Mutter, Ampere München, 18. Oktober 2011
Man kann es wirklich keinem übelnehmen, wenn er oder sie sich am vermutlich letzten lauen Herbstabend dieses Jahres nicht lieber auf ein spätes Helles vor die Gastwirtschaft setzt (oder sich mit neapolitanischen Fussballträumereien wenigstens innerlich wärmt). Knapp hundert Unerschrockene haben den Weg zu Mutter ins Ampere dann doch gefunden – mäßige Füllung für eine der besten deutschen Bands der letzten Jahrzehnte, ja mei. Natürlich muß gerechterweise erwähnt werden, dass Konzerte von Mutter nicht dazu taugen, den Abend geruhsam wippend ausklingen zu lassen, ein unterhaltsamer Plausch zum Pils, so lala – Fehlanzeige.
Mutter aus Berlin fordern den Zuhörer mit ganzer Kraft. Fast symbolisch: Schlagmann Koerner von Gustorf braucht gerade mal ein Lied, um zwecks erreichter Betriebstemperatur seinen – das zum Trost – auch nicht mehr ganz taufirschen Oberkörper freizulegen, Coltellos stoisches Gitarrenintro („Stimmen“) eröffnet einen zähen Reigen, randvoll mit dunkel dräuender, tonnenschwerer Leidenslyrik. Zu brachialen Akkorden windet und krümmt sich Thomas „Max“ Müller auf und gelegentlich auch vor der Bühne, wimmert selbstvergessen vor seiner am Boden aufgefächerten Manuskriptsammlung und schreit seinen Daseinsschmerz dem verdutzten Publikum mitten ins Gesicht. Der Duktus erinnert einen immer ein bisschen an geistesverwandte Herren wie Rio Reiser zu Scherben-Zeiten („Warum geht es mir so dreckig“) oder Peter Hein („Paul ist tot“), zusammen mit den wilden Zuckungen seines spindeldürren Körpers und dem mähnenverhangenen, luziden Blick ist Müller nicht weit weg vom Bühnenspektakel eines Jim Morrison. Der Raum – die Vorhölle, die Zuschauer mittendrin, kein Ausweg.
Viele der aufgeführten Songs stammen vom neuen Album „Mein kleiner Krieg“, welches im Übrigen die ohnehin schon hohe Klasse des Vorgängers „Trinken Singen Schiessen“ noch einmal toppen kann. „Regenwurm“, „Kanndies“ und das bittere „Wo die Sonne nicht scheint“ lassen nicht das leiseste Fünkchen Frohsinn aufkommen, auch wenn Müller dazwischen scherzhaft meint, nun käme mal „etwas Lockeres“. Der Mann hat zweifellos einen etwas seltsamen Humor. Spätestens beim dröhnenden „Die Alten hassen die Jungen“ hat man unweigerlich das Gefühl, einer öffentlichen Supervision zum Thema „Depression als Gruppenerfahrung“ beizuwohnen – Mutter schenken einem nichts. Derart verprügelt schwankt man an die frische Luft, gönnt sich noch einen fönigen Atemzug und hofft inständig, dass die Welt nicht schon heute Nacht in die Binsen geht.
Man kann es wirklich keinem übelnehmen, wenn er oder sie sich am vermutlich letzten lauen Herbstabend dieses Jahres nicht lieber auf ein spätes Helles vor die Gastwirtschaft setzt (oder sich mit neapolitanischen Fussballträumereien wenigstens innerlich wärmt). Knapp hundert Unerschrockene haben den Weg zu Mutter ins Ampere dann doch gefunden – mäßige Füllung für eine der besten deutschen Bands der letzten Jahrzehnte, ja mei. Natürlich muß gerechterweise erwähnt werden, dass Konzerte von Mutter nicht dazu taugen, den Abend geruhsam wippend ausklingen zu lassen, ein unterhaltsamer Plausch zum Pils, so lala – Fehlanzeige.
Mutter aus Berlin fordern den Zuhörer mit ganzer Kraft. Fast symbolisch: Schlagmann Koerner von Gustorf braucht gerade mal ein Lied, um zwecks erreichter Betriebstemperatur seinen – das zum Trost – auch nicht mehr ganz taufirschen Oberkörper freizulegen, Coltellos stoisches Gitarrenintro („Stimmen“) eröffnet einen zähen Reigen, randvoll mit dunkel dräuender, tonnenschwerer Leidenslyrik. Zu brachialen Akkorden windet und krümmt sich Thomas „Max“ Müller auf und gelegentlich auch vor der Bühne, wimmert selbstvergessen vor seiner am Boden aufgefächerten Manuskriptsammlung und schreit seinen Daseinsschmerz dem verdutzten Publikum mitten ins Gesicht. Der Duktus erinnert einen immer ein bisschen an geistesverwandte Herren wie Rio Reiser zu Scherben-Zeiten („Warum geht es mir so dreckig“) oder Peter Hein („Paul ist tot“), zusammen mit den wilden Zuckungen seines spindeldürren Körpers und dem mähnenverhangenen, luziden Blick ist Müller nicht weit weg vom Bühnenspektakel eines Jim Morrison. Der Raum – die Vorhölle, die Zuschauer mittendrin, kein Ausweg.
Viele der aufgeführten Songs stammen vom neuen Album „Mein kleiner Krieg“, welches im Übrigen die ohnehin schon hohe Klasse des Vorgängers „Trinken Singen Schiessen“ noch einmal toppen kann. „Regenwurm“, „Kanndies“ und das bittere „Wo die Sonne nicht scheint“ lassen nicht das leiseste Fünkchen Frohsinn aufkommen, auch wenn Müller dazwischen scherzhaft meint, nun käme mal „etwas Lockeres“. Der Mann hat zweifellos einen etwas seltsamen Humor. Spätestens beim dröhnenden „Die Alten hassen die Jungen“ hat man unweigerlich das Gefühl, einer öffentlichen Supervision zum Thema „Depression als Gruppenerfahrung“ beizuwohnen – Mutter schenken einem nichts. Derart verprügelt schwankt man an die frische Luft, gönnt sich noch einen fönigen Atemzug und hofft inständig, dass die Welt nicht schon heute Nacht in die Binsen geht.
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