Mittwoch, 12. September 2018

Beach House: In tiefer Verehrung

Beach House
„7“

(Sub Pop/Bella Union)

Manch eine/r meint ja, Platten aus den Genres Dreampop und Shoegazing würden sich jedweder Bewertung entziehen, da sie ohnehin alle gleich klingen würden, ja besser noch, diesen Gleichklang zum Prinzip erhoben hätten. Natürlich ist da ein Körnchen Wahrheit dran, allerdings müsste man so wohl auch den Anhängern des Black Metal gegenüber argumentieren, denn auch dort gehört Abwechslung nicht gerade zu den Alleinstellungsmerkmalen. Und einfach macht es sich, wer so urteilt, ohnehin, denn man kann sehr wohl Unterschiede, eigenständige Charakteristika finden, man sollte halt nur etwas genauer hinhören. Beispiel Beach House: Was Victoria Legrand und Alex Scally auf ihren bislang sechs Alben präsentierten, zählt zur Hochkultur der Pedalkünstler, sie haben aber in den letzten Jahren ein paar stilistische Neuerungen vorgenommen, die zumindest in der ersten Hälfte des neuen Albums besonders auffällig sind – mehr Syntheszier, mehr Beats, mehr Dance, etwas roughere Gitarren.



Verantwortlich dafür zweifellos die Zusammenarbeit mit einem neuen Produzenten. Nachdem bei den letzten Arbeiten Chris Coady die Finalisierung übernommen hatte, saß hier Peter Kember aka. Sonic Boom an den Reglern – der Mann spielte immerhin schon mit Spacemen 3, Yo La Tengo, Stereolab und mischte Platten von MGMT und Panda Bear ab. Ein neuer Ansatz, ein weiterer Horizont, so klingen auch die ersten Tracks auf „7“. „Dark Spring“ eröffnet mit crispy Gitarrenhooks, bei „Pay No Mind“ grundiert ein ziemlich dicker Basslauf den Song und „Lemon Glow“, die erste Vorauskopplung, loopt und poppt ganz wunderbar und durchaus überraschend. Den Höhepunkt erreicht die Band mit dem famosen, zweisprachigen „L’Inconnue“, zunächst mit ein paar billig anmutenden Casiotones gestartet, steigert sich das Stück zu einem recht dramatischen, ja hymnischen Finale samt choraler Begleitung.



Man sollte sich allerdings von manch luftiger Nummer nicht täuschen lassen, hier schwingt auch manche dunkler Ton mit. In „Drunk In L.A.“ beispielsweise erzählt ein in die Jahre gekommenes Starlet die traurige Geschichte von schwindendem Ruhm und Einsamkeit, auch „Black Car“ wirkt sehr melancholisch. Wenn Kember, Legrand, Scally und Livedrummer James Barone auch die Spannung nicht ganz bis zum Ende halten können – kurz vor Schluß bekommt man noch einen Hinweis auf das Covermotiv und eine der Hauptmotivation hinter dem Album. „Girl Of The Year“ nämlich nimmt Bezug auf die Warhol-Muse Edie Sedgwick, Legrand betrachtet sie mit Ehrfurcht und Bewunderung: „She was a beautiful, yet deeply troubled girl and at the same time, she was a shining star. I work very visually so I was very enamored with eyelashes and the use of the eyeliner and the smoke and the eyes. Nico, also. It’s almost Grecian but there’s something tragic about them all. They’re these icons and I don’t know why, but humans need icons. … I would have pop art in general, which a lot of the album’s artwork references (Pitchfork).“ So oder so, wir verehren ebenfalls weiter. http://www.beachhousebaltimore.com/

01.10.  Köln, Gloria
02.10.  Berlin, Huxleys
11.10.  Hamburg, Kampnagel

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