M83 „Hurry Up, We’re Dreaming“ (M83 Recording Inc.)
Der erste, der mir beim Hören dieses Albums in den Sinn kam, war Maximilian Schell. Zu Zeiten, als Latenight in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte und Thomas Gottschalk sich an einer täglichen Show versuchte, räumte der eingeladene Schell – für einen Gast recht ungewöhnlich – einmal dem ratlosen Talkmaster auf rabiate Weise den Schreibtisch ab, Handkante, viel Schwung, runter mit dem Zeug. Sollte heißen: Weg mit allem unnötigen Firlefanz und störenden Ballast, das Wesentliche sollte fortan das sein, was zählt. Wo also ist Maximilian Schell, wenn man ihn dringend braucht?
Würde er mit gleicher Geste durch das auf Doppelformat aufgeblasene „Hurry Up, We’re Dreaming“ fahren – was bliebe wohl noch übrig? Nicht viel, möchte man vermuten. Denn diese Platte ist so vergestopft mit bombastischen Klanggebirgen, endlos wabernden Synthieteppichen und allerlei Spielerei, dass hier nichts mehr zum Atmen kommt – jede Pore ist zu. Was Anthony Gonzalez dazu getrieben hat, den luftigen Elektropop seiner früheren Alben zu verlassen und stattdessen diese wuchtige, klebrige Masse Track auf Track zu stapeln, weiß der Laie nicht. Mit Wehmut erinnert man sich an Stücke wie „Graveyard Girl“ und „We Own The Sky“ vom Vorgänger „Saturdays = Youth“ oder besser noch des genialen „Unrecorded“ aus dem Jahr 2003. Das Equipment unterschied sich zum hiesigen kaum, nur litten diese Stücke nicht an Reizüberflutung und standen mit Leichtigkeit über dem was damals Durchschnitt war.
Das grollende, laute „Intro“ mit Zola Jesus hätte schon Warnung genug sein müssen, auf ihrem eigenen Opus „Conatus“ hätte der Song in der Form wohl keinen Platz gefunden. Die Single „Midnight City“ lädt noch einmal zum Summer of Sax, doch spätestens bei „Reunion“ klopfen Deep Forest und andere Ungeister an die Tür und werden den Raum für die restlichen paarundzwanzig Stücke nicht mehr freigeben. Da hilft kein niedliches Kinderstimmchen („Raconte-Moi Un Histoire“), kein Rockriff („Year One, One Ufo“) und keine Wall Of Sound Marke Pink Floyd („Echoes Of Mine“), das wirkt alles nur uninspiriert und allzu schlicht. Keine Ahnung, welchen Kindertraum Gonzalez hier illustrieren wollte – es muß ein Albtraum gewesen sein. Sinnbild genug das Coverbild: Zwei lustlose Kinder vorm IKEA-Regal, die, obschon noch kostümiert, nicht den Eindruck machen, als würden sie jemals wieder in diesem Traum mitspielen wollen.
http://ilovem83.com/
Der erste, der mir beim Hören dieses Albums in den Sinn kam, war Maximilian Schell. Zu Zeiten, als Latenight in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte und Thomas Gottschalk sich an einer täglichen Show versuchte, räumte der eingeladene Schell – für einen Gast recht ungewöhnlich – einmal dem ratlosen Talkmaster auf rabiate Weise den Schreibtisch ab, Handkante, viel Schwung, runter mit dem Zeug. Sollte heißen: Weg mit allem unnötigen Firlefanz und störenden Ballast, das Wesentliche sollte fortan das sein, was zählt. Wo also ist Maximilian Schell, wenn man ihn dringend braucht?
Würde er mit gleicher Geste durch das auf Doppelformat aufgeblasene „Hurry Up, We’re Dreaming“ fahren – was bliebe wohl noch übrig? Nicht viel, möchte man vermuten. Denn diese Platte ist so vergestopft mit bombastischen Klanggebirgen, endlos wabernden Synthieteppichen und allerlei Spielerei, dass hier nichts mehr zum Atmen kommt – jede Pore ist zu. Was Anthony Gonzalez dazu getrieben hat, den luftigen Elektropop seiner früheren Alben zu verlassen und stattdessen diese wuchtige, klebrige Masse Track auf Track zu stapeln, weiß der Laie nicht. Mit Wehmut erinnert man sich an Stücke wie „Graveyard Girl“ und „We Own The Sky“ vom Vorgänger „Saturdays = Youth“ oder besser noch des genialen „Unrecorded“ aus dem Jahr 2003. Das Equipment unterschied sich zum hiesigen kaum, nur litten diese Stücke nicht an Reizüberflutung und standen mit Leichtigkeit über dem was damals Durchschnitt war.
Das grollende, laute „Intro“ mit Zola Jesus hätte schon Warnung genug sein müssen, auf ihrem eigenen Opus „Conatus“ hätte der Song in der Form wohl keinen Platz gefunden. Die Single „Midnight City“ lädt noch einmal zum Summer of Sax, doch spätestens bei „Reunion“ klopfen Deep Forest und andere Ungeister an die Tür und werden den Raum für die restlichen paarundzwanzig Stücke nicht mehr freigeben. Da hilft kein niedliches Kinderstimmchen („Raconte-Moi Un Histoire“), kein Rockriff („Year One, One Ufo“) und keine Wall Of Sound Marke Pink Floyd („Echoes Of Mine“), das wirkt alles nur uninspiriert und allzu schlicht. Keine Ahnung, welchen Kindertraum Gonzalez hier illustrieren wollte – es muß ein Albtraum gewesen sein. Sinnbild genug das Coverbild: Zwei lustlose Kinder vorm IKEA-Regal, die, obschon noch kostümiert, nicht den Eindruck machen, als würden sie jemals wieder in diesem Traum mitspielen wollen.
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