Freitag, 24. April 2009

Hören+Sehen



SONIC YOUTH, Haus der Kunst, 23.04.2009
Die Gefahr einer Überhöhung ist bei einer Band wie Sonic Youth, die ich zwar nicht seit ihren ersten Tagen, aber doch schon seit vielen Jahren in großer Zuneigung begleite, durchaus gegeben. Deshalb kann es gerade bei der Nachbetrachtung zum Konzert im Haus der Kunst zu schamlos unkritischen Schwelgereien kommen – ich möchte mich dafür allerdings nicht entschuldigen müssen. Denn was kann ich dafür, dass sich so viele Komponenten zu einem nahezu perfekten Ganzen ergänzt haben. Das Ambiente: Dosenbier in den heiligen Hallen. Aber gern. Zünftige Saunaluft bzw. deren Mangelverwaltung, dazu eine ambitionierte Ansage von Chris Dercon himself mit der Bitte, doch auch die Ausstellung von Gerhard Richter nicht zu vergessen. Mal schaun. Die Band: Ganze vier Gitarren inkl. wanderndem Bass, ein prächtig aufgelegter Schlagzeuger und das liebgewonnene Reihum am Mikrofon, leidenschaftlich Lee Ranaldo, gewohnt schluffig Thurston Moore und herrlich extatisch Kim Gordon. Überhaupt: KIM GORDON. Schwarzes Chiffonkostüm, sehr mini, einmal mehr omnipräsent bei Gesang und Tanz ... – besser, ich höre sofort auf, bevor es allzu peinlich wird und ich Probleme mit meiner Frau bekomme. Die Setlist war eine angenehm ausgeglichene – neue Songs vom kommenden Album „The Eternal“, geradliniger, melodiöser und etwas eingängiger als die älteren, wechseln mit Klassikern zu gleichen Teilen – phänomenale Höhepunkte natürlich „C’ross The Breeze“ und „Hey Joni“ vom legendären 88’er „Daydream Nation“, „100%“ ein Heuler vor dem Herrn und am Ende die obligatorische, zehnminütige Feedbackorgie – vier Menschen arbeiten sich völlig selbstvergessen an ihren Instrumenten ab, ein jeder wie mit einer Art Wünschelrute bewaffnet auf der Suche nach dem endgültigen, dem erlösenden Ton. Ein Erlebnis. Und gut zu sehen und zu hören, dass jahrzehntelang gelebte Verweigerung so vollkommene Formen erreichen kann. Immer wieder.

Keine Kommentare: