Kunststück fertig, alle Anwesenden mit seinem doch recht sanftgestimmten, sehr emotionalen Soul in kürzester Zeit hinter sich zu bringen. Spätestens „Novocane“ vom Debüt-Mixtape „Nostalgia, ULTRA“ ließ erkennen, dass der leidenschaftliche Schmachtgesang, den Ocean im Moment wie kein Zweiter im Repertoire hat, nicht nur ganz ohne die halbstarke Attitüde seiner Buddies Tyler The Creator und Earl Sweatshirt auskommen, sondern auch als Glücksbringer funktionieren kann. Der Hype ist also berechtigt, die reichen Kinder (unten) bejubeln „Super Rich Kids“ (oben), „Sweet Life“, „Crack Rock“, „Forrest Gump“, allesamt textsicher begleitete Songperlen. Darüber, dass Ocean solch ein Konzert als One-Man-Show anlegt, kann auch die kurze Vorstellung seiner Liveband nicht hinwegtäuschen – manchmal hätte man sich die Musiker dennoch näher an der Bildmitte gewünscht.
So aber blieb der Fokus hauptsächlich auf den Wunderknaben aus New Orleans gerichtet, als ständiger Begleiter der Performance blieb ihm nur die Rückansicht seines orangefarbenen „dream cars“ in Endschlosschleife – man hätte zu gern gewußt, ob er das Filmchen selbst hatte mitbringen müssen oder ob dem Konzern hierfür ein Griff in den Fundus genügte. Die wirklich überragenden Stücke (es hatte zuvor auch neues, bislang unveröffentlichtes Material gegeben – siehe pitchfork) gab’s am Schluß des Abends – ein herzerweichendes, ganz in rot getauchtes „Bad Religion“, „Pink Matter“ und „Pyramids“ samt dazugehöriger Gitarrensoli, ein spontaner A-Capella-Rap zu „Swim Good“ und als Rausschmeißer „Wise Man“, der Song also, der für den Django-Unchained-Soundtrack angeblich nicht reichte und der nun seine Meriten um so erfolgreicher allein einfährt. Die Luft im Mehrzweckquader zum Schneiden, auf der Bühne brennen mittlerweile via Projektion die Palmblätter und der Applaus ist frenetisch – man darf vermuten, dass Frank Ocean mit diesem Konzert mehr als eine bloße Wiedergutmachung gelungen ist.
BMW Welt
München, 25. Juni 2013
Nachdem recht schnell geklärt war, warum sich Frank Ocean für seinen europäischen Tourauftakt gerade die BMW-Welt in München ausgesucht hatte, blieb nur noch zu klären, wo genau er dort seine Fans empfangen wollte. Durfte man sein Pilsfläschchen vielleicht auf einem der blitzenden Ausstellungsmodelle im Showroom platzieren, sich am Ende sogar in einen der trendigen SUVs hineinfläzen, während der R’n’B-Shootingstar durch’s Programm führte? Mitnichten – es wurde dann doch das multifunktionelle Auditorium im architektonischen Schmuckkästchen, in welchem der stolze Autohändler Ocean zusammen mit seiner sechsköpfigen Band präsentierte. Noch vor einem Jahr hatte er ja seine geplante Tour durch Europa aus dem Kalender gestrichen, weil er sich dringend um sein neues Album „channel ORANGE“ kümmern mußte – heute weiß man, dass diese Entscheidung so falsch nicht gewesen sein kann, katapultierte ihn dieses Werk doch vom Sidekick der Wolf-Gang zur stilprägenden Figur eines sich gerade wieder neu erfindenden Genres und nebenbei zum mehrfachen Grammy-Gewinner.
Das aufgeregte, überwiegend junge Publikum in München erwartete den Ausnahmekünstler mit einer Wand aus emporgereckten, hungrigen Smartphones – Ocean wiederum brachte das nicht eben kleine Kunststück fertig, alle Anwesenden mit seinem doch recht sanftgestimmten, sehr emotionalen Soul in kürzester Zeit hinter sich zu bringen. Spätestens „Novocane“ vom Debüt-Mixtape „Nostalgia, ULTRA“ ließ erkennen, dass der leidenschaftliche Schmachtgesang, den Ocean im Moment wie kein Zweiter im Repertoire hat, nicht nur ganz ohne die halbstarke Attitüde seiner Buddies Tyler The Creator und Earl Sweatshirt auskommen, sondern auch als Glücksbringer funktionieren kann. Der Hype ist also berechtigt, die reichen Kinder (unten) bejubeln „Super Rich Kids“ (oben), „Sweet Life“, „Crack Rock“, „Forrest Gump“, allesamt textsicher begleitete Songperlen. Darüber, dass Ocean solch ein Konzert als One-Man-Show anlegt, kann auch die kurze Vorstellung seiner Liveband nicht hinwegtäuschen – manchmal hätte man sich die Musiker dennoch näher an der Bildmitte gewünscht.
So aber blieb der Fokus hauptsächlich auf den Wunderknaben aus New Orleans gerichtet, als ständiger Begleiter der Performance blieb ihm nur die Rückansicht seines orangefarbenen „dream cars“ in Endschlosschleife – man hätte zu gern gewußt, ob er das Filmchen selbst hatte mitbringen müssen oder ob dem Konzern hierfür ein Griff in den Fundus genügte. Die wirklich überragenden Stücke (es hatte zuvor auch neues, bislang unveröffentlichtes Material gegeben – siehe pitchfork) gab’s am Schluß des Abends – ein herzerweichendes, ganz in rot getauchtes „Bad Religion“, „Pink Matter“ und „Pyramids“ samt dazugehöriger Gitarrensoli, ein spontaner A-Capella-Rap zu „Swim Good“ und als Rausschmeißer „Wise Man“, der Song also, der für den Django-Unchained-Soundtrack angeblich nicht reichte und der nun seine Meriten um so erfolgreicher allein einfährt. Die Luft im Mehrzweckquader zum Schneiden, auf der Bühne brennen mittlerweile via Projektion die Palmblätter und der Applaus ist frenetisch – man darf vermuten, dass Frank Ocean mit diesem Konzert mehr als eine bloße Wiedergutmachung gelungen ist.
Dienstag, 25. Juni 2013
Her mit dem Krach!
Wann genau nun "Matangi", ihr neues Album erscheinen wird, ist nicht ganz klar - das Video für die erste Single "Bring The Noize" hat M.I.A. aber jetzt abgeliefert: Feinste Clubtunes, pinke Haartracht, Maschinengewehr-Rhymes, das sollte für's erste genügen.
Nicht verwandelbar
Maps
„Vicissitude“
(Mute)
James Chapman ist ganz offensichtlich – zumindest in musikalischer Hinsicht – ein extrovertierter Mensch. Unter dem Projektnamen Maps hat er gerade bei Mute sein drittes Album veröffentlicht und wie auch bei den vorangegangenen Platten sollen die enthaltenen Stücke nach eigener Auskunft allesamt als Klangbilder seiner Gemütszustände und Befindlichkeiten verstanden werden. Und deshalb darf man weiterhin philosophieren, dass es um das Gemüt des Mannes aus Northhampton nicht eben schlecht bestellt sein kann, denn was man bisher von ihm zu hören bekam, war zum Großteil recht harmonischer und sanftmütiger Dreampop. Wenn „We Can Create“ (2007) und „Turning The Mind“ (2009) noch einige Shoegazing-Anleihen im Repertoire hatten, so ist das vorliegende Werk nun gänzlich synthetischen Ursprungs, samtweiche Melodiebögen, behutsam klackende Beats und Drumloops, ganz so wie man sie von Antony Gonzalez (M83) oder auch den Still Corners kennt. Wobei das Gefälle, beginnend beim durchaus kraftvollen „A.M.A.“ bis hin zum Fadeout des Abschiedsschluchzers „Adjusted To The Darkness“ recht groß ist. „Built To Last“ erinnert ein wenig an die Pet Shop Boys, an das bravouröse „It Will Find You“ vom Debüt können allerdings nur das Titelstück („No limitations here, we embrace what we fear“) und das trockene „I Heard Them Say“ anknüpfen. Gegen Ende verliert sich das Album leider etwas zu sehr in flaumiger Flächigkeit, schön anzuhören bleibt es dennoch. Für die Zunkuft sollte er sich beim Albumtitel aber selbst besser beim Wort nehmen - 'Vicissitude' ist eine englische Umschreibung für 'Wandel'. https://thisismaps.wordpress.com/
„Vicissitude“
(Mute)
James Chapman ist ganz offensichtlich – zumindest in musikalischer Hinsicht – ein extrovertierter Mensch. Unter dem Projektnamen Maps hat er gerade bei Mute sein drittes Album veröffentlicht und wie auch bei den vorangegangenen Platten sollen die enthaltenen Stücke nach eigener Auskunft allesamt als Klangbilder seiner Gemütszustände und Befindlichkeiten verstanden werden. Und deshalb darf man weiterhin philosophieren, dass es um das Gemüt des Mannes aus Northhampton nicht eben schlecht bestellt sein kann, denn was man bisher von ihm zu hören bekam, war zum Großteil recht harmonischer und sanftmütiger Dreampop. Wenn „We Can Create“ (2007) und „Turning The Mind“ (2009) noch einige Shoegazing-Anleihen im Repertoire hatten, so ist das vorliegende Werk nun gänzlich synthetischen Ursprungs, samtweiche Melodiebögen, behutsam klackende Beats und Drumloops, ganz so wie man sie von Antony Gonzalez (M83) oder auch den Still Corners kennt. Wobei das Gefälle, beginnend beim durchaus kraftvollen „A.M.A.“ bis hin zum Fadeout des Abschiedsschluchzers „Adjusted To The Darkness“ recht groß ist. „Built To Last“ erinnert ein wenig an die Pet Shop Boys, an das bravouröse „It Will Find You“ vom Debüt können allerdings nur das Titelstück („No limitations here, we embrace what we fear“) und das trockene „I Heard Them Say“ anknüpfen. Gegen Ende verliert sich das Album leider etwas zu sehr in flaumiger Flächigkeit, schön anzuhören bleibt es dennoch. Für die Zunkuft sollte er sich beim Albumtitel aber selbst besser beim Wort nehmen - 'Vicissitude' ist eine englische Umschreibung für 'Wandel'. https://thisismaps.wordpress.com/
Zur Hölle mit King Kong
Geschafft! Auf diese kurze Formel darf man die Worte von Karen O. anläßlich der Veröffentlichung ihres Videos zur aktuellen Single "Despair" aus dem Album "Mosquito" bringen. Es hatte bisher in luftiger Höhe des Empire State Buildings ja schon viel gegeben - besondere Hochzeiten, Kitschschmonzetten, Rekordversuche und einige nicht ganz unerhebliche Statikproben. Nun durfte zum ersten Mal eine Rockband dort oben drehen und deshalb meint die Sängerin und Frontfrau der Yeah Yeah Yeahs auch in ihrem Interview mit der New York Times, dass für sie die Spitze des Erfolges nun wohl erreicht sei - mehr könne einfach nicht mehr kommen.
“It’s definitely not just another cool day in the life of the Yeah Yeah Yeahs. It was definitely an iconic moment. It’s hard to do something like that and not to feel like it’s symbolic – it’s like the American dream for us, singing your song on top of the Empire State Building, feeling like: man, where were we 10 years ago, when we were sitting around in some punk rock dive bar, thinking about what to name our band, and New York City, and now here we are at the top. It really felt dreamlike.” Und weiter: "I feel like I want to stop talking, because I think anything I say is not going to do justice to how cool it was.”
“It’s definitely not just another cool day in the life of the Yeah Yeah Yeahs. It was definitely an iconic moment. It’s hard to do something like that and not to feel like it’s symbolic – it’s like the American dream for us, singing your song on top of the Empire State Building, feeling like: man, where were we 10 years ago, when we were sitting around in some punk rock dive bar, thinking about what to name our band, and New York City, and now here we are at the top. It really felt dreamlike.” Und weiter: "I feel like I want to stop talking, because I think anything I say is not going to do justice to how cool it was.”
Pale Boy
Eigentlich heißt der Junge Drew Heissler, ist knappe dreißig, stammt aus Bloomington (Illinois) und sieht nicht besonders aus. Andererseits ist er mitsamt seiner Band The South City Three einem gewissen Jack White und seinem Label Third Man Records aufgefallen, nennt sich mittlerweile Pokey LaFarge und spielt ziemlich entzückenden Ragtime, Swing und Rock'n Roll, ganz so wie es die Durham-Geschwister Kitty, Daisy und Lewis auch schon taten. Am 5. Juli erscheint nun sein Debütalbum, von dem u.a. "Central Time", "Close The Door" und eine Liveversion von "The Devil Ain't Lazy" bekannt sind.
Montag, 24. Juni 2013
Offene Fragen
Es hatte sich ja angedeutet, nun ist es Gewissheit: Die Arctic Monkeys werden Anfang September ihr fünftes Studioalbum mit dem Namen "AM" veröffentlichen und angeblich soll auch - manus manum lavat - Josh Homme mit von der Partie sei. Zwei der geplanten zwölf Stücke sind jedenfalls schon bekannt - "R U Mine?" und "Do I Wanna Know?", mindestens ein weiteres Problem muss bis September auch noch gelöst werden: "Why’d You Only Call Me When You’re High?" Gute Frage.
Der verträumte Chirurg
Scott Matthew
„Unlearned“
(Glitterhouse)
Das kann nur ironisch gemeint sein: „Ob das dann ähnlich ergreifend wie bei den eigenen Liedern des Künstlers klingt?“ fragte die SPEX kürzlich auf ihrer Website. Das wäre ungefähr das Gleiche, als wollte man ernsthaft anzweifeln, Pep Guardiola (Achtung – aktueller Zeitbezug!) verstünde nach seinem Wechsel vom ruhmreichen FC Barcelona zum fast so ruhmreichen FC Bayern sein Trainerhandwerk nicht mehr. Oder anders: Scott Matthew kann eigentlich gar nicht anders als „ergreifen“ – er würde das mutmaßlich auch mit der einigermaßen scheußlichen Bayern-Hymne „Stern des Südens“ schaffen. Gottlob gehört dieses Machwerk dennoch nicht zu den Songs, die Matthew auf seinem neuen Album, „Unlearned“, einer Platte, die diesmal komplett ohne eigene Kompositionen auskommen muss, einer Neubearbeitung unterzogen hat – Überraschungen gibt es trotzdem.
Neben Wesensverwandtem wie Jesus And Mary Chain, Radiohead, Morrissey und Joy Division tauchen hier nämlich auch Stücke von Whitney Houston und den Bee Gees auf. Und an ihnen beweist sich eben nicht nur der Künstler selbst, auch der Songschreiber holt sich im Nachhinein noch ein Stück Rehabilitation ab. Natürlich fallen einem bei solcher Gelegenheit stets Travis ein, die zu Zeiten, als sie noch relevante Musik fabrizierten, Britney Spears‘ Chartklopfer „... Baby One More Time“ zu einem zauberhaftem Re-entry verhalfen. Ähnliches gelingt dem Australier nun mit „I Wanna Dance With Somebody“ und „To Love Somebody“ – entschleunigt und vom Schmelz befreit offenbaren beide Stücke ungeahnte Qualitäten. Matthew verfährt auch über den Rest des Albums nach dem Prinzip ‚Stripped to the bones‘, soll heißen: Jedes der ausgewählten Lieder wird auf ein Mindestmaß an Instrumentierung heruntergedimmt, akkustische Gitarre, hier ein trauriges Cello, dort eine vereinsamte Tuba, dazu seine zarte, brüchige Stimme – so legt er, einem verträumten Chirurgen gleich, die Struktur eines jeden Stückes frei.
Roberta Flacks „Jesse“ gelingt ihm so mindestens genauso gefühlvoll wie das Original, auch „L.O.V.E.“ und „Smile“ von Nat King Cole, ersteres im Duett mit Neil Hannon, enttäuschen im neuen Gewand nicht und der Wechselgesang mit seinem Vater für „Help Me Make It Through The Night“, ursprünglich von Kris Kristofferson, erwischt garantiert auch niemanden ohne Rührung. Dass zudem das regelrecht zu Tode gecoverte „Love Will Tear Us Apart“ noch zu überzeugen vermag grenzt fast an ein Wunder – Neil Young, Rod Stuart („I Don’t Wanna Talk About It“!), The Motels und abschließend John Denver, keines der Lieder verliert durch Matthews Interpretation an Schönheit und Glanz. Schade eigentlich, dass er mit Chan Marshall alias Cat Power nur für zwei Konzerte in Italien die Bühne teilt, aber wahrscheinlich ließe sich diese geballte Zerbrechlichkeit ohnehin nicht länger ertragen. Das Gespür für den guten Song und die Fähigkeit, sich diesen auf unnachahmliche Weise zu eigen zu machen, ist Matthew jedenfalls nicht abhanden gekommen – man muss sich um ihn diesbezüglich also keine Sorgen machen. www.scottmatthewmusic.com
13.07. Rüsselsheim, Phono Pop Festival
17.07. Berlin, Sommerloft
18.07. Nürnberg, Desirena
19.07. Feldkirch, Poolbar Festival
29.10. Graz, PPC
30.10. Innsbruck, Weekender
31.10. Linz, Ahoi Pop Festival
01.11. Wien, Porgy And Bess
02.11. Salzburg, Arge
11.11. München, Kammerspiele
„Unlearned“
(Glitterhouse)
Das kann nur ironisch gemeint sein: „Ob das dann ähnlich ergreifend wie bei den eigenen Liedern des Künstlers klingt?“ fragte die SPEX kürzlich auf ihrer Website. Das wäre ungefähr das Gleiche, als wollte man ernsthaft anzweifeln, Pep Guardiola (Achtung – aktueller Zeitbezug!) verstünde nach seinem Wechsel vom ruhmreichen FC Barcelona zum fast so ruhmreichen FC Bayern sein Trainerhandwerk nicht mehr. Oder anders: Scott Matthew kann eigentlich gar nicht anders als „ergreifen“ – er würde das mutmaßlich auch mit der einigermaßen scheußlichen Bayern-Hymne „Stern des Südens“ schaffen. Gottlob gehört dieses Machwerk dennoch nicht zu den Songs, die Matthew auf seinem neuen Album, „Unlearned“, einer Platte, die diesmal komplett ohne eigene Kompositionen auskommen muss, einer Neubearbeitung unterzogen hat – Überraschungen gibt es trotzdem.
Neben Wesensverwandtem wie Jesus And Mary Chain, Radiohead, Morrissey und Joy Division tauchen hier nämlich auch Stücke von Whitney Houston und den Bee Gees auf. Und an ihnen beweist sich eben nicht nur der Künstler selbst, auch der Songschreiber holt sich im Nachhinein noch ein Stück Rehabilitation ab. Natürlich fallen einem bei solcher Gelegenheit stets Travis ein, die zu Zeiten, als sie noch relevante Musik fabrizierten, Britney Spears‘ Chartklopfer „... Baby One More Time“ zu einem zauberhaftem Re-entry verhalfen. Ähnliches gelingt dem Australier nun mit „I Wanna Dance With Somebody“ und „To Love Somebody“ – entschleunigt und vom Schmelz befreit offenbaren beide Stücke ungeahnte Qualitäten. Matthew verfährt auch über den Rest des Albums nach dem Prinzip ‚Stripped to the bones‘, soll heißen: Jedes der ausgewählten Lieder wird auf ein Mindestmaß an Instrumentierung heruntergedimmt, akkustische Gitarre, hier ein trauriges Cello, dort eine vereinsamte Tuba, dazu seine zarte, brüchige Stimme – so legt er, einem verträumten Chirurgen gleich, die Struktur eines jeden Stückes frei.
Roberta Flacks „Jesse“ gelingt ihm so mindestens genauso gefühlvoll wie das Original, auch „L.O.V.E.“ und „Smile“ von Nat King Cole, ersteres im Duett mit Neil Hannon, enttäuschen im neuen Gewand nicht und der Wechselgesang mit seinem Vater für „Help Me Make It Through The Night“, ursprünglich von Kris Kristofferson, erwischt garantiert auch niemanden ohne Rührung. Dass zudem das regelrecht zu Tode gecoverte „Love Will Tear Us Apart“ noch zu überzeugen vermag grenzt fast an ein Wunder – Neil Young, Rod Stuart („I Don’t Wanna Talk About It“!), The Motels und abschließend John Denver, keines der Lieder verliert durch Matthews Interpretation an Schönheit und Glanz. Schade eigentlich, dass er mit Chan Marshall alias Cat Power nur für zwei Konzerte in Italien die Bühne teilt, aber wahrscheinlich ließe sich diese geballte Zerbrechlichkeit ohnehin nicht länger ertragen. Das Gespür für den guten Song und die Fähigkeit, sich diesen auf unnachahmliche Weise zu eigen zu machen, ist Matthew jedenfalls nicht abhanden gekommen – man muss sich um ihn diesbezüglich also keine Sorgen machen. www.scottmatthewmusic.com
13.07. Rüsselsheim, Phono Pop Festival
17.07. Berlin, Sommerloft
18.07. Nürnberg, Desirena
19.07. Feldkirch, Poolbar Festival
29.10. Graz, PPC
30.10. Innsbruck, Weekender
31.10. Linz, Ahoi Pop Festival
01.11. Wien, Porgy And Bess
02.11. Salzburg, Arge
11.11. München, Kammerspiele
Sonntag, 23. Juni 2013
Glücklicher werden
Bekanntermaßen hat sich "Get Lucky" nicht nur zum veritablen Sommerhit, sondern auch zum Lieblingscover dieses Jahres entwickelt - wobei noch immer die Londoner Daughter mit ihrer Bearbeitung ganz vorn dran sind. Nun haben sich auch Wilco auf dem Solid Sound Festival in North Adams des Liedes angenommen - 'lucky' vs. 'tweedy' (?), klappt überraschend gut.
Freitag, 21. Juni 2013
Grün vor Neid
Die können das immer noch - groß sein, ohne peinlich zu werden (und Chris Martin wird zum wiederholten Mal giftgrün vor Neid): Glasvegas werden im September ihr drittes Album "Later ... When The TV Turns To Static" veröffentlichen und bei Muzu.TV kann man sich den Clip zur neuen Single "If" ansehen/hören. Mit dabei William Shatner und ein feines Talking-Heads-Zitat - hier.
Die dunkle Seite
Da waren zwei andere schneller: Eigentlich wollten Daft Punk ihr eigenes Album "Random Access Memories" als Komplettpaket zum Remix selbst anbieten, nun haben Nicolas Jaar und Dave Harrington, zusammen auch als Darkside unterwegs, dieses Unterfangen vorweggenommen und bringen die volle Packung RAM etwas eher unters Volk, neu abgemischt nach eigenem Gusto - zu hören bei Soundcloud.
Sechzig? Sechzig!
Recht ungewöhnlich, aber durchaus reizvoll: Der Herzensklub FC St. Pauli beginnt die neue Saison mit einem Heimspiel gegen den TSV 1860 München, danach folgen der KSC und Bielefeld. Und das mit acht (in Zahlen: 8) Neuen, hier der Ordnung halber mal mit vorherigem Arbeitgeber und Position aufgelistet:
Bernd Nehrig (Greuther Fürth, Abwehr)
Philipp Ziereis (Jahn Regensburg, Abwehr)
Marcel Halstenberg (Borussia Dortmund, Abwehr)
Marc Rzatkowski (VfL Bochum, Mittwfeld)
Sebastian Maier (1860 München, Mittelfeld)
Christopher Nöthe (Greuther Fürth, Sturm)
John Verhoek (Stade Rennes, Sturm)
Michael Gregoritsch (1899 Hoffenheim, Sturm)
Forza St. Pauli!
Bernd Nehrig (Greuther Fürth, Abwehr)
Philipp Ziereis (Jahn Regensburg, Abwehr)
Marcel Halstenberg (Borussia Dortmund, Abwehr)
Marc Rzatkowski (VfL Bochum, Mittwfeld)
Sebastian Maier (1860 München, Mittelfeld)
Christopher Nöthe (Greuther Fürth, Sturm)
John Verhoek (Stade Rennes, Sturm)
Michael Gregoritsch (1899 Hoffenheim, Sturm)
Forza St. Pauli!
Schwarzer Humor
Immer wieder für einen Spaß zu haben: Die Roots aka. die Hausband der Jimmy-Fallon-Late-Night-Show, haben während einer Sendung "Get Lucky" von Daft Punk gecovert - die Version ist lustigerweise an ein recht bekanntes Säuselduo der sechziger Jahre angelehnt und firmiert nicht ohne Grund als "The Black Simon And Garfunkel" - sehenswert: hier.
Donnerstag, 20. Juni 2013
Kollektiver Ärger
"Staatsfeind in der Staatsoper" oder "Riot in der Elbphilharmonie" - haha, Audiolith kann nicht nur nach Perlen tauchen, sondern immer auch kräftig Worte klöppeln. Anlaß: In der kommenden Woche, genauer am 28. Juno, werden sie die erste Single des Kreuzüberkollektivs Trouble Orchestra aus Hamburch ins Rennen schicken, Rap meets Mathmetal meets Indierock, "Graupausen" und "Halt Dein Mund (feat. Torsun)" heißen die beiden Stücke auf A und B, Video ist hoch+heilig auch schon versprochen, einstweilen gibt's erst mal einen Kauflink zum Webshop und die Ur-Version der Rückseite von Johnny Mauser, als dessen Liveband die Formation ursprünglich begonnen hatte.
Three to the floor
Sie sind ohne Zweifel einer der angesagtesten Danceacts der letzten Jahre, nun haben sie sich endlich entschlossen, den zahlereichen Singles, EPs, Mixtapes und 12-Zöllern ein klassisches Debütalbum folgen zu lassen: Factory Floor aus London werden also Anfang September ihren selbstbetitelten Erstling veröffentlichen, unter den zehn gelisteten Tracks auch das folgende "Two Different Ways".
Gute Lieder
Rodrigo Leão
“Songs”
(Glitterhouse)
Auch das geht eher als nochmalige, aber nachdrückliche Erwähnung denn als Neurezension durch, ein Großteil der aufgeführten Songs hat schließlich schon ein paar Jahre auf dem Buckel: Rodrigo Leão, Musiker und Komponist aus Lissabon, zusammen mit Pedro Ayres Magalhães Mitbegründer der portugiesischen Band Madredeus und seit Mitte der Neunziger solo unterwegs, hat bis heute mit einer ganzen Reihe bekannter Stars Lieder eingespielt, die allesamt durch ihre Anmut und die kunstvollen Arrangements hervorstechen. Auf dem vorliegenden „Songs“ nun kompiliert Leão die bekanntesten aus der Zeit zwischen 2004 und 2012. Mit dabei sowohl Arbeiten mit einheimischen Künstlerinnen wie Sónia Tavares, Sängerin der Band The Gift, oder Ana Vieira, als auch Stücke, welche er für Musiker verfasste, die man nicht sofort mit ihm in Verbindung gebracht hätte. Aber so wandelbar die Interpreten, so verschiedenartig auch die Stücke, die sie zur Aufführung bringen. Neueren Datums zum Beispiel „The Long Run“ mit Joan Wasser, bekannter für ihr Projekt Joan As A Policewoman – „Cathy“, sehr einnehmend vorgetragen von Divine-Comedy-Crooner Neil Hannon, und das von Stuart A. Staples (Tindersticks) geraunte „This Light Holds So Many Colours“ stammen dagegen vom 2009 veröffentlichten Album „A Mãe“. Ganz wunderbar ebenfalls Beth Gibbons (Portishead) und ihr schwungvoller Reigen „Lonely Carousel“, der schon auf „Cinema“ (2004) vertreten war. Abschließend noch zwei Arbeiten mit Scott Matthews, „Terrible Dawn“ und „Incomplete“, beide anrührend, mit brüchig belegter Stimme vorgetragen, Matthew müßte hierfür wie schon zuvor Staples dringend die portugiesische Ehrenbürgerschaft angetragen werden. So knapp wie der Titel der Platte auch das Urteil: einfach gute Lieder. http://www.rodrigoleao.pt/
“Songs”
(Glitterhouse)
Auch das geht eher als nochmalige, aber nachdrückliche Erwähnung denn als Neurezension durch, ein Großteil der aufgeführten Songs hat schließlich schon ein paar Jahre auf dem Buckel: Rodrigo Leão, Musiker und Komponist aus Lissabon, zusammen mit Pedro Ayres Magalhães Mitbegründer der portugiesischen Band Madredeus und seit Mitte der Neunziger solo unterwegs, hat bis heute mit einer ganzen Reihe bekannter Stars Lieder eingespielt, die allesamt durch ihre Anmut und die kunstvollen Arrangements hervorstechen. Auf dem vorliegenden „Songs“ nun kompiliert Leão die bekanntesten aus der Zeit zwischen 2004 und 2012. Mit dabei sowohl Arbeiten mit einheimischen Künstlerinnen wie Sónia Tavares, Sängerin der Band The Gift, oder Ana Vieira, als auch Stücke, welche er für Musiker verfasste, die man nicht sofort mit ihm in Verbindung gebracht hätte. Aber so wandelbar die Interpreten, so verschiedenartig auch die Stücke, die sie zur Aufführung bringen. Neueren Datums zum Beispiel „The Long Run“ mit Joan Wasser, bekannter für ihr Projekt Joan As A Policewoman – „Cathy“, sehr einnehmend vorgetragen von Divine-Comedy-Crooner Neil Hannon, und das von Stuart A. Staples (Tindersticks) geraunte „This Light Holds So Many Colours“ stammen dagegen vom 2009 veröffentlichten Album „A Mãe“. Ganz wunderbar ebenfalls Beth Gibbons (Portishead) und ihr schwungvoller Reigen „Lonely Carousel“, der schon auf „Cinema“ (2004) vertreten war. Abschließend noch zwei Arbeiten mit Scott Matthews, „Terrible Dawn“ und „Incomplete“, beide anrührend, mit brüchig belegter Stimme vorgetragen, Matthew müßte hierfür wie schon zuvor Staples dringend die portugiesische Ehrenbürgerschaft angetragen werden. So knapp wie der Titel der Platte auch das Urteil: einfach gute Lieder. http://www.rodrigoleao.pt/
Mittwoch, 19. Juni 2013
Witzfiguren
Der Song gilt als erster Hinweis auf ein baldiges Album, den Clip dazu gibt es nun auch zu sehen: Die Arctic Monkeys haben mit "Do I Wanna Know?" neue Töne ins Netz gestellt, das Video dazu findet sich u.a. bei Tonspion, witzige Cartoons mit Unterhaltungswert.
Gewinnwarnung
Erst BDM, nun sozialistischer Realismus: Nach "Ritual", dem letzten Album der White Lies aus London, sind die Erwartungen an den im August erscheinenden Neuling "Big TV" eher dürftig. Die erste Singleauskopplung "There Goes Our Love Again" scheint den Argwohn zu bestätigen - an der Börse würde man in so einem Falle eine Gewinnwarnung aussprechen. Selber anhören bei Soundcloud. Nach Deutschland ff. kommen die Jungs trotzdem:
07.09. Berlin Festival
09.11. Köln, LMH
11.11. Frankfurt, Gibson
12.11. München, Theaterfabrik
13.11. Wien, Gasometer
15.11. Zürich, Komplex
27.11. Hamburg, Große Freiheit
07.09. Berlin Festival
09.11. Köln, LMH
11.11. Frankfurt, Gibson
12.11. München, Theaterfabrik
13.11. Wien, Gasometer
15.11. Zürich, Komplex
27.11. Hamburg, Große Freiheit
Dienstag, 18. Juni 2013
Todsicher
Keine Rezension im eigentlichen Sinne, eher eine Kapitulation: An gleicher Stelle wurde schon einmal erwähnt, dass es in Wohngemeinschaften früherer Tage recht eigenwillige Ideen gab, triste Winterabende zu verbringen. Eine Möglichkeit war, alle Bewohner dazu anzustacheln, ihre Plattensammlung unter der Maßgabe zu durchforsten, wer wohl das traurigste, das freudloseste Lied zu Tage fördern würde. Und da die "Kindertotenlieder" von Friedrich Rückert und Gustav Mahler nicht mit den gängigen populärmusikalischen Maßstäben zu messen waren, wurde der Wettstreit mit den Swans und ihrem "Failure" (White Light Form The Mouth Of Infinity/Young God) gewonnen - an Michael Gira kam damals einfach niemand vorbei, auch nicht Ian Curtis, der mit der Liveaufnahme von "Decades" kurz vor seinem Freitod wenigstens den ungeschlagenen Platz zwei sicherte.
Nun aber werden die Karten neu gemischt, denn Anna von Hausswolff hat mit "Ceremony" (City Slang) ein Opus vorgelegt, der Gira durchaus gefährlich werden könnte. Nicht nur dass die Stücke auf der Platte der Dame aus dem schwedischen Göteborg, die mit vollem Namen übrigens Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff heißt, auf Namen wie "Deathbed", "Lithurgy Of Light" und "Funeral For My Future Children" hören, sie sind auch größtenteils mit der klassischen Orgel eingespielt. Das Album war schon im vergangenen Jahr im Handel, wird nun aber noch einmal neu veröffentlicht - wer also einen sicheren Sieg im kommenden Winter einfahren möchte, der sollte in den nächsten Tagen mal beim Händler des Vertrauens vorbeischauen - es lohnt sich. Der Komplettstream des Albums findet sich bei Quietus, ein Interview mit der Künstlerin ebenda.
Nun aber werden die Karten neu gemischt, denn Anna von Hausswolff hat mit "Ceremony" (City Slang) ein Opus vorgelegt, der Gira durchaus gefährlich werden könnte. Nicht nur dass die Stücke auf der Platte der Dame aus dem schwedischen Göteborg, die mit vollem Namen übrigens Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff heißt, auf Namen wie "Deathbed", "Lithurgy Of Light" und "Funeral For My Future Children" hören, sie sind auch größtenteils mit der klassischen Orgel eingespielt. Das Album war schon im vergangenen Jahr im Handel, wird nun aber noch einmal neu veröffentlicht - wer also einen sicheren Sieg im kommenden Winter einfahren möchte, der sollte in den nächsten Tagen mal beim Händler des Vertrauens vorbeischauen - es lohnt sich. Der Komplettstream des Albums findet sich bei Quietus, ein Interview mit der Künstlerin ebenda.
Albtraumtänzer
Für jeden Albtraum zu haben: Die südafrikanische Freak-Hop-Band Die Antwoord zeigt zum Song "Cookie Thumper" ihr neues Video, nach "Fatty Boom Boom" ist auch dieses nicht gerade Standardware - also: Nicht für's Büro.
Mann mit Charisma
Das wird dann wohl eher die erste richtige Herbstplatte: Bill Callahan, Lieblingssongwriter und unter den übrigen Bills (Kaulitz, Gates, Cosby - Danke, Google) mit Sicherheit der charismatischste, plant für Mitte September sein neues Album. Nach der "Apocalypse" nun ein "Dream River", aber das will noch gar nichts heißen. Sicher ist jedenfalls, dass damit auch dieser Herbst zumindest eine kleine Freude für uns bereithält.
Tiny Desk Concert npr, 2009
Mann ohne Schatten (OMG)
Kanye West
"Yeezus"
(Def American/Universal)
Viel Platz nach oben bleibt da in der Tat nicht mehr für den Gottgleichen, den Yeezus Christ Superstar, den Mann, der so sehr im Mittelpunkt zu stehen scheint, dass er keinen Schatten wirft. Vor zwei Jahren mit dem fulminanten „My Beautiful Dark Twisted Fantasy“ schon ebenso grandios wie outstanding, kurze Zeit später zusammen mit Buddy Jay-Z auf dem goldenen Thron – nur eine Atempause, keine Frage, denn Kanye West ist niemand, der die Aufmerksamkeit seiner Umgebung zu teilen versteht und nur wenige (wie eben jenen Jesus) lässt er neben sich gelten. Obwohl: „I just talked to Jesus, he said, ‘What up Yeezus?’ I said, ‘Shit I'm chilling, trying to stack these millions’. I know he the most high, but I am a close high, mi casa es su casa, that's that Cosa Nostra, I am a God” – klingt nicht so, als hätte da jemand ein Gleichstellungsproblem. Größenwahnsinnig? Auf jeden Fall! Und als Musiker meint Künstler meint Showman nach wie vor die garantiert beste Unterhaltung.
Man darf vermuten, dass Kanye West bei aller Ironie der sanftmütige Heiland eher fremd ist, der aber, der mit hitzigem Furor die Händler aus dem Tempel treibt, seiner Person und Kunstfigur am nächsten kommt. Denn wie auf keinem seiner bisherigen Alben bläst West auf „Yeezus“ zur Attacke, formt er jeden der Tracks zur Kriegserklärung, proppevoll mit unmißverständlichen Tiraden gegen alles und jedermann. Der mittlerweile knüppeldicke Drone- oder Doomrap, den außer ihm so keiner zur Aufführung bringt, schält zu jeder dieser Dirty-Speach-Suaden die Membranen aus dem Boxengehäuse – „On Sight“, ein wildgewordenes, spuckendes Daft-Punk-Monster, „Black Skinhead“ mit dem prachtvollen Marilyn-Manson-Riff, martialisch, kampfbesessen, todesmutig. An das berüchtigte „I Am God“ hat Rick Rubin bekanntlich Hand angelegt, nur wenige Wochen vor Fertigstellung des Albums soll er dazugerufen worden sein und konnte doch noch einiges umkrempeln. Es heult und zetert wie im besten Splatterstreifen, West poltert hier wie beim folgenden „New Slaves“ gegen alte Denkschablonen und schwarzen Rassismus (eines seiner Lieblingsthemen): „I don't wanna hear what some ni**as might do, old ni**as mentally still in high school” – oh ja, viel Feind, viel Ehr.
Was seine Heiligkeit für „Yeezus“ an Samples und Gastauftritten aufbietet, ist wiederholt so beeindruckend wie überraschend: Wenn sich Frank Ocean in seiner Paradedisziplin R’n’B mit West im Vocoder-Duett misst (“New Slaves”), Justin Vernon über tiefschwarzen Synthflächen und kreischenden Einschüben auf Chief Keef trifft (“Can’t Handle My Liquor”) oder mit Nina Simone und Billy Holiday posthum zwei Königinnen des Jazz für edle Patina sorgen (“Blood On The Leaves”, “Guilt Trip”), das ist bei aller Pose und Eitelkeit wirklich perfekt inszeniert, oder anders: Selten lagen Anspruch und Wirklichkeit näher beieinander als hier. Der gelungenen Beispiele wären noch viele zu nennen: die übereinandergetürmten Blechkaskaden (Wagner durch die Hintertür?) bei “Blood On The Leaves”, der wunderbare Popcaan-Shanty in „Guilt Trip“ und der düstere Auftritt von King Louie zu Beats von Gesaffelstein.
Da fällt es am Ende nicht so ins Gewicht, dass das Schlußstück „Bound 2“, aufgehübscht durch die Ponderosa Twins Plus One und Brenda Lee und ebenfalls durch Rick Rubins Finger gegangen, mit seinen „uh-huh-honey“-Loops ein wenig an den Nerven zerrt (auch wenn das wiederum nur beweist, dass sich West durchaus seinen Sinn für Humoriges bewahrt hat). Ebenjenen Rubin darf gern auch zitieren, wer Argumentationshilfe zu Kanyes Verteidigung gegen allgegenwärtige Nörgelei sucht – immerhin war der schon mit LL Cool J, den Beastie Boys und Public Enemy im Studio, als die meisten der eifrigen Kritiker noch eine Ente auf der Schürze hatten: „He [Kanye West] is a true artist who happens to make music under the wide umbrella of hip-hop. He is in no way beholden to hip-hop’s typical messaging musical cliches. Hip-hop is a grander, more personal form because of his contributions, and hopefully his work will inspire others to push the boundaries of what’s possible in hip-hop." Word. www.kanyewest.com
"Yeezus"
(Def American/Universal)
Viel Platz nach oben bleibt da in der Tat nicht mehr für den Gottgleichen, den Yeezus Christ Superstar, den Mann, der so sehr im Mittelpunkt zu stehen scheint, dass er keinen Schatten wirft. Vor zwei Jahren mit dem fulminanten „My Beautiful Dark Twisted Fantasy“ schon ebenso grandios wie outstanding, kurze Zeit später zusammen mit Buddy Jay-Z auf dem goldenen Thron – nur eine Atempause, keine Frage, denn Kanye West ist niemand, der die Aufmerksamkeit seiner Umgebung zu teilen versteht und nur wenige (wie eben jenen Jesus) lässt er neben sich gelten. Obwohl: „I just talked to Jesus, he said, ‘What up Yeezus?’ I said, ‘Shit I'm chilling, trying to stack these millions’. I know he the most high, but I am a close high, mi casa es su casa, that's that Cosa Nostra, I am a God” – klingt nicht so, als hätte da jemand ein Gleichstellungsproblem. Größenwahnsinnig? Auf jeden Fall! Und als Musiker meint Künstler meint Showman nach wie vor die garantiert beste Unterhaltung.
Man darf vermuten, dass Kanye West bei aller Ironie der sanftmütige Heiland eher fremd ist, der aber, der mit hitzigem Furor die Händler aus dem Tempel treibt, seiner Person und Kunstfigur am nächsten kommt. Denn wie auf keinem seiner bisherigen Alben bläst West auf „Yeezus“ zur Attacke, formt er jeden der Tracks zur Kriegserklärung, proppevoll mit unmißverständlichen Tiraden gegen alles und jedermann. Der mittlerweile knüppeldicke Drone- oder Doomrap, den außer ihm so keiner zur Aufführung bringt, schält zu jeder dieser Dirty-Speach-Suaden die Membranen aus dem Boxengehäuse – „On Sight“, ein wildgewordenes, spuckendes Daft-Punk-Monster, „Black Skinhead“ mit dem prachtvollen Marilyn-Manson-Riff, martialisch, kampfbesessen, todesmutig. An das berüchtigte „I Am God“ hat Rick Rubin bekanntlich Hand angelegt, nur wenige Wochen vor Fertigstellung des Albums soll er dazugerufen worden sein und konnte doch noch einiges umkrempeln. Es heult und zetert wie im besten Splatterstreifen, West poltert hier wie beim folgenden „New Slaves“ gegen alte Denkschablonen und schwarzen Rassismus (eines seiner Lieblingsthemen): „I don't wanna hear what some ni**as might do, old ni**as mentally still in high school” – oh ja, viel Feind, viel Ehr.
Was seine Heiligkeit für „Yeezus“ an Samples und Gastauftritten aufbietet, ist wiederholt so beeindruckend wie überraschend: Wenn sich Frank Ocean in seiner Paradedisziplin R’n’B mit West im Vocoder-Duett misst (“New Slaves”), Justin Vernon über tiefschwarzen Synthflächen und kreischenden Einschüben auf Chief Keef trifft (“Can’t Handle My Liquor”) oder mit Nina Simone und Billy Holiday posthum zwei Königinnen des Jazz für edle Patina sorgen (“Blood On The Leaves”, “Guilt Trip”), das ist bei aller Pose und Eitelkeit wirklich perfekt inszeniert, oder anders: Selten lagen Anspruch und Wirklichkeit näher beieinander als hier. Der gelungenen Beispiele wären noch viele zu nennen: die übereinandergetürmten Blechkaskaden (Wagner durch die Hintertür?) bei “Blood On The Leaves”, der wunderbare Popcaan-Shanty in „Guilt Trip“ und der düstere Auftritt von King Louie zu Beats von Gesaffelstein.
Da fällt es am Ende nicht so ins Gewicht, dass das Schlußstück „Bound 2“, aufgehübscht durch die Ponderosa Twins Plus One und Brenda Lee und ebenfalls durch Rick Rubins Finger gegangen, mit seinen „uh-huh-honey“-Loops ein wenig an den Nerven zerrt (auch wenn das wiederum nur beweist, dass sich West durchaus seinen Sinn für Humoriges bewahrt hat). Ebenjenen Rubin darf gern auch zitieren, wer Argumentationshilfe zu Kanyes Verteidigung gegen allgegenwärtige Nörgelei sucht – immerhin war der schon mit LL Cool J, den Beastie Boys und Public Enemy im Studio, als die meisten der eifrigen Kritiker noch eine Ente auf der Schürze hatten: „He [Kanye West] is a true artist who happens to make music under the wide umbrella of hip-hop. He is in no way beholden to hip-hop’s typical messaging musical cliches. Hip-hop is a grander, more personal form because of his contributions, and hopefully his work will inspire others to push the boundaries of what’s possible in hip-hop." Word. www.kanyewest.com
Montag, 17. Juni 2013
"Wir wildern gern herum"
Die Promotion für die neue, gerade bei SONY erschienene Platte "Europa" läuft auf Hochtouren, allerorten werden die Hallen, Almen und Clubs geschmückt - LaBrassBanda kommen in die Stadt (und natürlich auch auf's Land). Da ist frei verfügbare Zeit eine knappe Sache - deshalb flugs ein paar Fragen an Andreas Hofmeir, den Münchner Tubisten der Brasskapelle.
Hand aufs Herz, welches Album ist denn nun das schwerste, das erste, das zweite oder das dritte?
Vielleicht das vierte? Bisher war keines schwer, es hat immer viel Spass gemacht, die Alben zusammenzustellen, die Ideen gehen nicht aus.
Mit „Europa“ kommt ein Album daher, das im Vergleich zu den Vorgängern deutlich die Stellung wechselt – Weltmusik, Drums, Beats, Funk, Pop. Was war die Intention und konntet Ihr solch einen Schritt noch immer einstimmig gehen?
Ich denke, dass „Europa“ eine sehr sehr abwechslungsreiche Platte ist, auf der alles zu finden ist, was unsere Musikvielfalt ausmacht: neben den Techno-Elementen finden sich ja auch sehr erdige Sachen wie „Vogerl“, „Z´spat dro“ oder „Russland“. Ich kenne wenige Bandalben, die so breit gefächert sind. Das liegt auch an unseren doch recht unterschiedlichen Geschmäckern...
Es finden sich wieder mehrere Instrumentals auf der Platte, das macht man eigentlich erst, wenn man als alter, etablierter Sack nichts mehr zu verlieren hat – wie sieht’s bei Euch aus: Mutig und verwegen oder grad egal?
Wir sind ja eine Instrumentalband! Wenn die Stimme dazukommt, wird sie ja quasi auch wie ein Instrument benutzt, also als rhythmisches Element oder Vokalklangfarbe. Bei Live-Auftritten spielt der Sepp (Stefan Dettl) ja auch gerne mal den Gesang mit der Trompete oder umgekehrt.
Mit Brassmusik auf‘s Reggaefestival, von der Alm in die großen Hallen, „Nackert“ auf dem Weg nach Malmö zum ESC und auch noch dieses sicher nicht leicht zu nehmende Album - kann es sein, dass Ihr Herausforderungen und/oder Irritationen geradewegs sucht?
Wir wildern gerne herum, es ist ja besonders lustig, wenn man wo spielt, wo man eigentlich nicht hinpasst. Wobei: gute Musik passt doch eigentlich überallhin, oder?
Was war eher da – der Wunsch, beim ESC mitzumachen oder die Europaidee des Albums?
Die Europaidee, viel früher!
Habt Ihr denn für die Entscheidung, bei Ausscheidungswettkampf anzutreten, auch beim eigenen Anhang ein paar Watschen einstecken müssen und wie seid Ihr damit umgegangen?
Klar finden das einige Fans nicht so gut, wir haben ja auch in der Band hart diskutieren müssen. Aber warum soll man so einen Wettbewerb nur den Retortenbands überlassen?
Nun, da mit Moop Mama, Django 3000, Kofelgschroa und anderen einige Nachfolger in Sachen Mundart in der Spur sind, zählt es da noch, zu den Wegbereitern gehört zu haben oder ist das weniger wichtig?
Dass wir da wohl eine kleine Welle losgetreten haben, ist für uns mit das Schönste überhaupt. Es ist wunderbar zu sehen, wie viel kreative Kraft in den jungen Musikern steckt, und wir haben ihnen wohl auch ein bisschen Mut gemacht. In diesen Regionen sind wir natürlich keine Exoten mehr, aber dafür im ganzen Rest der Welt immer noch...
Womit darf man denn in Zukunft rechnen – einem Musical zusammen mit Christian Stückl, der Tour durch Zentralafrika oder einer Zusammenarbeit mit den Münchner Philharmonikern?
Eins trifft schon mal ins Schwarze: Ich spiele nächsten Herbst ein Tubakonzert mit den Philharmonikern und schreibe um diese Stück herum für mich und das Orchester eine Art Theaterstück. Aber was die Band anbelangt: ich tippe am ehesten auf Zentralafrika...
Abschlußgeständnis: Wer von Euch ist ein so glühender Fan von Lionel Richie, dass damit auch der „Opa“ bestückt werden musste?
Der Sepp schwört, er kannte das Lied von Lionel gar nicht...
Hand aufs Herz, welches Album ist denn nun das schwerste, das erste, das zweite oder das dritte?
Vielleicht das vierte? Bisher war keines schwer, es hat immer viel Spass gemacht, die Alben zusammenzustellen, die Ideen gehen nicht aus.
Mit „Europa“ kommt ein Album daher, das im Vergleich zu den Vorgängern deutlich die Stellung wechselt – Weltmusik, Drums, Beats, Funk, Pop. Was war die Intention und konntet Ihr solch einen Schritt noch immer einstimmig gehen?
Ich denke, dass „Europa“ eine sehr sehr abwechslungsreiche Platte ist, auf der alles zu finden ist, was unsere Musikvielfalt ausmacht: neben den Techno-Elementen finden sich ja auch sehr erdige Sachen wie „Vogerl“, „Z´spat dro“ oder „Russland“. Ich kenne wenige Bandalben, die so breit gefächert sind. Das liegt auch an unseren doch recht unterschiedlichen Geschmäckern...
Es finden sich wieder mehrere Instrumentals auf der Platte, das macht man eigentlich erst, wenn man als alter, etablierter Sack nichts mehr zu verlieren hat – wie sieht’s bei Euch aus: Mutig und verwegen oder grad egal?
Wir sind ja eine Instrumentalband! Wenn die Stimme dazukommt, wird sie ja quasi auch wie ein Instrument benutzt, also als rhythmisches Element oder Vokalklangfarbe. Bei Live-Auftritten spielt der Sepp (Stefan Dettl) ja auch gerne mal den Gesang mit der Trompete oder umgekehrt.
Mit Brassmusik auf‘s Reggaefestival, von der Alm in die großen Hallen, „Nackert“ auf dem Weg nach Malmö zum ESC und auch noch dieses sicher nicht leicht zu nehmende Album - kann es sein, dass Ihr Herausforderungen und/oder Irritationen geradewegs sucht?
Wir wildern gerne herum, es ist ja besonders lustig, wenn man wo spielt, wo man eigentlich nicht hinpasst. Wobei: gute Musik passt doch eigentlich überallhin, oder?
Was war eher da – der Wunsch, beim ESC mitzumachen oder die Europaidee des Albums?
Die Europaidee, viel früher!
Habt Ihr denn für die Entscheidung, bei Ausscheidungswettkampf anzutreten, auch beim eigenen Anhang ein paar Watschen einstecken müssen und wie seid Ihr damit umgegangen?
Klar finden das einige Fans nicht so gut, wir haben ja auch in der Band hart diskutieren müssen. Aber warum soll man so einen Wettbewerb nur den Retortenbands überlassen?
Nun, da mit Moop Mama, Django 3000, Kofelgschroa und anderen einige Nachfolger in Sachen Mundart in der Spur sind, zählt es da noch, zu den Wegbereitern gehört zu haben oder ist das weniger wichtig?
Dass wir da wohl eine kleine Welle losgetreten haben, ist für uns mit das Schönste überhaupt. Es ist wunderbar zu sehen, wie viel kreative Kraft in den jungen Musikern steckt, und wir haben ihnen wohl auch ein bisschen Mut gemacht. In diesen Regionen sind wir natürlich keine Exoten mehr, aber dafür im ganzen Rest der Welt immer noch...
Womit darf man denn in Zukunft rechnen – einem Musical zusammen mit Christian Stückl, der Tour durch Zentralafrika oder einer Zusammenarbeit mit den Münchner Philharmonikern?
Eins trifft schon mal ins Schwarze: Ich spiele nächsten Herbst ein Tubakonzert mit den Philharmonikern und schreibe um diese Stück herum für mich und das Orchester eine Art Theaterstück. Aber was die Band anbelangt: ich tippe am ehesten auf Zentralafrika...
Abschlußgeständnis: Wer von Euch ist ein so glühender Fan von Lionel Richie, dass damit auch der „Opa“ bestückt werden musste?
Der Sepp schwört, er kannte das Lied von Lionel gar nicht...
Art Of Noise
Lust For Youth
„Perfect View“
(Sacred Bones)
Wenn die beiden so weitermachen, haben sie in ein paar Jahren eine ansehnliche Zahl von Alben auf dem Markt: Hannes Norrvide und Loke Rahbek, seit 2010 unter dem Pseudonym Lust For Youth unterwegs, haben bisher seit Bestehen in jedem Jahr mindestens einen Longplayer veröffentlicht – „Growing Seeds“, der letzte, liegt gerade mal ein gutes halbes Jahr zurück. Entsprechend sparsam sind die Veränderungen, die sich auf „Perfect View“ heraushören lassen. Das Grundmuster, eine Art grobkörniger Ambientwave, ist erhalten geblieben, mehr als zuvor setzen die beiden auf den Einsatz verschiedenster Stimm-Samples, von Gesang mag man bei Norrvides düsteren und monotonen Einlassungen ohnehin kaum sprechen. Die Melodien treten dagegen vielleicht ein wenig klarer zu Tage, zusammen mit den geloopten Geräuschsequenzen ergibt sich ein mäßig abwechslungsreiches und dennoch ansprechendes Klangbild. Wie bei den frühen The Cure wird das, was an Vocals nötig ist, verschwommen unter/hinter den Sound geschoben, die Stücke wirken deshalb seltsam dumpf und wattiert. Nur wenige Songs sind mit einem durchgängigen Beat strukturiert – „Another Day“ und „Perfect View“ fallen hier angenehm aus dem Rahmen, beide könnte man mit gutem Willen auch als klassische EBM bezeichnen. Scheint ganz so, als wollten sie im Nachtschatten verbleiben, wie man weiß, gedeihen ja auch dort ganz wundersame Pflänzchen... https://www.facebook.com/LustForYouth.Official
„Perfect View“
(Sacred Bones)
Wenn die beiden so weitermachen, haben sie in ein paar Jahren eine ansehnliche Zahl von Alben auf dem Markt: Hannes Norrvide und Loke Rahbek, seit 2010 unter dem Pseudonym Lust For Youth unterwegs, haben bisher seit Bestehen in jedem Jahr mindestens einen Longplayer veröffentlicht – „Growing Seeds“, der letzte, liegt gerade mal ein gutes halbes Jahr zurück. Entsprechend sparsam sind die Veränderungen, die sich auf „Perfect View“ heraushören lassen. Das Grundmuster, eine Art grobkörniger Ambientwave, ist erhalten geblieben, mehr als zuvor setzen die beiden auf den Einsatz verschiedenster Stimm-Samples, von Gesang mag man bei Norrvides düsteren und monotonen Einlassungen ohnehin kaum sprechen. Die Melodien treten dagegen vielleicht ein wenig klarer zu Tage, zusammen mit den geloopten Geräuschsequenzen ergibt sich ein mäßig abwechslungsreiches und dennoch ansprechendes Klangbild. Wie bei den frühen The Cure wird das, was an Vocals nötig ist, verschwommen unter/hinter den Sound geschoben, die Stücke wirken deshalb seltsam dumpf und wattiert. Nur wenige Songs sind mit einem durchgängigen Beat strukturiert – „Another Day“ und „Perfect View“ fallen hier angenehm aus dem Rahmen, beide könnte man mit gutem Willen auch als klassische EBM bezeichnen. Scheint ganz so, als wollten sie im Nachtschatten verbleiben, wie man weiß, gedeihen ja auch dort ganz wundersame Pflänzchen... https://www.facebook.com/LustForYouth.Official
Sonntag, 16. Juni 2013
Haste nun oder haste nich?
Was man so alles im Vorbeigehen mitnimmt: Die Jungs von Fettes Brot haben ganz unbemerkt (zumindest von diesem Blog, haha) einen wirklich witzigen Song über Mutproben gemacht. Das Ding heißt "KussKussKuss" und ganz grob verkürzt geht es darum, dass alle Jochen-Schweizer-Wahrheit-oder-Tat-Tschacka-Tschacka-Sachen nix bringen, wenn man in seinem Leben nicht einmal einen Rapper geküsst hat. Von dem Ding gibt's nun also die normale Version (inklusive Video-Cameos von Rummelsnuff und Markus Pauli von Deine Freunde) und einen wirklich feinen Remix mit D.A.F.-Beat (heißt ja nun auch "Als wär's ein D.A.F.-Remix) von "Als wär's das letzte Mal" - ehrlich, die drei Hamburger darf man wirklich keinen Augenblick aus den Augen lassen.
Mehr mit weniger
Lighting Dust
„Fantasy“
(Jagjaguwar)
Also – ein Album, das dem Pop so dermaßen aus den Rippen geschnitten ist wie dieses, auch noch „Fantasy“ zu nennen, das ist schon starker Tobak. Wenn man dazu noch weiß, dass Lightning Dust mit Amber Webber und Josh Wells aus einer gänzlich anderen Ecke kommen, nämlich von der kanadischen Psychrockformation Black Mountain, dann darf Vorsatz nicht mehr ausgeschlossen werden. Die ersten Takte ihrer bislang dritten Platte, der Song „Diamond“, lassen alles an Parallelen und Bezügen zum Mutterschiff vergessen – hier geht es mitten hinein in den großen, soften Sound der Spätachtziger. Und auch wenn ihre Mittel deutlich reduzierter sind als die der damaligen Protagonisten, der Weg zu Cyndie Lauper und Pat Benatar scheint nicht so weit. Wenn also statt der zauberhaften Webber Schmachtbolzen Marian Gold sein „Forever Young“ zu Beginn von „Reckless And Wild“ anstimmen würde – groß gewundert hätte es einen nicht… Und doch täte man den zweien Unrecht, wollte man behaupten, sie würden für „Fantasy“ nur altbekannte Versatzstücke wieder aufkochen. Zu klug gewählt scheinen die Arrangements, zu tief die Songs und eine gewisse Düsternis, die ja auch ihren vorangegangenen Alben immanent war, können sie nicht auch hier verleugnen. „Mirror“ und „Fire, Flesh And Bone“ könnten genausogut von Fever Ray stammen, „Loaded Gun“ ist ein ganz vorzügliches Stück waviger Maschinenmusik. Die Synthesizer sind auf diesem Album ganz gewiss mehr als nur bloßes Begleitwerkzeug, die minimalistischen Strukturen passen punktgenau zu Akkustikgitarre, warmem Gesang und sparsam eingesetzten Drums, alles klingt wohlüberlegt und nichts überzogen. Selbst ein so anrührendes Stück wie „Agatha“ gelingt den beiden vollkommen kitschfrei – wenn das, wie vermutet, eine herzhaft gestrichene Gambe ist, die da im zweiten Teil erklingt, so erinnert der Part verblüffend an den Katalanen Jordi Savall und seine meisterhaften Filmmusiken. Viele verschiedene Teile also, die hier problemlos zueinanderfinden, die Lightning Dust als bravouröse Künstler ausweisen und „Fantasy“ zu einem wirklichen Vergnügen machen. Und wenn die beiden demnächst wie erhofft mit Black Mountain wieder die große Attacke reiten, dann kennt die Zufriedenheit keine Grenzen mehr. www.lightningdust.com
„Fantasy“
(Jagjaguwar)
Also – ein Album, das dem Pop so dermaßen aus den Rippen geschnitten ist wie dieses, auch noch „Fantasy“ zu nennen, das ist schon starker Tobak. Wenn man dazu noch weiß, dass Lightning Dust mit Amber Webber und Josh Wells aus einer gänzlich anderen Ecke kommen, nämlich von der kanadischen Psychrockformation Black Mountain, dann darf Vorsatz nicht mehr ausgeschlossen werden. Die ersten Takte ihrer bislang dritten Platte, der Song „Diamond“, lassen alles an Parallelen und Bezügen zum Mutterschiff vergessen – hier geht es mitten hinein in den großen, soften Sound der Spätachtziger. Und auch wenn ihre Mittel deutlich reduzierter sind als die der damaligen Protagonisten, der Weg zu Cyndie Lauper und Pat Benatar scheint nicht so weit. Wenn also statt der zauberhaften Webber Schmachtbolzen Marian Gold sein „Forever Young“ zu Beginn von „Reckless And Wild“ anstimmen würde – groß gewundert hätte es einen nicht… Und doch täte man den zweien Unrecht, wollte man behaupten, sie würden für „Fantasy“ nur altbekannte Versatzstücke wieder aufkochen. Zu klug gewählt scheinen die Arrangements, zu tief die Songs und eine gewisse Düsternis, die ja auch ihren vorangegangenen Alben immanent war, können sie nicht auch hier verleugnen. „Mirror“ und „Fire, Flesh And Bone“ könnten genausogut von Fever Ray stammen, „Loaded Gun“ ist ein ganz vorzügliches Stück waviger Maschinenmusik. Die Synthesizer sind auf diesem Album ganz gewiss mehr als nur bloßes Begleitwerkzeug, die minimalistischen Strukturen passen punktgenau zu Akkustikgitarre, warmem Gesang und sparsam eingesetzten Drums, alles klingt wohlüberlegt und nichts überzogen. Selbst ein so anrührendes Stück wie „Agatha“ gelingt den beiden vollkommen kitschfrei – wenn das, wie vermutet, eine herzhaft gestrichene Gambe ist, die da im zweiten Teil erklingt, so erinnert der Part verblüffend an den Katalanen Jordi Savall und seine meisterhaften Filmmusiken. Viele verschiedene Teile also, die hier problemlos zueinanderfinden, die Lightning Dust als bravouröse Künstler ausweisen und „Fantasy“ zu einem wirklichen Vergnügen machen. Und wenn die beiden demnächst wie erhofft mit Black Mountain wieder die große Attacke reiten, dann kennt die Zufriedenheit keine Grenzen mehr. www.lightningdust.com
Samstag, 15. Juni 2013
Perverse Wichtel 2.0
Es war Anfang des letzten Jahres, als alle, die sich mit dem Maya-Kalendarium vertraut gemacht hatten und ohnehin keine große Lust mehr auf die Fortsetzung ihres Alltagslebens verspürten, aus dem Hause Sacred Bones den passenden Soundtrack zur tristen Gemütslage gereicht bekamen. Pop.1280 boten im Januar 2012 ihren Epos "The Horror" feil und ließen damit den nahenden Untergang durchaus gefällig erscheinen. Nun, kaum anderthalb Jahre später, haben sich die alten Indios als vermaledeite Lügner und Irreführer entpuppt, die Welt dreht sich immer noch und Pop.1280 kommen wieder mit einer neuen Platte - "Imps Of Perversion" wird sie heißen und mit "Lights Out" gibts bei Youtube schon mal einen bitteren Nach...äh, Vorgeschmack.
Freitag, 14. Juni 2013
Wieder einen Schritt voraus
LaBrassBanda
„Europa“
(Sony)
Hand auf’s Herz: Lauthals gezetert? Heimlich gehadert? Nase gerümpft? Stirn gerunzelt? Wenigstens einmal die rechte Augenbraue leicht gehoben? LaBrassBanda machen ihr erstes Konzeptalbum, nicht eben gekleckert heißt es gleich „Europa“ und was den Hörer hier erwartet ist nicht weniger als die konsequente Hinwendung vom Tanz zum Dance. Soll heißen, das Schlagwerk klingt nicht mehr nur nach straff gespanntem Kuhfell, sondern öfters wie eine programmierte Rhythmusmaschine, es wummert, poppt und funkt schon ganz gewaltig. „Tecno“, jawohl, viel prägnanter kann man den Schwenk kaum benennen, „Holland“ klingt wie der Stich in ein Wespennest, „Schweden“ nähert sich mit stampfenden Beats dem, was man landläufig auch als Trance oder Rave bezeichnen könnte.
Wer es sich einfach machen wollte, würde den neuen Sound ungefragt dem Wechsel vom heimatlich verorteten Trikont-Label zur großen Sony zuschreiben, was natürlich kompletter Nonsens ist. Nicht erst seit ihrem Auftritt beim Chiemsee Reggae Summer 2009, wo sie mit „I like da Battyman“ gegen die offene Homophobie mancher Szenegrößen ansangen, weiß man, dass die Jungs aus dem Chiemgau die Herausforderung, die Irritation lieben – und zwar aus Überzeugung. Während mancher Fan sie lieber auf dem Gäuboden oder wenigstens im Kleinclub angepflockt hätte, buchten LaBrassBanda schon die Hallen und Festivals, sie trauten sich nicht nur nach Sibabwe und ins russische Nowosibirsk, sondern sogar auf den Vorentscheid zum ESC für Malmö (was für manchen der Daheimgebliebenen vielleicht sogar der größere Kulturschock war).
Man darf also annehmen, dass Stefan Dettl und Kollegen über genügend Selbstbewußtsein verfügen, auch diese Platte zu ihrer höchsteigenen zu machen – sie wollten „Habediehre“ genau so, als sie 2007 starteten, die Änderungen für „Übersee“ waren noch vorsichtig gewählt und „Europa“ öffnet nun eben wieder ein paar Türen mehr und erspart dem Quintett den Tritt in die Konsensfalle. Und ganz nebenbei bleibt einem ja das wunderbare, elektrifizierende Brass-Spektakel erhalten – ganz egal, welcher Beat oder Text einen Song wie „Nackert“, „Vogerl“ oder das fabelhaft quirlige „Z’Spat Dro“ schmückt – übergeordnetes und bestimmendes Element ist und bleibt der anspruchsvolle, feine Blechbrass. Auch mit Platte Nummer drei sind LaBrassBanda also eine Bigband, die virtuos zu musizieren versteht.
Dass sie, ganz wie die arrivierten Musiker, die sich solches erst in hohem Alter und über jeden Zweifel erhaben trauen, wieder mehrere Instrumentalstücke (hier mit „Sarajewo“, „Frankreich“, „Russland“ und „Griechenland“ gleich mal drei von vier am Stück) anbieten, erscheint somit nur vordergründig gewagt, kommen sie doch so ihrem Ziel, Eindrücke der zahlreichen Unternehmungen – nennen wir es mal profan: Reisebeschreibungen – auf möglichst einfache und zugleich eindringliche Art zu vermitteln, viel näher. Und wer sich dann beim „Western“ (und seinem roten, heißen Chilipfefferfunk) beim Mitwippen ertappt oder wem das Herz in „Russland“, angegriffen durch die schwermütig-slawische Melodramatik, überzulaufen droht, der wird zugeben müssen, dass die Jungs mal wieder den richtigen Riecher hatten.
Bleibt noch zu erwähnen, dass auch Daftpunk, wie Stefan Dettl kürzlich vermeldete, nicht spurlos an LaBrassBanda vorübergegangen sind – „Frankreich“ böllert in der Tat recht unerbittlich. Dass irgendwo unter den Fünfen auch ein heimlicher Lionel-Richie-Fan sitzen muss, kann man bei „Opa“ ahnen, so entspannt und seelenfroh, wie hier ein eigentlich recht besinnliches Thema vertont wurde, nötigt das schon einigen Respekt ab. Ob’s dann am Ende allen recht ist, was „Europa“ so an Abwechslung zu bieten hat – wen schert’s? Dem Zweifler bleibt die „Hymne“, meint das bayrische Schlusspanorama und Dettls fast andächtige Worte: „Manchmal musst des einfach machen, weil wenn’s des ned machen dadst, dann dad auch nix passiern. Und mir hams probiert und es hat hinghaut. Ned allweil, aber die mehra Zeit. Und denn passt des.“ Hinzufügen muss man dem nichts mehr. Tourdaten plusplus: http://www.labrassbanda.com/
„Europa“
(Sony)
Hand auf’s Herz: Lauthals gezetert? Heimlich gehadert? Nase gerümpft? Stirn gerunzelt? Wenigstens einmal die rechte Augenbraue leicht gehoben? LaBrassBanda machen ihr erstes Konzeptalbum, nicht eben gekleckert heißt es gleich „Europa“ und was den Hörer hier erwartet ist nicht weniger als die konsequente Hinwendung vom Tanz zum Dance. Soll heißen, das Schlagwerk klingt nicht mehr nur nach straff gespanntem Kuhfell, sondern öfters wie eine programmierte Rhythmusmaschine, es wummert, poppt und funkt schon ganz gewaltig. „Tecno“, jawohl, viel prägnanter kann man den Schwenk kaum benennen, „Holland“ klingt wie der Stich in ein Wespennest, „Schweden“ nähert sich mit stampfenden Beats dem, was man landläufig auch als Trance oder Rave bezeichnen könnte.
Wer es sich einfach machen wollte, würde den neuen Sound ungefragt dem Wechsel vom heimatlich verorteten Trikont-Label zur großen Sony zuschreiben, was natürlich kompletter Nonsens ist. Nicht erst seit ihrem Auftritt beim Chiemsee Reggae Summer 2009, wo sie mit „I like da Battyman“ gegen die offene Homophobie mancher Szenegrößen ansangen, weiß man, dass die Jungs aus dem Chiemgau die Herausforderung, die Irritation lieben – und zwar aus Überzeugung. Während mancher Fan sie lieber auf dem Gäuboden oder wenigstens im Kleinclub angepflockt hätte, buchten LaBrassBanda schon die Hallen und Festivals, sie trauten sich nicht nur nach Sibabwe und ins russische Nowosibirsk, sondern sogar auf den Vorentscheid zum ESC für Malmö (was für manchen der Daheimgebliebenen vielleicht sogar der größere Kulturschock war).
Man darf also annehmen, dass Stefan Dettl und Kollegen über genügend Selbstbewußtsein verfügen, auch diese Platte zu ihrer höchsteigenen zu machen – sie wollten „Habediehre“ genau so, als sie 2007 starteten, die Änderungen für „Übersee“ waren noch vorsichtig gewählt und „Europa“ öffnet nun eben wieder ein paar Türen mehr und erspart dem Quintett den Tritt in die Konsensfalle. Und ganz nebenbei bleibt einem ja das wunderbare, elektrifizierende Brass-Spektakel erhalten – ganz egal, welcher Beat oder Text einen Song wie „Nackert“, „Vogerl“ oder das fabelhaft quirlige „Z’Spat Dro“ schmückt – übergeordnetes und bestimmendes Element ist und bleibt der anspruchsvolle, feine Blechbrass. Auch mit Platte Nummer drei sind LaBrassBanda also eine Bigband, die virtuos zu musizieren versteht.
Dass sie, ganz wie die arrivierten Musiker, die sich solches erst in hohem Alter und über jeden Zweifel erhaben trauen, wieder mehrere Instrumentalstücke (hier mit „Sarajewo“, „Frankreich“, „Russland“ und „Griechenland“ gleich mal drei von vier am Stück) anbieten, erscheint somit nur vordergründig gewagt, kommen sie doch so ihrem Ziel, Eindrücke der zahlreichen Unternehmungen – nennen wir es mal profan: Reisebeschreibungen – auf möglichst einfache und zugleich eindringliche Art zu vermitteln, viel näher. Und wer sich dann beim „Western“ (und seinem roten, heißen Chilipfefferfunk) beim Mitwippen ertappt oder wem das Herz in „Russland“, angegriffen durch die schwermütig-slawische Melodramatik, überzulaufen droht, der wird zugeben müssen, dass die Jungs mal wieder den richtigen Riecher hatten.
Bleibt noch zu erwähnen, dass auch Daftpunk, wie Stefan Dettl kürzlich vermeldete, nicht spurlos an LaBrassBanda vorübergegangen sind – „Frankreich“ böllert in der Tat recht unerbittlich. Dass irgendwo unter den Fünfen auch ein heimlicher Lionel-Richie-Fan sitzen muss, kann man bei „Opa“ ahnen, so entspannt und seelenfroh, wie hier ein eigentlich recht besinnliches Thema vertont wurde, nötigt das schon einigen Respekt ab. Ob’s dann am Ende allen recht ist, was „Europa“ so an Abwechslung zu bieten hat – wen schert’s? Dem Zweifler bleibt die „Hymne“, meint das bayrische Schlusspanorama und Dettls fast andächtige Worte: „Manchmal musst des einfach machen, weil wenn’s des ned machen dadst, dann dad auch nix passiern. Und mir hams probiert und es hat hinghaut. Ned allweil, aber die mehra Zeit. Und denn passt des.“ Hinzufügen muss man dem nichts mehr. Tourdaten plusplus: http://www.labrassbanda.com/
Bald komplett [Update]
Nun endlich bald in full: Die Chvrches aus Glasgow haben für September ihren ersten Longplayer "The Bones Of What You Believe" (Virgin) angekündigt und dazu noch ein paar Livetermine in die Kiste gepackt. Die erste Single "Gun" von der Platte sollte ja soweit bekannt sein, von der vorangegangenen EP "Recover" gibt's hier noch mal den Titeltrack.
20.07. Gräfenhainchen, Melt!
18.08. Hamburg, Dockville
23.10. Köln, Gebäude 9
25.10. München, Strom
26.10. Berlin, Postbahnhof
Update: Auch für "Gun" gibt es jetzt ein Filmchen - hier bei Tape.tv.
20.07. Gräfenhainchen, Melt!
18.08. Hamburg, Dockville
23.10. Köln, Gebäude 9
25.10. München, Strom
26.10. Berlin, Postbahnhof
Update: Auch für "Gun" gibt es jetzt ein Filmchen - hier bei Tape.tv.
Keine Spielchen mehr
Das klingt fast wie eine Trauerrede, ist aber nur ein Abschied: Kim Deal, seit siebenundzwanzig Jahren bei den Pixies in Lohn und Brot, hat offensichtlich keine Lust mehr auf Hin/Her, Together/Alone und ähnliche Spielchen und hat nun offiziell den Dienst quittiert. Die Hoffnungen, die Pixies jemals wieder in Originalbesetzung sehen zu können, sind somit natürlich mehr als sonst dahin, nicht wenigen würden allerdings auch die Breeders schon reichen. Ganz davon abgesehen, dass Deal auch allein eine mehr als passable Figur abgibt.
Hier zum Abschluß noch das notarielle Statement der Band:
"We are sad to say that Kim Deal has decided to leave the Pixies. We are very proud to have worked with her on and off over the last 25 years. Despite her decision to move on, we will always consider her a member of the Pixies, and her place will always be here for her. We wish her all the best."
Hier zum Abschluß noch das notarielle Statement der Band:
"We are sad to say that Kim Deal has decided to leave the Pixies. We are very proud to have worked with her on and off over the last 25 years. Despite her decision to move on, we will always consider her a member of the Pixies, and her place will always be here for her. We wish her all the best."
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